Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862.

Bild:
<< vorherige Seite
Als dieser Rath wohl von Statten soll gehen,
Damit mein Vorhaben und Willen möcht geschehen.

(Ruft Selicha:)

Joseph! Mein getreuer Diener, kimm arein zu mir!
Jch will dem Herrn ein Botschaft lassen übertragen durch dir.
(Kommt Joseph anein und sagt:)
Genädigste Frau, ihr Befelch will ich nachkommen behend.
Sie wollen mirs frei anzeigen in diesen Moment.

(Sagt Selicha:)

Er soll willkommen sein,
Der liebster Diener Joseph mein.
Jch bitt, du sollst mir mein Bitt gewähren,
Welche ich schon oftermal hab thun von dir begehren,
Jndem ich dich lieb in allen Stücken.
Werf auf mir deine Liebes Blicken
Und sei nit so tyrannisch und unerbärmlich gegen mir.
Seh', was vor Schwachheiten ich hab über dir.
Dann ich trag zu dir solche Jnklinazion,
Drum bitt, du wollst mein Willen thon.

(Sagt Joseph:)

Jn allem bin ich der Frau Dienst verobligirt.
Allein in diesem lassen sie mich ohngemolestirt.
So sie solches führt in ihren Sinn,
Gibt ja mehr dergleichen als ich bin.
Wie soll ich mich unterstehn,
Ueber ganz meinem Herrns Gebot zu gehn.
Denn mein Herr hat mir sein ganzes Haus unter Commande gestellt,
Aber die gnädige Frau ausgenommen gemeldt.
Zu dem wärs ihr ein große Affrunt.
Hiemit Adieu! Sie bleiben gesund!

(Sagt Selicha:)

Ach ihr Himmel, was soll ich nun anfangen?
Jch kann unmöglich bei ihm was erlangen.
Mein guter Pickelhering, hör mich an,
Und gib mir ein Raht, wie ichs vollführen kann.
Denn es is kein ander Mittel, ich muß sterben,
Wenn ich seine Lieb nit kann geniessen und erwerben!
Als dieſer Rath wohl von Statten ſoll gehen,
Damit mein Vorhaben und Willen möcht geſchehen.

(Ruft Selicha:)

Joſeph! Mein getreuer Diener, kimm arein zu mir!
Jch will dem Herrn ein Botſchaft laſſen übertragen durch dir.
(Kommt Joſeph anein und ſagt:)
Genädigſte Frau, ihr Befelch will ich nachkommen behend.
Sie wollen mirs frei anzeigen in dieſen Moment.

(Sagt Selicha:)

Er ſoll willkommen ſein,
Der liebſter Diener Joſeph mein.
Jch bitt, du ſollſt mir mein Bitt gewähren,
Welche ich ſchon oftermal hab thun von dir begehren,
Jndem ich dich lieb in allen Stücken.
Werf auf mir deine Liebes Blicken
Und ſei nit ſo tyranniſch und unerbärmlich gegen mir.
Seh’, was vor Schwachheiten ich hab über dir.
Dann ich trag zu dir ſolche Jnklinazion,
Drum bitt, du wollſt mein Willen thon.

(Sagt Joſeph:)

Jn allem bin ich der Frau Dienſt verobligirt.
Allein in dieſem laſſen ſie mich ohngemoleſtirt.
So ſie ſolches führt in ihren Sinn,
Gibt ja mehr dergleichen als ich bin.
Wie ſoll ich mich unterſtehn,
Ueber ganz meinem Herrns Gebot zu gehn.
Denn mein Herr hat mir ſein ganzes Haus unter Commande geſtellt,
Aber die gnädige Frau ausgenommen gemeldt.
Zu dem wärs ihr ein große Affrunt.
Hiemit Adieu! Sie bleiben geſund!

(Sagt Selicha:)

Ach ihr Himmel, was ſoll ich nun anfangen?
Jch kann unmöglich bei ihm was erlangen.
Mein guter Pickelhering, hör mich an,
Und gib mir ein Raht, wie ichs vollführen kann.
Denn es is kein ander Mittel, ich muß ſterben,
Wenn ich ſeine Lieb nit kann genieſſen und erwerben!
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <lg type="poem">
                  <pb facs="#f0537" n="503"/>
                  <l>Als die&#x017F;er Rath wohl von Statten &#x017F;oll gehen,</l><lb/>
                  <l>Damit mein Vorhaben und Willen möcht ge&#x017F;chehen.</l>
                </lg><lb/>
                <p>(Ruft <hi rendition="#g">Selicha:</hi>)</p><lb/>
                <lg type="poem">
                  <l>Jo&#x017F;eph! Mein getreuer Diener, kimm arein zu mir!</l><lb/>
                  <l>Jch will dem Herrn ein Bot&#x017F;chaft la&#x017F;&#x017F;en übertragen durch dir.</l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#et">(Kommt <hi rendition="#g">Jo&#x017F;eph</hi> anein und &#x017F;agt:)</hi> </l><lb/>
                  <l>Genädig&#x017F;te Frau, ihr Befelch will ich nachkommen behend.</l><lb/>
                  <l>Sie wollen mirs frei anzeigen in die&#x017F;en Moment.</l>
                </lg><lb/>
                <p>(Sagt <hi rendition="#g">Selicha:</hi>)</p><lb/>
                <lg type="poem">
                  <l>Er &#x017F;oll willkommen &#x017F;ein,</l><lb/>
                  <l>Der lieb&#x017F;ter Diener Jo&#x017F;eph mein.</l><lb/>
                  <l>Jch bitt, du &#x017F;oll&#x017F;t mir mein Bitt gewähren,</l><lb/>
                  <l>Welche ich &#x017F;chon oftermal hab thun von dir begehren,</l><lb/>
                  <l>Jndem ich dich lieb in allen Stücken.</l><lb/>
                  <l>Werf auf mir deine Liebes Blicken</l><lb/>
                  <l>Und &#x017F;ei nit &#x017F;o tyranni&#x017F;ch und unerbärmlich gegen mir.</l><lb/>
                  <l>Seh&#x2019;, was vor Schwachheiten ich hab über dir.</l><lb/>
                  <l>Dann ich trag zu dir &#x017F;olche Jnklinazion,</l><lb/>
                  <l>Drum bitt, du woll&#x017F;t mein Willen thon.</l>
                </lg><lb/>
                <p>(Sagt <hi rendition="#g">Jo&#x017F;eph:</hi>)</p><lb/>
                <lg type="poem">
                  <l>Jn allem bin ich der Frau Dien&#x017F;t verobligirt.</l><lb/>
                  <l>Allein in die&#x017F;em la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie mich ohngemole&#x017F;tirt.</l><lb/>
                  <l>So &#x017F;ie &#x017F;olches führt in ihren Sinn,</l><lb/>
                  <l>Gibt ja mehr dergleichen als ich bin.</l><lb/>
                  <l>Wie &#x017F;oll ich mich unter&#x017F;tehn,</l><lb/>
                  <l>Ueber ganz meinem Herrns Gebot zu gehn.</l><lb/>
                  <l>Denn mein Herr hat mir &#x017F;ein ganzes Haus unter Commande ge&#x017F;tellt,</l><lb/>
                  <l>Aber die gnädige Frau ausgenommen gemeldt.</l><lb/>
                  <l>Zu dem wärs ihr ein große Affrunt.</l><lb/>
                  <l>Hiemit Adieu! Sie bleiben ge&#x017F;und!</l>
                </lg><lb/>
                <p>(Sagt <hi rendition="#g">Selicha:</hi>)</p><lb/>
                <lg type="poem">
                  <l>Ach ihr Himmel, was &#x017F;oll ich nun anfangen?</l><lb/>
                  <l>Jch kann unmöglich bei ihm was erlangen.</l><lb/>
                  <l>Mein guter Pickelhering, hör mich an,</l><lb/>
                  <l>Und gib mir ein Raht, wie ichs vollführen kann.</l><lb/>
                  <l>Denn es is kein ander Mittel, ich muß &#x017F;terben,</l><lb/>
                  <l>Wenn ich &#x017F;eine Lieb nit kann genie&#x017F;&#x017F;en und erwerben!</l><lb/>
                </lg>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[503/0537] Als dieſer Rath wohl von Statten ſoll gehen, Damit mein Vorhaben und Willen möcht geſchehen. (Ruft Selicha:) Joſeph! Mein getreuer Diener, kimm arein zu mir! Jch will dem Herrn ein Botſchaft laſſen übertragen durch dir. (Kommt Joſeph anein und ſagt:) Genädigſte Frau, ihr Befelch will ich nachkommen behend. Sie wollen mirs frei anzeigen in dieſen Moment. (Sagt Selicha:) Er ſoll willkommen ſein, Der liebſter Diener Joſeph mein. Jch bitt, du ſollſt mir mein Bitt gewähren, Welche ich ſchon oftermal hab thun von dir begehren, Jndem ich dich lieb in allen Stücken. Werf auf mir deine Liebes Blicken Und ſei nit ſo tyranniſch und unerbärmlich gegen mir. Seh’, was vor Schwachheiten ich hab über dir. Dann ich trag zu dir ſolche Jnklinazion, Drum bitt, du wollſt mein Willen thon. (Sagt Joſeph:) Jn allem bin ich der Frau Dienſt verobligirt. Allein in dieſem laſſen ſie mich ohngemoleſtirt. So ſie ſolches führt in ihren Sinn, Gibt ja mehr dergleichen als ich bin. Wie ſoll ich mich unterſtehn, Ueber ganz meinem Herrns Gebot zu gehn. Denn mein Herr hat mir ſein ganzes Haus unter Commande geſtellt, Aber die gnädige Frau ausgenommen gemeldt. Zu dem wärs ihr ein große Affrunt. Hiemit Adieu! Sie bleiben geſund! (Sagt Selicha:) Ach ihr Himmel, was ſoll ich nun anfangen? Jch kann unmöglich bei ihm was erlangen. Mein guter Pickelhering, hör mich an, Und gib mir ein Raht, wie ichs vollführen kann. Denn es is kein ander Mittel, ich muß ſterben, Wenn ich ſeine Lieb nit kann genieſſen und erwerben!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum03_1862
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum03_1862/537
Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862, S. 503. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum03_1862/537>, abgerufen am 01.06.2024.