Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862.die Gaunersprache die merkwürdigsten Zeugnisse, auf welche später- Neunundsechzigstes Kapitel. b. Die lombardischen Noten des Bonaventura Vulcanius. Die besonders seit dem Exil gewonnene genaue Bekanntschaft 1) "Jornandes, Episcopus Raven., De Getarum origine et rebus
gestis. Isidori Chronicon Gothorum, Vandalorum, Suevorum et Wisi- gothorum. Procopii Fragmentum de priscis sedibus et migrationibus Gothorum, graece et latine. Accessit et Jornandes de regnorum et tem- porum successione. Omnia ex recognitione et cum notis Bonav. Vulcanii Brugensis. Lugd. Bat. Ex officina Plantiniana. Apud Franciscum Ra- phelengium. 1597." die Gaunerſprache die merkwürdigſten Zeugniſſe, auf welche ſpäter- Neunundſechzigſtes Kapitel. β. Die lombardiſchen Noten des Bonaventura Vulcanius. Die beſonders ſeit dem Exil gewonnene genaue Bekanntſchaft 1) „Jornandes, Episcopus Raven., De Getarum origine et rebus
gestis. Isidori Chronicon Gothorum, Vandalorum, Suevorum et Wisi- gothorum. Procopii Fragmentum de priscis sedibus et migrationibus Gothorum, graece et latine. Accessit et Jornandes de regnorum et tem- porum successione. Omnia ex recognitione et cum notis Bonav. Vulcanii Brugensis. Lugd. Bat. Ex officina Plantiniana. Apud Franciscum Ra- phelengium. 1597.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0374" n="340"/> die Gaunerſprache die merkwürdigſten Zeugniſſe, auf welche ſpäter-<lb/> hin immer wieder zurückgekommen werden muß.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="3"> <head><hi rendition="#fr">Neunundſechzigſtes Kapitel.</hi><lb/> β. <hi rendition="#b">Die lombardiſchen Noten des Bonaventura Vulcanius.</hi></head><lb/> <p>Die beſonders ſeit dem Exil gewonnene genaue Bekanntſchaft<lb/> der Juden mit der ſyriſchen Sprache, die ungemeine graphiſche<lb/> Handlichkeit der ſyriſchen Schriftcharaktere, namentlich im Vergleich<lb/> mit der ſchwierigen hebräiſchen Quadratſchrift, und die daher ſtam-<lb/> mende Neigung und Gewohnheit der Juden, hebräiſche Schriften<lb/> mit ſyriſchen Buchſtaben zu ſchreiben, machen es erklärlich, daß mit<lb/> den Juden die ſyriſche Schrift auch nach Deutſchland kam und<lb/> ſpäter von dieſen zum ſchriftlichen Ausdruck der ſich nach und nach<lb/> heranbildenden jüdiſchdeutſchen Sprache benutzt wurde. Wann und<lb/> wie dieſer eigenthümliche Schriftproceß auf deutſchem Boden ſei-<lb/> nen Anfang genommen hat, iſt ſchwerlich auch nur einigermaßen<lb/> genau aus ſchriftlichen Documenten nachzuweiſen. Doch gibt es<lb/> mindeſtens für den Eingang der ſyriſchen Lettern in den Occident<lb/> überhaupt ein Zeugniß, das, ſo unvollſtändig und dunkel es auch<lb/> auf den erſten Anblick erſcheint, doch ſehr eigenthümlich iſt und<lb/> jedenfalls Aufmerkſamkeit verdient. Es ſind die lombardiſchen Noten<lb/> bei Bonaventura Vulcanius aus Brügge, einem ſehr achtbaren<lb/> Philologen, welcher 1614 im 56. Lebensjahre als Profeſſor der grie-<lb/> chiſchen Sprache zu Leyden ſtarb. Er hatte 1597 eine mit Noten be-<lb/> gleitete kritiſche Ausgabe der Schrift des Biſchofs Jornandes von<lb/> Ravenna über die Gothen <note place="foot" n="1)">„<hi rendition="#aq">Jornandes, Episcopus Raven., De Getarum origine et rebus<lb/> gestis. Isidori Chronicon Gothorum, Vandalorum, Suevorum et Wisi-<lb/> gothorum. Procopii Fragmentum de priscis sedibus et migrationibus<lb/> Gothorum, graece et latine. Accessit et Jornandes de regnorum et tem-<lb/> porum successione. Omnia ex recognitione et cum notis Bonav. Vulcanii<lb/> Brugensis. Lugd. Bat. Ex officina Plantiniana. Apud Franciscum Ra-<lb/> phelengium.</hi> 1597.“</note> veranſtaltet und gab dazu aus der-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [340/0374]
die Gaunerſprache die merkwürdigſten Zeugniſſe, auf welche ſpäter-
hin immer wieder zurückgekommen werden muß.
Neunundſechzigſtes Kapitel.
β. Die lombardiſchen Noten des Bonaventura Vulcanius.
Die beſonders ſeit dem Exil gewonnene genaue Bekanntſchaft
der Juden mit der ſyriſchen Sprache, die ungemeine graphiſche
Handlichkeit der ſyriſchen Schriftcharaktere, namentlich im Vergleich
mit der ſchwierigen hebräiſchen Quadratſchrift, und die daher ſtam-
mende Neigung und Gewohnheit der Juden, hebräiſche Schriften
mit ſyriſchen Buchſtaben zu ſchreiben, machen es erklärlich, daß mit
den Juden die ſyriſche Schrift auch nach Deutſchland kam und
ſpäter von dieſen zum ſchriftlichen Ausdruck der ſich nach und nach
heranbildenden jüdiſchdeutſchen Sprache benutzt wurde. Wann und
wie dieſer eigenthümliche Schriftproceß auf deutſchem Boden ſei-
nen Anfang genommen hat, iſt ſchwerlich auch nur einigermaßen
genau aus ſchriftlichen Documenten nachzuweiſen. Doch gibt es
mindeſtens für den Eingang der ſyriſchen Lettern in den Occident
überhaupt ein Zeugniß, das, ſo unvollſtändig und dunkel es auch
auf den erſten Anblick erſcheint, doch ſehr eigenthümlich iſt und
jedenfalls Aufmerkſamkeit verdient. Es ſind die lombardiſchen Noten
bei Bonaventura Vulcanius aus Brügge, einem ſehr achtbaren
Philologen, welcher 1614 im 56. Lebensjahre als Profeſſor der grie-
chiſchen Sprache zu Leyden ſtarb. Er hatte 1597 eine mit Noten be-
gleitete kritiſche Ausgabe der Schrift des Biſchofs Jornandes von
Ravenna über die Gothen 1) veranſtaltet und gab dazu aus der-
1) „Jornandes, Episcopus Raven., De Getarum origine et rebus
gestis. Isidori Chronicon Gothorum, Vandalorum, Suevorum et Wisi-
gothorum. Procopii Fragmentum de priscis sedibus et migrationibus
Gothorum, graece et latine. Accessit et Jornandes de regnorum et tem-
porum successione. Omnia ex recognitione et cum notis Bonav. Vulcanii
Brugensis. Lugd. Bat. Ex officina Plantiniana. Apud Franciscum Ra-
phelengium. 1597.“
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