Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 1. Königsberg, 1828.aber die Un- hieraus für die Methode der Unter- suchung folgt. Aus diesen Gründen ist für die Untersuchung der Embryonen, wenigstens aber die Un- hieraus für die Methode der Unter- suchung folgt. Aus diesen Gründen ist für die Untersuchung der Embryonen, wenigstens <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0176" n="146"/><note place="left">aber die Un-<lb/> bestimmt-<lb/> heit der For-<lb/> men und die<lb/> geringe Con-<lb/> sistenz.</note>wenn die Differenz bis auf einen gewissen Grad gestiegen ist. Das gilt besonders<lb/> von der Trennung der ersten Anlage in über einander liegende Blätter und der<lb/> einzelnen Organe in constituirende Elemente. So sind gewiſs die Nervenfäden<lb/> sehr viel früher da, als wir sie unterscheiden, nicht wegen ihrer Dünne, aber<lb/> wohl wegen ihrer Zartheit, Durchsichtigkeit und Uebereinstimmung mit der<lb/> umgebenden Masse für uns unkenntlich. Angenommen, die Nerven wären schon<lb/> gesondert, aber <formula notation="TeX">\frac {1} {300}</formula> Linie im Durchmesser, weich und durchsichtig: durch<lb/> welche Mittel wollten wir sie von der umgebenden Masse der Bauchplatten unter-<lb/> scheiden? Wären sie dunkel, so würde ein solcher Durchmesser schon von einer<lb/> scharfen Linse erreicht werden; wären sie starr, so würden sie zwar, wenn sie<lb/> zugleich hell wären, auch nicht ohne Zerreiſsung des Leibes sichtbar seyn, diese<lb/> aber würde sie bloſslegen und deutlich zeigen, wie die Fasern eines zerrissenen<lb/> Papiers. Glücklicher Weise läſst aber das grobe Gefüge, das der früheste Embryo<lb/> in allen leicht zu unterscheidenden Theilen offenbart, mit Sicherheit schlieſsen,<lb/> daſs die Nerven schon bei der ersten Sonderung eine viel ansehnlichere Dicke<lb/> haben, immer aber bleibt es gewiſs, daſs sie in ihrem Entstehen nicht zu beobach-<lb/> ten sind. Ueberhaupt können wir alle Ausbildung im Innern eines Theiles erst<lb/> gewahr werden, wenn sie schon eine Zeitlang fortgeschritten ist. Dagegen läſst<lb/> sich jede Veränderung des äuſsern Umrisses sowohl am ganzen Embryo, als an seinen<lb/> einzelnen Theilen sogleich erkennen, weil die Kleinheit an sich kein Hinderniſs wird.</p><lb/> <note place="left"><hi rendition="#i">e.</hi> Was<lb/> hieraus für<lb/> die Methode<lb/> der Unter-<lb/> suchung<lb/> folgt.</note> <p>Aus diesen Gründen ist für die Untersuchung der Embryonen, wenigstens<lb/> der Embryonen höherer Thiere, fast nie eine sehr starke Vergröſserung erforder-<lb/> lich. Eine solche verwischt die geringen Unterschiede in der Textur und ver-<lb/> dünnt die Schatten, an denen man oft ganz allein die Lagerung, so wie die Ge-<lb/> staltung innerer Theile erkennt, zu sehr. Ein gröſseres Bedürfniſs als die starke<lb/> Vergröſserung ist es, die verschiedenen Schatten, die sich oft decken, mit Bestimmt-<lb/> heit zu unterscheiden und den Embryo nach allen Seiten wenden und ihn unter<lb/> schwacher Vergröſserung zergliedern zu können. Meine Untersuchungen haben<lb/> mich viel rascher weiter geführt, nachdem ich angefangen hatte unter einer Linse<lb/> von etwa 5 Linien Brennweite zu beobachten, unter welcher ich mit beiden Händen<lb/> an dem in einem mit Wasser gefüllten Uhrglase liegenden Embryo arbeiten konnte.<lb/> Ich habe mich hierzu eines von <hi rendition="#g">Adams</hi> in London verfertigten Taschenmicroscopes<lb/> bedient, welches nicht nur als einfaches Microscop mit 1 bis 3 Linsen, sondern auch<lb/> nach Bedürfniſs als zusammengesetztes gebraucht werden kann. Nicht oft habe ich<lb/> eine oder zwei Linsen zu der ersten hinzugefügt, seltener den Tubus des zusammen-<lb/> gesetzten Microscopes angewendet und nur sehr selten zu einem stärkern Microscope<lb/> meine Zuflucht genommen, und auch dann meist ohne den gehofften Erfolg.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [146/0176]
wenn die Differenz bis auf einen gewissen Grad gestiegen ist. Das gilt besonders
von der Trennung der ersten Anlage in über einander liegende Blätter und der
einzelnen Organe in constituirende Elemente. So sind gewiſs die Nervenfäden
sehr viel früher da, als wir sie unterscheiden, nicht wegen ihrer Dünne, aber
wohl wegen ihrer Zartheit, Durchsichtigkeit und Uebereinstimmung mit der
umgebenden Masse für uns unkenntlich. Angenommen, die Nerven wären schon
gesondert, aber [FORMEL] Linie im Durchmesser, weich und durchsichtig: durch
welche Mittel wollten wir sie von der umgebenden Masse der Bauchplatten unter-
scheiden? Wären sie dunkel, so würde ein solcher Durchmesser schon von einer
scharfen Linse erreicht werden; wären sie starr, so würden sie zwar, wenn sie
zugleich hell wären, auch nicht ohne Zerreiſsung des Leibes sichtbar seyn, diese
aber würde sie bloſslegen und deutlich zeigen, wie die Fasern eines zerrissenen
Papiers. Glücklicher Weise läſst aber das grobe Gefüge, das der früheste Embryo
in allen leicht zu unterscheidenden Theilen offenbart, mit Sicherheit schlieſsen,
daſs die Nerven schon bei der ersten Sonderung eine viel ansehnlichere Dicke
haben, immer aber bleibt es gewiſs, daſs sie in ihrem Entstehen nicht zu beobach-
ten sind. Ueberhaupt können wir alle Ausbildung im Innern eines Theiles erst
gewahr werden, wenn sie schon eine Zeitlang fortgeschritten ist. Dagegen läſst
sich jede Veränderung des äuſsern Umrisses sowohl am ganzen Embryo, als an seinen
einzelnen Theilen sogleich erkennen, weil die Kleinheit an sich kein Hinderniſs wird.
aber die Un-
bestimmt-
heit der For-
men und die
geringe Con-
sistenz.
Aus diesen Gründen ist für die Untersuchung der Embryonen, wenigstens
der Embryonen höherer Thiere, fast nie eine sehr starke Vergröſserung erforder-
lich. Eine solche verwischt die geringen Unterschiede in der Textur und ver-
dünnt die Schatten, an denen man oft ganz allein die Lagerung, so wie die Ge-
staltung innerer Theile erkennt, zu sehr. Ein gröſseres Bedürfniſs als die starke
Vergröſserung ist es, die verschiedenen Schatten, die sich oft decken, mit Bestimmt-
heit zu unterscheiden und den Embryo nach allen Seiten wenden und ihn unter
schwacher Vergröſserung zergliedern zu können. Meine Untersuchungen haben
mich viel rascher weiter geführt, nachdem ich angefangen hatte unter einer Linse
von etwa 5 Linien Brennweite zu beobachten, unter welcher ich mit beiden Händen
an dem in einem mit Wasser gefüllten Uhrglase liegenden Embryo arbeiten konnte.
Ich habe mich hierzu eines von Adams in London verfertigten Taschenmicroscopes
bedient, welches nicht nur als einfaches Microscop mit 1 bis 3 Linsen, sondern auch
nach Bedürfniſs als zusammengesetztes gebraucht werden kann. Nicht oft habe ich
eine oder zwei Linsen zu der ersten hinzugefügt, seltener den Tubus des zusammen-
gesetzten Microscopes angewendet und nur sehr selten zu einem stärkern Microscope
meine Zuflucht genommen, und auch dann meist ohne den gehofften Erfolg.
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