Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 2. Berlin, 1762.

Bild:
<< vorherige Seite

Einleitung.
Ripienstimmen mit gut Achtung geben. Ist aber keine Harmonie in
Mittelstimmen ausgesetzt, z. E. beym Solo, oder Trio, so wird die
Begleitung ganz allein nach dem Affecte des Stückes und dem
Vortrag der Mitmusicirenden eingerichtet, damit die Absichten des
Componisten und der Ausführer befördert werden.

§. 20.

Auch hier ist das Vorhersehen auf die Folge eben
so nöthig, als beym Notenlesen überhaupt.

§. 21.

Nach dem, was im 19 §. erwehnet ist, werde ich
also so kurz und deutlich, als möglich, die gewöhnlichen Regeln,
ihre Abänderungen, und hiernächst ein Haufen Anmerkungen so wohl
über das ganze Accompagnement überhaupt, als über jede Aufgabe
besonders anführen. Ich werde auf Mittel bedacht seyn, diese Aufga-
ben leicht finden zu lernen. Die Gefährlichkeit, Fehler zu begehen,
und die Mittel dawider sollen treulich angezeigt werden. Die beste
Lage gewisser Aufgaben werde ich bekannt machen und überall sa-
gen, welches die unentbehrlichen, die weniger nothwendigen, die al-
lenfals zu wissenden und die zu verdoppelnden Intervallen sind.

§. 22.

Dieses letztere ist deswegen nöthig, weil die Har-
monie bald schwach bald stark seyn muß, und bisweilen ein Stück
in Ansehung der Vollstimmigkeit alle Arten des Accompagnements
erfordert.

§. 23.

Das Accompagnement kann ein -- zwey --
drey -- vier
-- und mehrstimmig seyn.

§. 24.

Das durchaus vier und mehrstimmige Ac-
compagnement
gehört für starke Musiken, für gearbeitete Sa-
chen, Contrapuncte, Fugen u. s. w. und überhaupt für Stücke wo
nur Musik ist, ohne daß der Geschmack besonders dran Antheil hat.

§. 25.

Bey dem vierstimmigen Accompagnemente werde ich
sowohl auf die Reinigkeit als besonders auf eine geschickte Fort-
schreitung der Intervallen
bedacht seyn. Eine Menge von

Exem-
A 3

Einleitung.
Ripienſtimmen mit gut Achtung geben. Iſt aber keine Harmonie in
Mittelſtimmen ausgeſetzt, z. E. beym Solo, oder Trio, ſo wird die
Begleitung ganz allein nach dem Affecte des Stückes und dem
Vortrag der Mitmuſicirenden eingerichtet, damit die Abſichten des
Componiſten und der Ausführer befördert werden.

§. 20.

Auch hier iſt das Vorherſehen auf die Folge eben
ſo nöthig, als beym Notenleſen überhaupt.

§. 21.

Nach dem, was im 19 §. erwehnet iſt, werde ich
alſo ſo kurz und deutlich, als möglich, die gewöhnlichen Regeln,
ihre Abänderungen, und hiernächſt ein Haufen Anmerkungen ſo wohl
über das ganze Accompagnement überhaupt, als über jede Aufgabe
beſonders anführen. Ich werde auf Mittel bedacht ſeyn, dieſe Aufga-
ben leicht finden zu lernen. Die Gefährlichkeit, Fehler zu begehen,
und die Mittel dawider ſollen treulich angezeigt werden. Die beſte
Lage gewiſſer Aufgaben werde ich bekannt machen und überall ſa-
gen, welches die unentbehrlichen, die weniger nothwendigen, die al-
lenfals zu wiſſenden und die zu verdoppelnden Intervallen ſind.

§. 22.

Dieſes letztere iſt deswegen nöthig, weil die Har-
monie bald ſchwach bald ſtark ſeyn muß, und bisweilen ein Stück
in Anſehung der Vollſtimmigkeit alle Arten des Accompagnements
erfordert.

§. 23.

Das Accompagnement kann ein — zwey —
drey — vier
— und mehrſtimmig ſeyn.

§. 24.

Das durchaus vier und mehrſtimmige Ac-
compagnement
gehört für ſtarke Muſiken, für gearbeitete Sa-
chen, Contrapuncte, Fugen u. ſ. w. und überhaupt für Stücke wo
nur Muſik iſt, ohne daß der Geſchmack beſonders dran Antheil hat.

§. 25.

Bey dem vierſtimmigen Accompagnemente werde ich
ſowohl auf die Reinigkeit als beſonders auf eine geſchickte Fort-
ſchreitung der Intervallen
bedacht ſeyn. Eine Menge von

Exem-
A 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0015" n="5"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Einleitung.</hi></fw><lb/>
Ripien&#x017F;timmen mit gut Achtung geben. I&#x017F;t aber keine Harmonie in<lb/>
Mittel&#x017F;timmen ausge&#x017F;etzt, z. E. beym Solo, oder Trio, &#x017F;o wird die<lb/>
Begleitung ganz allein nach dem Affecte des Stückes und dem<lb/>
Vortrag der Mitmu&#x017F;icirenden eingerichtet, damit die Ab&#x017F;ichten des<lb/>
Componi&#x017F;ten und der Ausführer befördert werden.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 20.</head>
          <p>Auch hier i&#x017F;t das <hi rendition="#fr">Vorher&#x017F;ehen auf die Folge</hi> eben<lb/>
&#x017F;o nöthig, als beym Notenle&#x017F;en überhaupt.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 21.</head>
          <p>Nach dem, was im 19 §. erwehnet i&#x017F;t, werde ich<lb/>
al&#x017F;o &#x017F;o kurz und deutlich, als möglich, die gewöhnlichen Regeln,<lb/>
ihre Abänderungen, und hiernäch&#x017F;t ein Haufen Anmerkungen &#x017F;o wohl<lb/>
über das ganze Accompagnement überhaupt, als über jede Aufgabe<lb/>
be&#x017F;onders anführen. Ich werde auf Mittel bedacht &#x017F;eyn, die&#x017F;e Aufga-<lb/>
ben leicht finden zu lernen. Die Gefährlichkeit, Fehler zu begehen,<lb/>
und die Mittel dawider &#x017F;ollen treulich angezeigt werden. Die be&#x017F;te<lb/>
Lage gewi&#x017F;&#x017F;er Aufgaben werde ich bekannt machen und überall &#x017F;a-<lb/>
gen, welches die unentbehrlichen, die weniger nothwendigen, die al-<lb/>
lenfals zu wi&#x017F;&#x017F;enden und die zu verdoppelnden Intervallen &#x017F;ind.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 22.</head>
          <p>Die&#x017F;es letztere i&#x017F;t deswegen nöthig, weil die Har-<lb/>
monie bald &#x017F;chwach bald &#x017F;tark &#x017F;eyn muß, und bisweilen <hi rendition="#fr">ein Stück</hi><lb/>
in An&#x017F;ehung der Voll&#x017F;timmigkeit alle Arten des Accompagnements<lb/>
erfordert.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 23.</head>
          <p>Das <hi rendition="#fr">Accompagnement</hi> kann <hi rendition="#fr">ein &#x2014; zwey &#x2014;<lb/>
drey &#x2014; vier</hi> &#x2014; und <hi rendition="#fr">mehr&#x017F;timmig</hi> &#x017F;eyn.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 24.</head>
          <p>Das <hi rendition="#fr">durchaus vier</hi> und <hi rendition="#fr">mehr&#x017F;timmige Ac-<lb/>
compagnement</hi> gehört für &#x017F;tarke Mu&#x017F;iken, für gearbeitete Sa-<lb/>
chen, Contrapuncte, Fugen u. &#x017F;. w. und überhaupt für Stücke wo<lb/>
nur Mu&#x017F;ik i&#x017F;t, ohne daß der Ge&#x017F;chmack be&#x017F;onders dran Antheil hat.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 25.</head>
          <p>Bey dem vier&#x017F;timmigen Accompagnemente werde ich<lb/>
&#x017F;owohl auf die Reinigkeit als <hi rendition="#fr">be&#x017F;onders</hi> auf eine <hi rendition="#fr">ge&#x017F;chickte Fort-<lb/>
&#x017F;chreitung der Intervallen</hi> bedacht &#x017F;eyn. Eine Menge von<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A 3</fw><fw place="bottom" type="catch">Exem-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[5/0015] Einleitung. Ripienſtimmen mit gut Achtung geben. Iſt aber keine Harmonie in Mittelſtimmen ausgeſetzt, z. E. beym Solo, oder Trio, ſo wird die Begleitung ganz allein nach dem Affecte des Stückes und dem Vortrag der Mitmuſicirenden eingerichtet, damit die Abſichten des Componiſten und der Ausführer befördert werden. §. 20. Auch hier iſt das Vorherſehen auf die Folge eben ſo nöthig, als beym Notenleſen überhaupt. §. 21. Nach dem, was im 19 §. erwehnet iſt, werde ich alſo ſo kurz und deutlich, als möglich, die gewöhnlichen Regeln, ihre Abänderungen, und hiernächſt ein Haufen Anmerkungen ſo wohl über das ganze Accompagnement überhaupt, als über jede Aufgabe beſonders anführen. Ich werde auf Mittel bedacht ſeyn, dieſe Aufga- ben leicht finden zu lernen. Die Gefährlichkeit, Fehler zu begehen, und die Mittel dawider ſollen treulich angezeigt werden. Die beſte Lage gewiſſer Aufgaben werde ich bekannt machen und überall ſa- gen, welches die unentbehrlichen, die weniger nothwendigen, die al- lenfals zu wiſſenden und die zu verdoppelnden Intervallen ſind. §. 22. Dieſes letztere iſt deswegen nöthig, weil die Har- monie bald ſchwach bald ſtark ſeyn muß, und bisweilen ein Stück in Anſehung der Vollſtimmigkeit alle Arten des Accompagnements erfordert. §. 23. Das Accompagnement kann ein — zwey — drey — vier — und mehrſtimmig ſeyn. §. 24. Das durchaus vier und mehrſtimmige Ac- compagnement gehört für ſtarke Muſiken, für gearbeitete Sa- chen, Contrapuncte, Fugen u. ſ. w. und überhaupt für Stücke wo nur Muſik iſt, ohne daß der Geſchmack beſonders dran Antheil hat. §. 25. Bey dem vierſtimmigen Accompagnemente werde ich ſowohl auf die Reinigkeit als beſonders auf eine geſchickte Fort- ſchreitung der Intervallen bedacht ſeyn. Eine Menge von Exem- A 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bach_versuch02_1762
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bach_versuch02_1762/15
Zitationshilfe: Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bach_versuch02_1762/15>, abgerufen am 21.11.2024.