Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 1. Königsberg, 1828.

Bild:
<< vorherige Seite

Im Embryo ist also dieselbe Gliederung, wie im Keime, jedoch ist sie
in der Längendimension am stärksten ausgebildet, wie diese überhaupt im
Embryo die bestimmende ist.

Ueberhaupt entspricht also
[Spaltenumbruch] die obere Fläche
in der Dimension
der Tiefe
die untere Fläche
[Spaltenumbruch] der Mitte
in der Dimension
der Fläche
der Peripherie
[Spaltenumbruch] und dem vordern Ende
in der Dimension
der Länge
und dem hintern Ende.

Man könnte indessen in der Fläche der Keimhaut, nachdem der Embryo
kenntlich geworden ist, vier Glieder annehmen, wenn man den Embryo als
Theil des gesammten Keimes betrachtet, nämlich von aussen nach innen Dotter-
hof, Gefässhof, Fruchthof und Embryo, wo das vierte Glied ein später hinzuge-
kommenes ist. Dieselbe Vermehrung der Gliederung finden wir aber auch, wenn
wir die Blätter im Embryo vergleichen, indem sich die Schicht für das Rücken-
mark später sondert, zwar erst wenn der Rücken geschlossen ist, aber ganz dieser
neuen vierfachen Gliederung analog als die höchste Potenz des Thierischen
im Thiere.

c. Nach
dieser Rei-
henfolge
wandelt sich
der Keim in
den Embryo
um.

Fragen wir, in welcher Reihenfolge sich die einzelnen Schichten des
Keimes in den Leib des Embryo umwandeln, so finden wir diese Umwandlung
zuerst im serösen Blatte, während das Gefäss- und Schleimblatt noch unter ihm
unverändert fortgehen, dann im Gefässblatte, wo durch Bildung des Herzens und
der Aorta diese Umwandlung kenntlich wird, endlich im Schleimblatte, welches
am längsten sich passiv verhält. Die Umwandlung geht also von oben nach
unten fort. Sie schreitet aber auch von vorn nach hinten fort; denn es bekommt
der Kopf seine Grenze früher als das hintere Ende, und zugleich von der Mitte
zur Peripherie, denn die peripherische Begrenzung tritt am Hühnchen erst am
zweiten Tage auf, wo die Bauchplatten sich abgrenzen, nachdem die Mitte schon
längst Embryo geworden war. Die Umwandlung schreitet also nach der oben
aufgestellten Reihenfolge fort, und so, wie sich die einzelnen Pole der Dimensionen
entsprechen.

Im Embryo ist also dieselbe Gliederung, wie im Keime, jedoch ist sie
in der Längendimension am stärksten ausgebildet, wie diese überhaupt im
Embryo die bestimmende ist.

Ueberhaupt entspricht also
[Spaltenumbruch] die obere Fläche
in der Dimension
der Tiefe
die untere Fläche
[Spaltenumbruch] der Mitte
in der Dimension
der Fläche
der Peripherie
[Spaltenumbruch] und dem vordern Ende
in der Dimension
der Länge
und dem hintern Ende.

Man könnte indessen in der Fläche der Keimhaut, nachdem der Embryo
kenntlich geworden ist, vier Glieder annehmen, wenn man den Embryo als
Theil des gesammten Keimes betrachtet, nämlich von auſsen nach innen Dotter-
hof, Gefäſshof, Fruchthof und Embryo, wo das vierte Glied ein später hinzuge-
kommenes ist. Dieselbe Vermehrung der Gliederung finden wir aber auch, wenn
wir die Blätter im Embryo vergleichen, indem sich die Schicht für das Rücken-
mark später sondert, zwar erst wenn der Rücken geschlossen ist, aber ganz dieser
neuen vierfachen Gliederung analog als die höchste Potenz des Thierischen
im Thiere.

c. Nach
dieser Rei-
henfolge
wandelt sich
der Keim in
den Embryo
um.

Fragen wir, in welcher Reihenfolge sich die einzelnen Schichten des
Keimes in den Leib des Embryo umwandeln, so finden wir diese Umwandlung
zuerst im serösen Blatte, während das Gefäſs- und Schleimblatt noch unter ihm
unverändert fortgehen, dann im Gefäſsblatte, wo durch Bildung des Herzens und
der Aorta diese Umwandlung kenntlich wird, endlich im Schleimblatte, welches
am längsten sich passiv verhält. Die Umwandlung geht also von oben nach
unten fort. Sie schreitet aber auch von vorn nach hinten fort; denn es bekommt
der Kopf seine Grenze früher als das hintere Ende, und zugleich von der Mitte
zur Peripherie, denn die peripherische Begrenzung tritt am Hühnchen erst am
zweiten Tage auf, wo die Bauchplatten sich abgrenzen, nachdem die Mitte schon
längst Embryo geworden war. Die Umwandlung schreitet also nach der oben
aufgestellten Reihenfolge fort, und so, wie sich die einzelnen Pole der Dimensionen
entsprechen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0192" n="162"/>
            <p>Im Embryo ist also dieselbe Gliederung, wie im Keime, jedoch ist sie<lb/>
in der Längendimension am stärksten ausgebildet, wie diese überhaupt im<lb/>
Embryo die bestimmende ist.</p><lb/>
            <p>Ueberhaupt entspricht also<lb/><cb/>
die obere Fläche<lb/>
in der Dimension<lb/>
der Tiefe<lb/>
die untere Fläche<lb/><cb/>
der Mitte<lb/>
in der Dimension<lb/>
der Fläche<lb/>
der Peripherie<lb/><cb/>
und dem vordern Ende<lb/>
in der Dimension<lb/>
der Länge<lb/>
und dem hintern Ende.</p><lb/>
            <p>Man könnte indessen in der Fläche der Keimhaut, nachdem der Embryo<lb/>
kenntlich geworden ist, vier Glieder annehmen, wenn man den Embryo als<lb/>
Theil des gesammten Keimes betrachtet, nämlich von au&#x017F;sen nach innen Dotter-<lb/>
hof, Gefä&#x017F;shof, Fruchthof und Embryo, wo das vierte Glied ein später hinzuge-<lb/>
kommenes ist. Dieselbe Vermehrung der Gliederung finden wir aber auch, wenn<lb/>
wir die Blätter im Embryo vergleichen, indem sich die Schicht für das Rücken-<lb/>
mark später sondert, zwar erst wenn der Rücken geschlossen ist, aber ganz dieser<lb/>
neuen vierfachen Gliederung analog als die höchste Potenz des Thierischen<lb/>
im Thiere.</p><lb/>
            <note place="left"><hi rendition="#i">c.</hi> Nach<lb/>
dieser Rei-<lb/>
henfolge<lb/>
wandelt sich<lb/>
der Keim in<lb/>
den Embryo<lb/>
um.</note>
            <p>Fragen wir, in welcher Reihenfolge sich die einzelnen Schichten des<lb/>
Keimes in den Leib des Embryo umwandeln, so finden wir diese Umwandlung<lb/>
zuerst im serösen Blatte, während das Gefä&#x017F;s- und Schleimblatt noch unter ihm<lb/>
unverändert fortgehen, dann im Gefä&#x017F;sblatte, wo durch Bildung des Herzens und<lb/>
der Aorta diese Umwandlung kenntlich wird, endlich im Schleimblatte, welches<lb/>
am längsten sich passiv verhält. Die Umwandlung geht also von oben nach<lb/>
unten fort. Sie schreitet aber auch von vorn nach hinten fort; denn es bekommt<lb/>
der Kopf seine Grenze früher als das hintere Ende, und zugleich von der Mitte<lb/>
zur Peripherie, denn die peripherische Begrenzung tritt am Hühnchen erst am<lb/>
zweiten Tage auf, wo die Bauchplatten sich abgrenzen, nachdem die Mitte schon<lb/>
längst Embryo geworden war. Die Umwandlung schreitet also nach der oben<lb/>
aufgestellten Reihenfolge fort, und so, wie sich die einzelnen Pole der Dimensionen<lb/>
entsprechen.</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[162/0192] Im Embryo ist also dieselbe Gliederung, wie im Keime, jedoch ist sie in der Längendimension am stärksten ausgebildet, wie diese überhaupt im Embryo die bestimmende ist. Ueberhaupt entspricht also die obere Fläche in der Dimension der Tiefe die untere Fläche der Mitte in der Dimension der Fläche der Peripherie und dem vordern Ende in der Dimension der Länge und dem hintern Ende. Man könnte indessen in der Fläche der Keimhaut, nachdem der Embryo kenntlich geworden ist, vier Glieder annehmen, wenn man den Embryo als Theil des gesammten Keimes betrachtet, nämlich von auſsen nach innen Dotter- hof, Gefäſshof, Fruchthof und Embryo, wo das vierte Glied ein später hinzuge- kommenes ist. Dieselbe Vermehrung der Gliederung finden wir aber auch, wenn wir die Blätter im Embryo vergleichen, indem sich die Schicht für das Rücken- mark später sondert, zwar erst wenn der Rücken geschlossen ist, aber ganz dieser neuen vierfachen Gliederung analog als die höchste Potenz des Thierischen im Thiere. Fragen wir, in welcher Reihenfolge sich die einzelnen Schichten des Keimes in den Leib des Embryo umwandeln, so finden wir diese Umwandlung zuerst im serösen Blatte, während das Gefäſs- und Schleimblatt noch unter ihm unverändert fortgehen, dann im Gefäſsblatte, wo durch Bildung des Herzens und der Aorta diese Umwandlung kenntlich wird, endlich im Schleimblatte, welches am längsten sich passiv verhält. Die Umwandlung geht also von oben nach unten fort. Sie schreitet aber auch von vorn nach hinten fort; denn es bekommt der Kopf seine Grenze früher als das hintere Ende, und zugleich von der Mitte zur Peripherie, denn die peripherische Begrenzung tritt am Hühnchen erst am zweiten Tage auf, wo die Bauchplatten sich abgrenzen, nachdem die Mitte schon längst Embryo geworden war. Die Umwandlung schreitet also nach der oben aufgestellten Reihenfolge fort, und so, wie sich die einzelnen Pole der Dimensionen entsprechen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/baer_thiere_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/baer_thiere_1828/192
Zitationshilfe: Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 1. Königsberg, 1828, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baer_thiere_1828/192>, abgerufen am 23.11.2024.