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Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 1. Königsberg, 1828.

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Die Wolffischen Körper verkürzen sich immer mehr. Sie werden in derp. Wolffi-
sche Körper.

Mitte breiter, spitzen sich dagegen nach den Enden, besonders nach dem vordern
zu. Nach den Geschlechtern entwickelt sich aber ein sehr auffallender Unter-
schied. Im männlichen Geschlechte wachsen die Theile, obgleich sie gegen die
beuachbarten Organe in der Entwickelung sehr zurückbleiben, doch mehr als im
weiblichen, und im weiblichen Geschlechte bleibt der rechte Körper etwas hinter
dem linken zurück. Die Gefässe in ihnen vermehren sich. Der ausführende
Konal der Geschlechtstheile bekommt im Weibchen ein weit breiteres vorderes
Ende, als im Männchen. Der dünne Faden des Wolffischen Körpers fängt im
männlichen Geschlechte an zu schwinden und wird gegen Ende des zehnten
Tages unkenntlich.

Die zeugenden Organe beider Geschlechter ziehen sich zusammen, aber zuHoden und
Eierstöcke.

verschiedenen Formen nach den beiden Geschlechtern. Im männlichen Ge-
schlechte werden sie schotenförmig, und sind nun nicht mehr als Hoden zu ver-
kennen; im weiblichen Geschlechte werden sie zu dreieckigen Platten.

Im Wesentlichen bleibt die äussere Form des Herzens von jetzt an dieselbe.q. Herz.
Kleine Veränderungen gehen aber doch fort. So wird die Spitze des Herzens
immer schärfer und überragt mehr die rechte Kammer als früher. Die Drehung
des Herzens scheint auch noch ganz leise fortzuschreiten. Es stellt sich allmählig
wieder in die Längenachse des Körpers, nachdem die Spitze eine Zeit lang nach
unten gerichtet war. In der rechten Herzkammer sieht man die muskulöse
Klappe sehr deutlich, so wie auch die übrigen Kläppchen des Herzens und die
isolirten Muskeln sich unterscheiden lassen. Von den beiden Vorkammern ist die
linke immer noch die grössere. Beide sind dicht an die Kammer eingerückt.
Wir haben früher bemerkt, dass die erste Anlage der Vorkammern zwar in ge-
doppelter Zahl entspringt, dass diese Anfänge aber die zukünftigen Herzohren
sind, dass dagegen der Venensack zwischen beiden eine ungetheilte Höhle ist.
Allein in dem Zeitraume, den wir jetzt betrachten, kann man unbezweifelt von
zwei communicirenden Venensäcken sprechen, denn in der gemeinschaftlichen
Höhlung sind sehr deutlich durch eine einspringende Vorragung zwei Abtheilun-
gen kenntlich. Diese Vorragung, die zukünftige Scheidewand, bildet einen
Bogen, der am breitesten ist, wo die Scheidewand der Kammern auf den Venen-
sack stösst; von hier läuft er an der untern Wand des Venensackes (das Herz
immer in seiner horizontalen Lage gedacht) nach der vordern Wand fort, und
scheint sich vor der Erreichung der Veneneinmündung, die in der obern Wand
ist, zu verlieren. Man kann also auch noch gar nicht sagen, ob die Hohlvene
in den linken oder rechten Venensack geht, denn an dieser Fläche schien mir noch

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Die Wolffischen Körper verkürzen sich immer mehr. Sie werden in derp. Wolffi-
sche Körper.

Mitte breiter, spitzen sich dagegen nach den Enden, besonders nach dem vordern
zu. Nach den Geschlechtern entwickelt sich aber ein sehr auffallender Unter-
schied. Im männlichen Geschlechte wachsen die Theile, obgleich sie gegen die
beuachbarten Organe in der Entwickelung sehr zurückbleiben, doch mehr als im
weiblichen, und im weiblichen Geschlechte bleibt der rechte Körper etwas hinter
dem linken zurück. Die Gefäſse in ihnen vermehren sich. Der ausführende
Konal der Geschlechtstheile bekommt im Weibchen ein weit breiteres vorderes
Ende, als im Männchen. Der dünne Faden des Wolffischen Körpers fängt im
männlichen Geschlechte an zu schwinden und wird gegen Ende des zehnten
Tages unkenntlich.

Die zeugenden Organe beider Geschlechter ziehen sich zusammen, aber zuHoden und
Eierstöcke.

verschiedenen Formen nach den beiden Geschlechtern. Im männlichen Ge-
schlechte werden sie schotenförmig, und sind nun nicht mehr als Hoden zu ver-
kennen; im weiblichen Geschlechte werden sie zu dreieckigen Platten.

Im Wesentlichen bleibt die äuſsere Form des Herzens von jetzt an dieselbe.q. Herz.
Kleine Veränderungen gehen aber doch fort. So wird die Spitze des Herzens
immer schärfer und überragt mehr die rechte Kammer als früher. Die Drehung
des Herzens scheint auch noch ganz leise fortzuschreiten. Es stellt sich allmählig
wieder in die Längenachse des Körpers, nachdem die Spitze eine Zeit lang nach
unten gerichtet war. In der rechten Herzkammer sieht man die muskulöse
Klappe sehr deutlich, so wie auch die übrigen Kläppchen des Herzens und die
isolirten Muskeln sich unterscheiden lassen. Von den beiden Vorkammern ist die
linke immer noch die gröſsere. Beide sind dicht an die Kammer eingerückt.
Wir haben früher bemerkt, daſs die erste Anlage der Vorkammern zwar in ge-
doppelter Zahl entspringt, daſs diese Anfänge aber die zukünftigen Herzohren
sind, daſs dagegen der Venensack zwischen beiden eine ungetheilte Höhle ist.
Allein in dem Zeitraume, den wir jetzt betrachten, kann man unbezweifelt von
zwei communicirenden Venensäcken sprechen, denn in der gemeinschaftlichen
Höhlung sind sehr deutlich durch eine einspringende Vorragung zwei Abtheilun-
gen kenntlich. Diese Vorragung, die zukünftige Scheidewand, bildet einen
Bogen, der am breitesten ist, wo die Scheidewand der Kammern auf den Venen-
sack stöſst; von hier läuft er an der untern Wand des Venensackes (das Herz
immer in seiner horizontalen Lage gedacht) nach der vordern Wand fort, und
scheint sich vor der Erreichung der Veneneinmündung, die in der obern Wand
ist, zu verlieren. Man kann also auch noch gar nicht sagen, ob die Hohlvene
in den linken oder rechten Venensack geht, denn an dieser Fläche schien mir noch

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[113/0143] Die Wolffischen Körper verkürzen sich immer mehr. Sie werden in der Mitte breiter, spitzen sich dagegen nach den Enden, besonders nach dem vordern zu. Nach den Geschlechtern entwickelt sich aber ein sehr auffallender Unter- schied. Im männlichen Geschlechte wachsen die Theile, obgleich sie gegen die beuachbarten Organe in der Entwickelung sehr zurückbleiben, doch mehr als im weiblichen, und im weiblichen Geschlechte bleibt der rechte Körper etwas hinter dem linken zurück. Die Gefäſse in ihnen vermehren sich. Der ausführende Konal der Geschlechtstheile bekommt im Weibchen ein weit breiteres vorderes Ende, als im Männchen. Der dünne Faden des Wolffischen Körpers fängt im männlichen Geschlechte an zu schwinden und wird gegen Ende des zehnten Tages unkenntlich. p. Wolffi- sche Körper. Die zeugenden Organe beider Geschlechter ziehen sich zusammen, aber zu verschiedenen Formen nach den beiden Geschlechtern. Im männlichen Ge- schlechte werden sie schotenförmig, und sind nun nicht mehr als Hoden zu ver- kennen; im weiblichen Geschlechte werden sie zu dreieckigen Platten. Hoden und Eierstöcke. Im Wesentlichen bleibt die äuſsere Form des Herzens von jetzt an dieselbe. Kleine Veränderungen gehen aber doch fort. So wird die Spitze des Herzens immer schärfer und überragt mehr die rechte Kammer als früher. Die Drehung des Herzens scheint auch noch ganz leise fortzuschreiten. Es stellt sich allmählig wieder in die Längenachse des Körpers, nachdem die Spitze eine Zeit lang nach unten gerichtet war. In der rechten Herzkammer sieht man die muskulöse Klappe sehr deutlich, so wie auch die übrigen Kläppchen des Herzens und die isolirten Muskeln sich unterscheiden lassen. Von den beiden Vorkammern ist die linke immer noch die gröſsere. Beide sind dicht an die Kammer eingerückt. Wir haben früher bemerkt, daſs die erste Anlage der Vorkammern zwar in ge- doppelter Zahl entspringt, daſs diese Anfänge aber die zukünftigen Herzohren sind, daſs dagegen der Venensack zwischen beiden eine ungetheilte Höhle ist. Allein in dem Zeitraume, den wir jetzt betrachten, kann man unbezweifelt von zwei communicirenden Venensäcken sprechen, denn in der gemeinschaftlichen Höhlung sind sehr deutlich durch eine einspringende Vorragung zwei Abtheilun- gen kenntlich. Diese Vorragung, die zukünftige Scheidewand, bildet einen Bogen, der am breitesten ist, wo die Scheidewand der Kammern auf den Venen- sack stöſst; von hier läuft er an der untern Wand des Venensackes (das Herz immer in seiner horizontalen Lage gedacht) nach der vordern Wand fort, und scheint sich vor der Erreichung der Veneneinmündung, die in der obern Wand ist, zu verlieren. Man kann also auch noch gar nicht sagen, ob die Hohlvene in den linken oder rechten Venensack geht, denn an dieser Fläche schien mir noch q. Herz. P

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Zitationshilfe: Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 1. Königsberg, 1828, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baer_thiere_1828/143>, abgerufen am 21.11.2024.