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Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 1. Königsberg, 1828.

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der Wirbelsäule in Ermangelung vieler andern Theile sich schwer bestimmen
lässt, so ist es auch offenbar, dass innerhalb der Wirbelsäule der Raum vor den
ersten Wirbeln bedeutend anwächst. So viel ist aber gewiss, dass weit mehr Wir-
bel hinter als vor den ersten sich erzeugen. Die Wirbel werden immer deutlicher
viereckig und zwischen ihnen die hellen Stellen bandförmig, nur die ersten und
letzten Wirbel sind noch unregelmässig. In der Mitte des zweiten Tages sind
10 bis 12 Wirbel da.

Schon wenn die Verwachsung der Rückenplatten im vordern Theile desd. Schädel-
und Wirbel-
höhle.

Rückens erfolgt, ist der eingeschlossene Kanal etwas weiter, als im hintern Theile,
so dass man deutlicher und etwas weiter von einander stehend die zwei Schatten
sieht, welche die innere Höhlung dieses Kanals zeigt. Diese Erweiterung ist die
erste Andeutung der Schädelhöhle, und ragt mit ihrer hintern Spitze bis über die
Stelle, wo die Umbeugung des Schleimblattes sich um die 30ste Stunde befindet.
In der 36sten Stunde reichen beide gleich weit nach hinten, indem die Schädel-
höhle durch die fortgehende Umbeugung der Rückenplatten mehr nach vorn rückt.
Die Schädelhöhle hat im ersten Auftreten noch keine Einschnürungen und Erwei-
terungen, bis auf das vorderste Ende, welches sehr früh, und wenn nicht zu-
gleich mit dem Schlusse der Rückenplatten, doch gleich nach demselben, eine
ganz kleine rundliche Höhle bildet, die kaum den 6ten Theil einer Linie im
Durchmesser haben kann, so dass die gesammte Höhle für den Centraltheil des
Nervensystems einen hohlen Raum bildet, der eben so, wie die Rückensaite, die
Gestalt einer Nadel hat, nur weiter ist, als die Rückensaite. Sehr bald, und
zwar schon um die 30ste Stunde, vergrössert sich die vorderste Höhlung auf eine
sogleich näher zu beschreibende Weise, und hinter ihr entsteht eine zweite Er-
weiterung für die Vierhügel, hinter dieser eine dritte sehr viel längere für das
verlängerte Mark. Diese letzte Zelle hat selbst wieder geschlängelte Wandungen,
so dass man in ihr eine gewisse Unbestimmtheit der Bildung, oder eine Neigung,
in mehrere Zellen zu verfallen, erkennt. Besonders ist eine Einschnürung ziem-
lich deutlich, welohe den Raum in eine vordere kürzere rundliche, und eine hin-
tere längere engere Abtheilung einigermaassen trennt. Diese Einschnürung ist
bald mehr bald weniger früh bemerkbar, bildet sich aber nicht weiter aus. Da-
her kommt es, dass die Beobachter bald 3, bald 4 Hirnzellen auftreten lassen.
Die vorderste dieser Zellen, oder diejenige, welche die früheste war, umschliesst
in späterer Zeit die Schenkel des grossen Hirns und die Sehhügel. Die enge run-
de Gestalt, welche sie im ersten Erscheinen hat, verändert sie schon um die
dreissigste Stunde, indem sie im hintern Theile ihres Umfanges sich erweitert
hat, und nach vorn sich etwas zuspitzt. Diese seitliche Ausdehnung des hintern

der Wirbelsäule in Ermangelung vieler andern Theile sich schwer bestimmen
läſst, so ist es auch offenbar, daſs innerhalb der Wirbelsäule der Raum vor den
ersten Wirbeln bedeutend anwächst. So viel ist aber gewiſs, daſs weit mehr Wir-
bel hinter als vor den ersten sich erzeugen. Die Wirbel werden immer deutlicher
viereckig und zwischen ihnen die hellen Stellen bandförmig, nur die ersten und
letzten Wirbel sind noch unregelmäſsig. In der Mitte des zweiten Tages sind
10 bis 12 Wirbel da.

Schon wenn die Verwachsung der Rückenplatten im vordern Theile desd. Schädel-
und Wirbel-
höhle.

Rückens erfolgt, ist der eingeschlossene Kanal etwas weiter, als im hintern Theile,
so daſs man deutlicher und etwas weiter von einander stehend die zwei Schatten
sieht, welche die innere Höhlung dieses Kanals zeigt. Diese Erweiterung ist die
erste Andeutung der Schädelhöhle, und ragt mit ihrer hintern Spitze bis über die
Stelle, wo die Umbeugung des Schleimblattes sich um die 30ste Stunde befindet.
In der 36sten Stunde reichen beide gleich weit nach hinten, indem die Schädel-
höhle durch die fortgehende Umbeugung der Rückenplatten mehr nach vorn rückt.
Die Schädelhöhle hat im ersten Auftreten noch keine Einschnürungen und Erwei-
terungen, bis auf das vorderste Ende, welches sehr früh, und wenn nicht zu-
gleich mit dem Schlusse der Rückenplatten, doch gleich nach demselben, eine
ganz kleine rundliche Höhle bildet, die kaum den 6ten Theil einer Linie im
Durchmesser haben kann, so daſs die gesammte Höhle für den Centraltheil des
Nervensystems einen hohlen Raum bildet, der eben so, wie die Rückensaite, die
Gestalt einer Nadel hat, nur weiter ist, als die Rückensaite. Sehr bald, und
zwar schon um die 30ste Stunde, vergröſsert sich die vorderste Höhlung auf eine
sogleich näher zu beschreibende Weise, und hinter ihr entsteht eine zweite Er-
weiterung für die Vierhügel, hinter dieser eine dritte sehr viel längere für das
verlängerte Mark. Diese letzte Zelle hat selbst wieder geschlängelte Wandungen,
so daſs man in ihr eine gewisse Unbestimmtheit der Bildung, oder eine Neigung,
in mehrere Zellen zu verfallen, erkennt. Besonders ist eine Einschnürung ziem-
lich deutlich, welohe den Raum in eine vordere kürzere rundliche, und eine hin-
tere längere engere Abtheilung einigermaaſsen trennt. Diese Einschnürung ist
bald mehr bald weniger früh bemerkbar, bildet sich aber nicht weiter aus. Da-
her kommt es, daſs die Beobachter bald 3, bald 4 Hirnzellen auftreten lassen.
Die vorderste dieser Zellen, oder diejenige, welche die früheste war, umschlieſst
in späterer Zeit die Schenkel des groſsen Hirns und die Sehhügel. Die enge run-
de Gestalt, welche sie im ersten Erscheinen hat, verändert sie schon um die
dreiſsigste Stunde, indem sie im hintern Theile ihres Umfanges sich erweitert
hat, und nach vorn sich etwas zuspitzt. Diese seitliche Ausdehnung des hintern

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[23/0053] der Wirbelsäule in Ermangelung vieler andern Theile sich schwer bestimmen läſst, so ist es auch offenbar, daſs innerhalb der Wirbelsäule der Raum vor den ersten Wirbeln bedeutend anwächst. So viel ist aber gewiſs, daſs weit mehr Wir- bel hinter als vor den ersten sich erzeugen. Die Wirbel werden immer deutlicher viereckig und zwischen ihnen die hellen Stellen bandförmig, nur die ersten und letzten Wirbel sind noch unregelmäſsig. In der Mitte des zweiten Tages sind 10 bis 12 Wirbel da. Schon wenn die Verwachsung der Rückenplatten im vordern Theile des Rückens erfolgt, ist der eingeschlossene Kanal etwas weiter, als im hintern Theile, so daſs man deutlicher und etwas weiter von einander stehend die zwei Schatten sieht, welche die innere Höhlung dieses Kanals zeigt. Diese Erweiterung ist die erste Andeutung der Schädelhöhle, und ragt mit ihrer hintern Spitze bis über die Stelle, wo die Umbeugung des Schleimblattes sich um die 30ste Stunde befindet. In der 36sten Stunde reichen beide gleich weit nach hinten, indem die Schädel- höhle durch die fortgehende Umbeugung der Rückenplatten mehr nach vorn rückt. Die Schädelhöhle hat im ersten Auftreten noch keine Einschnürungen und Erwei- terungen, bis auf das vorderste Ende, welches sehr früh, und wenn nicht zu- gleich mit dem Schlusse der Rückenplatten, doch gleich nach demselben, eine ganz kleine rundliche Höhle bildet, die kaum den 6ten Theil einer Linie im Durchmesser haben kann, so daſs die gesammte Höhle für den Centraltheil des Nervensystems einen hohlen Raum bildet, der eben so, wie die Rückensaite, die Gestalt einer Nadel hat, nur weiter ist, als die Rückensaite. Sehr bald, und zwar schon um die 30ste Stunde, vergröſsert sich die vorderste Höhlung auf eine sogleich näher zu beschreibende Weise, und hinter ihr entsteht eine zweite Er- weiterung für die Vierhügel, hinter dieser eine dritte sehr viel längere für das verlängerte Mark. Diese letzte Zelle hat selbst wieder geschlängelte Wandungen, so daſs man in ihr eine gewisse Unbestimmtheit der Bildung, oder eine Neigung, in mehrere Zellen zu verfallen, erkennt. Besonders ist eine Einschnürung ziem- lich deutlich, welohe den Raum in eine vordere kürzere rundliche, und eine hin- tere längere engere Abtheilung einigermaaſsen trennt. Diese Einschnürung ist bald mehr bald weniger früh bemerkbar, bildet sich aber nicht weiter aus. Da- her kommt es, daſs die Beobachter bald 3, bald 4 Hirnzellen auftreten lassen. Die vorderste dieser Zellen, oder diejenige, welche die früheste war, umschlieſst in späterer Zeit die Schenkel des groſsen Hirns und die Sehhügel. Die enge run- de Gestalt, welche sie im ersten Erscheinen hat, verändert sie schon um die dreiſsigste Stunde, indem sie im hintern Theile ihres Umfanges sich erweitert hat, und nach vorn sich etwas zuspitzt. Diese seitliche Ausdehnung des hintern d. Schädel- und Wirbel- höhle.

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Zitationshilfe: Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 1. Königsberg, 1828, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baer_thiere_1828/53>, abgerufen am 28.11.2024.