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Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 2. Königsberg, 1837.

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das Ei immer mehr ausgedehnt und herabgedrängt, indem das Ei ihn vor sich her-
schiebt. So haben wir denn nun zwei Abtheilungen des Ueberzuges, eine äussere,
die vom Anfange an dem Fruchthälter anhaftet, [Tab. VII. Fig. 12. a c a'. (Deci-
dua
s. Caduca externa s. uterina), Membrana uteri evoluta, nach
Seiler], und eine eingestülpte Abtheilung (Decidua reflexa s. Caduca ovi,
Epichorion
nach Velpeau, Membrana ovi uterina nach Seiler)
Taf. VII. Fig. 12. d g d', Fig. 18. a e a. Dieser eingestülpte Theil ist nun ein Ueberzug
des Eies. Er wird, während sich das Ei vergrössert, immer dünner und dem äussern
Theile im Verlaufe der Schwangerschaft immer mehr angedrängt, so dass vom
vierten Monate der Schwangerschaft an kein leerer Raum zwischen beiden mehr
erkannt wird, das unterste Ende etwa ausgenommen. Je jünger das Ei ist, um
desto grösser muss nämlich der Raum seyn, der zwischen dem äussern Sacke und
dem eingestülpten Theile bleibt. In diesem Raume findet sich eine durchsichtige
gelatinöse Masse. Bei Aborten ergiesst sich aber auch zuweilen Blut hierher.
Im Innern des leeren Raumes, d. h. zwischen der äussern und der innern, einge-
stülpten Hälfte des Ueberzuges, ist gewöhnlich durchsichtige gelatinöse Masse.
Bei Aborten ergiesst sich aber auch Blut hierher.

Diess ist wenigstens der gewöhnliche Hergang. Allein da ich ein paar Mal
Aborte gesehen habe, an denen nur ein einfacher Ueberzug zu erkennen war,
ohne dass man die Stelle bemerkt hätte, wo der andere abgerissen worden, so
halte ich es nicht für unmöglich, dass zuweilen das Ei eintritt, bevor der Ueber-
zug die Einmündung des Eileiters völlig geschlossen hat, weshalb denn der Ueber-
zug einfach bleiben würde. Indessen muss man solche Fälle im Fruchthälter selbst
sehen, um ganz sicher zu seyn, denn die Beobachtung an Aborten kann hierüber
nicht entscheiden.

n. Eintritt
des Eies.

Wann das Ei in den Fruchthälter tritt, weiss man noch nicht mit Bestimmt-
heit anzugeben. Im Grunde hat man aber auch Unrecht, wenn man sich um ei-
nen bestimmten Termin streitet. Es ist wohl nicht zu bezweifeln, dass hierin
eben so wohl ein Schwanken seyn wird, wie in dem Eintritte und in der Zeit der
ersten Entwickelung bei den Thieren, ja die Schwankung scheint nicht einmal so
gross zu seyn als bei den Hunden, in welchen man am 20sten Tage Eier finden
kann, die denen gleich sind, welche man in Andern am 10ten Tage sieht.

Alles Auffinden von Menschen-Eiern einen Tag oder ein paar Tage nach der
Befruchtung und überhaupt vor dem Ende der ersten Woche kann man nach den
neuern Erfahrungen ohne Bedenken für Irrthum halten. In dem oben erzählten
Falle, wo ich einen Fruchthälter am achten Tage nach der Schwängerung unter-
suchte, sah ich durchaus kein Ei, weder im Fruchthälter noch im Eileiter. Es

das Ei immer mehr ausgedehnt und herabgedrängt, indem das Ei ihn vor sich her-
schiebt. So haben wir denn nun zwei Abtheilungen des Ueberzuges, eine äuſsere,
die vom Anfange an dem Fruchthälter anhaftet, [Tab. VII. Fig. 12. a c a′. (Deci-
dua
s. Caduca externa s. uterina), Membrana uteri evoluta, nach
Seiler], und eine eingestülpte Abtheilung (Decidua reflexa s. Caduca ovi,
Epichorion
nach Velpeau, Membrana ovi uterina nach Seiler)
Taf. VII. Fig. 12. d g d′, Fig. 18. a e a. Dieser eingestülpte Theil ist nun ein Ueberzug
des Eies. Er wird, während sich das Ei vergröſsert, immer dünner und dem äuſsern
Theile im Verlaufe der Schwangerschaft immer mehr angedrängt, so daſs vom
vierten Monate der Schwangerschaft an kein leerer Raum zwischen beiden mehr
erkannt wird, das unterste Ende etwa ausgenommen. Je jünger das Ei ist, um
desto gröſser muſs nämlich der Raum seyn, der zwischen dem äuſsern Sacke und
dem eingestülpten Theile bleibt. In diesem Raume findet sich eine durchsichtige
gelatinöse Masse. Bei Aborten ergieſst sich aber auch zuweilen Blut hierher.
Im Innern des leeren Raumes, d. h. zwischen der äuſsern und der innern, einge-
stülpten Hälfte des Ueberzuges, ist gewöhnlich durchsichtige gelatinöse Masse.
Bei Aborten ergieſst sich aber auch Blut hierher.

Dieſs ist wenigstens der gewöhnliche Hergang. Allein da ich ein paar Mal
Aborte gesehen habe, an denen nur ein einfacher Ueberzug zu erkennen war,
ohne daſs man die Stelle bemerkt hätte, wo der andere abgerissen worden, so
halte ich es nicht für unmöglich, daſs zuweilen das Ei eintritt, bevor der Ueber-
zug die Einmündung des Eileiters völlig geschlossen hat, weshalb denn der Ueber-
zug einfach bleiben würde. Indessen muſs man solche Fälle im Fruchthälter selbst
sehen, um ganz sicher zu seyn, denn die Beobachtung an Aborten kann hierüber
nicht entscheiden.

n. Eintritt
des Eies.

Wann das Ei in den Fruchthälter tritt, weiſs man noch nicht mit Bestimmt-
heit anzugeben. Im Grunde hat man aber auch Unrecht, wenn man sich um ei-
nen bestimmten Termin streitet. Es ist wohl nicht zu bezweifeln, daſs hierin
eben so wohl ein Schwanken seyn wird, wie in dem Eintritte und in der Zeit der
ersten Entwickelung bei den Thieren, ja die Schwankung scheint nicht einmal so
groſs zu seyn als bei den Hunden, in welchen man am 20sten Tage Eier finden
kann, die denen gleich sind, welche man in Andern am 10ten Tage sieht.

Alles Auffinden von Menschen-Eiern einen Tag oder ein paar Tage nach der
Befruchtung und überhaupt vor dem Ende der ersten Woche kann man nach den
neuern Erfahrungen ohne Bedenken für Irrthum halten. In dem oben erzählten
Falle, wo ich einen Fruchthälter am achten Tage nach der Schwängerung unter-
suchte, sah ich durchaus kein Ei, weder im Fruchthälter noch im Eileiter. Es

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[268/0278] das Ei immer mehr ausgedehnt und herabgedrängt, indem das Ei ihn vor sich her- schiebt. So haben wir denn nun zwei Abtheilungen des Ueberzuges, eine äuſsere, die vom Anfange an dem Fruchthälter anhaftet, [Tab. VII. Fig. 12. a c a′. (Deci- dua s. Caduca externa s. uterina), Membrana uteri evoluta, nach Seiler], und eine eingestülpte Abtheilung (Decidua reflexa s. Caduca ovi, Epichorion nach Velpeau, Membrana ovi uterina nach Seiler) Taf. VII. Fig. 12. d g d′, Fig. 18. a e a. Dieser eingestülpte Theil ist nun ein Ueberzug des Eies. Er wird, während sich das Ei vergröſsert, immer dünner und dem äuſsern Theile im Verlaufe der Schwangerschaft immer mehr angedrängt, so daſs vom vierten Monate der Schwangerschaft an kein leerer Raum zwischen beiden mehr erkannt wird, das unterste Ende etwa ausgenommen. Je jünger das Ei ist, um desto gröſser muſs nämlich der Raum seyn, der zwischen dem äuſsern Sacke und dem eingestülpten Theile bleibt. In diesem Raume findet sich eine durchsichtige gelatinöse Masse. Bei Aborten ergieſst sich aber auch zuweilen Blut hierher. Im Innern des leeren Raumes, d. h. zwischen der äuſsern und der innern, einge- stülpten Hälfte des Ueberzuges, ist gewöhnlich durchsichtige gelatinöse Masse. Bei Aborten ergieſst sich aber auch Blut hierher. Dieſs ist wenigstens der gewöhnliche Hergang. Allein da ich ein paar Mal Aborte gesehen habe, an denen nur ein einfacher Ueberzug zu erkennen war, ohne daſs man die Stelle bemerkt hätte, wo der andere abgerissen worden, so halte ich es nicht für unmöglich, daſs zuweilen das Ei eintritt, bevor der Ueber- zug die Einmündung des Eileiters völlig geschlossen hat, weshalb denn der Ueber- zug einfach bleiben würde. Indessen muſs man solche Fälle im Fruchthälter selbst sehen, um ganz sicher zu seyn, denn die Beobachtung an Aborten kann hierüber nicht entscheiden. Wann das Ei in den Fruchthälter tritt, weiſs man noch nicht mit Bestimmt- heit anzugeben. Im Grunde hat man aber auch Unrecht, wenn man sich um ei- nen bestimmten Termin streitet. Es ist wohl nicht zu bezweifeln, daſs hierin eben so wohl ein Schwanken seyn wird, wie in dem Eintritte und in der Zeit der ersten Entwickelung bei den Thieren, ja die Schwankung scheint nicht einmal so groſs zu seyn als bei den Hunden, in welchen man am 20sten Tage Eier finden kann, die denen gleich sind, welche man in Andern am 10ten Tage sieht. Alles Auffinden von Menschen-Eiern einen Tag oder ein paar Tage nach der Befruchtung und überhaupt vor dem Ende der ersten Woche kann man nach den neuern Erfahrungen ohne Bedenken für Irrthum halten. In dem oben erzählten Falle, wo ich einen Fruchthälter am achten Tage nach der Schwängerung unter- suchte, sah ich durchaus kein Ei, weder im Fruchthälter noch im Eileiter. Es

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Zitationshilfe: Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 2. Königsberg, 1837, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baer_thiere_1837/278>, abgerufen am 22.11.2024.