Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858.dem ursprünglich sehr beschränkten Begriff der Hehlerei eine immer 1) Vgl. S. 449 fg. in Beseler's "Commentar zum preußischen Straf-
gesetzbuch", §. 237--240. Ferner §. 185, 214 u. 215 des österreichi- schen Strafgesetzbuchs mit dem Commentare von Frühwaldt, "Handbuch", I, 209 u. 323 fg., und von Herbst, a. a. O., S. 379 fg. Ferner Sachsen §. 38, Baiern §. 85 u. 86, Hannover §. 303, Würtemberg §. 188, 343, 350 u. 360; Baden §. 142--145; Hessen-Darmstadt §. 87--91; Braun- schweig §. 47 und andere. Viel weiter geht noch der Code penal, Art. 61 u. 62, welcher dem Begriff der Hehlerei gewiß die weiteste Ausdehnung gibt, da er, mit Recht, den Hehler dem Verbrecher völlig gleichstellt, und Art. 63 sogar die Todesstrafe, lebenswierige Zwangsarbeit und Deportation für die Hehler festsetzt: "autant qu'ils seront convaincus d'avoir eu, au emps du recele, connaissance des circonstances, auxquelles la loi attache les peines de ces trois genres" (la peine de mort, des tra- vaux forces a perpetuite ou de la deportation). dem urſprünglich ſehr beſchränkten Begriff der Hehlerei eine immer 1) Vgl. S. 449 fg. in Beſeler’s „Commentar zum preußiſchen Straf-
geſetzbuch“, §. 237—240. Ferner §. 185, 214 u. 215 des öſterreichi- ſchen Strafgeſetzbuchs mit dem Commentare von Frühwaldt, „Handbuch“, I, 209 u. 323 fg., und von Herbſt, a. a. O., S. 379 fg. Ferner Sachſen §. 38, Baiern §. 85 u. 86, Hannover §. 303, Würtemberg §. 188, 343, 350 u. 360; Baden §. 142—145; Heſſen-Darmſtadt §. 87—91; Braun- ſchweig §. 47 und andere. Viel weiter geht noch der Code pénal, Art. 61 u. 62, welcher dem Begriff der Hehlerei gewiß die weiteſte Ausdehnung gibt, da er, mit Recht, den Hehler dem Verbrecher völlig gleichſtellt, und Art. 63 ſogar die Todesſtrafe, lebenswierige Zwangsarbeit und Deportation für die Hehler feſtſetzt: „autant qu’ils seront convaincus d’avoir eu, au emps du recélé, connaissance des circonstances, auxquelles la loi attache les peines de ces trois genres“ (la peine de mort, des tra- vaux forcés à perpetuité ou de la déportation). <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0352" n="340"/> dem urſprünglich ſehr beſchränkten Begriff der Hehlerei eine immer<lb/> weitere Ausdehnung zu geben, und endlich die ſtrengſten Strafbe-<lb/> ſtimmungen dafür feſtzuſtellen, wie ja denn auch unter anderm<lb/> §. 238 des preußiſchen Strafgeſetzbuchs <note place="foot" n="1)">Vgl. S. 449 fg. in Beſeler’s „Commentar zum preußiſchen Straf-<lb/> geſetzbuch“, §. 237—240. Ferner §. 185, 214 u. 215 des öſterreichi-<lb/> ſchen Strafgeſetzbuchs mit dem Commentare von Frühwaldt, „Handbuch“,<lb/><hi rendition="#aq">I</hi>, 209 u. 323 fg., und von Herbſt, a. a. O., S. 379 fg. Ferner Sachſen<lb/> §. 38, Baiern §. 85 u. 86, Hannover §. 303, Würtemberg §. 188, 343,<lb/> 350 u. 360; Baden §. 142—145; Heſſen-Darmſtadt §. 87—91; Braun-<lb/> ſchweig §. 47 und andere. Viel weiter geht noch der <hi rendition="#aq">Code pénal</hi>, Art.<lb/> 61 u. 62, welcher dem Begriff der Hehlerei gewiß die weiteſte Ausdehnung<lb/> gibt, da er, mit Recht, den Hehler dem Verbrecher völlig gleichſtellt, und<lb/> Art. 63 ſogar die Todesſtrafe, lebenswierige Zwangsarbeit und Deportation<lb/> für die Hehler feſtſetzt: <hi rendition="#aq">„autant qu’ils seront convaincus d’avoir eu, au<lb/> emps du recélé, connaissance des circonstances, auxquelles la loi<lb/> attache les peines de ces trois genres“ (la peine de mort, des tra-<lb/> vaux forcés à perpetuité ou de la déportation).</hi></note> eine Zuchthaus-<lb/> ſtrafe bis zu zehn Jahren zuläßt. Jn dieſer erwieſen hiſtoriſch<lb/> nach und nach immer weiter gerathenen Ausdehnung des Begriffs<lb/> und Strafmaßes der Hehlerei ſieht man auch die Steigerung und<lb/> Propaganda der gauneriſchen Kunſt ausgeſprochen, aber auch zu-<lb/> gleich die Vergeblichkeit alles pſychologiſchen Geſetzzwangs darge-<lb/> legt, wo die Polizei in Geſchick und Mitteln zur Entdeckung der<lb/> Hehlerei zurückgeblieben iſt. Gerade vor dieſem düſtern Herde,<lb/> auf welchem das ganze Gaunerthum ſich centraliſirt und von welchem<lb/> aus das Gaunerthum ſich mit dem geſammten ſocial-politiſchen<lb/> Leben verbindet, um es zu beherrſchen und zu vergiften, gilt es<lb/> vorzüglich, die concrete Jndividualität hinter ihrer Erſcheinung<lb/> und in ihrem Verſteck zu erkennen, und <hi rendition="#g">dazu die Polizei in<lb/> ihren Repräſentanten und Jüngern, durch tüchtige Aus-<lb/> bildung, befähigter und gewandter zu machen</hi>.</p> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [340/0352]
dem urſprünglich ſehr beſchränkten Begriff der Hehlerei eine immer
weitere Ausdehnung zu geben, und endlich die ſtrengſten Strafbe-
ſtimmungen dafür feſtzuſtellen, wie ja denn auch unter anderm
§. 238 des preußiſchen Strafgeſetzbuchs 1) eine Zuchthaus-
ſtrafe bis zu zehn Jahren zuläßt. Jn dieſer erwieſen hiſtoriſch
nach und nach immer weiter gerathenen Ausdehnung des Begriffs
und Strafmaßes der Hehlerei ſieht man auch die Steigerung und
Propaganda der gauneriſchen Kunſt ausgeſprochen, aber auch zu-
gleich die Vergeblichkeit alles pſychologiſchen Geſetzzwangs darge-
legt, wo die Polizei in Geſchick und Mitteln zur Entdeckung der
Hehlerei zurückgeblieben iſt. Gerade vor dieſem düſtern Herde,
auf welchem das ganze Gaunerthum ſich centraliſirt und von welchem
aus das Gaunerthum ſich mit dem geſammten ſocial-politiſchen
Leben verbindet, um es zu beherrſchen und zu vergiften, gilt es
vorzüglich, die concrete Jndividualität hinter ihrer Erſcheinung
und in ihrem Verſteck zu erkennen, und dazu die Polizei in
ihren Repräſentanten und Jüngern, durch tüchtige Aus-
bildung, befähigter und gewandter zu machen.
1) Vgl. S. 449 fg. in Beſeler’s „Commentar zum preußiſchen Straf-
geſetzbuch“, §. 237—240. Ferner §. 185, 214 u. 215 des öſterreichi-
ſchen Strafgeſetzbuchs mit dem Commentare von Frühwaldt, „Handbuch“,
I, 209 u. 323 fg., und von Herbſt, a. a. O., S. 379 fg. Ferner Sachſen
§. 38, Baiern §. 85 u. 86, Hannover §. 303, Würtemberg §. 188, 343,
350 u. 360; Baden §. 142—145; Heſſen-Darmſtadt §. 87—91; Braun-
ſchweig §. 47 und andere. Viel weiter geht noch der Code pénal, Art.
61 u. 62, welcher dem Begriff der Hehlerei gewiß die weiteſte Ausdehnung
gibt, da er, mit Recht, den Hehler dem Verbrecher völlig gleichſtellt, und
Art. 63 ſogar die Todesſtrafe, lebenswierige Zwangsarbeit und Deportation
für die Hehler feſtſetzt: „autant qu’ils seront convaincus d’avoir eu, au
emps du recélé, connaissance des circonstances, auxquelles la loi
attache les peines de ces trois genres“ (la peine de mort, des tra-
vaux forcés à perpetuité ou de la déportation).
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