Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 2. Berlin, 1762.

Bild:
<< vorherige Seite

Einleitung.
sondern bleibt lieber bey einerley Vorzeichnung, oder setzt kein Ver-
setzungszeichen vors System. Man vermißt alsdenn auch in der
Bezifferung viele dieser Zeichen, weil eine genaue Kenntniß jeder
Tonart voraus gesetzt wird.

[Abbildung]
Erstes Capitel.
Von den Intervallen und den Signaturen.
§. 1.

Jeder Componist, der mit Recht seine Arbeit gut accompag-
nirt haben will, ist verbunden, die Baßstimme recht und
hinlänglich zu beziffern. Alle mögliche Regeln über unbezifferte
Bässe langen nicht zu, und sind oft falsch.

§. 2.

Findet sich bey einem Solo die Hauptstimme über
dem Basse, oder alle Stimmen bey mehrstimmigen Stücken drüber
in Partitur: so kann der Accompagnist allenfals ohne Ziffern zu
rechte kommen; nur muß er in der Composition hinlänglich ge-
übt seyn. Ist aber überdem noch eine genaue Bezifferung über
dem Basse, so kann das Accompagnement gut seyn. Ich ver-
stehe hier unter dem guten Accompagnement den vollkom-
mensten Grad. Ausserdem weiß ich wohl, daß einem Clavierspie-
ler sehr oft unbezifferte Bässe vorgelegt werden, und daß er sich
nicht allezeit alsdenn von dem Accompagnement loß machen kann.

§. 3.

Ich werde zu dem Ende Anmerkungen beybringen,
wodurch ein geübter Accompagnist eine grosse Erleichterung
spüren wird, auch unbezifferte Bässe so abzufertigen, daß man
zufrieden seyn kann. Mein Hauptaugenmerk bey der Lehre

des
B 2

Einleitung.
ſondern bleibt lieber bey einerley Vorzeichnung, oder ſetzt kein Ver-
ſetzungszeichen vors Syſtem. Man vermißt alsdenn auch in der
Bezifferung viele dieſer Zeichen, weil eine genaue Kenntniß jeder
Tonart voraus geſetzt wird.

[Abbildung]
Erſtes Capitel.
Von den Intervallen und den Signaturen.
§. 1.

Jeder Componiſt, der mit Recht ſeine Arbeit gut accompag-
nirt haben will, iſt verbunden, die Baßſtimme recht und
hinlänglich zu beziffern. Alle mögliche Regeln über unbezifferte
Bäſſe langen nicht zu, und ſind oft falſch.

§. 2.

Findet ſich bey einem Solo die Hauptſtimme über
dem Baſſe, oder alle Stimmen bey mehrſtimmigen Stücken drüber
in Partitur: ſo kann der Accompagniſt allenfals ohne Ziffern zu
rechte kommen; nur muß er in der Compoſition hinlänglich ge-
übt ſeyn. Iſt aber überdem noch eine genaue Bezifferung über
dem Baſſe, ſo kann das Accompagnement gut ſeyn. Ich ver-
ſtehe hier unter dem guten Accompagnement den vollkom-
menſten Grad. Auſſerdem weiß ich wohl, daß einem Clavierſpie-
ler ſehr oft unbezifferte Bäſſe vorgelegt werden, und daß er ſich
nicht allezeit alsdenn von dem Accompagnement loß machen kann.

§. 3.

Ich werde zu dem Ende Anmerkungen beybringen,
wodurch ein geübter Accompagniſt eine groſſe Erleichterung
ſpüren wird, auch unbezifferte Bäſſe ſo abzufertigen, daß man
zufrieden ſeyn kann. Mein Hauptaugenmerk bey der Lehre

des
B 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0021" n="11"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Einleitung.</hi></fw><lb/>
&#x017F;ondern bleibt lieber bey einerley Vorzeichnung, oder &#x017F;etzt kein Ver-<lb/>
&#x017F;etzungszeichen vors Sy&#x017F;tem. Man vermißt alsdenn auch in der<lb/>
Bezifferung viele die&#x017F;er Zeichen, weil eine genaue Kenntniß jeder<lb/>
Tonart voraus ge&#x017F;etzt wird.</p><lb/>
          <figure/>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Er&#x017F;tes Capitel.<lb/>
Von den Intervallen und den Signaturen.</hi> </head><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 1.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">J</hi>eder Componi&#x017F;t, der <hi rendition="#fr">mit Recht</hi> &#x017F;eine Arbeit <hi rendition="#fr">gut</hi> accompag-<lb/>
nirt haben will, i&#x017F;t verbunden, die Baß&#x017F;timme <hi rendition="#fr">recht</hi> und<lb/><hi rendition="#fr">hinlänglich</hi> zu beziffern. Alle mögliche Regeln über unbezifferte<lb/>&#x017F;&#x017F;e langen nicht zu, und &#x017F;ind oft fal&#x017F;ch.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 2.</head>
          <p>Findet &#x017F;ich bey einem Solo die Haupt&#x017F;timme über<lb/>
dem Ba&#x017F;&#x017F;e, oder alle Stimmen bey mehr&#x017F;timmigen Stücken drüber<lb/>
in Partitur: &#x017F;o kann der Accompagni&#x017F;t allenfals ohne Ziffern zu<lb/>
rechte kommen; nur muß er in der Compo&#x017F;ition hinlänglich ge-<lb/>
übt &#x017F;eyn. I&#x017F;t aber überdem noch eine genaue Bezifferung über<lb/>
dem Ba&#x017F;&#x017F;e, &#x017F;o kann das <hi rendition="#fr">Accompagnement gut</hi> &#x017F;eyn. Ich ver-<lb/>
&#x017F;tehe hier unter dem <hi rendition="#fr">guten Accompagnement</hi> den vollkom-<lb/>
men&#x017F;ten Grad. Au&#x017F;&#x017F;erdem weiß ich wohl, daß einem Clavier&#x017F;pie-<lb/>
ler &#x017F;ehr oft unbezifferte Bä&#x017F;&#x017F;e vorgelegt werden, und daß er &#x017F;ich<lb/>
nicht allezeit alsdenn von dem Accompagnement loß machen kann.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 3.</head>
          <p>Ich werde zu dem Ende Anmerkungen beybringen,<lb/>
wodurch ein <hi rendition="#fr">geübter Accompagni&#x017F;t</hi> eine gro&#x017F;&#x017F;e Erleichterung<lb/>
&#x017F;püren wird, auch unbezifferte Bä&#x017F;&#x017F;e &#x017F;o abzufertigen, daß man<lb/>
zufrieden &#x017F;eyn kann. Mein Hauptaugenmerk bey der Lehre<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B 2</fw><fw place="bottom" type="catch">des</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[11/0021] Einleitung. ſondern bleibt lieber bey einerley Vorzeichnung, oder ſetzt kein Ver- ſetzungszeichen vors Syſtem. Man vermißt alsdenn auch in der Bezifferung viele dieſer Zeichen, weil eine genaue Kenntniß jeder Tonart voraus geſetzt wird. [Abbildung] Erſtes Capitel. Von den Intervallen und den Signaturen. §. 1. Jeder Componiſt, der mit Recht ſeine Arbeit gut accompag- nirt haben will, iſt verbunden, die Baßſtimme recht und hinlänglich zu beziffern. Alle mögliche Regeln über unbezifferte Bäſſe langen nicht zu, und ſind oft falſch. §. 2. Findet ſich bey einem Solo die Hauptſtimme über dem Baſſe, oder alle Stimmen bey mehrſtimmigen Stücken drüber in Partitur: ſo kann der Accompagniſt allenfals ohne Ziffern zu rechte kommen; nur muß er in der Compoſition hinlänglich ge- übt ſeyn. Iſt aber überdem noch eine genaue Bezifferung über dem Baſſe, ſo kann das Accompagnement gut ſeyn. Ich ver- ſtehe hier unter dem guten Accompagnement den vollkom- menſten Grad. Auſſerdem weiß ich wohl, daß einem Clavierſpie- ler ſehr oft unbezifferte Bäſſe vorgelegt werden, und daß er ſich nicht allezeit alsdenn von dem Accompagnement loß machen kann. §. 3. Ich werde zu dem Ende Anmerkungen beybringen, wodurch ein geübter Accompagniſt eine groſſe Erleichterung ſpüren wird, auch unbezifferte Bäſſe ſo abzufertigen, daß man zufrieden ſeyn kann. Mein Hauptaugenmerk bey der Lehre des B 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bach_versuch02_1762
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bach_versuch02_1762/21
Zitationshilfe: Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bach_versuch02_1762/21>, abgerufen am 21.11.2024.