paßt, wenn sie verdient, d. h. den Coitus vollzieht, oder auf den Strich oder Schnepfenstrich oder Zapfenstreich oder auf das Schnallenrennen geht. Dagegen bedeutet Koberin, Chawrin und Vertuschmacherin, Decke die Gelegenheits- macherin, Kupplerin. Jn Wien ist Kuberer1) der Polizeicom- missar; kobern dagegen ist wieder concumbere, coire.Schmier ist der Polizeidiener; die Schmier kommt ausheben! Schre- ckensruf der Winkeldirnen, wenn Polizeidiener zur "Revision" kom- men. Strichbube, Strichler (Strabanzer) ist vorzüglich in Wien der Beschützer und Zuhälter der Dirnen, wie Koberer. Türkische Musik oder Pauken und Trompeten,lues vene- rea. Einzelne wenige Ausdrücke scheinen sich endlich auch aus dem Mittelhochdeutschen erhalten zu haben, wie z. B. Loth oder Lod, in Wien das für den Act gezahlte Geld, wahrscheinlich vom Stammwort Lot, wovon Lotter, lottern, Lotterbube, Lot- tergasse (in Basel), Luder, ludern, lüderlich und das ober- ländische lodehaft, liederlich, und lödern von Mädchen, die den Mannspersonen allzu geneigt sind. Jm Pinzgau ist Loder der Heerdestier und Loderin ein Mädchen2) (Schmeller, II, 525). Auch ist das wienerische Schab bemerkenswerth als Antheil der Kupplerin am Loth, welches die Dirne empfangen hat. Schab kommt wol vom ahd. scaban, schaben (skaptein, graben), her, hier vielleicht in Verbindung zu setzen mit dem allgemein in Süd- deutschland üblichen und bekannten gellenden Feierabendruf der Maurerjungen "Schab' ab", wenn die Abendglocke ertönt und die Maurerkellen abgeschabt werden müssen. Vgl. Schmeller, III, 304 und 305; Schwenck, S. 549. Doch erklärt sich das Schab viel- leicht am nächsten aus dem (ebenfalls von scaban herzuleitenden) Schabe, d. h. die kleinen, holzigen Theile oder Fasern von den
1) Doch hier wol zunächst vom altnd. Kif, Kuff, Haus, Herberge, Hütte, während Koberer vom jüdischdeutschen [fremdsprachliches Material], keber und kwure abzuleiten ist. Vgl. Th. II, S. 112, 145, 231.
2) Die stämmige Bauerdirne weist den ihr nicht genehmen Gunstbewerber ab mit den Worten: "Du Lödel bist auf'n Henn' zu schwar, auf 'n Mensch z' g'ring". Schmeller, a. a. O.
paßt, wenn ſie verdient, d. h. den Coitus vollzieht, oder auf den Strich oder Schnepfenſtrich oder Zapfenſtreich oder auf das Schnallenrennen geht. Dagegen bedeutet Koberin, Chawrin und Vertuſchmacherin, Decke die Gelegenheits- macherin, Kupplerin. Jn Wien iſt Kuberer1) der Polizeicom- miſſar; kobern dagegen iſt wieder concumbere, coire.Schmier iſt der Polizeidiener; die Schmier kommt ausheben! Schre- ckensruf der Winkeldirnen, wenn Polizeidiener zur „Reviſion“ kom- men. Strichbube, Strichler (Strabanzer) iſt vorzüglich in Wien der Beſchützer und Zuhälter der Dirnen, wie Koberer. Türkiſche Muſik oder Pauken und Trompeten,lues vene- rea. Einzelne wenige Ausdrücke ſcheinen ſich endlich auch aus dem Mittelhochdeutſchen erhalten zu haben, wie z. B. Loth oder Lod, in Wien das für den Act gezahlte Geld, wahrſcheinlich vom Stammwort Lôt, wovon Lotter, lottern, Lotterbube, Lot- tergaſſe (in Baſel), Luder, ludern, lüderlich und das ober- ländiſche lodehaft, liederlich, und lödern von Mädchen, die den Mannsperſonen allzu geneigt ſind. Jm Pinzgau iſt Loder der Heerdeſtier und Loderin ein Mädchen2) (Schmeller, II, 525). Auch iſt das wieneriſche Schab bemerkenswerth als Antheil der Kupplerin am Loth, welches die Dirne empfangen hat. Schab kommt wol vom ahd. scaban, ſchaben (σκάπτειν, graben), her, hier vielleicht in Verbindung zu ſetzen mit dem allgemein in Süd- deutſchland üblichen und bekannten gellenden Feierabendruf der Maurerjungen „Schab’ ab“, wenn die Abendglocke ertönt und die Maurerkellen abgeſchabt werden müſſen. Vgl. Schmeller, III, 304 und 305; Schwenck, S. 549. Doch erklärt ſich das Schab viel- leicht am nächſten aus dem (ebenfalls von scaban herzuleitenden) Schabe, d. h. die kleinen, holzigen Theile oder Faſern von den
1) Doch hier wol zunächſt vom altnd. Kif, Kuff, Haus, Herberge, Hütte, während Koberer vom jüdiſchdeutſchen [fremdsprachliches Material], keber und kwure abzuleiten iſt. Vgl. Th. II, S. 112, 145, 231.
2) Die ſtämmige Bauerdirne weiſt den ihr nicht genehmen Gunſtbewerber ab mit den Worten: „Du Lödel biſt auf’n Henn’ zu ſchwar, auf ’n Menſch z’ g’ring“. Schmeller, a. a. O.
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Chawrin und Vertuſchmacherin, Decke die Gelegenheits-
macherin, Kupplerin. Jn Wien iſt Kuberer 1) der Polizeicom-
miſſar; kobern dagegen iſt wieder concumbere, coire. Schmier
iſt der Polizeidiener; die Schmier kommt ausheben! Schre-
ckensruf der Winkeldirnen, wenn Polizeidiener zur „Reviſion“ kom-
men. Strichbube, Strichler (Strabanzer) iſt vorzüglich in
Wien der Beſchützer und Zuhälter der Dirnen, wie Koberer.
Türkiſche Muſik oder Pauken und Trompeten, lues vene-
rea. Einzelne wenige Ausdrücke ſcheinen ſich endlich auch aus
dem Mittelhochdeutſchen erhalten zu haben, wie z. B. Loth oder
Lod, in Wien das für den Act gezahlte Geld, wahrſcheinlich vom
Stammwort Lôt, wovon Lotter, lottern, Lotterbube, Lot-
tergaſſe (in Baſel), Luder, ludern, lüderlich und das ober-
ländiſche lodehaft, liederlich, und lödern von Mädchen, die den
Mannsperſonen allzu geneigt ſind. Jm Pinzgau iſt Loder der
Heerdeſtier und Loderin ein Mädchen 2) (Schmeller, II, 525).
Auch iſt das wieneriſche Schab bemerkenswerth als Antheil der
Kupplerin am Loth, welches die Dirne empfangen hat. Schab
kommt wol vom ahd. scaban, ſchaben (σκάπτειν, graben), her,
hier vielleicht in Verbindung zu ſetzen mit dem allgemein in Süd-
deutſchland üblichen und bekannten gellenden Feierabendruf der
Maurerjungen „Schab’ ab“, wenn die Abendglocke ertönt und die
Maurerkellen abgeſchabt werden müſſen. Vgl. Schmeller, III, 304
und 305; Schwenck, S. 549. Doch erklärt ſich das Schab viel-
leicht am nächſten aus dem (ebenfalls von scaban herzuleitenden)
Schabe, d. h. die kleinen, holzigen Theile oder Faſern von den
1) Doch hier wol zunächſt vom altnd. Kif, Kuff, Haus, Herberge, Hütte,
während Koberer vom jüdiſchdeutſchen _ , keber und kwure abzuleiten iſt.
Vgl. Th. II, S. 112, 145, 231.
2) Die ſtämmige Bauerdirne weiſt den ihr nicht genehmen Gunſtbewerber
ab mit den Worten: „Du Lödel biſt auf’n Henn’ zu ſchwar, auf ’n Menſch z’
g’ring“. Schmeller, a. a. O.
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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum03_1862/204>, abgerufen am 21.11.2024.
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