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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862.

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arabischen Zahlen. Mit deutschrabbinischen Lettern, mit welchen sich
Zahlen ebenso behend wie mit Quadratschrift ausdrücken lassen,
findet man in dargestellter Weise keine Jahrzahlen auf Bücher-
titeln ausgedrückt, da dem Deutschrabbinischen die dazu erforder-
lichen größern Lettern fehlen.

Die schon im Talmud (Bava bathra, fol. 109b) erwähnte
Anwendung der literae majusculae ist sehr alt und unzweifelhaft
kabbalistischen Ursprungs, wie sie ja auch in der christlichen Zau-
bermystik auf abgeschmackte und sinnlose Weise ausgebeutet wor-
den ist. Aus den masorethischen Handschriften sind gleichfalls noch
andere ähnliche kabbalistische Spielereien in unsere hebräischen
Bibeldrucke übergegangen. So gibt es literae suspensae, welche,
um den Gegenstand der Rede scharf hervorzuheben, über der Druck-
linie stehen, z. B. Psalm 80, V. 14, wo sich das [fremdsprachliches Material] mitten im
Worte oberhalb der Zeilenlinie befindet:
[fremdsprachliches Material]
"Der Eber des Waldes und die Thiere des Feldes", was abge-
schmackterweise auf den "Christus suspensus" Bezug haben soll,
jedoch zur figurativen Gematria gehört, wovon weiter unten bei
der Kabbala geredet werden soll. Auch die Mitte eines Buchs
wird häufig mit einer litera majuscula bezeichnet. So ist z. B.
von der gesammten Buchstabenmasse der Thora das [fremdsprachliches Material] in dem
Worte [fremdsprachliches Material] (3. Mos., Kap. 3, V. 42) als mittelster Buchstabe
größer gedruckt. Ein kleinerer Buchstabe (litera minuscula) mitten
im Worte hat ebenfalls eine kabbalistische Beziehung, deutet aber
auch noch ganz besonders die Transpositionsfähigkeit des Wortes
an. So kann z. B. 1. Mos., Kap. 2, V. 4, [fremdsprachliches Material] in den
Namen [fremdsprachliches Material] umgesetzt werden. Andere Buchstaben werden mit
außergewöhnlichen Punkten oberhalb versehen und noch andere
umgekehrt gedruckt 1), wie z. B. 4. Mos., Kap. 10, V. 34 u. 36,

1) A. Pfeiffer, "Crit. sacr.", c. VI, De masora, quaest. IV, S. 196,
hat sich die saure Mühe gemacht, alle diese Stellen aufzusuchen und aufzufüh-
ren. So hat er denn 30 Stellen mit Majuskeln, 30 mit Minuskeln und 15
Stellen mit außergewöhnlichen Punkten gefunden, welche er sämmtlich aufführt.

arabiſchen Zahlen. Mit deutſchrabbiniſchen Lettern, mit welchen ſich
Zahlen ebenſo behend wie mit Quadratſchrift ausdrücken laſſen,
findet man in dargeſtellter Weiſe keine Jahrzahlen auf Bücher-
titeln ausgedrückt, da dem Deutſchrabbiniſchen die dazu erforder-
lichen größern Lettern fehlen.

Die ſchon im Talmud (Bava bathra, fol. 109b) erwähnte
Anwendung der literae majusculae iſt ſehr alt und unzweifelhaft
kabbaliſtiſchen Urſprungs, wie ſie ja auch in der chriſtlichen Zau-
bermyſtik auf abgeſchmackte und ſinnloſe Weiſe ausgebeutet wor-
den iſt. Aus den maſorethiſchen Handſchriften ſind gleichfalls noch
andere ähnliche kabbaliſtiſche Spielereien in unſere hebräiſchen
Bibeldrucke übergegangen. So gibt es literae suspensae, welche,
um den Gegenſtand der Rede ſcharf hervorzuheben, über der Druck-
linie ſtehen, z. B. Pſalm 80, V. 14, wo ſich das [fremdsprachliches Material] mitten im
Worte oberhalb der Zeilenlinie befindet:
[fremdsprachliches Material]
„Der Eber des Waldes und die Thiere des Feldes“, was abge-
ſchmackterweiſe auf den „Christus suspensus“ Bezug haben ſoll,
jedoch zur figurativen Gematria gehört, wovon weiter unten bei
der Kabbala geredet werden ſoll. Auch die Mitte eines Buchs
wird häufig mit einer litera majuscula bezeichnet. So iſt z. B.
von der geſammten Buchſtabenmaſſe der Thora das [fremdsprachliches Material] in dem
Worte [fremdsprachliches Material] (3. Moſ., Kap. 3, V. 42) als mittelſter Buchſtabe
größer gedruckt. Ein kleinerer Buchſtabe (litera minuscula) mitten
im Worte hat ebenfalls eine kabbaliſtiſche Beziehung, deutet aber
auch noch ganz beſonders die Transpoſitionsfähigkeit des Wortes
an. So kann z. B. 1. Moſ., Kap. 2, V. 4, [fremdsprachliches Material] in den
Namen [fremdsprachliches Material] umgeſetzt werden. Andere Buchſtaben werden mit
außergewöhnlichen Punkten oberhalb verſehen und noch andere
umgekehrt gedruckt 1), wie z. B. 4. Moſ., Kap. 10, V. 34 u. 36,

1) A. Pfeiffer, „Crit. sacr.“, c. VI, De masora, quaest. IV, S. 196,
hat ſich die ſaure Mühe gemacht, alle dieſe Stellen aufzuſuchen und aufzufüh-
ren. So hat er denn 30 Stellen mit Majuskeln, 30 mit Minuskeln und 15
Stellen mit außergewöhnlichen Punkten gefunden, welche er ſämmtlich aufführt.
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[317/0351] arabiſchen Zahlen. Mit deutſchrabbiniſchen Lettern, mit welchen ſich Zahlen ebenſo behend wie mit Quadratſchrift ausdrücken laſſen, findet man in dargeſtellter Weiſe keine Jahrzahlen auf Bücher- titeln ausgedrückt, da dem Deutſchrabbiniſchen die dazu erforder- lichen größern Lettern fehlen. Die ſchon im Talmud (Bava bathra, fol. 109b) erwähnte Anwendung der literae majusculae iſt ſehr alt und unzweifelhaft kabbaliſtiſchen Urſprungs, wie ſie ja auch in der chriſtlichen Zau- bermyſtik auf abgeſchmackte und ſinnloſe Weiſe ausgebeutet wor- den iſt. Aus den maſorethiſchen Handſchriften ſind gleichfalls noch andere ähnliche kabbaliſtiſche Spielereien in unſere hebräiſchen Bibeldrucke übergegangen. So gibt es literae suspensae, welche, um den Gegenſtand der Rede ſcharf hervorzuheben, über der Druck- linie ſtehen, z. B. Pſalm 80, V. 14, wo ſich das _ mitten im Worte oberhalb der Zeilenlinie befindet: _ „Der Eber des Waldes und die Thiere des Feldes“, was abge- ſchmackterweiſe auf den „Christus suspensus“ Bezug haben ſoll, jedoch zur figurativen Gematria gehört, wovon weiter unten bei der Kabbala geredet werden ſoll. Auch die Mitte eines Buchs wird häufig mit einer litera majuscula bezeichnet. So iſt z. B. von der geſammten Buchſtabenmaſſe der Thora das _ in dem Worte _ (3. Moſ., Kap. 3, V. 42) als mittelſter Buchſtabe größer gedruckt. Ein kleinerer Buchſtabe (litera minuscula) mitten im Worte hat ebenfalls eine kabbaliſtiſche Beziehung, deutet aber auch noch ganz beſonders die Transpoſitionsfähigkeit des Wortes an. So kann z. B. 1. Moſ., Kap. 2, V. 4, _ in den Namen _ umgeſetzt werden. Andere Buchſtaben werden mit außergewöhnlichen Punkten oberhalb verſehen und noch andere umgekehrt gedruckt 1), wie z. B. 4. Moſ., Kap. 10, V. 34 u. 36, 1) A. Pfeiffer, „Crit. sacr.“, c. VI, De masora, quaest. IV, S. 196, hat ſich die ſaure Mühe gemacht, alle dieſe Stellen aufzuſuchen und aufzufüh- ren. So hat er denn 30 Stellen mit Majuskeln, 30 mit Minuskeln und 15 Stellen mit außergewöhnlichen Punkten gefunden, welche er ſämmtlich aufführt.

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum03_1862/351>, abgerufen am 22.11.2024.