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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 4. Leipzig, 1862.

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Wegweiser Wittisch
Wegweiser, die Landesverweisung; den Wegweiser erhalten, überbaun,
ausgewiesen werden.
Weißes, Papier; Weißling, Milch, der Silberzwanziger (Kopfstück, Kasch).
Weitling, die Hose (Hannov. hat noch Weitchen), von weit, im Gegensatz
von Zwängerling, Wamms, Jacke (von Zwang, zwingen).
Welsch, nur bei Thiele und unklar erörtert. Die Etymologie scheint vom ahd.
walh, walahisc, fremd, romanisch, italienisch, zu sein, vgl. Th. III, S. 22;
und welsch, in Bezug auf Schließwerk, allgemein die von der deutschen
und französischen abweichende Schloßconstruction, mithin auch die künstlichern
neuern Schließmechanismen (besonders von Chubb, Bramah, Newell u. s. w.)
zu bezeichnen. Danach erklärt sich die Bedeutung der Ausdrücke Klein-
welsch, welsch Echeder, welsch Hinterschieber, welsch Vorder-
schieber, welsch Purim,
bei Thiele genugsam. Vgl. Walen.
Wiaschmahandel, Viazmahandel (poln. wiaza), der Betrug mit Neppe-
reien, werthlosen, aber für werthvoll ausgegebenen und durch das heimlich
verabredete Zeugniß eines als scheinbar unbekannt und unverdächtig auftre-
tenden Gaunergenossen als echt und werthvoll geschätzten Schmuckgegenstän-
den, Kleinodien, zu deren Verkauf der Besitzer aus irgendeiner trüben Ver-
anlassung, Verlegenheit oder Noth, besonders auf der Reise oder nach statt-
gehabten schweren Ereignissen gezwungen zu sein vorgibt. Wiaschmahänd-
ler,
der Gauner, der diesen Handel ausübt, sowol der Veräußernde als der
Schätzende. Weil die Wiaschmahändler besonders seit den französischen Krie-
gen gern für flüchtige Polen sich ausgeben, so wird diese Betrugsweise auch
noch mit Polenhandel, Polengehen, bezeichnet, wie die Wiaschmahänd-
ler denn auch Polenhändler, Polengänger genannt werden. Auch wird
mit Pole, Polen, überhaupt der Kamerad, Genosse, bezeichnet. Von Wiaza
stammt auch noch Wiazzef, der verabredete Ort für Gaunerversammlungen,
völlig gleichbedeutend mit Emmes und Zinkplatz. Vgl. Th. II, S. 210.
Wiazzef, s. Wiaschma.
Wiener machen, des Landes verwiesen werden (vgl. Auspreuschen).
Schäffer, "Abriß", S. 405, datirt die zu diesem Ausdruck Anlaß gebenden
"Wiener Schubbe" von 1781. Doch findet sich der Ausdruck schon in der
Rotwelschen Grammatik von 1755: "Winere machen müssen, das Land
verschweren müssen", also schon in allgemeiner abstracter Bedeutung, mithin
auch von noch höherm Alter.
Winde (wenden), die Thür, besonders der bewegliche Thürflügel, Thor- und
Pfortenflügel; vgl. Mühle.
Windfang, der Mantel. Vgl. "Wintfang, mantel" des Liber Vagatorum.
Winsel, die Violine; Winseler, der Geiger, Musikant. Fiesellied:
Winsler setzts enk an
Und schabts an rechten Fasch'n (fashion)
J will lusti sein
Und mit die Fehma klatschen.
Wirdi (hannov.), die Karrenanstalt, Festung; zig. wortin, Wagen.
Wisch, die Kleidung, Tuch aller Art, Schnupftuch, Umschlagtuch.
Wittisch, der Gegensatz vom Gauner, der Nichtgauner, Philister, Linkische,
Unbeholfene, Dumme. Die Ableitung ist vom hebr. [irrelevantes Material - Zeichen fehlt], attar, verschließen,
Wegweiſer Wittiſch
Wegweiſer, die Landesverweiſung; den Wegweiſer erhalten, überbaun,
ausgewieſen werden.
Weißes, Papier; Weißling, Milch, der Silberzwanziger (Kopfſtück, Kaſch).
Weitling, die Hoſe (Hannov. hat noch Weitchen), von weit, im Gegenſatz
von Zwängerling, Wamms, Jacke (von Zwang, zwingen).
Welſch, nur bei Thiele und unklar erörtert. Die Etymologie ſcheint vom ahd.
walh, walahisc, fremd, romaniſch, italieniſch, zu ſein, vgl. Th. III, S. 22;
und welſch, in Bezug auf Schließwerk, allgemein die von der deutſchen
und franzöſiſchen abweichende Schloßconſtruction, mithin auch die künſtlichern
neuern Schließmechanismen (beſonders von Chubb, Bramah, Newell u. ſ. w.)
zu bezeichnen. Danach erklärt ſich die Bedeutung der Ausdrücke Klein-
welſch, welſch Echeder, welſch Hinterſchieber, welſch Vorder-
ſchieber, welſch Purim,
bei Thiele genugſam. Vgl. Wâlen.
Wiaſchmahandel, Viazmahandel (poln. wiaza), der Betrug mit Neppe-
reien, werthloſen, aber für werthvoll ausgegebenen und durch das heimlich
verabredete Zeugniß eines als ſcheinbar unbekannt und unverdächtig auftre-
tenden Gaunergenoſſen als echt und werthvoll geſchätzten Schmuckgegenſtän-
den, Kleinodien, zu deren Verkauf der Beſitzer aus irgendeiner trüben Ver-
anlaſſung, Verlegenheit oder Noth, beſonders auf der Reiſe oder nach ſtatt-
gehabten ſchweren Ereigniſſen gezwungen zu ſein vorgibt. Wiaſchmahänd-
ler,
der Gauner, der dieſen Handel ausübt, ſowol der Veräußernde als der
Schätzende. Weil die Wiaſchmahändler beſonders ſeit den franzöſiſchen Krie-
gen gern für flüchtige Polen ſich ausgeben, ſo wird dieſe Betrugsweiſe auch
noch mit Polenhandel, Polengehen, bezeichnet, wie die Wiaſchmahänd-
ler denn auch Polenhändler, Polengänger genannt werden. Auch wird
mit Pole, Polen, überhaupt der Kamerad, Genoſſe, bezeichnet. Von Wiaza
ſtammt auch noch Wiazzef, der verabredete Ort für Gaunerverſammlungen,
völlig gleichbedeutend mit Emmes und Zinkplatz. Vgl. Th. II, S. 210.
Wiazzef, ſ. Wiaſchma.
Wiener machen, des Landes verwieſen werden (vgl. Auspreuſchen).
Schäffer, „Abriß“, S. 405, datirt die zu dieſem Ausdruck Anlaß gebenden
„Wiener Schubbe“ von 1781. Doch findet ſich der Ausdruck ſchon in der
Rotwelſchen Grammatik von 1755: „Winere machen müſſen, das Land
verſchweren müſſen“, alſo ſchon in allgemeiner abſtracter Bedeutung, mithin
auch von noch höherm Alter.
Winde (wenden), die Thür, beſonders der bewegliche Thürflügel, Thor- und
Pfortenflügel; vgl. Mühle.
Windfang, der Mantel. Vgl. „Wintfang, mantel“ des Liber Vagatorum.
Winſel, die Violine; Winſeler, der Geiger, Muſikant. Fieſellied:
Winſler ſetzts enk an
Und ſchabts an rechten Faſch’n (fashion)
J will luſti ſein
Und mit die Fehma klatſchen.
Wirdi (hannov.), die Karrenanſtalt, Feſtung; zig. wortin, Wagen.
Wiſch, die Kleidung, Tuch aller Art, Schnupftuch, Umſchlagtuch.
Wittiſch, der Gegenſatz vom Gauner, der Nichtgauner, Philiſter, Linkiſche,
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[621/0633] Wegweiſer Wittiſch Wegweiſer, die Landesverweiſung; den Wegweiſer erhalten, überbaun, ausgewieſen werden. Weißes, Papier; Weißling, Milch, der Silberzwanziger (Kopfſtück, Kaſch). Weitling, die Hoſe (Hannov. hat noch Weitchen), von weit, im Gegenſatz von Zwängerling, Wamms, Jacke (von Zwang, zwingen). Welſch, nur bei Thiele und unklar erörtert. Die Etymologie ſcheint vom ahd. walh, walahisc, fremd, romaniſch, italieniſch, zu ſein, vgl. Th. III, S. 22; und welſch, in Bezug auf Schließwerk, allgemein die von der deutſchen und franzöſiſchen abweichende Schloßconſtruction, mithin auch die künſtlichern neuern Schließmechanismen (beſonders von Chubb, Bramah, Newell u. ſ. w.) zu bezeichnen. Danach erklärt ſich die Bedeutung der Ausdrücke Klein- welſch, welſch Echeder, welſch Hinterſchieber, welſch Vorder- ſchieber, welſch Purim, bei Thiele genugſam. Vgl. Wâlen. Wiaſchmahandel, Viazmahandel (poln. wiaza), der Betrug mit Neppe- reien, werthloſen, aber für werthvoll ausgegebenen und durch das heimlich verabredete Zeugniß eines als ſcheinbar unbekannt und unverdächtig auftre- tenden Gaunergenoſſen als echt und werthvoll geſchätzten Schmuckgegenſtän- den, Kleinodien, zu deren Verkauf der Beſitzer aus irgendeiner trüben Ver- anlaſſung, Verlegenheit oder Noth, beſonders auf der Reiſe oder nach ſtatt- gehabten ſchweren Ereigniſſen gezwungen zu ſein vorgibt. Wiaſchmahänd- ler, der Gauner, der dieſen Handel ausübt, ſowol der Veräußernde als der Schätzende. Weil die Wiaſchmahändler beſonders ſeit den franzöſiſchen Krie- gen gern für flüchtige Polen ſich ausgeben, ſo wird dieſe Betrugsweiſe auch noch mit Polenhandel, Polengehen, bezeichnet, wie die Wiaſchmahänd- ler denn auch Polenhändler, Polengänger genannt werden. Auch wird mit Pole, Polen, überhaupt der Kamerad, Genoſſe, bezeichnet. Von Wiaza ſtammt auch noch Wiazzef, der verabredete Ort für Gaunerverſammlungen, völlig gleichbedeutend mit Emmes und Zinkplatz. Vgl. Th. II, S. 210. Wiazzef, ſ. Wiaſchma. Wiener machen, des Landes verwieſen werden (vgl. Auspreuſchen). Schäffer, „Abriß“, S. 405, datirt die zu dieſem Ausdruck Anlaß gebenden „Wiener Schubbe“ von 1781. Doch findet ſich der Ausdruck ſchon in der Rotwelſchen Grammatik von 1755: „Winere machen müſſen, das Land verſchweren müſſen“, alſo ſchon in allgemeiner abſtracter Bedeutung, mithin auch von noch höherm Alter. Winde (wenden), die Thür, beſonders der bewegliche Thürflügel, Thor- und Pfortenflügel; vgl. Mühle. Windfang, der Mantel. Vgl. „Wintfang, mantel“ des Liber Vagatorum. Winſel, die Violine; Winſeler, der Geiger, Muſikant. Fieſellied: Winſler ſetzts enk an Und ſchabts an rechten Faſch’n (fashion) J will luſti ſein Und mit die Fehma klatſchen. Wirdi (hannov.), die Karrenanſtalt, Feſtung; zig. wortin, Wagen. Wiſch, die Kleidung, Tuch aller Art, Schnupftuch, Umſchlagtuch. Wittiſch, der Gegenſatz vom Gauner, der Nichtgauner, Philiſter, Linkiſche, Unbeholfene, Dumme. Die Ableitung iſt vom hebr. _ , attar, verſchließen,

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 4. Leipzig, 1862, S. 621. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum04_1862/633>, abgerufen am 24.11.2024.