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Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 2. Königsberg, 1837.

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mitivstreifen zusammen, von dem man sehr deutlich sieht, dass er lange nicht
das vordere Ende des Embryo, oder vielmehr des nun gespaltenen Schildes
erreicht.

Das Zurückschlagen erfolgt aber nicht, wenn das Ei in seinem Verhält-
nisse bleibt, vielmehr dehnt sich die Trennung langsam über den Dottersack aus,
wie wir jetzt offenbar das übrige Ei nennen müssen, und die Rückenplatten sen-
ken sich mit ihren Rändern mehr nach unten, allein der benachbarte Theil der
Keimhaut bleibt als elliptische Falte auf dem Rücken zurück und schliesst sich
bald zum Amnion (am 16ten Tage). Unterdessen geht die Trennung immer
weiter fort nach der Länge der Zipfel des Dottersackes. Allein so wenig Breite
dieser auch hat, erfolgt sie doch nicht im ganzen Umfange der Breite, sondern
für jetzt nur ungefähr auf 3/4 des Queerumfanges. Hier nämlich bildet sich die
Grenzvene. So erhält das Ei des Schweines (ein Paar Tage später), der Ge-
sammtform seines Dottersackes gemäss, einen Gefässhof, der mehrere Zoll lang,
doch bei weitem nicht so lang als der Dottersack und ursprünglich kaum zwei
Linien breit ist *). Der mittlere Theil des Dottersackes hat sich nämlich während
dieser Zeit wieder erweitert. Noch rascher aber dehnt sich die seröse Hülle aus.
Wir erinnern uns nämlich, dass sie derjenige Theil des animalischen Blattes ist,
der von der Amnionsfalte bis zur längere Zeit bestehenden Anheftung dieses Blat-
tes an dem plastischen Blatte reicht. Besonders wird sie um den Embryo sack-
förmig erweitert, zieht ihre Verbindung mit dem Amnion trichterförmig aus und
nähert sich der äussern Eihaut hier viel früher, als nach den Enden zu. Kurz vor
der Anheftung sieht man sie in unserer Figur 27. in h.

Diese Abbildung lehrt ferner, dass der Dottersack viel zu schmal ist, als
dass der Embryo in ihn hineindrängen sollte, wie beim Hunde. Er ragt viel-
mehr mit dem Kopfe über den Dottersack hinüber.

Dieselbe Abbildung zeigt uns aber auch schon den Harnsack (f). Er er-Ausbildung
des Harn-
sackes.

scheint in den Dickhäutern in der That früher als in den Raubthieren, doch nicht
vor der Blutbildung, im Schweine nach 16 Tagen. Er wächst äusserst schnell
in halbmondförmiger Gestalt in zwei seitliche Zipfel aus, welche nach den beiden
Enden des Eies gekehrt sind, wogegen der Embryo, wie unsere Abbildung lehrt,
seine Längen-Achse in der Queer-Achse des Eies hat. Auf jeder Seite geht eine
Nabelarterie aus dem Embryo in den Harnsack, und eine Nabelvene aus diesem
in jene. Beide Nabelvenen verzweigen sich stark in die Bauchwand, sind An-
fangs gleich stark und völlig von einander getrennt. Bald aber bildet sich zwi-

*) In Fig. 27. ist noch kein Gefässhof, aber wohl in Fig. 26.

mitivstreifen zusammen, von dem man sehr deutlich sieht, daſs er lange nicht
das vordere Ende des Embryo, oder vielmehr des nun gespaltenen Schildes
erreicht.

Das Zurückschlagen erfolgt aber nicht, wenn das Ei in seinem Verhält-
nisse bleibt, vielmehr dehnt sich die Trennung langsam über den Dottersack aus,
wie wir jetzt offenbar das übrige Ei nennen müssen, und die Rückenplatten sen-
ken sich mit ihren Rändern mehr nach unten, allein der benachbarte Theil der
Keimhaut bleibt als elliptische Falte auf dem Rücken zurück und schlieſst sich
bald zum Amnion (am 16ten Tage). Unterdessen geht die Trennung immer
weiter fort nach der Länge der Zipfel des Dottersackes. Allein so wenig Breite
dieser auch hat, erfolgt sie doch nicht im ganzen Umfange der Breite, sondern
für jetzt nur ungefähr auf ¾ des Queerumfanges. Hier nämlich bildet sich die
Grenzvene. So erhält das Ei des Schweines (ein Paar Tage später), der Ge-
sammtform seines Dottersackes gemäſs, einen Gefäſshof, der mehrere Zoll lang,
doch bei weitem nicht so lang als der Dottersack und ursprünglich kaum zwei
Linien breit ist *). Der mittlere Theil des Dottersackes hat sich nämlich während
dieser Zeit wieder erweitert. Noch rascher aber dehnt sich die seröse Hülle aus.
Wir erinnern uns nämlich, daſs sie derjenige Theil des animalischen Blattes ist,
der von der Amnionsfalte bis zur längere Zeit bestehenden Anheftung dieses Blat-
tes an dem plastischen Blatte reicht. Besonders wird sie um den Embryo sack-
förmig erweitert, zieht ihre Verbindung mit dem Amnion trichterförmig aus und
nähert sich der äuſsern Eihaut hier viel früher, als nach den Enden zu. Kurz vor
der Anheftung sieht man sie in unserer Figur 27. in h.

Diese Abbildung lehrt ferner, daſs der Dottersack viel zu schmal ist, als
daſs der Embryo in ihn hineindrängen sollte, wie beim Hunde. Er ragt viel-
mehr mit dem Kopfe über den Dottersack hinüber.

Dieselbe Abbildung zeigt uns aber auch schon den Harnsack (f). Er er-Ausbildung
des Harn-
sackes.

scheint in den Dickhäutern in der That früher als in den Raubthieren, doch nicht
vor der Blutbildung, im Schweine nach 16 Tagen. Er wächst äuſserst schnell
in halbmondförmiger Gestalt in zwei seitliche Zipfel aus, welche nach den beiden
Enden des Eies gekehrt sind, wogegen der Embryo, wie unsere Abbildung lehrt,
seine Längen-Achse in der Queer-Achse des Eies hat. Auf jeder Seite geht eine
Nabelarterie aus dem Embryo in den Harnsack, und eine Nabelvene aus diesem
in jene. Beide Nabelvenen verzweigen sich stark in die Bauchwand, sind An-
fangs gleich stark und völlig von einander getrennt. Bald aber bildet sich zwi-

*) In Fig. 27. ist noch kein Gefäſshof, aber wohl in Fig. 26.
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[247/0257] mitivstreifen zusammen, von dem man sehr deutlich sieht, daſs er lange nicht das vordere Ende des Embryo, oder vielmehr des nun gespaltenen Schildes erreicht. Das Zurückschlagen erfolgt aber nicht, wenn das Ei in seinem Verhält- nisse bleibt, vielmehr dehnt sich die Trennung langsam über den Dottersack aus, wie wir jetzt offenbar das übrige Ei nennen müssen, und die Rückenplatten sen- ken sich mit ihren Rändern mehr nach unten, allein der benachbarte Theil der Keimhaut bleibt als elliptische Falte auf dem Rücken zurück und schlieſst sich bald zum Amnion (am 16ten Tage). Unterdessen geht die Trennung immer weiter fort nach der Länge der Zipfel des Dottersackes. Allein so wenig Breite dieser auch hat, erfolgt sie doch nicht im ganzen Umfange der Breite, sondern für jetzt nur ungefähr auf ¾ des Queerumfanges. Hier nämlich bildet sich die Grenzvene. So erhält das Ei des Schweines (ein Paar Tage später), der Ge- sammtform seines Dottersackes gemäſs, einen Gefäſshof, der mehrere Zoll lang, doch bei weitem nicht so lang als der Dottersack und ursprünglich kaum zwei Linien breit ist *). Der mittlere Theil des Dottersackes hat sich nämlich während dieser Zeit wieder erweitert. Noch rascher aber dehnt sich die seröse Hülle aus. Wir erinnern uns nämlich, daſs sie derjenige Theil des animalischen Blattes ist, der von der Amnionsfalte bis zur längere Zeit bestehenden Anheftung dieses Blat- tes an dem plastischen Blatte reicht. Besonders wird sie um den Embryo sack- förmig erweitert, zieht ihre Verbindung mit dem Amnion trichterförmig aus und nähert sich der äuſsern Eihaut hier viel früher, als nach den Enden zu. Kurz vor der Anheftung sieht man sie in unserer Figur 27. in h. Diese Abbildung lehrt ferner, daſs der Dottersack viel zu schmal ist, als daſs der Embryo in ihn hineindrängen sollte, wie beim Hunde. Er ragt viel- mehr mit dem Kopfe über den Dottersack hinüber. Dieselbe Abbildung zeigt uns aber auch schon den Harnsack (f). Er er- scheint in den Dickhäutern in der That früher als in den Raubthieren, doch nicht vor der Blutbildung, im Schweine nach 16 Tagen. Er wächst äuſserst schnell in halbmondförmiger Gestalt in zwei seitliche Zipfel aus, welche nach den beiden Enden des Eies gekehrt sind, wogegen der Embryo, wie unsere Abbildung lehrt, seine Längen-Achse in der Queer-Achse des Eies hat. Auf jeder Seite geht eine Nabelarterie aus dem Embryo in den Harnsack, und eine Nabelvene aus diesem in jene. Beide Nabelvenen verzweigen sich stark in die Bauchwand, sind An- fangs gleich stark und völlig von einander getrennt. Bald aber bildet sich zwi- Ausbildung des Harn- sackes. *) In Fig. 27. ist noch kein Gefäſshof, aber wohl in Fig. 26.

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Zitationshilfe: Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 2. Königsberg, 1837, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baer_thiere_1837/257>, abgerufen am 22.11.2024.