Unterschleiftreibender, namentlich im Seehandel, der Waaren un- terschlägt, schmuggelt, falsche Flaggen und Connoissements führt; lahme Lurren, elende Lügen. Richey, "Hamburger Jdiotikon", S. 157. Lausken (das Laus bei Vulcanius), Ei, doch wol von Lose, Lase, Lasse, rundes, bauchiges Gefäß für Flüssigkeiten, mittellat. lassa- num; im Schwäbischen ist Loos, Laus das Mutterschwein, träch- tiges Thier, besonders Hündin, die liederliche Weibsperson. Luer- bink, Keeß (Käse), vom zigeun. Beng, Bynk, Teufel, Popanz, Richter, Bauer (vgl. Bedeler orden und Pott, "Zigeuner", II, 407), und wahrscheinlich vom niederd. Luier, Luur, Luieren, Luuren (hamb. Löhren), Windeln, Tücher, Lappen, um etwas ein- zuwickeln; scherzhafter Ausdruck mit Bezug auf das Einwickeln und Pressen des Käses in Leinen bei der Zubereitung, vgl. S. 103 oben. Lengelink, Wurst, von der länglichen Gestalt, wie das entspre- chende Regenwurm. May, Pistole, ist nicht wohl zu erklären. Schmid, a. a. O., S. 381, führt aus der "Mörin" Hermann's von Sachsenheim (14. b. b.) die Redensart an: "Das wer der Mey", das wär' der Teufel! Morf, Mund, und Mosse, Frau, s. Bedeler orden. Offeren, Fleisch, ist doch wol nur vom nd. Offer, offeren, Opfer, opfern, abzuleiten, wo ja auch die Ausdrücke Spysoffer, Speiseopfer, Drankoffer, Trankopfer, als allge- meine Benennung für den Stoff des Opfers im Gebrauch sind, vgl. Sewachen im Wörterbuch. Pleyen, peinigen, ist das nd. plooien, falten, falzen, kneifen. Porcus, Schweinfleisch, lat.; vgl. engl. pork und franz. porc.Plomp, Wasser, von Plumpe, Pumpe, vgl. Adelung, III, 794. Platvoet, Gans, ist niederdeutsch für das hochdeutsche Plattfuß (Blattfuß). Roys, Bier, vgl. Rosch bei Vulcanius. Smix, Butter, vgl. smixe ebenda. Stroffling, Strumpf, vom niederdeutschen streepen, ströpen, streifen. Swensen, über Land laufen, eigentlich mit dem Schwanze wedeln, nachlässig einhergehen, hintergehen, vom ahd. swanz, Schwanz. Smerren, Taback, eigentlich rauchen, vom niederdeutschen smoren, versmo- ren, auch smurten, ersticken, dämpfen, die Luft benehmen, schmo- ren, im bedeckten Tiegel braten. Saccumher, einen berauben; ist gänzlich misverstandener Ausdruck für Sakkum her! Messer
Unterſchleiftreibender, namentlich im Seehandel, der Waaren un- terſchlägt, ſchmuggelt, falſche Flaggen und Connoiſſements führt; lahme Lurren, elende Lügen. Richey, „Hamburger Jdiotikon“, S. 157. Lausken (das Laus bei Vulcanius), Ei, doch wol von Loſe, Laſe, Laſſe, rundes, bauchiges Gefäß für Flüſſigkeiten, mittellat. lassa- num; im Schwäbiſchen iſt Loos, Laus das Mutterſchwein, träch- tiges Thier, beſonders Hündin, die liederliche Weibsperſon. Luer- bink, Keeß (Käſe), vom zigeun. Beng, Bynk, Teufel, Popanz, Richter, Bauer (vgl. Bedeler orden und Pott, „Zigeuner“, II, 407), und wahrſcheinlich vom niederd. Luier, Luur, Luieren, Luuren (hamb. Löhren), Windeln, Tücher, Lappen, um etwas ein- zuwickeln; ſcherzhafter Ausdruck mit Bezug auf das Einwickeln und Preſſen des Käſes in Leinen bei der Zubereitung, vgl. S. 103 oben. Lengelink, Wurſt, von der länglichen Geſtalt, wie das entſpre- chende Regenwurm. May, Piſtole, iſt nicht wohl zu erklären. Schmid, a. a. O., S. 381, führt aus der „Mörin“ Hermann’s von Sachſenheim (14. b. b.) die Redensart an: „Das wer der Mey“, das wär’ der Teufel! Morf, Mund, und Moſſe, Frau, ſ. Bedeler orden. Offeren, Fleiſch, iſt doch wol nur vom nd. Offer, offeren, Opfer, opfern, abzuleiten, wo ja auch die Ausdrücke Spysoffer, Speiſeopfer, Drankoffer, Trankopfer, als allge- meine Benennung für den Stoff des Opfers im Gebrauch ſind, vgl. Sewachen im Wörterbuch. Pleyen, peinigen, iſt das nd. plooien, falten, falzen, kneifen. Porcus, Schweinfleiſch, lat.; vgl. engl. pork und franz. porc.Plomp, Waſſer, von Plumpe, Pumpe, vgl. Adelung, III, 794. Platvoet, Gans, iſt niederdeutſch für das hochdeutſche Plattfuß (Blattfuß). Roys, Bier, vgl. Roſch bei Vulcanius. Smix, Butter, vgl. smixe ebenda. Stroffling, Strumpf, vom niederdeutſchen ſtreepen, ſtröpen, ſtreifen. Swenſen, über Land laufen, eigentlich mit dem Schwanze wedeln, nachläſſig einhergehen, hintergehen, vom ahd. swanz, Schwanz. Smerren, Taback, eigentlich rauchen, vom niederdeutſchen ſmoren, verſmo- ren, auch ſmurten, erſticken, dämpfen, die Luft benehmen, ſchmo- ren, im bedeckten Tiegel braten. Saccumher, einen berauben; iſt gänzlich misverſtandener Ausdruck für Sakkum her! Meſſer
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0121"n="109"/>
Unterſchleiftreibender, namentlich im Seehandel, der Waaren un-<lb/>
terſchlägt, ſchmuggelt, falſche Flaggen und Connoiſſements führt;<lb/><hirendition="#g">lahme Lurren,</hi> elende Lügen. Richey, „Hamburger Jdiotikon“,<lb/>
S. 157. <hirendition="#g">Lausken</hi> (das <hirendition="#aq">Laus</hi> bei Vulcanius), Ei, doch wol von Loſe,<lb/>
Laſe, Laſſe, rundes, bauchiges Gefäß für Flüſſigkeiten, mittellat. <hirendition="#aq">lassa-<lb/>
num;</hi> im Schwäbiſchen iſt <hirendition="#g">Loos, Laus</hi> das Mutterſchwein, träch-<lb/>
tiges Thier, beſonders Hündin, die liederliche Weibsperſon. <hirendition="#g">Luer-<lb/>
bink,</hi> Keeß (Käſe), vom zigeun. <hirendition="#aq">Beng, Bynk,</hi> Teufel, Popanz,<lb/>
Richter, Bauer (vgl. Bedeler orden und Pott, „Zigeuner“, <hirendition="#aq">II</hi>,<lb/>
407), und wahrſcheinlich vom niederd. <hirendition="#aq">Luier, Luur, Luieren,<lb/>
Luuren</hi> (hamb. <hirendition="#aq">Löhren</hi>), Windeln, Tücher, Lappen, um etwas ein-<lb/>
zuwickeln; ſcherzhafter Ausdruck mit Bezug auf das Einwickeln und<lb/>
Preſſen des Käſes in Leinen bei der Zubereitung, vgl. S. 103 oben.<lb/><hirendition="#g">Lengelink,</hi> Wurſt, von der länglichen Geſtalt, wie das entſpre-<lb/>
chende Regenwurm. <hirendition="#g">May,</hi> Piſtole, iſt nicht wohl zu erklären.<lb/>
Schmid, a. a. O., S. 381, führt aus der „Mörin“ Hermann’s<lb/>
von Sachſenheim (14. <hirendition="#aq">b. b.</hi>) die Redensart an: „Das wer der<lb/><hirendition="#g">Mey</hi>“, das wär’ der Teufel! <hirendition="#g">Morf,</hi> Mund, und <hirendition="#g">Moſſe,</hi> Frau,<lb/>ſ. Bedeler orden. <hirendition="#g">Offeren,</hi> Fleiſch, iſt doch wol nur vom nd.<lb/><hirendition="#aq">Offer, offeren,</hi> Opfer, opfern, abzuleiten, wo ja auch die Ausdrücke<lb/><hirendition="#g">Spysoffer,</hi> Speiſeopfer, <hirendition="#g">Drankoffer,</hi> Trankopfer, als allge-<lb/>
meine Benennung für den Stoff des Opfers im Gebrauch ſind, vgl.<lb/>
Sewachen im Wörterbuch. <hirendition="#g">Pleyen,</hi> peinigen, iſt das nd. <hirendition="#aq">plooien,</hi><lb/>
falten, falzen, kneifen. <hirendition="#g">Porcus,</hi> Schweinfleiſch, lat.; vgl. engl.<lb/><hirendition="#aq">pork</hi> und franz. <hirendition="#aq">porc.</hi><hirendition="#g">Plomp,</hi> Waſſer, von <hirendition="#g">Plumpe, Pumpe,</hi><lb/>
vgl. Adelung, <hirendition="#aq">III</hi>, 794. <hirendition="#g">Platvoet,</hi> Gans, iſt niederdeutſch für<lb/>
das hochdeutſche Plattfuß (Blattfuß). <hirendition="#g">Roys,</hi> Bier, vgl. <hirendition="#g">Roſch</hi><lb/>
bei Vulcanius. <hirendition="#g">Smix,</hi> Butter, vgl. <hirendition="#aq">smixe</hi> ebenda. <hirendition="#g">Stroffling,</hi><lb/>
Strumpf, vom niederdeutſchen ſtreepen, ſtröpen, ſtreifen. <hirendition="#g">Swenſen,</hi><lb/>
über Land laufen, eigentlich mit dem Schwanze wedeln, nachläſſig<lb/>
einhergehen, hintergehen, vom ahd. <hirendition="#aq">swanz,</hi> Schwanz. <hirendition="#g">Smerren,</hi><lb/>
Taback, eigentlich rauchen, vom niederdeutſchen <hirendition="#g">ſmoren, verſmo-<lb/>
ren,</hi> auch <hirendition="#g">ſmurten,</hi> erſticken, dämpfen, die Luft benehmen, ſchmo-<lb/>
ren, im bedeckten Tiegel braten. <hirendition="#g">Saccumher,</hi> einen berauben;<lb/>
iſt gänzlich misverſtandener Ausdruck für <hirendition="#g">Sakkum her!</hi> Meſſer<lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[109/0121]
Unterſchleiftreibender, namentlich im Seehandel, der Waaren un-
terſchlägt, ſchmuggelt, falſche Flaggen und Connoiſſements führt;
lahme Lurren, elende Lügen. Richey, „Hamburger Jdiotikon“,
S. 157. Lausken (das Laus bei Vulcanius), Ei, doch wol von Loſe,
Laſe, Laſſe, rundes, bauchiges Gefäß für Flüſſigkeiten, mittellat. lassa-
num; im Schwäbiſchen iſt Loos, Laus das Mutterſchwein, träch-
tiges Thier, beſonders Hündin, die liederliche Weibsperſon. Luer-
bink, Keeß (Käſe), vom zigeun. Beng, Bynk, Teufel, Popanz,
Richter, Bauer (vgl. Bedeler orden und Pott, „Zigeuner“, II,
407), und wahrſcheinlich vom niederd. Luier, Luur, Luieren,
Luuren (hamb. Löhren), Windeln, Tücher, Lappen, um etwas ein-
zuwickeln; ſcherzhafter Ausdruck mit Bezug auf das Einwickeln und
Preſſen des Käſes in Leinen bei der Zubereitung, vgl. S. 103 oben.
Lengelink, Wurſt, von der länglichen Geſtalt, wie das entſpre-
chende Regenwurm. May, Piſtole, iſt nicht wohl zu erklären.
Schmid, a. a. O., S. 381, führt aus der „Mörin“ Hermann’s
von Sachſenheim (14. b. b.) die Redensart an: „Das wer der
Mey“, das wär’ der Teufel! Morf, Mund, und Moſſe, Frau,
ſ. Bedeler orden. Offeren, Fleiſch, iſt doch wol nur vom nd.
Offer, offeren, Opfer, opfern, abzuleiten, wo ja auch die Ausdrücke
Spysoffer, Speiſeopfer, Drankoffer, Trankopfer, als allge-
meine Benennung für den Stoff des Opfers im Gebrauch ſind, vgl.
Sewachen im Wörterbuch. Pleyen, peinigen, iſt das nd. plooien,
falten, falzen, kneifen. Porcus, Schweinfleiſch, lat.; vgl. engl.
pork und franz. porc. Plomp, Waſſer, von Plumpe, Pumpe,
vgl. Adelung, III, 794. Platvoet, Gans, iſt niederdeutſch für
das hochdeutſche Plattfuß (Blattfuß). Roys, Bier, vgl. Roſch
bei Vulcanius. Smix, Butter, vgl. smixe ebenda. Stroffling,
Strumpf, vom niederdeutſchen ſtreepen, ſtröpen, ſtreifen. Swenſen,
über Land laufen, eigentlich mit dem Schwanze wedeln, nachläſſig
einhergehen, hintergehen, vom ahd. swanz, Schwanz. Smerren,
Taback, eigentlich rauchen, vom niederdeutſchen ſmoren, verſmo-
ren, auch ſmurten, erſticken, dämpfen, die Luft benehmen, ſchmo-
ren, im bedeckten Tiegel braten. Saccumher, einen berauben;
iſt gänzlich misverſtandener Ausdruck für Sakkum her! Meſſer
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 4. Leipzig, 1862, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum04_1862/121>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.