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Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 1. 2. Aufl. Berlin, 1753.

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Das zweyte Hauptstück, erste Abtheilung.
saurer, als den Clavier-Spielern, sondern man hat auch aus
der Erfahrung, daß dadurch viele undeutliche ja falsche Zeichen
entstanden sind, welche noch jetzo zuweilen verursachen, daß viele
Sachen nicht gehörig ausgeführet werden. Zum Exempel der
Mordent ist in der Musick eine nöthige und bekannte Manier,
indessen kennen wenige, ausser die Clavieristen, dessen Zeichen.
Jch weiß daß dadurch oft eine Stelle in einem Stücke verdorben
worden ist. Diese Stelle muste, wenn sie nicht unschmackhaft
klingen sollte, mit einem langen Mordenten heraus gebracht wer-
den, welchen niemand ohne Andeutung würde errathen haben.
Die Nothwendigkeit dieses nur bey dem Claviere bekannte Zei-
chen darzu zu setzen, weil man kein anders hat, verursachte, daß
man es mit dem Zeichen eines Trillers verwechselte. Wir wer-
den in der Folge aus der grossen Verschiedenheit dieser zwey
Manieren ersehen, wie unangenehm die Würckung hiervon gewe-
sen sey.

§. 16.

Da die Frantzosen sorgfältig in Beysetzung der Zei-
chen ihrer Manieren sind, so folgt hieraus, gleichwie man sich
leider bishero überhaupt von ihren Sachen und ihrer guten Art
das Clavier zu spielen entfernt, daß man auch dadurch zugleich
von der genauen Andeutung der Manieren dergestalt abgewichen
ist, daß diese sonst so bekannten Zeichen jetzo auch bey den Cla-
vier-Sachen schon angefangen, fremde Dinge zu seyn.

§. 17.

Die in denen Manieren steckende Noten richten sich
wegen der Versetzungs-Zeichen nach der Vorzeichnung bey dem
Schlüssel. Dem ohngeacht werden wir in der Folge sehen, daß
bald die vorhergehenden, bald die nachfolgenden Noten und über-
haupt die Ausweichungen eines Gesanges in eine andere Tonart
hierinnen eine Ausnahme oft zu machen pflegen, welche ein ge-
übtes Ohr bald zu entdecken weiß.

§. 18.

Das zweyte Hauptſtuͤck, erſte Abtheilung.
ſaurer, als den Clavier-Spielern, ſondern man hat auch aus
der Erfahrung, daß dadurch viele undeutliche ja falſche Zeichen
entſtanden ſind, welche noch jetzo zuweilen verurſachen, daß viele
Sachen nicht gehoͤrig ausgefuͤhret werden. Zum Exempel der
Mordent iſt in der Muſick eine noͤthige und bekannte Manier,
indeſſen kennen wenige, auſſer die Clavieriſten, deſſen Zeichen.
Jch weiß daß dadurch oft eine Stelle in einem Stuͤcke verdorben
worden iſt. Dieſe Stelle muſte, wenn ſie nicht unſchmackhaft
klingen ſollte, mit einem langen Mordenten heraus gebracht wer-
den, welchen niemand ohne Andeutung wuͤrde errathen haben.
Die Nothwendigkeit dieſes nur bey dem Claviere bekannte Zei-
chen darzu zu ſetzen, weil man kein anders hat, verurſachte, daß
man es mit dem Zeichen eines Trillers verwechſelte. Wir wer-
den in der Folge aus der groſſen Verſchiedenheit dieſer zwey
Manieren erſehen, wie unangenehm die Wuͤrckung hiervon gewe-
ſen ſey.

§. 16.

Da die Frantzoſen ſorgfaͤltig in Beyſetzung der Zei-
chen ihrer Manieren ſind, ſo folgt hieraus, gleichwie man ſich
leider bishero uͤberhaupt von ihren Sachen und ihrer guten Art
das Clavier zu ſpielen entfernt, daß man auch dadurch zugleich
von der genauen Andeutung der Manieren dergeſtalt abgewichen
iſt, daß dieſe ſonſt ſo bekannten Zeichen jetzo auch bey den Cla-
vier-Sachen ſchon angefangen, fremde Dinge zu ſeyn.

§. 17.

Die in denen Manieren ſteckende Noten richten ſich
wegen der Verſetzungs-Zeichen nach der Vorzeichnung bey dem
Schluͤſſel. Dem ohngeacht werden wir in der Folge ſehen, daß
bald die vorhergehenden, bald die nachfolgenden Noten und uͤber-
haupt die Ausweichungen eines Geſanges in eine andere Tonart
hierinnen eine Ausnahme oft zu machen pflegen, welche ein ge-
uͤbtes Ohr bald zu entdecken weiß.

§. 18.
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[50/0058] Das zweyte Hauptſtuͤck, erſte Abtheilung. ſaurer, als den Clavier-Spielern, ſondern man hat auch aus der Erfahrung, daß dadurch viele undeutliche ja falſche Zeichen entſtanden ſind, welche noch jetzo zuweilen verurſachen, daß viele Sachen nicht gehoͤrig ausgefuͤhret werden. Zum Exempel der Mordent iſt in der Muſick eine noͤthige und bekannte Manier, indeſſen kennen wenige, auſſer die Clavieriſten, deſſen Zeichen. Jch weiß daß dadurch oft eine Stelle in einem Stuͤcke verdorben worden iſt. Dieſe Stelle muſte, wenn ſie nicht unſchmackhaft klingen ſollte, mit einem langen Mordenten heraus gebracht wer- den, welchen niemand ohne Andeutung wuͤrde errathen haben. Die Nothwendigkeit dieſes nur bey dem Claviere bekannte Zei- chen darzu zu ſetzen, weil man kein anders hat, verurſachte, daß man es mit dem Zeichen eines Trillers verwechſelte. Wir wer- den in der Folge aus der groſſen Verſchiedenheit dieſer zwey Manieren erſehen, wie unangenehm die Wuͤrckung hiervon gewe- ſen ſey. §. 16. Da die Frantzoſen ſorgfaͤltig in Beyſetzung der Zei- chen ihrer Manieren ſind, ſo folgt hieraus, gleichwie man ſich leider bishero uͤberhaupt von ihren Sachen und ihrer guten Art das Clavier zu ſpielen entfernt, daß man auch dadurch zugleich von der genauen Andeutung der Manieren dergeſtalt abgewichen iſt, daß dieſe ſonſt ſo bekannten Zeichen jetzo auch bey den Cla- vier-Sachen ſchon angefangen, fremde Dinge zu ſeyn. §. 17. Die in denen Manieren ſteckende Noten richten ſich wegen der Verſetzungs-Zeichen nach der Vorzeichnung bey dem Schluͤſſel. Dem ohngeacht werden wir in der Folge ſehen, daß bald die vorhergehenden, bald die nachfolgenden Noten und uͤber- haupt die Ausweichungen eines Geſanges in eine andere Tonart hierinnen eine Ausnahme oft zu machen pflegen, welche ein ge- uͤbtes Ohr bald zu entdecken weiß. §. 18.

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Zitationshilfe: Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 1. 2. Aufl. Berlin, 1753, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bach_versuch01_1759/58>, abgerufen am 23.11.2024.