Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 2. Berlin, 1762.

Bild:
<< vorherige Seite

Einleitung.
nöthigen Vorbereitung und Auflösung nichts versehen, und die ver-
botnen Quinten und Octaven müssen aufs strengste vermieden werden.

§. 37.

Indem man mit den Scholaren die vierstimmige
Begleitung in allen drey Lagen durchgehet, so lernen sie noch
ausserdem, was im 35 §. angeführt ist, (1) bey gewissen Gele-
genheiten, wenn es nöthig ist, eine von den Mittelstimmen mit der
linken Hand nehmen; (2) werden ihnen die Fälle bekannt, wo
zwo Stimmen in den Einklang zusammen gehen; (3) wird ihnen
gezeiget, wie man zuweilen, um Quinten zu vermeiden, ohne
zur Lage zurück zu kehren, die schon da gewesen ist, noch eine
Stimme mehr in der rechten Hand nimmt, welche man nachher
wieder verläßt; (4) kommt die Wiederholung der Harmonie in
einer höhern Lage auf derselben Baßnote mit vor, um wieder in
die Höhe zu kommen, wenn man zu tief herunter gewesen. Alle diese
vier Hülfsmittel sind beym Generalbasse nicht allein erlaubt, son-
dern, wie wir in der Folge sehen werden, oft nöthig.

§. 38.

Die unvermeidlichen steifen Fortschreitungen, des-
gleichen die verdeckten Quinten und Octaven, und einige erlaubte
Quinten gegen den Baß, bringt man in die Mittelstimmen; die
Oberstimme muß jederzeit singend, und in Ansehung des Basses
ganz rein seyn.

§. 39.

Man fange in der Unterweisung bey den leichten Auf-
gaben an, und gehe sie in der Ordnung alle durch. Ueber jede
Aufgabe muß ein kurzes Uebungsexempel vorgeschrieben
werden. Diese Kürze erhält die Gedult, weil man nicht eher
an ein neues Exempel gehen darf, biß das alte recht fest im Kopfe
und in Händen ist. Im Gegentheil hält man die Lehrbegierigen
durch eine unnöthige' Weitläuftigkeit zu lange auf, und gewinnt
nichts weiter, weil das fleißige Accompagniren ganzer und verschie-
dener Stücke nach der Kenntniß der Aufgaben, wozu kurze Exem-

pel

Einleitung.
nöthigen Vorbereitung und Auflöſung nichts verſehen, und die ver-
botnen Quinten und Octaven müſſen aufs ſtrengſte vermieden werden.

§. 37.

Indem man mit den Scholaren die vierſtimmige
Begleitung in allen drey Lagen durchgehet, ſo lernen ſie noch
auſſerdem, was im 35 §. angeführt iſt, (1) bey gewiſſen Gele-
genheiten, wenn es nöthig iſt, eine von den Mittelſtimmen mit der
linken Hand nehmen; (2) werden ihnen die Fälle bekannt, wo
zwo Stimmen in den Einklang zuſammen gehen; (3) wird ihnen
gezeiget, wie man zuweilen, um Quinten zu vermeiden, ohne
zur Lage zurück zu kehren, die ſchon da geweſen iſt, noch eine
Stimme mehr in der rechten Hand nimmt, welche man nachher
wieder verläßt; (4) kommt die Wiederholung der Harmonie in
einer höhern Lage auf derſelben Baßnote mit vor, um wieder in
die Höhe zu kommen, wenn man zu tief herunter geweſen. Alle dieſe
vier Hülfsmittel ſind beym Generalbaſſe nicht allein erlaubt, ſon-
dern, wie wir in der Folge ſehen werden, oft nöthig.

§. 38.

Die unvermeidlichen ſteifen Fortſchreitungen, des-
gleichen die verdeckten Quinten und Octaven, und einige erlaubte
Quinten gegen den Baß, bringt man in die Mittelſtimmen; die
Oberſtimme muß jederzeit ſingend, und in Anſehung des Baſſes
ganz rein ſeyn.

§. 39.

Man fange in der Unterweiſung bey den leichten Auf-
gaben an, und gehe ſie in der Ordnung alle durch. Ueber jede
Aufgabe muß ein kurzes Uebungsexempel vorgeſchrieben
werden. Dieſe Kürze erhält die Gedult, weil man nicht eher
an ein neues Exempel gehen darf, biß das alte recht feſt im Kopfe
und in Händen iſt. Im Gegentheil hält man die Lehrbegierigen
durch eine unnöthige’ Weitläuftigkeit zu lange auf, und gewinnt
nichts weiter, weil das fleißige Accompagniren ganzer und verſchie-
dener Stücke nach der Kenntniß der Aufgaben, wozu kurze Exem-

pel
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0018" n="8"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Einleitung.</hi></fw><lb/>
nöthigen Vorbereitung und Auflö&#x017F;ung nichts ver&#x017F;ehen, und die ver-<lb/>
botnen Quinten und Octaven mü&#x017F;&#x017F;en aufs &#x017F;treng&#x017F;te vermieden werden.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 37.</head>
          <p>Indem man mit den Scholaren die vier&#x017F;timmige<lb/>
Begleitung in allen drey Lagen durchgehet, &#x017F;o lernen &#x017F;ie noch<lb/>
au&#x017F;&#x017F;erdem, was im 35 §. angeführt i&#x017F;t, (1) bey gewi&#x017F;&#x017F;en Gele-<lb/>
genheiten, wenn es nöthig i&#x017F;t, eine von den Mittel&#x017F;timmen mit der<lb/>
linken Hand nehmen; (2) werden ihnen die Fälle bekannt, wo<lb/>
zwo Stimmen in den Einklang zu&#x017F;ammen gehen; (3) wird ihnen<lb/>
gezeiget, wie man zuweilen, um Quinten zu vermeiden, ohne<lb/>
zur Lage zurück zu kehren, die &#x017F;chon da gewe&#x017F;en i&#x017F;t, noch eine<lb/>
Stimme mehr in der rechten Hand nimmt, welche man nachher<lb/>
wieder verläßt; (4) kommt die Wiederholung der Harmonie in<lb/>
einer höhern Lage auf der&#x017F;elben Baßnote mit vor, um wieder in<lb/>
die Höhe zu kommen, wenn man zu tief herunter gewe&#x017F;en. Alle die&#x017F;e<lb/>
vier Hülfsmittel &#x017F;ind beym Generalba&#x017F;&#x017F;e nicht allein erlaubt, &#x017F;on-<lb/>
dern, wie wir in der Folge &#x017F;ehen werden, oft nöthig.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 38.</head>
          <p>Die unvermeidlichen &#x017F;teifen Fort&#x017F;chreitungen, des-<lb/>
gleichen die verdeckten Quinten und Octaven, und einige erlaubte<lb/>
Quinten gegen den Baß, bringt man in die Mittel&#x017F;timmen; die<lb/>
Ober&#x017F;timme muß jederzeit <hi rendition="#fr">&#x017F;ingend,</hi> und in An&#x017F;ehung des Ba&#x017F;&#x017F;es<lb/><hi rendition="#fr">ganz rein</hi> &#x017F;eyn.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 39.</head>
          <p>Man fange in der Unterwei&#x017F;ung bey den leichten Auf-<lb/>
gaben an, und gehe &#x017F;ie in der Ordnung alle durch. Ueber jede<lb/>
Aufgabe muß ein <hi rendition="#fr">kurzes Uebungsexempel</hi> vorge&#x017F;chrieben<lb/>
werden. Die&#x017F;e <hi rendition="#fr">Kürze</hi> erhält die Gedult, weil man nicht eher<lb/>
an ein neues Exempel gehen darf, biß das alte recht fe&#x017F;t im Kopfe<lb/>
und in Händen i&#x017F;t. Im Gegentheil hält man die Lehrbegierigen<lb/>
durch eine unnöthige&#x2019; Weitläuftigkeit zu lange auf, und gewinnt<lb/>
nichts weiter, weil das fleißige Accompagniren ganzer und ver&#x017F;chie-<lb/>
dener Stücke nach der Kenntniß der Aufgaben, wozu kurze Exem-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">pel</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[8/0018] Einleitung. nöthigen Vorbereitung und Auflöſung nichts verſehen, und die ver- botnen Quinten und Octaven müſſen aufs ſtrengſte vermieden werden. §. 37. Indem man mit den Scholaren die vierſtimmige Begleitung in allen drey Lagen durchgehet, ſo lernen ſie noch auſſerdem, was im 35 §. angeführt iſt, (1) bey gewiſſen Gele- genheiten, wenn es nöthig iſt, eine von den Mittelſtimmen mit der linken Hand nehmen; (2) werden ihnen die Fälle bekannt, wo zwo Stimmen in den Einklang zuſammen gehen; (3) wird ihnen gezeiget, wie man zuweilen, um Quinten zu vermeiden, ohne zur Lage zurück zu kehren, die ſchon da geweſen iſt, noch eine Stimme mehr in der rechten Hand nimmt, welche man nachher wieder verläßt; (4) kommt die Wiederholung der Harmonie in einer höhern Lage auf derſelben Baßnote mit vor, um wieder in die Höhe zu kommen, wenn man zu tief herunter geweſen. Alle dieſe vier Hülfsmittel ſind beym Generalbaſſe nicht allein erlaubt, ſon- dern, wie wir in der Folge ſehen werden, oft nöthig. §. 38. Die unvermeidlichen ſteifen Fortſchreitungen, des- gleichen die verdeckten Quinten und Octaven, und einige erlaubte Quinten gegen den Baß, bringt man in die Mittelſtimmen; die Oberſtimme muß jederzeit ſingend, und in Anſehung des Baſſes ganz rein ſeyn. §. 39. Man fange in der Unterweiſung bey den leichten Auf- gaben an, und gehe ſie in der Ordnung alle durch. Ueber jede Aufgabe muß ein kurzes Uebungsexempel vorgeſchrieben werden. Dieſe Kürze erhält die Gedult, weil man nicht eher an ein neues Exempel gehen darf, biß das alte recht feſt im Kopfe und in Händen iſt. Im Gegentheil hält man die Lehrbegierigen durch eine unnöthige’ Weitläuftigkeit zu lange auf, und gewinnt nichts weiter, weil das fleißige Accompagniren ganzer und verſchie- dener Stücke nach der Kenntniß der Aufgaben, wozu kurze Exem- pel

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bach_versuch02_1762
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bach_versuch02_1762/18
Zitationshilfe: Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bach_versuch02_1762/18>, abgerufen am 21.11.2024.