Wenn bey einem Solo, oder überhaupt bey einem Stücke, wo die Begleitung fein seyn muß, in der Hauptstimme, bey einer etwas langsamen Zeitmaasse, viele Vorschläge hinterein- ander vorkommen: so spielet man sie in der rechten Hand nicht alle mit, damit der Vortrag der Hauptstimme nicht verdunkelt werde. Wenn man diese Vorschläge ohne Zwang nicht vorbey gehen kann, so machet man wenigstens durch Pausen eine Ver- änderung, wodurch der Vortrag der Hauptstimme unterschieden wird. Man überlässet dadurch der letzteren den Vorzug, diese Manier ohne Begleitung zuerst hören zu lassen, und schläget sie in der Begleitung nach. Die Veränderung, welche durch diese Pausen entstehet, ist desto angenehmer, je länger die einförmige Bewegung der Grundnoten vorher schon da gewesen ist, und je länger sie noch nachher dauert. Die Schönheit und das Schmeichelnde der Vorschläge wird folglich dadurch auf das deutlichste empfunden. Die Componisten kennen die gute Aus- nahme dieser Art von Ausführung sehr wohl, und pflegen zu dem
Ende
Fünf und zwanzigſtes Capitel.
[Abbildung]
§. 16.
Wenn bey einem Solo, oder überhaupt bey einem Stücke, wo die Begleitung fein ſeyn muß, in der Hauptſtimme, bey einer etwas langſamen Zeitmaaſſe, viele Vorſchläge hinterein- ander vorkommen: ſo ſpielet man ſie in der rechten Hand nicht alle mit, damit der Vortrag der Hauptſtimme nicht verdunkelt werde. Wenn man dieſe Vorſchläge ohne Zwang nicht vorbey gehen kann, ſo machet man wenigſtens durch Pauſen eine Ver- änderung, wodurch der Vortrag der Hauptſtimme unterſchieden wird. Man überläſſet dadurch der letzteren den Vorzug, dieſe Manier ohne Begleitung zuerſt hören zu laſſen, und ſchläget ſie in der Begleitung nach. Die Veränderung, welche durch dieſe Pauſen entſtehet, iſt deſto angenehmer, je länger die einförmige Bewegung der Grundnoten vorher ſchon da geweſen iſt, und je länger ſie noch nachher dauert. Die Schönheit und das Schmeichelnde der Vorſchläge wird folglich dadurch auf das deutlichſte empfunden. Die Componiſten kennen die gute Aus- nahme dieſer Art von Ausführung ſehr wohl, und pflegen zu dem
Ende
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Fünf und zwanzigſtes Capitel.
[Abbildung]
§. 16.Wenn bey einem Solo, oder überhaupt bey einem
Stücke, wo die Begleitung fein ſeyn muß, in der Hauptſtimme,
bey einer etwas langſamen Zeitmaaſſe, viele Vorſchläge hinterein-
ander vorkommen: ſo ſpielet man ſie in der rechten Hand nicht
alle mit, damit der Vortrag der Hauptſtimme nicht verdunkelt
werde. Wenn man dieſe Vorſchläge ohne Zwang nicht vorbey
gehen kann, ſo machet man wenigſtens durch Pauſen eine Ver-
änderung, wodurch der Vortrag der Hauptſtimme unterſchieden
wird. Man überläſſet dadurch der letzteren den Vorzug, dieſe
Manier ohne Begleitung zuerſt hören zu laſſen, und ſchläget ſie
in der Begleitung nach. Die Veränderung, welche durch dieſe
Pauſen entſtehet, iſt deſto angenehmer, je länger die einförmige
Bewegung der Grundnoten vorher ſchon da geweſen iſt, und
je länger ſie noch nachher dauert. Die Schönheit und das
Schmeichelnde der Vorſchläge wird folglich dadurch auf das
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Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bach_versuch02_1762/220>, abgerufen am 24.11.2024.
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