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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 4. Leipzig, 1862.

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Kohlen haben Koppel
Kohlen haben, "abgebrannt sein", kein Geld haben; Kohlmarkt, der Zu-
stand der Geldlosigkeit; es ist Kohlmarkt mit ihm, er hat kein Geld.
Kohol, Kohel, Kehille, Kille, Kühle (kohol, kehillo, killo), die Ver-
sammlung, Gemeinde, die geheime Versammlung der Gauner, namentlich
vor der Vollziehung eines Diebstahls. Killemann (städtisches Gemeinde-
mitglied), Mitglied einer bestimmten Gaunergesellschaft. Kohel, Kehille, Kühle,
Kille, ist noch besonders gebräuchlich als die gesammte Genossenschaft einer
Gefangenenanstalt oder einer größern Gefangenenzelle, sowie auch für Ge-
fängniß, Gefangenschaft überhaupt; daher das onomatop. im Kühlen sitzen,
synonym mit: im Schatten sitzen (in den Schatten bringen), gefangen
sitzen. Kohlschaft, die den Gaunerunternehmungen günstige düstere, späte
Jahreszeit, synonym mit Choschech (s. d.).
Kol (kol, Pl. kolos), Kohl, die Stimme, Laut, List, Finte, Simulation,
alles was man zum Schein thut. Kohl reißen, betrügen, täuschen. Kohl
machen,
blauen Dunst vormachen. Aus dem Plural Kolos ist Klos,
Kloses
gebildet, mit der Bedeutung Donnerwetter, Strafe aller Art. Hannov.
hat noch Kollert, die Kehle.
Kol (kol), alles; Kol echod, jeder einzelne; Kol hajom, den ganzen Tag;
s. das jüdischdeutsche Wörterbuch.
Kolbink (Fslspr.), der Richter. Die Ableitung ist wahrscheinlich vom deut-
schen Kolbe, platter, geschorener Kopf; Adelung, II, 1690. Doch wäre
auch die Ableitung vom zig. kalo, schwarz, und beng, bink, Teufel, mög-
lich, da Kolbink nur Schimpfwort ist.
Kollert, s. Kol.
Kommistarchener, Zeitw. kommistarchenen (chemise und Tarchenen, s. d.),
synonym mit Hemdenschnorrer, der alte, abgelebte, gewerbsunfähige Gau-
ner, welcher nur noch bettelt und baldowert; s. Schnurren.
Kone (kono), Kaune, der Käufer, Besitzer; kanjen, kangen, kinjenen,
königen
und kone sein, kaufen; gekanjet, gekauft; verkinjenen, ver-
kaufen. Konehändler (Blütenschmeißer, Ringwerfer), Gauner,
welche Unwissende mit falschen Juwelen und Goldstücken betrügen und be-
sonders Reisende, vorzüglich Handwerksgesellen, begleiten und angeblich ge-
fundene, jedoch werthlose Sachen dem unkundigen Begleiter als werthvoll zum
halben oder billigen Preise verkaufen, z. B. in einen Brief gesiegelte vergol-
dete Zahlpfennige ###r Goldstücke u. dgl. Vgl. Th. II, S. 213.
Kontrafusbais (Contrabaßhaus), das Theater, Schauspielhaus; Fslspr.
Kooch, s. Koach.
Koochew (bei Thiele verdorben Chofsche, bei Zimmermann Koffscher, von
kochab, chochow, chauchow, Stern, guter Stern, Glücksstern. Das
Koochew haben,
Glück haben. Schwer Koochew, Unglück), glücklich,
gelegen, günstig, günstig gelegen, frei, entlassen, erlaubt. Koochewcheder,
ein Raum, welcher für den Diebstahl günstig gelegen ist, in welchem man
ungestört und ohne Gefahr stehlen kann. Koochew (koffscher) kommen,
aus dem Arrest entlassen werden.
Kophel, Kophelche, s. Kofel.
Koppel (neben Jockel [s. d.] Deminutivform von Jakob), der Narr, Geck,
Hanswurst.
Ave-Lallemant, Gaunerthum. IV. 36
Kohlen haben Koppel
Kohlen haben, „abgebrannt ſein“, kein Geld haben; Kohlmarkt, der Zu-
ſtand der Geldloſigkeit; es iſt Kohlmarkt mit ihm, er hat kein Geld.
Kohol, Kohel, Kehille, Kille, Kühle (kohol, kehillo, killo), die Ver-
ſammlung, Gemeinde, die geheime Verſammlung der Gauner, namentlich
vor der Vollziehung eines Diebſtahls. Killemann (ſtädtiſches Gemeinde-
mitglied), Mitglied einer beſtimmten Gaunergeſellſchaft. Kohel, Kehille, Kühle,
Kille, iſt noch beſonders gebräuchlich als die geſammte Genoſſenſchaft einer
Gefangenenanſtalt oder einer größern Gefangenenzelle, ſowie auch für Ge-
fängniß, Gefangenſchaft überhaupt; daher das onomatop. im Kühlen ſitzen,
ſynonym mit: im Schatten ſitzen (in den Schatten bringen), gefangen
ſitzen. Kohlſchaft, die den Gaunerunternehmungen günſtige düſtere, ſpäte
Jahreszeit, ſynonym mit Choſchech (ſ. d.).
Kol (kol, Pl. kolos), Kohl, die Stimme, Laut, Liſt, Finte, Simulation,
alles was man zum Schein thut. Kohl reißen, betrügen, täuſchen. Kohl
machen,
blauen Dunſt vormachen. Aus dem Plural Kolos iſt Klos,
Kloſes
gebildet, mit der Bedeutung Donnerwetter, Strafe aller Art. Hannov.
hat noch Kollert, die Kehle.
Kol (kol), alles; Kol echod, jeder einzelne; Kol hajom, den ganzen Tag;
ſ. das jüdiſchdeutſche Wörterbuch.
Kolbink (Fſlſpr.), der Richter. Die Ableitung iſt wahrſcheinlich vom deut-
ſchen Kolbe, platter, geſchorener Kopf; Adelung, II, 1690. Doch wäre
auch die Ableitung vom zig. kalo, ſchwarz, und beng, bink, Teufel, mög-
lich, da Kolbink nur Schimpfwort iſt.
Kollert, ſ. Kol.
Kommistarchener, Zeitw. kommistarchenen (chemise und Tarchenen, ſ. d.),
ſynonym mit Hemdenſchnorrer, der alte, abgelebte, gewerbsunfähige Gau-
ner, welcher nur noch bettelt und baldowert; ſ. Schnurren.
Kone (kono), Kaune, der Käufer, Beſitzer; kanjen, kangen, kinjenen,
königen
und kone ſein, kaufen; gekanjet, gekauft; verkinjenen, ver-
kaufen. Konehändler (Blütenſchmeißer, Ringwerfer), Gauner,
welche Unwiſſende mit falſchen Juwelen und Goldſtücken betrügen und be-
ſonders Reiſende, vorzüglich Handwerksgeſellen, begleiten und angeblich ge-
fundene, jedoch werthloſe Sachen dem unkundigen Begleiter als werthvoll zum
halben oder billigen Preiſe verkaufen, z. B. in einen Brief geſiegelte vergol-
dete Zahlpfennige ###r Goldſtücke u. dgl. Vgl. Th. II, S. 213.
Kontrafusbais (Contrabaßhaus), das Theater, Schauſpielhaus; Fſlſpr.
Kooch, ſ. Koach.
Koochew (bei Thiele verdorben Chofſche, bei Zimmermann Koffſcher, von
kochab, chochow, chauchow, Stern, guter Stern, Glücksſtern. Das
Koochew haben,
Glück haben. Schwer Koochew, Unglück), glücklich,
gelegen, günſtig, günſtig gelegen, frei, entlaſſen, erlaubt. Koochewcheder,
ein Raum, welcher für den Diebſtahl günſtig gelegen iſt, in welchem man
ungeſtört und ohne Gefahr ſtehlen kann. Koochew (koffſcher) kommen,
aus dem Arreſt entlaſſen werden.
Kophel, Kophelche, ſ. Kofel.
Koppel (neben Jockel [ſ. d.] Deminutivform von Jakob), der Narr, Geck,
Hanswurſt.
Avé-Lallemant, Gaunerthum. IV. 36
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[561/0573] Kohlen haben Koppel Kohlen haben, „abgebrannt ſein“, kein Geld haben; Kohlmarkt, der Zu- ſtand der Geldloſigkeit; es iſt Kohlmarkt mit ihm, er hat kein Geld. Kohol, Kohel, Kehille, Kille, Kühle (kohol, kehillo, killo), die Ver- ſammlung, Gemeinde, die geheime Verſammlung der Gauner, namentlich vor der Vollziehung eines Diebſtahls. Killemann (ſtädtiſches Gemeinde- mitglied), Mitglied einer beſtimmten Gaunergeſellſchaft. Kohel, Kehille, Kühle, Kille, iſt noch beſonders gebräuchlich als die geſammte Genoſſenſchaft einer Gefangenenanſtalt oder einer größern Gefangenenzelle, ſowie auch für Ge- fängniß, Gefangenſchaft überhaupt; daher das onomatop. im Kühlen ſitzen, ſynonym mit: im Schatten ſitzen (in den Schatten bringen), gefangen ſitzen. Kohlſchaft, die den Gaunerunternehmungen günſtige düſtere, ſpäte Jahreszeit, ſynonym mit Choſchech (ſ. d.). Kol (kol, Pl. kolos), Kohl, die Stimme, Laut, Liſt, Finte, Simulation, alles was man zum Schein thut. Kohl reißen, betrügen, täuſchen. Kohl machen, blauen Dunſt vormachen. Aus dem Plural Kolos iſt Klos, Kloſes gebildet, mit der Bedeutung Donnerwetter, Strafe aller Art. Hannov. hat noch Kollert, die Kehle. Kol (kol), alles; Kol echod, jeder einzelne; Kol hajom, den ganzen Tag; ſ. das jüdiſchdeutſche Wörterbuch. Kolbink (Fſlſpr.), der Richter. Die Ableitung iſt wahrſcheinlich vom deut- ſchen Kolbe, platter, geſchorener Kopf; Adelung, II, 1690. Doch wäre auch die Ableitung vom zig. kalo, ſchwarz, und beng, bink, Teufel, mög- lich, da Kolbink nur Schimpfwort iſt. Kollert, ſ. Kol. Kommistarchener, Zeitw. kommistarchenen (chemise und Tarchenen, ſ. d.), ſynonym mit Hemdenſchnorrer, der alte, abgelebte, gewerbsunfähige Gau- ner, welcher nur noch bettelt und baldowert; ſ. Schnurren. Kone (kono), Kaune, der Käufer, Beſitzer; kanjen, kangen, kinjenen, königen und kone ſein, kaufen; gekanjet, gekauft; verkinjenen, ver- kaufen. Konehändler (Blütenſchmeißer, Ringwerfer), Gauner, welche Unwiſſende mit falſchen Juwelen und Goldſtücken betrügen und be- ſonders Reiſende, vorzüglich Handwerksgeſellen, begleiten und angeblich ge- fundene, jedoch werthloſe Sachen dem unkundigen Begleiter als werthvoll zum halben oder billigen Preiſe verkaufen, z. B. in einen Brief geſiegelte vergol- dete Zahlpfennige ###r Goldſtücke u. dgl. Vgl. Th. II, S. 213. Kontrafusbais (Contrabaßhaus), das Theater, Schauſpielhaus; Fſlſpr. Kooch, ſ. Koach. Koochew (bei Thiele verdorben Chofſche, bei Zimmermann Koffſcher, von kochab, chochow, chauchow, Stern, guter Stern, Glücksſtern. Das Koochew haben, Glück haben. Schwer Koochew, Unglück), glücklich, gelegen, günſtig, günſtig gelegen, frei, entlaſſen, erlaubt. Koochewcheder, ein Raum, welcher für den Diebſtahl günſtig gelegen iſt, in welchem man ungeſtört und ohne Gefahr ſtehlen kann. Koochew (koffſcher) kommen, aus dem Arreſt entlaſſen werden. Kophel, Kophelche, ſ. Kofel. Koppel (neben Jockel [ſ. d.] Deminutivform von Jakob), der Narr, Geck, Hanswurſt. Avé-Lallemant, Gaunerthum. IV. 36

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 4. Leipzig, 1862, S. 561. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum04_1862/573>, abgerufen am 24.11.2024.