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Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 2. Königsberg, 1837.

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liegt. Im Vorderhirne endet der Hirnschenkel nun unter einem Kolben, und die-
ser Kolben wird der gestreifte Körper (Streifenhügel) *).

Die so eben geschilderten Metamorphosen des Hirnes erfolgen während der
zweiten Periode des Embryonenlebens oder während des dritten bis fünften Ta-
ges. Noch immer haben die Abtheilungen des Hirnes den Charakter von Bläs-
chen, da die Höhlung im Verhältniss zur Wand gross ist. Sie liegen aber nicht
mehr hinter einander, sondern bilden Winkel. In Folge dieser Winkel nimmt
das Mittelhirn den vorragenden Gipfel des ganzen Hirnes ein. Diese Abtheilung
ist zugleich am stärksten entwickelt und überragt ihre Nachbarn, das Zwischen-
hirn und das Hinterhirn. Fügen wir noch hinzu, dass im Nachhirne sich Faltun-
gen zeigen **), so dürfte das Wichtigste für diese Periode bemerkt seyn, denn
von dem Hervorstülpen der Sinnesorgane aus dem Hirne sprechen wir später.

In der dritten und längsten Periode nimmt die Präponderanz des Mittel-
hirnes, nachdem sie am 6ten Tage am höchsten gestiegen war, wieder ab ***). Der
gesammte Embryo streckt sich grader; damit ist ein stärkeres Zusammenknicken
der hintern Theile des Hirnes verbunden, so dass der Winkel zwischen Rücken-
mark und Nachhirn, so wie zwischen Nachhirn und Hinterhirn schärfer wird.
Das Mittelhirn sinkt nach hinten von seiner Höhe herab, wenn wir das Hirn auf
seine Basis gestellt denken. Dagegen entwickelt sich das Vorderhirn so stark,
dass es allmählig das Zwischenhirn überdeckt. Zugleich wird seine mittlere Ein-
senkung immer stärker und wird das, was man die strahlige Scheide wand des
Vogelhirnes nennt +). Die Seitenwände des Vorderhirnes bilden die Hemisphä-
ren, so wie die gespaltene Höhlung des Vorderhirnes die Seitenventrikel dar-
stellt, die jetzt über der dritten Hirnhöhle liegen. Der hintere für beide Höh-
lungen gemeinschaftliche Eingang scheint mir eine Ausdehnung der Spalte in der
Decke des Zwischenhirnes ++).

Wir wissen nämlich, dass die Decke des Zwischenhirnes in ihrer vordern
Hälfte aufgespalten war; in der hintern bilden sich wieder zwei Abschnitte. Der
erste erhebt sich bei Annäherung des Vorderhirnes in ein kegelförmiges Gewölbe
und ist die zukünftige Zirbel, die ihre bleibende Form dadurch erhält, dass in

*) Theil I. S. 86.
**) Theil I. S. 64. 74. Ob diese Faltungen oder Kräuselungen in den Wandungen des Nachhirnas
andeuten, dass hier mehrere wenig gesonderte Elemente mit einander verschmelzen, oder ob
sie mit den Faltungen übereinstimmen, die man später in der Decke andrer Hirntheile bemerkt,
lasse ich noch unentschieden.
***) Theil I. S. 102. 117.
+) Theil I. S. 118.
++) Theil I. S. 118.

liegt. Im Vorderhirne endet der Hirnschenkel nun unter einem Kolben, und die-
ser Kolben wird der gestreifte Körper (Streifenhügel) *).

Die so eben geschilderten Metamorphosen des Hirnes erfolgen während der
zweiten Periode des Embryonenlebens oder während des dritten bis fünften Ta-
ges. Noch immer haben die Abtheilungen des Hirnes den Charakter von Bläs-
chen, da die Höhlung im Verhältniſs zur Wand groſs ist. Sie liegen aber nicht
mehr hinter einander, sondern bilden Winkel. In Folge dieser Winkel nimmt
das Mittelhirn den vorragenden Gipfel des ganzen Hirnes ein. Diese Abtheilung
ist zugleich am stärksten entwickelt und überragt ihre Nachbarn, das Zwischen-
hirn und das Hinterhirn. Fügen wir noch hinzu, daſs im Nachhirne sich Faltun-
gen zeigen **), so dürfte das Wichtigste für diese Periode bemerkt seyn, denn
von dem Hervorstülpen der Sinnesorgane aus dem Hirne sprechen wir später.

In der dritten und längsten Periode nimmt die Präponderanz des Mittel-
hirnes, nachdem sie am 6ten Tage am höchsten gestiegen war, wieder ab ***). Der
gesammte Embryo streckt sich grader; damit ist ein stärkeres Zusammenknicken
der hintern Theile des Hirnes verbunden, so daſs der Winkel zwischen Rücken-
mark und Nachhirn, so wie zwischen Nachhirn und Hinterhirn schärfer wird.
Das Mittelhirn sinkt nach hinten von seiner Höhe herab, wenn wir das Hirn auf
seine Basis gestellt denken. Dagegen entwickelt sich das Vorderhirn so stark,
daſs es allmählig das Zwischenhirn überdeckt. Zugleich wird seine mittlere Ein-
senkung immer stärker und wird das, was man die strahlige Scheide wand des
Vogelhirnes nennt †). Die Seitenwände des Vorderhirnes bilden die Hemisphä-
ren, so wie die gespaltene Höhlung des Vorderhirnes die Seitenventrikel dar-
stellt, die jetzt über der dritten Hirnhöhle liegen. Der hintere für beide Höh-
lungen gemeinschaftliche Eingang scheint mir eine Ausdehnung der Spalte in der
Decke des Zwischenhirnes ††).

Wir wissen nämlich, daſs die Decke des Zwischenhirnes in ihrer vordern
Hälfte aufgespalten war; in der hintern bilden sich wieder zwei Abschnitte. Der
erste erhebt sich bei Annäherung des Vorderhirnes in ein kegelförmiges Gewölbe
und ist die zukünftige Zirbel, die ihre bleibende Form dadurch erhält, daſs in

*) Theil I. S. 86.
**) Theil I. S. 64. 74. Ob diese Faltungen oder Kräuselungen in den Wandungen des Nachhirnas
andeuten, daſs hier mehrere wenig gesonderte Elemente mit einander verschmelzen, oder ob
sie mit den Faltungen übereinstimmen, die man später in der Decke andrer Hirntheile bemerkt,
lasse ich noch unentschieden.
***) Theil I. S. 102. 117.
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Zitationshilfe: Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 2. Königsberg, 1837, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baer_thiere_1837/120>, abgerufen am 21.11.2024.