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Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 1. Königsberg, 1828.

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mung des Embryo, zum Theil ist aber wirklich der Dotter mehr nach hinten ge-
rückt. Die Entwickelungsstufe, die ich jetzt meine, weiss ich nach dem Zeit-
maasse nicht zu bestimmen. Sie fällt nach Carus Darstellung auf den siebenten
Tag. --

Es sind um diese Zeit und schon etwas früher zwei seitliche Zapfen in der
Axe der Drehung kenntlich. Ich habe mich auf das Bestimmteste überzeugt, dass
diese Zapfen die seitlich vorragenden Ränder des Kragens sind, wie schon Carus
vermuthet. Carus bemerkt ferner gegen Stiebel, dass immer die hintere Hälfte
des Embryo die grosszellige ist. Das ist auch so auffallend, dass Stiebel wohl
nur durch einen Schreibfehler zu der entgegengesetzten Aeusserung gekommen
seyn kann. Diese Ansammlung grosser Zellen halte ich aber für eine Art von
Dottersack, nämlich für den noch nicht in einen Darm ausgesponnenen Theil des
Dotters, denn es ist zuvörderst augenscheinlich, dass die Zellen nicht in der Ober-
fläche liegen, wie man aus einem dünnen Saume erkennt, der den Umfang der
grosszelligen Masse umgiebt und selbst aus einer eben so feinkörnigen Masse be-
steht, als die Masse des Kopfes ist; ferner hat der Umfang der grosszelligen Masse
im Innern des Leibes eine ziemlich bestimmte Grenze, und endlich sind die Zellen,
oder vielmehr Bläschen vollkommen den Bläschen ähnlich, die man vom Anfange
an im Dotter, nur immer im Wachsen begriffen, erkennt, sie sind auch von der-
selben körnigen Masse umgeben. Endlich müsste der Dotter ganz plötzlich ver-
schwinden, nachdem er lange an Masse zugenommen hatte, wenn man ihn nicht
in diesem, jetzt im hintersten Ende liegenden Sacke wieder erkennen wollte.

Carus glaubt, dass schon am siebenten Tage die hintere Spitze des Em-
bryo von einer Leber eingenommen werde. Ich habe mich hiervon nicht über-
zeugen können, und habe vielmehr die Leber mit Deutlichkeit erst an schon aus-
gekrochenen Schnecken beobachtet. Vielleicht ist sie schon in der letzten Zeit
des Lebens im Eie, wo man um den überall gebildeten Darm eine weiche Masse
erkennt, an der ich bei der Zergliederung jedoch keine bestimmte Organisation
unterscheiden konnte, während ich doch nach dem Auskriechen die Gallengänge
gefunden zu haben glaube. -- Wenn die Schaale zuerst als eine ganz durch-
sichtige Hülle von ausgeschiedenem Eiweissstoffe kenntlich wird, eine Bildung,
die nach Carus auf den 10ten und 11ten Tag fällt, ist das hintere Ende des ge-
krümmten Leibes von derselben grosszelligen Masse ausgefüllt, wie früher. Die
umkleidende Haut scheint aber merklich dünner geworden zu seyn, indem diese
Masse jetzt ziemlich dicht unter der Schaale liegt. In der Masse sah ich zwei in
spitzen Winkeln sich schneidende Schatten, die ich mir durchaus nicht anders
deuten kann, als dass sich der Dottersack verlängert und dass die hintere blinde

mung des Embryo, zum Theil ist aber wirklich der Dotter mehr nach hinten ge-
rückt. Die Entwickelungsstufe, die ich jetzt meine, weiſs ich nach dem Zeit-
maaſse nicht zu bestimmen. Sie fällt nach Carus Darstellung auf den siebenten
Tag. —

Es sind um diese Zeit und schon etwas früher zwei seitliche Zapfen in der
Axe der Drehung kenntlich. Ich habe mich auf das Bestimmteste überzeugt, daſs
diese Zapfen die seitlich vorragenden Ränder des Kragens sind, wie schon Carus
vermuthet. Carus bemerkt ferner gegen Stiebel, daſs immer die hintere Hälfte
des Embryo die groſszellige ist. Das ist auch so auffallend, daſs Stiebel wohl
nur durch einen Schreibfehler zu der entgegengesetzten Aeuſserung gekommen
seyn kann. Diese Ansammlung groſser Zellen halte ich aber für eine Art von
Dottersack, nämlich für den noch nicht in einen Darm ausgesponnenen Theil des
Dotters, denn es ist zuvörderst augenscheinlich, daſs die Zellen nicht in der Ober-
fläche liegen, wie man aus einem dünnen Saume erkennt, der den Umfang der
groſszelligen Masse umgiebt und selbst aus einer eben so feinkörnigen Masse be-
steht, als die Masse des Kopfes ist; ferner hat der Umfang der groſszelligen Masse
im Innern des Leibes eine ziemlich bestimmte Grenze, und endlich sind die Zellen,
oder vielmehr Bläschen vollkommen den Bläschen ähnlich, die man vom Anfange
an im Dotter, nur immer im Wachsen begriffen, erkennt, sie sind auch von der-
selben körnigen Masse umgeben. Endlich müſste der Dotter ganz plötzlich ver-
schwinden, nachdem er lange an Masse zugenommen hatte, wenn man ihn nicht
in diesem, jetzt im hintersten Ende liegenden Sacke wieder erkennen wollte.

Carus glaubt, daſs schon am siebenten Tage die hintere Spitze des Em-
bryo von einer Leber eingenommen werde. Ich habe mich hiervon nicht über-
zeugen können, und habe vielmehr die Leber mit Deutlichkeit erst an schon aus-
gekrochenen Schnecken beobachtet. Vielleicht ist sie schon in der letzten Zeit
des Lebens im Eie, wo man um den überall gebildeten Darm eine weiche Masse
erkennt, an der ich bei der Zergliederung jedoch keine bestimmte Organisation
unterscheiden konnte, während ich doch nach dem Auskriechen die Gallengänge
gefunden zu haben glaube. — Wenn die Schaale zuerst als eine ganz durch-
sichtige Hülle von ausgeschiedenem Eiweiſsstoffe kenntlich wird, eine Bildung,
die nach Carus auf den 10ten und 11ten Tag fällt, ist das hintere Ende des ge-
krümmten Leibes von derselben groſszelligen Masse ausgefüllt, wie früher. Die
umkleidende Haut scheint aber merklich dünner geworden zu seyn, indem diese
Masse jetzt ziemlich dicht unter der Schaale liegt. In der Masse sah ich zwei in
spitzen Winkeln sich schneidende Schatten, die ich mir durchaus nicht anders
deuten kann, als daſs sich der Dottersack verlängert und daſs die hintere blinde

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[255/0287] mung des Embryo, zum Theil ist aber wirklich der Dotter mehr nach hinten ge- rückt. Die Entwickelungsstufe, die ich jetzt meine, weiſs ich nach dem Zeit- maaſse nicht zu bestimmen. Sie fällt nach Carus Darstellung auf den siebenten Tag. — Es sind um diese Zeit und schon etwas früher zwei seitliche Zapfen in der Axe der Drehung kenntlich. Ich habe mich auf das Bestimmteste überzeugt, daſs diese Zapfen die seitlich vorragenden Ränder des Kragens sind, wie schon Carus vermuthet. Carus bemerkt ferner gegen Stiebel, daſs immer die hintere Hälfte des Embryo die groſszellige ist. Das ist auch so auffallend, daſs Stiebel wohl nur durch einen Schreibfehler zu der entgegengesetzten Aeuſserung gekommen seyn kann. Diese Ansammlung groſser Zellen halte ich aber für eine Art von Dottersack, nämlich für den noch nicht in einen Darm ausgesponnenen Theil des Dotters, denn es ist zuvörderst augenscheinlich, daſs die Zellen nicht in der Ober- fläche liegen, wie man aus einem dünnen Saume erkennt, der den Umfang der groſszelligen Masse umgiebt und selbst aus einer eben so feinkörnigen Masse be- steht, als die Masse des Kopfes ist; ferner hat der Umfang der groſszelligen Masse im Innern des Leibes eine ziemlich bestimmte Grenze, und endlich sind die Zellen, oder vielmehr Bläschen vollkommen den Bläschen ähnlich, die man vom Anfange an im Dotter, nur immer im Wachsen begriffen, erkennt, sie sind auch von der- selben körnigen Masse umgeben. Endlich müſste der Dotter ganz plötzlich ver- schwinden, nachdem er lange an Masse zugenommen hatte, wenn man ihn nicht in diesem, jetzt im hintersten Ende liegenden Sacke wieder erkennen wollte. Carus glaubt, daſs schon am siebenten Tage die hintere Spitze des Em- bryo von einer Leber eingenommen werde. Ich habe mich hiervon nicht über- zeugen können, und habe vielmehr die Leber mit Deutlichkeit erst an schon aus- gekrochenen Schnecken beobachtet. Vielleicht ist sie schon in der letzten Zeit des Lebens im Eie, wo man um den überall gebildeten Darm eine weiche Masse erkennt, an der ich bei der Zergliederung jedoch keine bestimmte Organisation unterscheiden konnte, während ich doch nach dem Auskriechen die Gallengänge gefunden zu haben glaube. — Wenn die Schaale zuerst als eine ganz durch- sichtige Hülle von ausgeschiedenem Eiweiſsstoffe kenntlich wird, eine Bildung, die nach Carus auf den 10ten und 11ten Tag fällt, ist das hintere Ende des ge- krümmten Leibes von derselben groſszelligen Masse ausgefüllt, wie früher. Die umkleidende Haut scheint aber merklich dünner geworden zu seyn, indem diese Masse jetzt ziemlich dicht unter der Schaale liegt. In der Masse sah ich zwei in spitzen Winkeln sich schneidende Schatten, die ich mir durchaus nicht anders deuten kann, als daſs sich der Dottersack verlängert und daſs die hintere blinde

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Zitationshilfe: Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 1. Königsberg, 1828, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baer_thiere_1828/287>, abgerufen am 26.11.2024.