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Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 1. Königsberg, 1828.

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reichen ihn jedoch noch nicht und lassen eine elliptische Lücke zwischen sich, die
nur von der Bauchhaut bis zum Hautnabel ausgefüllt wird.

Was der Hautnabel für die Bauchhaut ist, das ist diese Lücke für die
Bauchplatten, die jetzt sich in Knorpel, Muskeln und Nerven getheilt haben, und
die animalischen Theile des Leibes, so viel davon unter der Wirbelsäule liegt,
bilden. Ich möchte die Lücke daher den Leibesnabel nennen. Sie nimmt lange
nicht mehr die ganze Länge des Rumpfes ein. Daher ist vorn, wo die Bauchplat-
ten zusammengestossen sind, Raum für die Vergrösserung des Brustbeines, wel-
ches am 10ten Tage noch sehr kurz ohne Kamm und völlig weich war. Das
Brustbein und mit ihm der ganze Brustkasten verlängern sich rasch nach hinten.
Das erstere erhält einen zarten Kamm.

Das Knorpelskelet ist am dreizehnten Tage ziemlich vollständig da. Da-f. Skelet.
her sind auch überall die Muskeln unverkennbar. Die Verknöcherung ist erst im
Beginnen, zeigt sich aber, nachdem im vorigen Zeitabschnitte die Verknöche-
rung nur in der hintern Extremität bemerkt wurde, mit dem 11ten Tage auf so
vielen Punkten, und schreitet so rasch fort, und so viel ich gesehen habe, nicht
in allen Individuen auf völlig gleiche Weise, dass man erst nach einer Reihe von
blos über diesen Gegenstand angestellten Untersuchungen die normale Reihenfolge
genau wird bestimmen können. In einem Embryo vom Anfange des zwölften
Tages, den ich eben vor mir habe, sind Verknöcherungen in den grössern Röh-
renknochen der Extremitäten, im Schlüsselbeine und Schulterblatte, auch im
Schaambeine und dem Hüftbeine. Die Verknöcherung der vordern Rippen ist
anderthalb Linien lang. In der Wirbelsäule haben sich die Körper verdickt, die
vordern haben untere Dornfortsätze erhalten, so dass die Wirbel ziemlich die Form
haben, die ihnen im ältern Vogel zukommt.

Es ist aber die ganze Wirbelsäule noch knorpelig, mit Ausnahme eines sehr
kleinen verhärteten Punktes in jedem Wirbel. Dieses Pünktchen liegt im Innern
des Wirbelkörpers und umfasst die Rückensaite mit zwei kurzen Schenkeln. Vor-
her schon war die Rückensaite, die jetzt im Verhältniss zu dem dickern Knorpel
hell erscheint, in jedem Wirbel durch das Wachsen seines Körpers verengt, so
dass die Rückensaite die äussere Form eines Lymphgefässes hatte. Die Verenge-
rung nimmt mit dem Auftreten der Verknöcherungspunkte rasch zu. Die ersten
Verknöcherungspunkte erscheinen in den Hals- und Brustwirbeln, während die
Backenwirbel noch keine haben. Vier und zwanzig Stunden später als der eben
beschriebene Verknöcherungszustand, am dreizehnten Tage also, sind schon an-
sehnliche Verknöcherungspunkte zu beiden Seiten in den Wirbelbogen, dagegen
wachsen die Verknöcherungen in den Wirbelkörpern äusserst langsam. Hierin

reichen ihn jedoch noch nicht und lassen eine elliptische Lücke zwischen sich, die
nur von der Bauchhaut bis zum Hautnabel ausgefüllt wird.

Was der Hautnabel für die Bauchhaut ist, das ist diese Lücke für die
Bauchplatten, die jetzt sich in Knorpel, Muskeln und Nerven getheilt haben, und
die animalischen Theile des Leibes, so viel davon unter der Wirbelsäule liegt,
bilden. Ich möchte die Lücke daher den Leibesnabel nennen. Sie nimmt lange
nicht mehr die ganze Länge des Rumpfes ein. Daher ist vorn, wo die Bauchplat-
ten zusammengestoſsen sind, Raum für die Vergröſserung des Brustbeines, wel-
ches am 10ten Tage noch sehr kurz ohne Kamm und völlig weich war. Das
Brustbein und mit ihm der ganze Brustkasten verlängern sich rasch nach hinten.
Das erstere erhält einen zarten Kamm.

Das Knorpelskelet ist am dreizehnten Tage ziemlich vollständig da. Da-f. Skelet.
her sind auch überall die Muskeln unverkennbar. Die Verknöcherung ist erst im
Beginnen, zeigt sich aber, nachdem im vorigen Zeitabschnitte die Verknöche-
rung nur in der hintern Extremität bemerkt wurde, mit dem 11ten Tage auf so
vielen Punkten, und schreitet so rasch fort, und so viel ich gesehen habe, nicht
in allen Individuen auf völlig gleiche Weise, daſs man erst nach einer Reihe von
blos über diesen Gegenstand angestellten Untersuchungen die normale Reihenfolge
genau wird bestimmen können. In einem Embryo vom Anfange des zwölften
Tages, den ich eben vor mir habe, sind Verknöcherungen in den gröſsern Röh-
renknochen der Extremitäten, im Schlüsselbeine und Schulterblatte, auch im
Schaambeine und dem Hüftbeine. Die Verknöcherung der vordern Rippen ist
anderthalb Linien lang. In der Wirbelsäule haben sich die Körper verdickt, die
vordern haben untere Dornfortsätze erhalten, so daſs die Wirbel ziemlich die Form
haben, die ihnen im ältern Vogel zukommt.

Es ist aber die ganze Wirbelsäule noch knorpelig, mit Ausnahme eines sehr
kleinen verhärteten Punktes in jedem Wirbel. Dieses Pünktchen liegt im Innern
des Wirbelkörpers und umfaſst die Rückensaite mit zwei kurzen Schenkeln. Vor-
her schon war die Rückensaite, die jetzt im Verhältniſs zu dem dickern Knorpel
hell erscheint, in jedem Wirbel durch das Wachsen seines Körpers verengt, so
daſs die Rückensaite die äuſsere Form eines Lymphgefäſses hatte. Die Verenge-
rung nimmt mit dem Auftreten der Verknöcherungspunkte rasch zu. Die ersten
Verknöcherungspunkte erscheinen in den Hals- und Brustwirbeln, während die
Backenwirbel noch keine haben. Vier und zwanzig Stunden später als der eben
beschriebene Verknöcherungszustand, am dreizehnten Tage also, sind schon an-
sehnliche Verknöcherungspunkte zu beiden Seiten in den Wirbelbogen, dagegen
wachsen die Verknöcherungen in den Wirbelkörpern äuſserst langsam. Hierin

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[125/0155] reichen ihn jedoch noch nicht und lassen eine elliptische Lücke zwischen sich, die nur von der Bauchhaut bis zum Hautnabel ausgefüllt wird. Was der Hautnabel für die Bauchhaut ist, das ist diese Lücke für die Bauchplatten, die jetzt sich in Knorpel, Muskeln und Nerven getheilt haben, und die animalischen Theile des Leibes, so viel davon unter der Wirbelsäule liegt, bilden. Ich möchte die Lücke daher den Leibesnabel nennen. Sie nimmt lange nicht mehr die ganze Länge des Rumpfes ein. Daher ist vorn, wo die Bauchplat- ten zusammengestoſsen sind, Raum für die Vergröſserung des Brustbeines, wel- ches am 10ten Tage noch sehr kurz ohne Kamm und völlig weich war. Das Brustbein und mit ihm der ganze Brustkasten verlängern sich rasch nach hinten. Das erstere erhält einen zarten Kamm. Das Knorpelskelet ist am dreizehnten Tage ziemlich vollständig da. Da- her sind auch überall die Muskeln unverkennbar. Die Verknöcherung ist erst im Beginnen, zeigt sich aber, nachdem im vorigen Zeitabschnitte die Verknöche- rung nur in der hintern Extremität bemerkt wurde, mit dem 11ten Tage auf so vielen Punkten, und schreitet so rasch fort, und so viel ich gesehen habe, nicht in allen Individuen auf völlig gleiche Weise, daſs man erst nach einer Reihe von blos über diesen Gegenstand angestellten Untersuchungen die normale Reihenfolge genau wird bestimmen können. In einem Embryo vom Anfange des zwölften Tages, den ich eben vor mir habe, sind Verknöcherungen in den gröſsern Röh- renknochen der Extremitäten, im Schlüsselbeine und Schulterblatte, auch im Schaambeine und dem Hüftbeine. Die Verknöcherung der vordern Rippen ist anderthalb Linien lang. In der Wirbelsäule haben sich die Körper verdickt, die vordern haben untere Dornfortsätze erhalten, so daſs die Wirbel ziemlich die Form haben, die ihnen im ältern Vogel zukommt. f. Skelet. Es ist aber die ganze Wirbelsäule noch knorpelig, mit Ausnahme eines sehr kleinen verhärteten Punktes in jedem Wirbel. Dieses Pünktchen liegt im Innern des Wirbelkörpers und umfaſst die Rückensaite mit zwei kurzen Schenkeln. Vor- her schon war die Rückensaite, die jetzt im Verhältniſs zu dem dickern Knorpel hell erscheint, in jedem Wirbel durch das Wachsen seines Körpers verengt, so daſs die Rückensaite die äuſsere Form eines Lymphgefäſses hatte. Die Verenge- rung nimmt mit dem Auftreten der Verknöcherungspunkte rasch zu. Die ersten Verknöcherungspunkte erscheinen in den Hals- und Brustwirbeln, während die Backenwirbel noch keine haben. Vier und zwanzig Stunden später als der eben beschriebene Verknöcherungszustand, am dreizehnten Tage also, sind schon an- sehnliche Verknöcherungspunkte zu beiden Seiten in den Wirbelbogen, dagegen wachsen die Verknöcherungen in den Wirbelkörpern äuſserst langsam. Hierin

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Zitationshilfe: Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 1. Königsberg, 1828, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baer_thiere_1828/155>, abgerufen am 23.11.2024.