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Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 1. 2. Aufl. Berlin, 1753.

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Von der Finger-Setzung.
dem dritten Finger über den vierten geschiehet, hat seinen eigent-Tab II.
lichen Nutzen bey Passagien ohne halben Töne; allda geschiehet
es auch, wenn es nöthig ist, oft hinter einander. Dann und
wann geschiehet es auch bey einem eintzigen vorkommenden halben
Ton; man setzet in der Folge den Daumen oder vierten Finger
gleich an dem halben Tone ein, und der zweyte oder dritte Fin-
ger, welche dieses wegen ihrer vorzüglichen Länge bequem thun
können, steigen auf diesen halben Ton; hierauf nimmt gantz natür-
lich der Daumen nach der §. 32. angeführten Regel seinen ihm
zugekommenden Platz ein. Das bey Fig. IX. angeführte Exempel
(a) könnte eine Ausnahme wider unsere Regel abgeben, doch
wird solches gewöhnlicher mit Untersetzung des Daumens (b) ge-
spielt. Folglich ist das Ueberschlagen mit dem zweyten Finger
über den Daumen auch in dergleichen Fällen brauchbarer als das
mit dem dritten Finger über den vierten. Dieses Ueberschlagen
bey einem vorkommenden halben Tone hat mich genöthiget, diese
Scala durch zwey Octaven wegen der Folge durchzuführen.

§. 36.

G dur im Absteigen erscheint bey Fig. X. ebenfalls
mit dreyerley Ordnungen der Finger. Die, wo der Daumen
ins C steigt, ist ohne Zweifel die ungewöhnlichste; die von den
Noten entfernste, die gefährlichste; alle 3 aber brauchbar.

§. 37.

E moll im Aufsteigen hat nur diese eintzige gute
Applicatur, Fig. XI. Wer anstatt den Daumen in die Quinte
h, solchen in die Quarte a setzen wolte, müßte solches bey Exem-
peln thun, wo die Folge dieses erfordert, sonsten ist diese Fin-
ger-Setzung nicht anzurathen. Man hüte sich bey diesem durch
eine gantze Octave aufsteigenden E moll, daß man den Daumen
nicht ins g, nach der in gedachten 33. §. gegebenen Regel ein-
setzt, weil man sonst nicht mit den Fingern auskäme. Diese sonst
so gewisse Regel leidet wie wir in der Folge sehen werden, nur

ein

Von der Finger-Setzung.
dem dritten Finger uͤber den vierten geſchiehet, hat ſeinen eigent-Tab II.
lichen Nutzen bey Paſſagien ohne halben Toͤne; allda geſchiehet
es auch, wenn es noͤthig iſt, oft hinter einander. Dann und
wann geſchiehet es auch bey einem eintzigen vorkommenden halben
Ton; man ſetzet in der Folge den Daumen oder vierten Finger
gleich an dem halben Tone ein, und der zweyte oder dritte Fin-
ger, welche dieſes wegen ihrer vorzuͤglichen Laͤnge bequem thun
koͤnnen, ſteigen auf dieſen halben Ton; hierauf nimmt gantz natuͤr-
lich der Daumen nach der §. 32. angefuͤhrten Regel ſeinen ihm
zugekommenden Platz ein. Das bey Fig. IX. angefuͤhrte Exempel
(a) koͤnnte eine Ausnahme wider unſere Regel abgeben, doch
wird ſolches gewoͤhnlicher mit Unterſetzung des Daumens (b) ge-
ſpielt. Folglich iſt das Ueberſchlagen mit dem zweyten Finger
uͤber den Daumen auch in dergleichen Faͤllen brauchbarer als das
mit dem dritten Finger uͤber den vierten. Dieſes Ueberſchlagen
bey einem vorkommenden halben Tone hat mich genoͤthiget, dieſe
Scala durch zwey Octaven wegen der Folge durchzufuͤhren.

§. 36.

G dur im Abſteigen erſcheint bey Fig. X. ebenfalls
mit dreyerley Ordnungen der Finger. Die, wo der Daumen
ins C ſteigt, iſt ohne Zweifel die ungewoͤhnlichſte; die von den
Noten entfernſte, die gefaͤhrlichſte; alle 3 aber brauchbar.

§. 37.

E moll im Aufſteigen hat nur dieſe eintzige gute
Applicatur, Fig. XI. Wer anſtatt den Daumen in die Quinte
h, ſolchen in die Quarte a ſetzen wolte, muͤßte ſolches bey Exem-
peln thun, wo die Folge dieſes erfordert, ſonſten iſt dieſe Fin-
ger-Setzung nicht anzurathen. Man huͤte ſich bey dieſem durch
eine gantze Octave aufſteigenden E moll, daß man den Daumen
nicht ins g, nach der in gedachten 33. §. gegebenen Regel ein-
ſetzt, weil man ſonſt nicht mit den Fingern auskaͤme. Dieſe ſonſt
ſo gewiſſe Regel leidet wie wir in der Folge ſehen werden, nur

ein
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[23/0031] Von der Finger-Setzung. dem dritten Finger uͤber den vierten geſchiehet, hat ſeinen eigent- lichen Nutzen bey Paſſagien ohne halben Toͤne; allda geſchiehet es auch, wenn es noͤthig iſt, oft hinter einander. Dann und wann geſchiehet es auch bey einem eintzigen vorkommenden halben Ton; man ſetzet in der Folge den Daumen oder vierten Finger gleich an dem halben Tone ein, und der zweyte oder dritte Fin- ger, welche dieſes wegen ihrer vorzuͤglichen Laͤnge bequem thun koͤnnen, ſteigen auf dieſen halben Ton; hierauf nimmt gantz natuͤr- lich der Daumen nach der §. 32. angefuͤhrten Regel ſeinen ihm zugekommenden Platz ein. Das bey Fig. IX. angefuͤhrte Exempel (a) koͤnnte eine Ausnahme wider unſere Regel abgeben, doch wird ſolches gewoͤhnlicher mit Unterſetzung des Daumens (b) ge- ſpielt. Folglich iſt das Ueberſchlagen mit dem zweyten Finger uͤber den Daumen auch in dergleichen Faͤllen brauchbarer als das mit dem dritten Finger uͤber den vierten. Dieſes Ueberſchlagen bey einem vorkommenden halben Tone hat mich genoͤthiget, dieſe Scala durch zwey Octaven wegen der Folge durchzufuͤhren. Tab II. §. 36. G dur im Abſteigen erſcheint bey Fig. X. ebenfalls mit dreyerley Ordnungen der Finger. Die, wo der Daumen ins C ſteigt, iſt ohne Zweifel die ungewoͤhnlichſte; die von den Noten entfernſte, die gefaͤhrlichſte; alle 3 aber brauchbar. §. 37. E moll im Aufſteigen hat nur dieſe eintzige gute Applicatur, Fig. XI. Wer anſtatt den Daumen in die Quinte h, ſolchen in die Quarte a ſetzen wolte, muͤßte ſolches bey Exem- peln thun, wo die Folge dieſes erfordert, ſonſten iſt dieſe Fin- ger-Setzung nicht anzurathen. Man huͤte ſich bey dieſem durch eine gantze Octave aufſteigenden E moll, daß man den Daumen nicht ins g, nach der in gedachten 33. §. gegebenen Regel ein- ſetzt, weil man ſonſt nicht mit den Fingern auskaͤme. Dieſe ſonſt ſo gewiſſe Regel leidet wie wir in der Folge ſehen werden, nur ein

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Zitationshilfe: Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 1. 2. Aufl. Berlin, 1753, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bach_versuch01_1759/31>, abgerufen am 23.11.2024.