Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862.den wollt und Bogen Pfeil- mit da Rozeach ein noch stunt so laufen hanuf 1) Mörder. 2) Der gebenedeite Gott wird die Blutschuld rächen. 3) Jn der Synagoge zu Worms ist noch eine alte hebräische Handschrift
vorhanden, in welcher Rabbi Eliesar die tragische Geschichte selbst erzählt. Sie lautet in der Uebersetzung: "Jm Jahre 957 (1197) am 22. des Monats Kis- lew, nachdem ich Eliesar, der Kleine und der Demüthige, den Abschnitt Exod. 37--41 erklärt habe und an meinem Tische saß, kamen zwei Bewaffnete, zogen ihre Schwerter aus und schlugen damit meine fromme Frau Dulze auf ihr Haupt, meiner ältesten Tochter Balotte spalteten sie das Haupt, woran sie starb, und meine Tochter Hanna schlugen sie auf den Kopf, sodaß sie ihren Geist auf- gab; mein Sohn Jakob wurde vom Kopfe bis an den Kinnladen verwundet und ich am Haupte und der linken Hand, sowie auch mein Hauslehrer und alle meine Schüler verwundet wurden. Meine Frau lief noch aus dem Zimmer, und indem sie um Hülfe schrie, versetzten ihr die Mörder einen Schlag vom Kopfe bis zur Gurgel, dann einen von der Schulter bis an die Lende, hierauf ward sie von ihnen durchbohrt, sodaß die Fromme todt hinfiel. Jch der Unglückliche schloß in diesem Augenblick die Hausthür zu, schrie bis Hülfe vom Himmel kam und schrie über das gefallene fromme Opfer, daß man sie rächen möge, welches auch geschah. Nach Verlauf einer Woche wurde ein Mörder einge- zogen und verurtheilt. Jch blieb aber von allem entblößt und mit großen den wollt und Bogen Pfeil- mit da Rozeach ein noch ſtunt ſo laufen hanuf 1) Mörder. 2) Der gebenedeite Gott wird die Blutſchuld rächen. 3) Jn der Synagoge zu Worms iſt noch eine alte hebräiſche Handſchrift
vorhanden, in welcher Rabbi Elieſar die tragiſche Geſchichte ſelbſt erzählt. Sie lautet in der Ueberſetzung: „Jm Jahre 957 (1197) am 22. des Monats Kis- lew, nachdem ich Elieſar, der Kleine und der Demüthige, den Abſchnitt Exod. 37—41 erklärt habe und an meinem Tiſche ſaß, kamen zwei Bewaffnete, zogen ihre Schwerter aus und ſchlugen damit meine fromme Frau Dulze auf ihr Haupt, meiner älteſten Tochter Balotte ſpalteten ſie das Haupt, woran ſie ſtarb, und meine Tochter Hanna ſchlugen ſie auf den Kopf, ſodaß ſie ihren Geiſt auf- gab; mein Sohn Jakob wurde vom Kopfe bis an den Kinnladen verwundet und ich am Haupte und der linken Hand, ſowie auch mein Hauslehrer und alle meine Schüler verwundet wurden. Meine Frau lief noch aus dem Zimmer, und indem ſie um Hülfe ſchrie, verſetzten ihr die Mörder einen Schlag vom Kopfe bis zur Gurgel, dann einen von der Schulter bis an die Lende, hierauf ward ſie von ihnen durchbohrt, ſodaß die Fromme todt hinfiel. Jch der Unglückliche ſchloß in dieſem Augenblick die Hausthür zu, ſchrie bis Hülfe vom Himmel kam und ſchrie über das gefallene fromme Opfer, daß man ſie rächen möge, welches auch geſchah. Nach Verlauf einer Woche wurde ein Mörder einge- zogen und verurtheilt. Jch blieb aber von allem entblößt und mit großen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0498" n="464"/> den wollt und Bogen Pfeil- mit da Rozeach ein noch ſtunt ſo laufen hanuf<lb/><gap reason="fm"/> <note place="foot" n="1)">Mörder.</note> <gap reason="fm"/><lb/> ihn hat er aber ihm nach hacket Er brengen Chaius ſein um aach Raukeach<lb/><gap reason="fm"/><lb/> den von geweſen gewundt Achſel ſeiner in Wenig ein doch aber getroffen wohl nit<lb/><gap reason="fm"/><lb/> und Gaß der auf ſie liefen da ſachen das Bochurim die Da Hack ſelbigen<lb/><gap reason="fm"/><lb/> noch wußten ſie denn kommen Hilf zu ſollt ſie man daß Geſchrei groß ein machten<lb/><gap reason="fm"/><lb/> die Da waren gekommen Chaius das um Kinder ihr mit Rebitzin die daß nit<lb/><gap reason="fm"/><lb/> oben wieder Razchonim Studenten die ſein da helfen zu um laufen zu kommen ſein Leit<lb/><gap reason="fm"/><lb/> nun ſie da Und geſprungen arunter ein- mauer Stadt- die ſein und geloffen hinaus<lb/><gap reason="fm"/><lb/> todt Kinder und Weib ſein Raukeach Rabbi dem ſie haben da antloffen ganz waren<lb/><gap reason="fm"/><lb/> Leid kein Menſch fromm kein und damim et jinkom Jisborach Haſchem gefunden<lb/><gap reason="fm"/> <note place="foot" n="2)">Der gebenedeite Gott wird die Blutſchuld rächen.</note> <gap reason="fm"/><lb/><hi rendition="#et">leben der- laſſen mehr aſo<lb/><note xml:id="seg2pn_41_1" next="#seg2pn_41_2" place="foot" n="3)">Jn der Synagoge zu Worms iſt noch eine alte hebräiſche Handſchrift<lb/> vorhanden, in welcher Rabbi Elieſar die tragiſche Geſchichte ſelbſt erzählt. Sie<lb/> lautet in der Ueberſetzung: „Jm Jahre 957 (1197) am 22. des Monats Kis-<lb/> lew, nachdem ich Elieſar, der Kleine und der Demüthige, den Abſchnitt <hi rendition="#aq">Exod.</hi><lb/> 37—41 erklärt habe und an meinem Tiſche ſaß, kamen zwei Bewaffnete, zogen<lb/> ihre Schwerter aus und ſchlugen damit meine fromme Frau Dulze auf ihr<lb/> Haupt, meiner älteſten Tochter Balotte ſpalteten ſie das Haupt, woran ſie ſtarb,<lb/> und meine Tochter Hanna ſchlugen ſie auf den Kopf, ſodaß ſie ihren Geiſt auf-<lb/> gab; mein Sohn Jakob wurde vom Kopfe bis an den Kinnladen verwundet<lb/> und ich am Haupte und der linken Hand, ſowie auch mein Hauslehrer und alle<lb/> meine Schüler verwundet wurden. Meine Frau lief noch aus dem Zimmer, und<lb/> indem ſie um Hülfe ſchrie, verſetzten ihr die Mörder einen Schlag vom Kopfe<lb/> bis zur Gurgel, dann einen von der Schulter bis an die Lende, hierauf ward<lb/> ſie von ihnen durchbohrt, ſodaß die Fromme todt hinfiel. Jch der Unglückliche<lb/> ſchloß in dieſem Augenblick die Hausthür zu, ſchrie bis Hülfe vom Himmel<lb/> kam und ſchrie über das gefallene fromme Opfer, daß man ſie rächen möge,<lb/> welches auch geſchah. Nach Verlauf einer Woche wurde ein Mörder einge-<lb/> zogen und verurtheilt. Jch blieb aber von allem entblößt und mit großen</note> <gap reason="fm"/></hi></p> </div><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [464/0498]
den wollt und Bogen Pfeil- mit da Rozeach ein noch ſtunt ſo laufen hanuf
_ 1) _
ihn hat er aber ihm nach hacket Er brengen Chaius ſein um aach Raukeach
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den von geweſen gewundt Achſel ſeiner in Wenig ein doch aber getroffen wohl nit
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und Gaß der auf ſie liefen da ſachen das Bochurim die Da Hack ſelbigen
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noch wußten ſie denn kommen Hilf zu ſollt ſie man daß Geſchrei groß ein machten
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die Da waren gekommen Chaius das um Kinder ihr mit Rebitzin die daß nit
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oben wieder Razchonim Studenten die ſein da helfen zu um laufen zu kommen ſein Leit
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nun ſie da Und geſprungen arunter ein- mauer Stadt- die ſein und geloffen hinaus
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todt Kinder und Weib ſein Raukeach Rabbi dem ſie haben da antloffen ganz waren
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Leid kein Menſch fromm kein und damim et jinkom Jisborach Haſchem gefunden
_ 2) _
leben der- laſſen mehr aſo
3) _
1) Mörder.
2) Der gebenedeite Gott wird die Blutſchuld rächen.
3) Jn der Synagoge zu Worms iſt noch eine alte hebräiſche Handſchrift
vorhanden, in welcher Rabbi Elieſar die tragiſche Geſchichte ſelbſt erzählt. Sie
lautet in der Ueberſetzung: „Jm Jahre 957 (1197) am 22. des Monats Kis-
lew, nachdem ich Elieſar, der Kleine und der Demüthige, den Abſchnitt Exod.
37—41 erklärt habe und an meinem Tiſche ſaß, kamen zwei Bewaffnete, zogen
ihre Schwerter aus und ſchlugen damit meine fromme Frau Dulze auf ihr
Haupt, meiner älteſten Tochter Balotte ſpalteten ſie das Haupt, woran ſie ſtarb,
und meine Tochter Hanna ſchlugen ſie auf den Kopf, ſodaß ſie ihren Geiſt auf-
gab; mein Sohn Jakob wurde vom Kopfe bis an den Kinnladen verwundet
und ich am Haupte und der linken Hand, ſowie auch mein Hauslehrer und alle
meine Schüler verwundet wurden. Meine Frau lief noch aus dem Zimmer, und
indem ſie um Hülfe ſchrie, verſetzten ihr die Mörder einen Schlag vom Kopfe
bis zur Gurgel, dann einen von der Schulter bis an die Lende, hierauf ward
ſie von ihnen durchbohrt, ſodaß die Fromme todt hinfiel. Jch der Unglückliche
ſchloß in dieſem Augenblick die Hausthür zu, ſchrie bis Hülfe vom Himmel
kam und ſchrie über das gefallene fromme Opfer, daß man ſie rächen möge,
welches auch geſchah. Nach Verlauf einer Woche wurde ein Mörder einge-
zogen und verurtheilt. Jch blieb aber von allem entblößt und mit großen
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