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Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 1. Königsberg, 1828.

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Bildungs-
bogen.
diesen Fortgang durch das Schema Fig. 5. darstellen. Die Ansicht dieser Ab-
bildung, besonders wenn wir sie mit Fig. 4. vergleichen, versinnlicht uns, wie
der Keim aus der Gestalt einer Platte sich zum Embryo umbildet. Geht nämlich
alle Entwickelung vom Centrum zur Peripherie, zugleich aber auch aus der
Fläche nach oben und unten von einer Axe a, so wird aus der Peripherie die
obere und untere Mittellinie des ganzen Körpers gebildet. Die beiden punktirten
Linien m m' und n n' zeigen an, wo die Schlusslinie des Rückens und des Bauches
herstammen, wenn wir sie auf die vergrösserte Platte des Keimes beziehen. Sie
sind die äussersten Grenzen des Theiles vom Keime, der sich in die Rückenhälfte,
und des Theiles, der sich in die Bauchhälfte verwandelt. Dadurch wird es an-
schaulich, was wir oben bemerkten, dass die Schlusslinien der Rücken- und
Bauchhälfte ursprünglich am meisten peripherisch waren. m m' und n n' sind
die Wege, die diese Theile zurücklegen würden, um aus dem Keime den Embryo
zu bilden, wenn keine Vergrösserung zugleich Statt fände. Alle Blätter wachsen
aber bei dieser Ortsveränderung zugleich vom Centrum nach der Peripherie zu,
so dass jeder einzelne Punkt in einem bestimmten Bogen fortrückt. Nehmen wir
jetzt nur auf die Bildung der Fundamentalorgane Rücksicht, so können wir die
Richtung der Entwickelung mit denjenigen bogenförmigen Linien unsrer 5ten Figur
bezeichnen, in denen kleine Pfeile zur Andeutung der Richtung enthalten sind.
Ich nenne den Weg, auf welchem jeder Punkt während der Bildung fortrückt,
seinen Bildungsbogen. b, c, d, e, f in Fig. 5. sind nun die Bildungsbogen für
alle Theile, die in der Ebene ihrer Schicht bleiben, ohne aus ihr hervorzu-
treten *). Auf welches Fundamentalorgan jeder Bildungsbogen sich bezieht,
ergiebt sich leicht aus der Vergleichung mit Fig. 4., da die Bezifferung die-
selbe ist.

Es wird nun aus dieser Fig. 5. auch klar, dass man durchaus nicht
die ganze Mittelebene des Embryo für central ansehen darf, dass vielmehr,
so wie im ganzen Embryo, eben so in jedem röhrigen Fundamentalorgane,
eine Centrallinie ist, von welcher aus die Bildung fortschreitet, und ihr
gegenüber in derselben Röhre eine Schlusslinie sich findet. Die Central-
linie eines jeden Fundamentalorganes ist der Axe des ganzen Thieres am
meisten zugekehrt. Sie ist die einzige, die in der ganzen Röhre ursprüng-
lich einfach war.
Die Schlusslinie ist aus zwei am meisten peripherischen

Hälf-
*) Diese sind die ursprünglichen Bildungsbogen im Gegensatze zu den durchbohrenden Bildungs-
bogen. (Schol. IV. §. [9]. m.).

Bildungs-
bogen.
diesen Fortgang durch das Schema Fig. 5. darstellen. Die Ansicht dieser Ab-
bildung, besonders wenn wir sie mit Fig. 4. vergleichen, versinnlicht uns, wie
der Keim aus der Gestalt einer Platte sich zum Embryo umbildet. Geht nämlich
alle Entwickelung vom Centrum zur Peripherie, zugleich aber auch aus der
Fläche nach oben und unten von einer Axe a, so wird aus der Peripherie die
obere und untere Mittellinie des ganzen Körpers gebildet. Die beiden punktirten
Linien m m′ und n n′ zeigen an, wo die Schluſslinie des Rückens und des Bauches
herstammen, wenn wir sie auf die vergröſserte Platte des Keimes beziehen. Sie
sind die äuſsersten Grenzen des Theiles vom Keime, der sich in die Rückenhälfte,
und des Theiles, der sich in die Bauchhälfte verwandelt. Dadurch wird es an-
schaulich, was wir oben bemerkten, daſs die Schluſslinien der Rücken- und
Bauchhälfte ursprünglich am meisten peripherisch waren. m m′ und n n′ sind
die Wege, die diese Theile zurücklegen würden, um aus dem Keime den Embryo
zu bilden, wenn keine Vergröſserung zugleich Statt fände. Alle Blätter wachsen
aber bei dieser Ortsveränderung zugleich vom Centrum nach der Peripherie zu,
so daſs jeder einzelne Punkt in einem bestimmten Bogen fortrückt. Nehmen wir
jetzt nur auf die Bildung der Fundamentalorgane Rücksicht, so können wir die
Richtung der Entwickelung mit denjenigen bogenförmigen Linien unsrer 5ten Figur
bezeichnen, in denen kleine Pfeile zur Andeutung der Richtung enthalten sind.
Ich nenne den Weg, auf welchem jeder Punkt während der Bildung fortrückt,
seinen Bildungsbogen. b, c, d, e, f in Fig. 5. sind nun die Bildungsbogen für
alle Theile, die in der Ebene ihrer Schicht bleiben, ohne aus ihr hervorzu-
treten *). Auf welches Fundamentalorgan jeder Bildungsbogen sich bezieht,
ergiebt sich leicht aus der Vergleichung mit Fig. 4., da die Bezifferung die-
selbe ist.

Es wird nun aus dieser Fig. 5. auch klar, daſs man durchaus nicht
die ganze Mittelebene des Embryo für central ansehen darf, daſs vielmehr,
so wie im ganzen Embryo, eben so in jedem röhrigen Fundamentalorgane,
eine Centrallinie ist, von welcher aus die Bildung fortschreitet, und ihr
gegenüber in derselben Röhre eine Schluſslinie sich findet. Die Central-
linie eines jeden Fundamentalorganes ist der Axe des ganzen Thieres am
meisten zugekehrt. Sie ist die einzige, die in der ganzen Röhre ursprüng-
lich einfach war.
Die Schluſslinie ist aus zwei am meisten peripherischen

Hälf-
*) Diese sind die ursprünglichen Bildungsbogen im Gegensatze zu den durchbohrenden Bildungs-
bogen. (Schol. IV. §. [9]. m.).
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[168/0198] diesen Fortgang durch das Schema Fig. 5. darstellen. Die Ansicht dieser Ab- bildung, besonders wenn wir sie mit Fig. 4. vergleichen, versinnlicht uns, wie der Keim aus der Gestalt einer Platte sich zum Embryo umbildet. Geht nämlich alle Entwickelung vom Centrum zur Peripherie, zugleich aber auch aus der Fläche nach oben und unten von einer Axe a, so wird aus der Peripherie die obere und untere Mittellinie des ganzen Körpers gebildet. Die beiden punktirten Linien m m′ und n n′ zeigen an, wo die Schluſslinie des Rückens und des Bauches herstammen, wenn wir sie auf die vergröſserte Platte des Keimes beziehen. Sie sind die äuſsersten Grenzen des Theiles vom Keime, der sich in die Rückenhälfte, und des Theiles, der sich in die Bauchhälfte verwandelt. Dadurch wird es an- schaulich, was wir oben bemerkten, daſs die Schluſslinien der Rücken- und Bauchhälfte ursprünglich am meisten peripherisch waren. m m′ und n n′ sind die Wege, die diese Theile zurücklegen würden, um aus dem Keime den Embryo zu bilden, wenn keine Vergröſserung zugleich Statt fände. Alle Blätter wachsen aber bei dieser Ortsveränderung zugleich vom Centrum nach der Peripherie zu, so daſs jeder einzelne Punkt in einem bestimmten Bogen fortrückt. Nehmen wir jetzt nur auf die Bildung der Fundamentalorgane Rücksicht, so können wir die Richtung der Entwickelung mit denjenigen bogenförmigen Linien unsrer 5ten Figur bezeichnen, in denen kleine Pfeile zur Andeutung der Richtung enthalten sind. Ich nenne den Weg, auf welchem jeder Punkt während der Bildung fortrückt, seinen Bildungsbogen. b, c, d, e, f in Fig. 5. sind nun die Bildungsbogen für alle Theile, die in der Ebene ihrer Schicht bleiben, ohne aus ihr hervorzu- treten *). Auf welches Fundamentalorgan jeder Bildungsbogen sich bezieht, ergiebt sich leicht aus der Vergleichung mit Fig. 4., da die Bezifferung die- selbe ist. Bildungs- bogen. Es wird nun aus dieser Fig. 5. auch klar, daſs man durchaus nicht die ganze Mittelebene des Embryo für central ansehen darf, daſs vielmehr, so wie im ganzen Embryo, eben so in jedem röhrigen Fundamentalorgane, eine Centrallinie ist, von welcher aus die Bildung fortschreitet, und ihr gegenüber in derselben Röhre eine Schluſslinie sich findet. Die Central- linie eines jeden Fundamentalorganes ist der Axe des ganzen Thieres am meisten zugekehrt. Sie ist die einzige, die in der ganzen Röhre ursprüng- lich einfach war. Die Schluſslinie ist aus zwei am meisten peripherischen Hälf- *) Diese sind die ursprünglichen Bildungsbogen im Gegensatze zu den durchbohrenden Bildungs- bogen. (Schol. IV. §. 9. m.).

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Zitationshilfe: Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 1. Königsberg, 1828, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baer_thiere_1828/198>, abgerufen am 27.11.2024.