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Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 1. Königsberg, 1828.

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stämme, die hintersten Bogen (oder der rechte fünfte und linke vierte Bogen der
ersten Bildung) die Lungenschlagadern, und endlich der vorletzte Bogen der
rechten Seite die absteigende Aorta oder der hintere Schlagaderstamm heissen.

Wie die beiden Körper, welche man bald als Schilddrüsen, bald als
Thymusdrüsen des Vogels angesehen hat, die Ueberbleibsel der Kiemenbogen
seyn sollen, wofür Huschke sie hält (Isis Bd. XX. S. 403), ist nicht recht ein-
zusehen. Die Kiemenbogen gehen in die Wand des Halses über, und die Masse,
die sie bildet, weicht nie bis dahin zurück, wo jetzt die Gefässbogen liegen.
Auch fand ich diese Körper nicht an den vordern Schlagaderstämmen, sondern
auf jeder Seite als zwei kleine blutreiche Körperchen nahe an der Ursprungsstelle
der Kopfschlagader, aus welcher jedes Körperchen einen kleinen Ast erhielt.
Gerade diese Lage könnte aber, da der hinterste Theil der Kopfschlagader ur-
sprünglich zur Wurzel der Aorta gehört hat, darauf hinführen, dass diese kleinen
Körper den geschwundenen ersten Gefässbogen (nicht Kiemenbogen) ihren Ur-
sprung verdankten. Allein ich habe von der Umbildung nichts wahrgenommen.
Beide Körperchen haben eine auffallende Aehnlichkeit mit der Milz und, wenn ich
nicht irre, mit dem ersten Zustande der Wolffischen Körper. Sie hängen noch
inniger mit den Drosselvenen zusammen, als mit der Kopfschlagader, und scheinen,
unter dem Microscope betrachtet, aus verästelten und verwickelten Gefässen zu
bestehen. Wenn ich diese Gefässdrüsen, wie man sie nennen könnte, am Halse
deutlich sah, waren auch immer die Nervenknoten im Vagus und Sympathicus
deutlich. Unter dem Microscope hatten die Nervenknoten und die Gefässdrüsen
grosse Aehnlichkeit, da man in den ersten eben so die Vertheilung der Nerven-
fäden, die in der Mitte der Körperchen sich zu verwickeln schienen, bemerkte.
Nur die dunklere Farbe der Gefässdrüsen unterschied sie von den Nervenknoten.
Das erste Auftreten beider Theile habe ich noch nicht verfolgen können.

Im Rückenmarke sondern sich die Auschwellungen, aus denen die Nervens. Rücken-
mark.

der Extremitäten entspringen. Während nämlich früher das Rückenmark (§. 9. u.)
im ganzen Rumpfe verdickt erschien, verdünnt sich jetzt verhältnissmässig die
Mitte desselben, und die Anschwellungen weichen nach vorn und hinten aus ein-
ander. Uebrigens hat jede Eintrittsstelle eines Nerven eine kleine Anschwellung
für sich. Die Blätter des Rückenmarkes klaffen jetzt deutlich aus einander, be-
sonders im Halse; die untern Stränge des Rückenmarkes sind an der Austrittsstelle
der Nerven für die Extremität viel stärker, als die oberen.

Das Hirn verändert seine Gesammtform während dieser drei Tage gar sehr.t. Hirn.
Gesammt-
form.

Die Vierhügel, die schon am siebenten Tage weniger wuchsen, bleiben im
Wachsthum so zurück, dass sie niederzusinken scheinen, und zwar um so mehr,

stämme, die hintersten Bogen (oder der rechte fünfte und linke vierte Bogen der
ersten Bildung) die Lungenschlagadern, und endlich der vorletzte Bogen der
rechten Seite die absteigende Aorta oder der hintere Schlagaderstamm heiſsen.

Wie die beiden Körper, welche man bald als Schilddrüsen, bald als
Thymusdrüsen des Vogels angesehen hat, die Ueberbleibsel der Kiemenbogen
seyn sollen, wofür Huschke sie hält (Isis Bd. XX. S. 403), ist nicht recht ein-
zusehen. Die Kiemenbogen gehen in die Wand des Halses über, und die Masse,
die sie bildet, weicht nie bis dahin zurück, wo jetzt die Gefäſsbogen liegen.
Auch fand ich diese Körper nicht an den vordern Schlagaderstämmen, sondern
auf jeder Seite als zwei kleine blutreiche Körperchen nahe an der Ursprungsstelle
der Kopfschlagader, aus welcher jedes Körperchen einen kleinen Ast erhielt.
Gerade diese Lage könnte aber, da der hinterste Theil der Kopfschlagader ur-
sprünglich zur Wurzel der Aorta gehört hat, darauf hinführen, daſs diese kleinen
Körper den geschwundenen ersten Gefäſsbogen (nicht Kiemenbogen) ihren Ur-
sprung verdankten. Allein ich habe von der Umbildung nichts wahrgenommen.
Beide Körperchen haben eine auffallende Aehnlichkeit mit der Milz und, wenn ich
nicht irre, mit dem ersten Zustande der Wolffischen Körper. Sie hängen noch
inniger mit den Drosselvenen zusammen, als mit der Kopfschlagader, und scheinen,
unter dem Microscope betrachtet, aus verästelten und verwickelten Gefäſsen zu
bestehen. Wenn ich diese Gefäſsdrüsen, wie man sie nennen könnte, am Halse
deutlich sah, waren auch immer die Nervenknoten im Vagus und Sympathicus
deutlich. Unter dem Microscope hatten die Nervenknoten und die Gefäſsdrüsen
groſse Aehnlichkeit, da man in den ersten eben so die Vertheilung der Nerven-
fäden, die in der Mitte der Körperchen sich zu verwickeln schienen, bemerkte.
Nur die dunklere Farbe der Gefäſsdrüsen unterschied sie von den Nervenknoten.
Das erste Auftreten beider Theile habe ich noch nicht verfolgen können.

Im Rückenmarke sondern sich die Auschwellungen, aus denen die Nervens. Rücken-
mark.

der Extremitäten entspringen. Während nämlich früher das Rückenmark (§. 9. u.)
im ganzen Rumpfe verdickt erschien, verdünnt sich jetzt verhältniſsmäſsig die
Mitte desselben, und die Anschwellungen weichen nach vorn und hinten aus ein-
ander. Uebrigens hat jede Eintrittsstelle eines Nerven eine kleine Anschwellung
für sich. Die Blätter des Rückenmarkes klaffen jetzt deutlich aus einander, be-
sonders im Halse; die untern Stränge des Rückenmarkes sind an der Austrittsstelle
der Nerven für die Extremität viel stärker, als die oberen.

Das Hirn verändert seine Gesammtform während dieser drei Tage gar sehr.t. Hirn.
Gesammt-
form.

Die Vierhügel, die schon am siebenten Tage weniger wuchsen, bleiben im
Wachsthum so zurück, daſs sie niederzusinken scheinen, und zwar um so mehr,

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[117/0147] stämme, die hintersten Bogen (oder der rechte fünfte und linke vierte Bogen der ersten Bildung) die Lungenschlagadern, und endlich der vorletzte Bogen der rechten Seite die absteigende Aorta oder der hintere Schlagaderstamm heiſsen. Wie die beiden Körper, welche man bald als Schilddrüsen, bald als Thymusdrüsen des Vogels angesehen hat, die Ueberbleibsel der Kiemenbogen seyn sollen, wofür Huschke sie hält (Isis Bd. XX. S. 403), ist nicht recht ein- zusehen. Die Kiemenbogen gehen in die Wand des Halses über, und die Masse, die sie bildet, weicht nie bis dahin zurück, wo jetzt die Gefäſsbogen liegen. Auch fand ich diese Körper nicht an den vordern Schlagaderstämmen, sondern auf jeder Seite als zwei kleine blutreiche Körperchen nahe an der Ursprungsstelle der Kopfschlagader, aus welcher jedes Körperchen einen kleinen Ast erhielt. Gerade diese Lage könnte aber, da der hinterste Theil der Kopfschlagader ur- sprünglich zur Wurzel der Aorta gehört hat, darauf hinführen, daſs diese kleinen Körper den geschwundenen ersten Gefäſsbogen (nicht Kiemenbogen) ihren Ur- sprung verdankten. Allein ich habe von der Umbildung nichts wahrgenommen. Beide Körperchen haben eine auffallende Aehnlichkeit mit der Milz und, wenn ich nicht irre, mit dem ersten Zustande der Wolffischen Körper. Sie hängen noch inniger mit den Drosselvenen zusammen, als mit der Kopfschlagader, und scheinen, unter dem Microscope betrachtet, aus verästelten und verwickelten Gefäſsen zu bestehen. Wenn ich diese Gefäſsdrüsen, wie man sie nennen könnte, am Halse deutlich sah, waren auch immer die Nervenknoten im Vagus und Sympathicus deutlich. Unter dem Microscope hatten die Nervenknoten und die Gefäſsdrüsen groſse Aehnlichkeit, da man in den ersten eben so die Vertheilung der Nerven- fäden, die in der Mitte der Körperchen sich zu verwickeln schienen, bemerkte. Nur die dunklere Farbe der Gefäſsdrüsen unterschied sie von den Nervenknoten. Das erste Auftreten beider Theile habe ich noch nicht verfolgen können. Im Rückenmarke sondern sich die Auschwellungen, aus denen die Nerven der Extremitäten entspringen. Während nämlich früher das Rückenmark (§. 9. u.) im ganzen Rumpfe verdickt erschien, verdünnt sich jetzt verhältniſsmäſsig die Mitte desselben, und die Anschwellungen weichen nach vorn und hinten aus ein- ander. Uebrigens hat jede Eintrittsstelle eines Nerven eine kleine Anschwellung für sich. Die Blätter des Rückenmarkes klaffen jetzt deutlich aus einander, be- sonders im Halse; die untern Stränge des Rückenmarkes sind an der Austrittsstelle der Nerven für die Extremität viel stärker, als die oberen. s. Rücken- mark. Das Hirn verändert seine Gesammtform während dieser drei Tage gar sehr. Die Vierhügel, die schon am siebenten Tage weniger wuchsen, bleiben im Wachsthum so zurück, daſs sie niederzusinken scheinen, und zwar um so mehr, t. Hirn. Gesammt- form.

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Zitationshilfe: Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 1. Königsberg, 1828, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baer_thiere_1828/147>, abgerufen am 21.11.2024.