Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862.

Bild:
<< vorherige Seite

sollen; [fremdsprachliches Material], voll. Diese nur beziehungsweise richtige Regel be-
zeichnet im Grunde nur die lediglich aus der Vernachlässigung
der grammatischen Regeln und aus der Verwilderung der Ortho-
graphie entstandene Anomalie, daß nämlich das durch [fremdsprachliches Material] ver-
dichtete vocalische [fremdsprachliches Material] nach dem [fremdsprachliches Material] ausgelassen ist. Das [fremdsprachliches Material] ver-
tritt das fehlende [fremdsprachliches Material] keineswegs, sondern zeigt nur an, daß
das [fremdsprachliches Material] weggelassen ist und [fremdsprachliches Material] als das aus der Verdichtung von
[fremdsprachliches Material] entstandene o ausgesprochen werden soll. Nur zur Vermeidung
von Zweideutigkeiten macht sich noch die correcte Schreibart der
Beifügung des [fremdsprachliches Material] zum [fremdsprachliches Material] geltend, z. B.: [fremdsprachliches Material], Oder, zum Unter-
schied von [fremdsprachliches Material], Ader; [fremdsprachliches Material], Ort, und [fremdsprachliches Material], Art; [fremdsprachliches Material], Hose, und
[fremdsprachliches Material], Hase; [fremdsprachliches Material], loben, und [fremdsprachliches Material], laben; [fremdsprachliches Material], Ochse, und
[fremdsprachliches Material], Achse; [fremdsprachliches Material], Worte, und [fremdsprachliches Material], Warte u. s. w.

Aus dem starken Einfluß, welchen das [fremdsprachliches Material] auf die Vocale [fremdsprachliches Material] und
[fremdsprachliches Material] ausübt, ergibt sich ferner die Regel, daß, wenn solche Wurzelwörter,
welche sich auf den Vocal [fremdsprachliches Material], sei es als einfachen Hauptvocal oder als
verdichteten Vocal oder als diphthongischen Vocaltheil endigen, durch
die Silben en oder er verlängert werden, das [fremdsprachliches Material] in diesen Ver-
längerungssilben statt des verdichteten [fremdsprachliches Material] gesetzt wird 1), z. B.:
[fremdsprachliches Material], Feuer; [fremdsprachliches Material], Leier; [fremdsprachliches Material], freuen; [fremdsprachliches Material], brauen; [fremdsprachliches Material],
trauen. Keineswegs vertritt hier das [fremdsprachliches Material] vollständig das [fremdsprachliches Material], son-
dern zeigt nur die Auslassung des [fremdsprachliches Material] an, und die correcte
Schreibung wäre [fremdsprachliches Material]. Die Um-
ständlichkeit der correcten Schreibung und die arge Vernachlässi-
gung der grammatischen Grundregeln, welche so weit geht, daß
sogar scheinbar für den zu Anfang eines Wortes stehenden Diph-
thong [fremdsprachliches Material] oder [fremdsprachliches Material] das verdichtende [fremdsprachliches Material] gesetzt, in Wahrheit aber
der durch [fremdsprachliches Material] verdichtete Diphthong ganz weggelassen wird, und
man daher in ältern Schriften durchgehends [fremdsprachliches Material], anch, für [fremdsprachliches Material],
auch; [fremdsprachliches Material], anander für [fremdsprachliches Material], einander; [fremdsprachliches Material], anmal, für
[fremdsprachliches Material], einmal u. s. w. findet: ist Anlaß zu der allerdings durch-
gehends üblich gewordenen Schreibung und zu der oben angege-

1) Das einzige Wort [fremdsprachliches Material], Eier, wird nicht mit [fremdsprachliches Material], sondern mit [fremdsprachliches Material]
geschrieben, um es von [fremdsprachliches Material], euer, zu unterscheiden.

ſollen; [fremdsprachliches Material], voll. Dieſe nur beziehungsweiſe richtige Regel be-
zeichnet im Grunde nur die lediglich aus der Vernachläſſigung
der grammatiſchen Regeln und aus der Verwilderung der Ortho-
graphie entſtandene Anomalie, daß nämlich das durch [fremdsprachliches Material] ver-
dichtete vocaliſche [fremdsprachliches Material] nach dem [fremdsprachliches Material] ausgelaſſen iſt. Das [fremdsprachliches Material] ver-
tritt das fehlende [fremdsprachliches Material] keineswegs, ſondern zeigt nur an, daß
das [fremdsprachliches Material] weggelaſſen iſt und [fremdsprachliches Material] als das aus der Verdichtung von
[fremdsprachliches Material] entſtandene ô ausgeſprochen werden ſoll. Nur zur Vermeidung
von Zweideutigkeiten macht ſich noch die correcte Schreibart der
Beifügung des [fremdsprachliches Material] zum [fremdsprachliches Material] geltend, z. B.: [fremdsprachliches Material], Oder, zum Unter-
ſchied von [fremdsprachliches Material], Ader; [fremdsprachliches Material], Ort, und [fremdsprachliches Material], Art; [fremdsprachliches Material], Hoſe, und
[fremdsprachliches Material], Haſe; [fremdsprachliches Material], loben, und [fremdsprachliches Material], laben; [fremdsprachliches Material], Ochſe, und
[fremdsprachliches Material], Achſe; [fremdsprachliches Material], Worte, und [fremdsprachliches Material], Warte u. ſ. w.

Aus dem ſtarken Einfluß, welchen das [fremdsprachliches Material] auf die Vocale [fremdsprachliches Material] und
[fremdsprachliches Material] ausübt, ergibt ſich ferner die Regel, daß, wenn ſolche Wurzelwörter,
welche ſich auf den Vocal [fremdsprachliches Material], ſei es als einfachen Hauptvocal oder als
verdichteten Vocal oder als diphthongiſchen Vocaltheil endigen, durch
die Silben en oder er verlängert werden, das [fremdsprachliches Material] in dieſen Ver-
längerungsſilben ſtatt des verdichteten [fremdsprachliches Material] geſetzt wird 1), z. B.:
[fremdsprachliches Material], Feuer; [fremdsprachliches Material], Leier; [fremdsprachliches Material], freuen; [fremdsprachliches Material], brauen; [fremdsprachliches Material],
trauen. Keineswegs vertritt hier das [fremdsprachliches Material] vollſtändig das [fremdsprachliches Material], ſon-
dern zeigt nur die Auslaſſung des [fremdsprachliches Material] an, und die correcte
Schreibung wäre [fremdsprachliches Material]. Die Um-
ſtändlichkeit der correcten Schreibung und die arge Vernachläſſi-
gung der grammatiſchen Grundregeln, welche ſo weit geht, daß
ſogar ſcheinbar für den zu Anfang eines Wortes ſtehenden Diph-
thong [fremdsprachliches Material] oder [fremdsprachliches Material] das verdichtende [fremdsprachliches Material] geſetzt, in Wahrheit aber
der durch [fremdsprachliches Material] verdichtete Diphthong ganz weggelaſſen wird, und
man daher in ältern Schriften durchgehends [fremdsprachliches Material], āch, für [fremdsprachliches Material],
auch; [fremdsprachliches Material], anander für [fremdsprachliches Material], einander; [fremdsprachliches Material], anmal, für
[fremdsprachliches Material], einmal u. ſ. w. findet: iſt Anlaß zu der allerdings durch-
gehends üblich gewordenen Schreibung und zu der oben angege-

1) Das einzige Wort [fremdsprachliches Material], Eier, wird nicht mit [fremdsprachliches Material], ſondern mit [fremdsprachliches Material]
geſchrieben, um es von [fremdsprachliches Material], euer, zu unterſcheiden.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0321" n="287"/>
&#x017F;ollen; <gap reason="fm"/>, voll. Die&#x017F;e nur beziehungswei&#x017F;e richtige Regel be-<lb/>
zeichnet im Grunde nur die lediglich aus der Vernachlä&#x017F;&#x017F;igung<lb/>
der grammati&#x017F;chen Regeln und aus der Verwilderung der Ortho-<lb/>
graphie ent&#x017F;tandene Anomalie, daß nämlich das durch <gap reason="fm"/> ver-<lb/>
dichtete vocali&#x017F;che <gap reason="fm"/> nach dem <gap reason="fm"/> <hi rendition="#g">ausgela&#x017F;&#x017F;en</hi> i&#x017F;t. Das <gap reason="fm"/> ver-<lb/><hi rendition="#g">tritt</hi> das fehlende <gap reason="fm"/> <hi rendition="#g">keineswegs,</hi> &#x017F;ondern zeigt nur an, daß<lb/>
das <gap reason="fm"/> <hi rendition="#g">weggela&#x017F;&#x017F;en</hi> i&#x017F;t und <gap reason="fm"/> als das aus der Verdichtung von<lb/><gap reason="fm"/> ent&#x017F;tandene ô ausge&#x017F;prochen werden &#x017F;oll. Nur zur Vermeidung<lb/>
von Zweideutigkeiten macht &#x017F;ich noch die correcte Schreibart der<lb/>
Beifügung des <gap reason="fm"/> zum <gap reason="fm"/> geltend, z. B.: <gap reason="fm"/>, Oder, zum Unter-<lb/>
&#x017F;chied von <gap reason="fm"/>, Ader; <gap reason="fm"/>, Ort, und <gap reason="fm"/>, Art; <gap reason="fm"/>, Ho&#x017F;e, und<lb/><gap reason="fm"/>, Ha&#x017F;e; <gap reason="fm"/>, loben, und <gap reason="fm"/>, laben; <gap reason="fm"/>, Och&#x017F;e, und<lb/><gap reason="fm"/>, Ach&#x017F;e; <gap reason="fm"/>, Worte, und <gap reason="fm"/>, Warte u. &#x017F;. w.</p><lb/>
            <p>Aus dem &#x017F;tarken Einfluß, welchen das <gap reason="fm"/> auf die Vocale <gap reason="fm"/> und<lb/><gap reason="fm"/> ausübt, ergibt &#x017F;ich ferner die Regel, daß, wenn &#x017F;olche Wurzelwörter,<lb/>
welche &#x017F;ich auf den Vocal <gap reason="fm"/>, &#x017F;ei es als einfachen Hauptvocal oder als<lb/>
verdichteten Vocal oder als diphthongi&#x017F;chen Vocaltheil endigen, durch<lb/>
die Silben <hi rendition="#b">en</hi> oder <hi rendition="#b">er</hi> verlängert werden, das <gap reason="fm"/> in die&#x017F;en Ver-<lb/>
längerungs&#x017F;ilben &#x017F;tatt des verdichteten <gap reason="fm"/> ge&#x017F;etzt wird <note place="foot" n="1)">Das einzige Wort <gap reason="fm"/>, Eier, wird nicht mit <gap reason="fm"/>, &#x017F;ondern mit <gap reason="fm"/><lb/>
ge&#x017F;chrieben, um es von <gap reason="fm"/>, euer, zu unter&#x017F;cheiden.</note>, z. B.:<lb/><gap reason="fm"/>, Feuer; <gap reason="fm"/>, Leier; <gap reason="fm"/>, freuen; <gap reason="fm"/>, brauen; <gap reason="fm"/>,<lb/>
trauen. Keineswegs <hi rendition="#g">vertritt</hi> hier das <gap reason="fm"/> voll&#x017F;tändig das <gap reason="fm"/>, &#x017F;on-<lb/>
dern zeigt nur die <hi rendition="#g">Ausla&#x017F;&#x017F;ung</hi> des <gap reason="fm"/> an, und die correcte<lb/>
Schreibung wäre <gap reason="fm"/>. Die Um-<lb/>
&#x017F;tändlichkeit der correcten Schreibung und die arge Vernachlä&#x017F;&#x017F;i-<lb/>
gung der grammati&#x017F;chen Grundregeln, welche &#x017F;o weit geht, daß<lb/>
&#x017F;ogar &#x017F;cheinbar <hi rendition="#g">für</hi> den zu Anfang eines Wortes &#x017F;tehenden Diph-<lb/>
thong <gap reason="fm"/> oder <gap reason="fm"/> das verdichtende <gap reason="fm"/> ge&#x017F;etzt, in Wahrheit aber<lb/>
der durch <gap reason="fm"/> verdichtete <hi rendition="#g">Diphthong</hi> ganz weggela&#x017F;&#x017F;en wird, und<lb/>
man daher in ältern Schriften durchgehends <gap reason="fm"/>, a&#x0304;ch, für <gap reason="fm"/>,<lb/>
auch; <gap reason="fm"/>, anander für <gap reason="fm"/>, einander; <gap reason="fm"/>, anmal, für<lb/><gap reason="fm"/>, einmal u. &#x017F;. w. findet: i&#x017F;t Anlaß zu der allerdings durch-<lb/>
gehends üblich gewordenen Schreibung und zu der oben angege-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[287/0321] ſollen; _ , voll. Dieſe nur beziehungsweiſe richtige Regel be- zeichnet im Grunde nur die lediglich aus der Vernachläſſigung der grammatiſchen Regeln und aus der Verwilderung der Ortho- graphie entſtandene Anomalie, daß nämlich das durch _ ver- dichtete vocaliſche _ nach dem _ ausgelaſſen iſt. Das _ ver- tritt das fehlende _ keineswegs, ſondern zeigt nur an, daß das _ weggelaſſen iſt und _ als das aus der Verdichtung von _ entſtandene ô ausgeſprochen werden ſoll. Nur zur Vermeidung von Zweideutigkeiten macht ſich noch die correcte Schreibart der Beifügung des _ zum _ geltend, z. B.: _ , Oder, zum Unter- ſchied von _ , Ader; _ , Ort, und _ , Art; _ , Hoſe, und _ , Haſe; _ , loben, und _ , laben; _ , Ochſe, und _ , Achſe; _ , Worte, und _ , Warte u. ſ. w. Aus dem ſtarken Einfluß, welchen das _ auf die Vocale _ und _ ausübt, ergibt ſich ferner die Regel, daß, wenn ſolche Wurzelwörter, welche ſich auf den Vocal _ , ſei es als einfachen Hauptvocal oder als verdichteten Vocal oder als diphthongiſchen Vocaltheil endigen, durch die Silben en oder er verlängert werden, das _ in dieſen Ver- längerungsſilben ſtatt des verdichteten _ geſetzt wird 1), z. B.: _ , Feuer; _ , Leier; _ , freuen; _ , brauen; _ , trauen. Keineswegs vertritt hier das _ vollſtändig das _ , ſon- dern zeigt nur die Auslaſſung des _ an, und die correcte Schreibung wäre _ . Die Um- ſtändlichkeit der correcten Schreibung und die arge Vernachläſſi- gung der grammatiſchen Grundregeln, welche ſo weit geht, daß ſogar ſcheinbar für den zu Anfang eines Wortes ſtehenden Diph- thong _ oder _ das verdichtende _ geſetzt, in Wahrheit aber der durch _ verdichtete Diphthong ganz weggelaſſen wird, und man daher in ältern Schriften durchgehends _ , āch, für _ , auch; _ , anander für _ , einander; _ , anmal, für _ , einmal u. ſ. w. findet: iſt Anlaß zu der allerdings durch- gehends üblich gewordenen Schreibung und zu der oben angege- 1) Das einzige Wort _ , Eier, wird nicht mit _ , ſondern mit _ geſchrieben, um es von _ , euer, zu unterſcheiden.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum03_1862
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum03_1862/321
Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum03_1862/321>, abgerufen am 24.11.2024.