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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862.

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ist aber in ihrer ganzen Bedeutsamkeit nicht vollkommen zu erläu-
tern ohne historische Nachweise und Beziehungen, welche in der
That tief in die ganze Bewegung des socialpolitischen Lebens hin-
einführen. Um daher die Gaunersprache in ihrer ganzen Umfäng-
lichkeit und Gewalt kennen zu lernen, bedarf es einer kurzen cultur-
geschichtlichen Hindeutung auf jene Volksgruppen, in welche das
Gaunerthum heimlich hineinzuschleichen verstand, um die gefährliche
Jnfection zu bewirken und aus den sonst so gesunden, frischen Säf-
ten eine überaus reiche Nahrung für sich zu gewinnen.



Sechsundzwanzigstes Kapitel.
a. Die Studentensprache.

Jn der auf den deutschen Universitäten mit weiser Erkennt-
niß und Würdigung des deutschen Wesens gewährten Freiheit der
Wissenschaft selbst und der nach der Wissenschaft strebenden aka-
demischen Jugend blühte auf der Grundlage christlich-sittlicher und
classischer Vorbildung der deutsche Gelehrtenstand in der herrlich-
sten Entwickelung auf, um nicht nur dem deutschen Vaterlande,
sondern auch der ganzen Welt die reichsten und edelsten Früchte
zu tragen. Bei dem von allen Seiten durch frische Luft- und
Lichtströmung geförderten Aufblühen der akademischen Jugend quoll
der volle Lebenssaft des üppigen jungen Wuchses überall wie ein
echter humor von innen nach außen heraus und verdichtete sich
nach außen am kühn aufstrebenden Stamme zu einem deutlich
wahrnehmbaren Merkmal, welches Art, Kraft und Fülle des gan-
zen herrlichen Aufwuchses charakteristisch kennzeichnet. Mögen auch
diese Kennzeichen mannichfach misfarbig erscheinen und oft aus
leicht entstellenden Narben hervorquellen, immer ist doch die innere
frische Lebensfülle zu erkennen, und niemals findet man das Edle
verleugnet oder gar verneint. Auch die von der deutschen akademi-
schen Jugend vollständig beherrschte deutsche Sprache der Bildung
mußte in Geist und Mund der Jugend zu wuchern anfangen und

iſt aber in ihrer ganzen Bedeutſamkeit nicht vollkommen zu erläu-
tern ohne hiſtoriſche Nachweiſe und Beziehungen, welche in der
That tief in die ganze Bewegung des ſocialpolitiſchen Lebens hin-
einführen. Um daher die Gaunerſprache in ihrer ganzen Umfäng-
lichkeit und Gewalt kennen zu lernen, bedarf es einer kurzen cultur-
geſchichtlichen Hindeutung auf jene Volksgruppen, in welche das
Gaunerthum heimlich hineinzuſchleichen verſtand, um die gefährliche
Jnfection zu bewirken und aus den ſonſt ſo geſunden, friſchen Säf-
ten eine überaus reiche Nahrung für ſich zu gewinnen.



Sechsundzwanzigſtes Kapitel.
α. Die Studentenſprache.

Jn der auf den deutſchen Univerſitäten mit weiſer Erkennt-
niß und Würdigung des deutſchen Weſens gewährten Freiheit der
Wiſſenſchaft ſelbſt und der nach der Wiſſenſchaft ſtrebenden aka-
demiſchen Jugend blühte auf der Grundlage chriſtlich-ſittlicher und
claſſiſcher Vorbildung der deutſche Gelehrtenſtand in der herrlich-
ſten Entwickelung auf, um nicht nur dem deutſchen Vaterlande,
ſondern auch der ganzen Welt die reichſten und edelſten Früchte
zu tragen. Bei dem von allen Seiten durch friſche Luft- und
Lichtſtrömung geförderten Aufblühen der akademiſchen Jugend quoll
der volle Lebensſaft des üppigen jungen Wuchſes überall wie ein
echter humor von innen nach außen heraus und verdichtete ſich
nach außen am kühn aufſtrebenden Stamme zu einem deutlich
wahrnehmbaren Merkmal, welches Art, Kraft und Fülle des gan-
zen herrlichen Aufwuchſes charakteriſtiſch kennzeichnet. Mögen auch
dieſe Kennzeichen mannichfach misfarbig erſcheinen und oft aus
leicht entſtellenden Narben hervorquellen, immer iſt doch die innere
friſche Lebensfülle zu erkennen, und niemals findet man das Edle
verleugnet oder gar verneint. Auch die von der deutſchen akademi-
ſchen Jugend vollſtändig beherrſchte deutſche Sprache der Bildung
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[93/0127] iſt aber in ihrer ganzen Bedeutſamkeit nicht vollkommen zu erläu- tern ohne hiſtoriſche Nachweiſe und Beziehungen, welche in der That tief in die ganze Bewegung des ſocialpolitiſchen Lebens hin- einführen. Um daher die Gaunerſprache in ihrer ganzen Umfäng- lichkeit und Gewalt kennen zu lernen, bedarf es einer kurzen cultur- geſchichtlichen Hindeutung auf jene Volksgruppen, in welche das Gaunerthum heimlich hineinzuſchleichen verſtand, um die gefährliche Jnfection zu bewirken und aus den ſonſt ſo geſunden, friſchen Säf- ten eine überaus reiche Nahrung für ſich zu gewinnen. Sechsundzwanzigſtes Kapitel. α. Die Studentenſprache. Jn der auf den deutſchen Univerſitäten mit weiſer Erkennt- niß und Würdigung des deutſchen Weſens gewährten Freiheit der Wiſſenſchaft ſelbſt und der nach der Wiſſenſchaft ſtrebenden aka- demiſchen Jugend blühte auf der Grundlage chriſtlich-ſittlicher und claſſiſcher Vorbildung der deutſche Gelehrtenſtand in der herrlich- ſten Entwickelung auf, um nicht nur dem deutſchen Vaterlande, ſondern auch der ganzen Welt die reichſten und edelſten Früchte zu tragen. Bei dem von allen Seiten durch friſche Luft- und Lichtſtrömung geförderten Aufblühen der akademiſchen Jugend quoll der volle Lebensſaft des üppigen jungen Wuchſes überall wie ein echter humor von innen nach außen heraus und verdichtete ſich nach außen am kühn aufſtrebenden Stamme zu einem deutlich wahrnehmbaren Merkmal, welches Art, Kraft und Fülle des gan- zen herrlichen Aufwuchſes charakteriſtiſch kennzeichnet. Mögen auch dieſe Kennzeichen mannichfach misfarbig erſcheinen und oft aus leicht entſtellenden Narben hervorquellen, immer iſt doch die innere friſche Lebensfülle zu erkennen, und niemals findet man das Edle verleugnet oder gar verneint. Auch die von der deutſchen akademi- ſchen Jugend vollſtändig beherrſchte deutſche Sprache der Bildung mußte in Geiſt und Mund der Jugend zu wuchern anfangen und

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum03_1862/127>, abgerufen am 24.11.2024.