der Vierhügelmasse in ein vorderes und ein hinteres Paar Anschwellungen gesehen habe, deren Serres erwähnt. Am neunten Tage fangen die Faltungen an, unter sich zu verwachsen, und am 10ten Tage hat man fast nur eine einfache Höhle auf jeder Seite mit einer dicken Wand. Diese Höhle communicirt mit der gegen- über liegenden unter der mittlern immer breiter werdenden Einsenkung. Die Vier- hügel bestehen also aus zwei immer mehr nach den Seiten rückenden Blasen, durch einen breiten mitten durchgehenden Kanal verbunden. Der mittlere Ka- nal, welcher die mittlere Wasserleitung heissen kann, geht vorn in die vordere, hinten in die hintere Wasserleitung über, und ist jetzt nur noch wenig weiter, als diese beiden. Seine Decke ist nach hinten sehr dünn. Im Innern der Vier- hügel knickt sich der durchgehende Hirnschenkel nach oben ein, und damit hängt die Verkürzung der Vierhügel wohl zusammen. Von innen angesehen hat diese Einknickung einige Aehnlichkeit mit einem Hirnganglion, ist aber jetzt noch lange nicht so frei, wie die innern Ganglien der Vierhügel in niedern Wirbel- thieren.
Das kleine Hirn wächst rasch, nachdem sich beide Blätter vereinigt ha- ben. Von der Vereinigung sieht man am Ende des siebenten Tages statt des ein- fachen Blattes ein durch Faltung und Einkerbung gedoppeltes Blatt, selten eine dreifache Faltung. Am zehnten Tage ist schon ein deutlicher Wurm da, denn die Mitte der Verwachsung verdickt sich. Obgleich man nach unten keine Brücke bemerkt, so sind doch die Hirnschenkel unter dem kleinen Hirne sehr verdickt.
Die vierte Hirnhöhle erhält ein sehr verändertes Ansehn. Die Umbeugun- gen der Hirnschenkel werden nämlich immer schärfer, so dass die vierte Hirn- höhle sich immer mehr unter dem kleinen Hirne versteckt. Sie geht nach hinten nicht unmittelbar in die Spalte des Rückenmarkes über, vielmehr sind die Rücken- marksplatten hier nicht nur verwachsen, sondern die Verwachsung bildet sogar eine Vorragung, die dem kleinen Hirne ähnlich, jedoch viel kleiner als das letz- tere ist.
Alle Fortsetzungen der harten Hirnhaut, Sichel, Zelt u. s. w. sind stark ausgebildet. Merkwürdig aber ist es, dass der Schädel fast noch ganz die Consi- stenz einer Haut hat. Nur das Keilbein, das Hinterhauptsbein und die Gegend um das innere Ohr haben eine etwas festere Consistenz. In der Wirbelsäule sind die Wirbel ringförmig, indem der Körper nur sehr wenig dicker ist, als der Bo- gen; die Rückensaite lässt sich jedoch am Ende dieser Periode nicht mehr so leicht ausziehen, als früher. Noch ist der ganze Wirbel knorpelig.
Die Grösse der Augen könnte man fast ungeheuer nennen. Beide zusam-u. Augen. men betragen mehr als die Hälfte des Kopfes. Bis zum siebenten Tage waren die
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der Vierhügelmasse in ein vorderes und ein hinteres Paar Anschwellungen gesehen habe, deren Serres erwähnt. Am neunten Tage fangen die Faltungen an, unter sich zu verwachsen, und am 10ten Tage hat man fast nur eine einfache Höhle auf jeder Seite mit einer dicken Wand. Diese Höhle communicirt mit der gegen- über liegenden unter der mittlern immer breiter werdenden Einsenkung. Die Vier- hügel bestehen also aus zwei immer mehr nach den Seiten rückenden Blasen, durch einen breiten mitten durchgehenden Kanal verbunden. Der mittlere Ka- nal, welcher die mittlere Wasserleitung heiſsen kann, geht vorn in die vordere, hinten in die hintere Wasserleitung über, und ist jetzt nur noch wenig weiter, als diese beiden. Seine Decke ist nach hinten sehr dünn. Im Innern der Vier- hügel knickt sich der durchgehende Hirnschenkel nach oben ein, und damit hängt die Verkürzung der Vierhügel wohl zusammen. Von innen angesehen hat diese Einknickung einige Aehnlichkeit mit einem Hirnganglion, ist aber jetzt noch lange nicht so frei, wie die innern Ganglien der Vierhügel in niedern Wirbel- thieren.
Das kleine Hirn wächst rasch, nachdem sich beide Blätter vereinigt ha- ben. Von der Vereinigung sieht man am Ende des siebenten Tages statt des ein- fachen Blattes ein durch Faltung und Einkerbung gedoppeltes Blatt, selten eine dreifache Faltung. Am zehnten Tage ist schon ein deutlicher Wurm da, denn die Mitte der Verwachsung verdickt sich. Obgleich man nach unten keine Brücke bemerkt, so sind doch die Hirnschenkel unter dem kleinen Hirne sehr verdickt.
Die vierte Hirnhöhle erhält ein sehr verändertes Ansehn. Die Umbeugun- gen der Hirnschenkel werden nämlich immer schärfer, so daſs die vierte Hirn- höhle sich immer mehr unter dem kleinen Hirne versteckt. Sie geht nach hinten nicht unmittelbar in die Spalte des Rückenmarkes über, vielmehr sind die Rücken- marksplatten hier nicht nur verwachsen, sondern die Verwachsung bildet sogar eine Vorragung, die dem kleinen Hirne ähnlich, jedoch viel kleiner als das letz- tere ist.
Alle Fortsetzungen der harten Hirnhaut, Sichel, Zelt u. s. w. sind stark ausgebildet. Merkwürdig aber ist es, daſs der Schädel fast noch ganz die Consi- stenz einer Haut hat. Nur das Keilbein, das Hinterhauptsbein und die Gegend um das innere Ohr haben eine etwas festere Consistenz. In der Wirbelsäule sind die Wirbel ringförmig, indem der Körper nur sehr wenig dicker ist, als der Bo- gen; die Rückensaite läſst sich jedoch am Ende dieser Periode nicht mehr so leicht ausziehen, als früher. Noch ist der ganze Wirbel knorpelig.
Die Gröſse der Augen könnte man fast ungeheuer nennen. Beide zusam-u. Augen. men betragen mehr als die Hälfte des Kopfes. Bis zum siebenten Tage waren die
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der Vierhügelmasse in ein vorderes und ein hinteres Paar Anschwellungen gesehen
habe, deren Serres erwähnt. Am neunten Tage fangen die Faltungen an, unter
sich zu verwachsen, und am 10ten Tage hat man fast nur eine einfache Höhle
auf jeder Seite mit einer dicken Wand. Diese Höhle communicirt mit der gegen-
über liegenden unter der mittlern immer breiter werdenden Einsenkung. Die Vier-
hügel bestehen also aus zwei immer mehr nach den Seiten rückenden Blasen,
durch einen breiten mitten durchgehenden Kanal verbunden. Der mittlere Ka-
nal, welcher die mittlere Wasserleitung heiſsen kann, geht vorn in die vordere,
hinten in die hintere Wasserleitung über, und ist jetzt nur noch wenig weiter,
als diese beiden. Seine Decke ist nach hinten sehr dünn. Im Innern der Vier-
hügel knickt sich der durchgehende Hirnschenkel nach oben ein, und damit
hängt die Verkürzung der Vierhügel wohl zusammen. Von innen angesehen hat
diese Einknickung einige Aehnlichkeit mit einem Hirnganglion, ist aber jetzt noch
lange nicht so frei, wie die innern Ganglien der Vierhügel in niedern Wirbel-
thieren.
Das kleine Hirn wächst rasch, nachdem sich beide Blätter vereinigt ha-
ben. Von der Vereinigung sieht man am Ende des siebenten Tages statt des ein-
fachen Blattes ein durch Faltung und Einkerbung gedoppeltes Blatt, selten eine
dreifache Faltung. Am zehnten Tage ist schon ein deutlicher Wurm da, denn
die Mitte der Verwachsung verdickt sich. Obgleich man nach unten keine Brücke
bemerkt, so sind doch die Hirnschenkel unter dem kleinen Hirne sehr verdickt.
Die vierte Hirnhöhle erhält ein sehr verändertes Ansehn. Die Umbeugun-
gen der Hirnschenkel werden nämlich immer schärfer, so daſs die vierte Hirn-
höhle sich immer mehr unter dem kleinen Hirne versteckt. Sie geht nach hinten
nicht unmittelbar in die Spalte des Rückenmarkes über, vielmehr sind die Rücken-
marksplatten hier nicht nur verwachsen, sondern die Verwachsung bildet sogar
eine Vorragung, die dem kleinen Hirne ähnlich, jedoch viel kleiner als das letz-
tere ist.
Alle Fortsetzungen der harten Hirnhaut, Sichel, Zelt u. s. w. sind stark
ausgebildet. Merkwürdig aber ist es, daſs der Schädel fast noch ganz die Consi-
stenz einer Haut hat. Nur das Keilbein, das Hinterhauptsbein und die Gegend
um das innere Ohr haben eine etwas festere Consistenz. In der Wirbelsäule sind
die Wirbel ringförmig, indem der Körper nur sehr wenig dicker ist, als der Bo-
gen; die Rückensaite läſst sich jedoch am Ende dieser Periode nicht mehr so leicht
ausziehen, als früher. Noch ist der ganze Wirbel knorpelig.
Die Gröſse der Augen könnte man fast ungeheuer nennen. Beide zusam-
men betragen mehr als die Hälfte des Kopfes. Bis zum siebenten Tage waren die
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Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 1. Königsberg, 1828, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baer_thiere_1828/151>, abgerufen am 17.02.2025.
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