den sie auf der Drechselbank durchgesägt, an welcher sie sich leicht, wie bei allen Abdrechselungen von Scheiben aus harten Substanzen, mit Pech auf die Patronen befestigen lassen. Die abgeschnittenen Blechscheiben mit dem Gepräge sind sehr dünn, sodaß man beim Biegen derselben den eigenthümlichen knatternden Laut hört, wie bei dünnen Weißblechstücken. Bei einem in mei- nem Besitz befindlichen Fünffrankenstück von 1830 sind die beiden Prägeplatten von dem innern Kupferstück abgelöst. Unter dem deutlich wahrnehmbaren Schnellloth und der fettig anzufühlenden Schmuzschichte der Silberplatten, welche mit Alkohol und Sal- miakgeist löslich ist, und also auf die Anwendung von Löthwasser schließen läßt, sind sogar deutliche Feilstöße von den verschieden- sten Richtungen her sichtbar, sodaß unverkennbar mit der Feile nachgeholfen ist, weil vielleicht die Scheiben noch zu dick abge- schnitten waren. Die für das ausgeschnittene Mittelstück der Münze eingesetzte runde kupferne Scheibe trägt deutliche Spuren von Löthwasser und Schnellloth, und hat vollkommen gleiche und glatte Flächen. Die Kupferscheibe wiegt 250 Gran (nürnberger Apothekergewicht), wogegen die beiden abgeschnittenen Blechplatten zusammen gerade nur 100 Gran wiegen, woraus man auf die bedeutende Entwerthung der Münze und auf den Gewinn schlie- ßen kann, den die auf der Drechselbank rasch und behende aus- zuführende Arbeit abwirft. Der um die Kupferscheibe befestigte Rand ist von sehr dünnem Silberblech und außerordentlich fest und gleichmäßig umgelöthet, sodaß er nicht abzulösen ist, obwol er mit der Laubsäge an verschiedenen Stellen durchgeschnitten wurde. Die Buchstaben der Umschrift: "DOMINE SALVUM FAC REGEM" sind ungleich und unregelmäßig aufgeschlagen. Bei einem preußischen Thaler (ebenfalls von 1830) ist dagegen der Rand so schlecht angelöthet, daß er sich als ganzer Ring abnehmen läßt. Sehr deutlich erkennt man hinter dem Worte "UNS" der Randschrift die nachlässige unebene Zusammenlöthung und des Reifs unter diesem Reife, auf dem Rande der zwischen die Prägeplatten ein- gesetzten Bleischeibe, die ganze unordentlich ausgeführte Randschrift "GOTT MIT UNS" eingetrieben, woraus man schließen kann, daß
den ſie auf der Drechſelbank durchgeſägt, an welcher ſie ſich leicht, wie bei allen Abdrechſelungen von Scheiben aus harten Subſtanzen, mit Pech auf die Patronen befeſtigen laſſen. Die abgeſchnittenen Blechſcheiben mit dem Gepräge ſind ſehr dünn, ſodaß man beim Biegen derſelben den eigenthümlichen knatternden Laut hört, wie bei dünnen Weißblechſtücken. Bei einem in mei- nem Beſitz befindlichen Fünffrankenſtück von 1830 ſind die beiden Prägeplatten von dem innern Kupferſtück abgelöſt. Unter dem deutlich wahrnehmbaren Schnellloth und der fettig anzufühlenden Schmuzſchichte der Silberplatten, welche mit Alkohol und Sal- miakgeiſt löslich iſt, und alſo auf die Anwendung von Löthwaſſer ſchließen läßt, ſind ſogar deutliche Feilſtöße von den verſchieden- ſten Richtungen her ſichtbar, ſodaß unverkennbar mit der Feile nachgeholfen iſt, weil vielleicht die Scheiben noch zu dick abge- ſchnitten waren. Die für das ausgeſchnittene Mittelſtück der Münze eingeſetzte runde kupferne Scheibe trägt deutliche Spuren von Löthwaſſer und Schnellloth, und hat vollkommen gleiche und glatte Flächen. Die Kupferſcheibe wiegt 250 Gran (nürnberger Apothekergewicht), wogegen die beiden abgeſchnittenen Blechplatten zuſammen gerade nur 100 Gran wiegen, woraus man auf die bedeutende Entwerthung der Münze und auf den Gewinn ſchlie- ßen kann, den die auf der Drechſelbank raſch und behende aus- zuführende Arbeit abwirft. Der um die Kupferſcheibe befeſtigte Rand iſt von ſehr dünnem Silberblech und außerordentlich feſt und gleichmäßig umgelöthet, ſodaß er nicht abzulöſen iſt, obwol er mit der Laubſäge an verſchiedenen Stellen durchgeſchnitten wurde. Die Buchſtaben der Umſchrift: „DOMINE SALVUM FAC REGEM“ ſind ungleich und unregelmäßig aufgeſchlagen. Bei einem preußiſchen Thaler (ebenfalls von 1830) iſt dagegen der Rand ſo ſchlecht angelöthet, daß er ſich als ganzer Ring abnehmen läßt. Sehr deutlich erkennt man hinter dem Worte „UNS“ der Randſchrift die nachläſſige unebene Zuſammenlöthung und des Reifs unter dieſem Reife, auf dem Rande der zwiſchen die Prägeplatten ein- geſetzten Bleiſcheibe, die ganze unordentlich ausgeführte Randſchrift „GOTT MIT UNS“ eingetrieben, woraus man ſchließen kann, daß
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den ſie auf der Drechſelbank durchgeſägt, an welcher ſie ſich
leicht, wie bei allen Abdrechſelungen von Scheiben aus harten
Subſtanzen, mit Pech auf die Patronen befeſtigen laſſen. Die
abgeſchnittenen Blechſcheiben mit dem Gepräge ſind ſehr dünn,
ſodaß man beim Biegen derſelben den eigenthümlichen knatternden
Laut hört, wie bei dünnen Weißblechſtücken. Bei einem in mei-
nem Beſitz befindlichen Fünffrankenſtück von 1830 ſind die beiden
Prägeplatten von dem innern Kupferſtück abgelöſt. Unter dem
deutlich wahrnehmbaren Schnellloth und der fettig anzufühlenden
Schmuzſchichte der Silberplatten, welche mit Alkohol und Sal-
miakgeiſt löslich iſt, und alſo auf die Anwendung von Löthwaſſer
ſchließen läßt, ſind ſogar deutliche Feilſtöße von den verſchieden-
ſten Richtungen her ſichtbar, ſodaß unverkennbar mit der Feile
nachgeholfen iſt, weil vielleicht die Scheiben noch zu dick abge-
ſchnitten waren. Die für das ausgeſchnittene Mittelſtück der
Münze eingeſetzte runde kupferne Scheibe trägt deutliche Spuren
von Löthwaſſer und Schnellloth, und hat vollkommen gleiche und
glatte Flächen. Die Kupferſcheibe wiegt 250 Gran (nürnberger
Apothekergewicht), wogegen die beiden abgeſchnittenen Blechplatten
zuſammen gerade nur 100 Gran wiegen, woraus man auf die
bedeutende Entwerthung der Münze und auf den Gewinn ſchlie-
ßen kann, den die auf der Drechſelbank raſch und behende aus-
zuführende Arbeit abwirft. Der um die Kupferſcheibe befeſtigte
Rand iſt von ſehr dünnem Silberblech und außerordentlich feſt
und gleichmäßig umgelöthet, ſodaß er nicht abzulöſen iſt, obwol
er mit der Laubſäge an verſchiedenen Stellen durchgeſchnitten
wurde. Die Buchſtaben der Umſchrift: „DOMINE SALVUM FAC
REGEM“ ſind ungleich und unregelmäßig aufgeſchlagen. Bei einem
preußiſchen Thaler (ebenfalls von 1830) iſt dagegen der Rand
ſo ſchlecht angelöthet, daß er ſich als ganzer Ring abnehmen läßt.
Sehr deutlich erkennt man hinter dem Worte „UNS“ der Randſchrift
die nachläſſige unebene Zuſammenlöthung und des Reifs unter
dieſem Reife, auf dem Rande der zwiſchen die Prägeplatten ein-
geſetzten Bleiſcheibe, die ganze unordentlich ausgeführte Randſchrift
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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum02_1858/229>, abgerufen am 11.12.2024.
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