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Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 1. Königsberg, 1828.

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Masse umgeben, wahrscheinlich den Yorhof. Die Bogengänge sind am Ende die-
ses Zeitraumes vom Schädel aus auch zu finden.

§. 11.
Eilfter bis dreizehnter Tag.

Der Luftraum nimmt immerfort zu, das Eiweiss ab. Der Dottersack wirda. Allgemei-
ne Eitheile.

schlaff und fällt zusammen. Er ist also weniger gefüllt. Die grossen Dotterkü-
gelchen scheinen sich sehr vermindert zu haben. Der Gefässhof hat sich fast über
den ganzen Dotter ausgedehnt. Nur ein kleiner Theil, von etwa vier bis fünf
Linien im Durchmesser, wird blos vom Dotterhofe umgeben. Indem der Dotter-
hof sich so verkleinert, scheint er wirklich zu schwinden, wenigstens glaubte ich
um diese Zeit auch bei vorsichtigem Abtrennen des Eiweisses oft eine wahre Lücke
in der Umkleidung des Dotters zu sehen. Wenn auch die Grenzvene nicht mehr
bemerkt wird, so ist doch ihre ehemalige Stelle sehr kenntlich, denn die Keim-
haut ist im Dotterhofe sehr zart und dünn, im Gefässhofe ist sie dagegen sehr viel
dicker, besonders in ihrem Schleimblatte. Dieses ragt mit tiefen, gekräuselten
Falten, die schon am Anfange dieser Periode kenntlich waren, jetzt aber eine Tiefe
von mehr als einer Linie erlangt haben, in die Dottermasse hinein. Die Falten
sind wieder mit kleinen Runzeln besetzt und offenbar den Darmfalten analog, die
in vielen niedern Wirbelthieren die Stelle der gesonderten Darmzotten vertreten.
In jeder Falte liegt eine grössere Vene, und in den kleinen Runzeln zartere Ve-
nenäste.

Bei stärkerer Entwickelung des Harnsackes schwindet auch die seröseb. Harnsack.
Hülle des Dotters. Ich habe leider versäumt, die Zeit anzumerken, in welcher
diese Hülle nicht mehr gefunden wird, und kann jetzt, wo ich keine frischen
Eier zu untersuchen Gelegenheit habe, das Versäumte nicht nachholen. Doch
glaube ich, dass im nächsten Zeitabschnitte diese Hülle nicht mehr da ist. Der
Harnsack umwächst nun allmählig den ganzen Dotter mit dem Amnion, so dass,
da er im Allgemeinen nach rechts fortschreitet, er sich selbst erreicht. Wo er
sich erreicht, verwachsen die Ränder dieses Sackes. Ueberhaupt wird die ur-
sprüngliche Form desselben bald ganz unkenntlich. Es ist schon am dreizehnten
Tage die linke Nabelarterie entweder allein oder doch vorzüglich entwickelt, und
die rechte kaum bemerklich. Die Stämme und Hauptzweige der Arterie so wie
der Nabelvene scheinen oft zwischen der äussern und innern Hälfte des Sackes
zu liegen, indem sie die innere Hälfte nach der Höhlung hineinfalten. Da die Stelle
ihres Hervortretens, der Nabel nämlich, und auch ihre Enden durch Anheftung

Q 2

Masse umgeben, wahrscheinlich den Yorhof. Die Bogengänge sind am Ende die-
ses Zeitraumes vom Schädel aus auch zu finden.

§. 11.
Eilfter bis dreizehnter Tag.

Der Luftraum nimmt immerfort zu, das Eiweiſs ab. Der Dottersack wirda. Allgemei-
ne Eitheile.

schlaff und fällt zusammen. Er ist also weniger gefüllt. Die groſsen Dotterkü-
gelchen scheinen sich sehr vermindert zu haben. Der Gefäſshof hat sich fast über
den ganzen Dotter ausgedehnt. Nur ein kleiner Theil, von etwa vier bis fünf
Linien im Durchmesser, wird blos vom Dotterhofe umgeben. Indem der Dotter-
hof sich so verkleinert, scheint er wirklich zu schwinden, wenigstens glaubte ich
um diese Zeit auch bei vorsichtigem Abtrennen des Eiweiſses oft eine wahre Lücke
in der Umkleidung des Dotters zu sehen. Wenn auch die Grenzvene nicht mehr
bemerkt wird, so ist doch ihre ehemalige Stelle sehr kenntlich, denn die Keim-
haut ist im Dotterhofe sehr zart und dünn, im Gefäſshofe ist sie dagegen sehr viel
dicker, besonders in ihrem Schleimblatte. Dieses ragt mit tiefen, gekräuselten
Falten, die schon am Anfange dieser Periode kenntlich waren, jetzt aber eine Tiefe
von mehr als einer Linie erlangt haben, in die Dottermasse hinein. Die Falten
sind wieder mit kleinen Runzeln besetzt und offenbar den Darmfalten analog, die
in vielen niedern Wirbelthieren die Stelle der gesonderten Darmzotten vertreten.
In jeder Falte liegt eine gröſsere Vene, und in den kleinen Runzeln zartere Ve-
nenäste.

Bei stärkerer Entwickelung des Harnsackes schwindet auch die seröseb. Harnsack.
Hülle des Dotters. Ich habe leider versäumt, die Zeit anzumerken, in welcher
diese Hülle nicht mehr gefunden wird, und kann jetzt, wo ich keine frischen
Eier zu untersuchen Gelegenheit habe, das Versäumte nicht nachholen. Doch
glaube ich, daſs im nächsten Zeitabschnitte diese Hülle nicht mehr da ist. Der
Harnsack umwächst nun allmählig den ganzen Dotter mit dem Amnion, so daſs,
da er im Allgemeinen nach rechts fortschreitet, er sich selbst erreicht. Wo er
sich erreicht, verwachsen die Ränder dieses Sackes. Ueberhaupt wird die ur-
sprüngliche Form desselben bald ganz unkenntlich. Es ist schon am dreizehnten
Tage die linke Nabelarterie entweder allein oder doch vorzüglich entwickelt, und
die rechte kaum bemerklich. Die Stämme und Hauptzweige der Arterie so wie
der Nabelvene scheinen oft zwischen der äuſsern und innern Hälfte des Sackes
zu liegen, indem sie die innere Hälfte nach der Höhlung hineinfalten. Da die Stelle
ihres Hervortretens, der Nabel nämlich, und auch ihre Enden durch Anheftung

Q 2
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[123/0153] Masse umgeben, wahrscheinlich den Yorhof. Die Bogengänge sind am Ende die- ses Zeitraumes vom Schädel aus auch zu finden. §. 11. Eilfter bis dreizehnter Tag. Der Luftraum nimmt immerfort zu, das Eiweiſs ab. Der Dottersack wird schlaff und fällt zusammen. Er ist also weniger gefüllt. Die groſsen Dotterkü- gelchen scheinen sich sehr vermindert zu haben. Der Gefäſshof hat sich fast über den ganzen Dotter ausgedehnt. Nur ein kleiner Theil, von etwa vier bis fünf Linien im Durchmesser, wird blos vom Dotterhofe umgeben. Indem der Dotter- hof sich so verkleinert, scheint er wirklich zu schwinden, wenigstens glaubte ich um diese Zeit auch bei vorsichtigem Abtrennen des Eiweiſses oft eine wahre Lücke in der Umkleidung des Dotters zu sehen. Wenn auch die Grenzvene nicht mehr bemerkt wird, so ist doch ihre ehemalige Stelle sehr kenntlich, denn die Keim- haut ist im Dotterhofe sehr zart und dünn, im Gefäſshofe ist sie dagegen sehr viel dicker, besonders in ihrem Schleimblatte. Dieses ragt mit tiefen, gekräuselten Falten, die schon am Anfange dieser Periode kenntlich waren, jetzt aber eine Tiefe von mehr als einer Linie erlangt haben, in die Dottermasse hinein. Die Falten sind wieder mit kleinen Runzeln besetzt und offenbar den Darmfalten analog, die in vielen niedern Wirbelthieren die Stelle der gesonderten Darmzotten vertreten. In jeder Falte liegt eine gröſsere Vene, und in den kleinen Runzeln zartere Ve- nenäste. a. Allgemei- ne Eitheile. Bei stärkerer Entwickelung des Harnsackes schwindet auch die seröse Hülle des Dotters. Ich habe leider versäumt, die Zeit anzumerken, in welcher diese Hülle nicht mehr gefunden wird, und kann jetzt, wo ich keine frischen Eier zu untersuchen Gelegenheit habe, das Versäumte nicht nachholen. Doch glaube ich, daſs im nächsten Zeitabschnitte diese Hülle nicht mehr da ist. Der Harnsack umwächst nun allmählig den ganzen Dotter mit dem Amnion, so daſs, da er im Allgemeinen nach rechts fortschreitet, er sich selbst erreicht. Wo er sich erreicht, verwachsen die Ränder dieses Sackes. Ueberhaupt wird die ur- sprüngliche Form desselben bald ganz unkenntlich. Es ist schon am dreizehnten Tage die linke Nabelarterie entweder allein oder doch vorzüglich entwickelt, und die rechte kaum bemerklich. Die Stämme und Hauptzweige der Arterie so wie der Nabelvene scheinen oft zwischen der äuſsern und innern Hälfte des Sackes zu liegen, indem sie die innere Hälfte nach der Höhlung hineinfalten. Da die Stelle ihres Hervortretens, der Nabel nämlich, und auch ihre Enden durch Anheftung b. Harnsack. Q 2

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Zitationshilfe: Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 1. Königsberg, 1828, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baer_thiere_1828/153>, abgerufen am 27.11.2024.