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Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 2. Königsberg, 1837.

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wölbt, auch nicht mit seinen hintersten Enden. Man kann um diese Zeit und
mehrere Wochen nachher, das Vorderhirn leicht öffnen und die schon abgeglätte-
ten Streifenhügel in ihm sehen. Allein später wird die Decke immer dünner und
verwächst mit den andrängenden Ganglien. Die Einsenkung wird kürzer und er-
scheint zuletzt nur als eine Art Queerbinde. So wird das Vorderhirn in zwei
solide Massen umgewandelt, an denen man jedoch noch lange den Kern und die
Decke an der Farbe unterscheiden kann.

Eben so leicht folgt man der Ausbildung des Hinterhirns und des Nach-
hirns. Beide Theile verliessen wir in dem Zustande, wo sie zusammen eine läng-
liche, hinten zugespitzte, vorn abgerundete Mulde darstellen. Den Rand der
Mulde bilden die obern Ränder der Markplatten. Ihr Zusammenschluss, ein sehr
allmähliger Uebergang, ist wie bei allen Wirbelthieren die erste Anlage des Hin-
terhirnes oder kleinen Hirnes. Wenn der Kopf sich grade zu strecken anfängt,
so wird dieser Schluss von den vor ihm liegenden Theilen in die Höhe getrieben
und senkrecht gestellt. Dieser senkrechte Bogen wuchert zuerst seitlich in 2 Blätt-
chen aus, die mit einander verwachsen, und so bildet sich das Hinterhirn ganz
auf die gewöhnliche Weise. Zwei Tage nach dem Ausschlüpfen hat er nach hin-
ten noch einen Einschnitt, acht Tage darauf nicht mehr. Er ist dann schon eine
ziemlich breite Binde, die immer stärker wuchert und sich erhebt. Ich spreche
nur deshalb ausführlich von der Bildung des Theiles, welchen man das kleine
Hirn nennt, weil hinter ihm noch ein ähnlicher Vorgang erfolgt und man in der
That zweifelhaft werden könnte, ob man ihn richtig deutet, wenn man nicht
weiss, dass er ganz eben so sich ausbildet, wie das kleine Hirn in allen Thier-
klassen *).

Hinter dem Hinterhirne wuchert aber auch das Nachhirn. Die Seiten-
wände der vierten Hirnhöhle verdicken sich schon vor dem Ausschlüpfen des
Embryo, was bei andern Thieren erst bemerkt wird, wenn die übrige Ausbil-
dung sehr viel weiter vorgeschritten ist. Durch diese Wucherung wird der Raum
der vierten Hirnhöhle sehr beschränkt. Hierbei bleibt diese Bildung im Karpfen
nicht stehen. Nach 8 Tagen ist sie ganz überdeckt. Endlich aber ver-
wachsen beide Seiten in der Mitte zu einer Brücke gleich einem zweiten klei-
nen Hirne.

Doch nun zu der mittlern Region des Hirnes! Wir haben für diese zwei
Elemente das Zwischenhirn und das Mittelhirn. Es ist mir durchaus nicht zwei-

*) Freilich lassen auch die Nervenursprünge keinen vernünftigen Zweifel übrig.

wölbt, auch nicht mit seinen hintersten Enden. Man kann um diese Zeit und
mehrere Wochen nachher, das Vorderhirn leicht öffnen und die schon abgeglätte-
ten Streifenhügel in ihm sehen. Allein später wird die Decke immer dünner und
verwächst mit den andrängenden Ganglien. Die Einsenkung wird kürzer und er-
scheint zuletzt nur als eine Art Queerbinde. So wird das Vorderhirn in zwei
solide Massen umgewandelt, an denen man jedoch noch lange den Kern und die
Decke an der Farbe unterscheiden kann.

Eben so leicht folgt man der Ausbildung des Hinterhirns und des Nach-
hirns. Beide Theile verlieſsen wir in dem Zustande, wo sie zusammen eine läng-
liche, hinten zugespitzte, vorn abgerundete Mulde darstellen. Den Rand der
Mulde bilden die obern Ränder der Markplatten. Ihr Zusammenschluſs, ein sehr
allmähliger Uebergang, ist wie bei allen Wirbelthieren die erste Anlage des Hin-
terhirnes oder kleinen Hirnes. Wenn der Kopf sich grade zu strecken anfängt,
so wird dieser Schluſs von den vor ihm liegenden Theilen in die Höhe getrieben
und senkrecht gestellt. Dieser senkrechte Bogen wuchert zuerst seitlich in 2 Blätt-
chen aus, die mit einander verwachsen, und so bildet sich das Hinterhirn ganz
auf die gewöhnliche Weise. Zwei Tage nach dem Ausschlüpfen hat er nach hin-
ten noch einen Einschnitt, acht Tage darauf nicht mehr. Er ist dann schon eine
ziemlich breite Binde, die immer stärker wuchert und sich erhebt. Ich spreche
nur deshalb ausführlich von der Bildung des Theiles, welchen man das kleine
Hirn nennt, weil hinter ihm noch ein ähnlicher Vorgang erfolgt und man in der
That zweifelhaft werden könnte, ob man ihn richtig deutet, wenn man nicht
weiſs, daſs er ganz eben so sich ausbildet, wie das kleine Hirn in allen Thier-
klassen *).

Hinter dem Hinterhirne wuchert aber auch das Nachhirn. Die Seiten-
wände der vierten Hirnhöhle verdicken sich schon vor dem Ausschlüpfen des
Embryo, was bei andern Thieren erst bemerkt wird, wenn die übrige Ausbil-
dung sehr viel weiter vorgeschritten ist. Durch diese Wucherung wird der Raum
der vierten Hirnhöhle sehr beschränkt. Hierbei bleibt diese Bildung im Karpfen
nicht stehen. Nach 8 Tagen ist sie ganz überdeckt. Endlich aber ver-
wachsen beide Seiten in der Mitte zu einer Brücke gleich einem zweiten klei-
nen Hirne.

Doch nun zu der mittlern Region des Hirnes! Wir haben für diese zwei
Elemente das Zwischenhirn und das Mittelhirn. Es ist mir durchaus nicht zwei-

*) Freilich lassen auch die Nervenursprünge keinen vernünftigen Zweifel übrig.
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[308/0318] wölbt, auch nicht mit seinen hintersten Enden. Man kann um diese Zeit und mehrere Wochen nachher, das Vorderhirn leicht öffnen und die schon abgeglätte- ten Streifenhügel in ihm sehen. Allein später wird die Decke immer dünner und verwächst mit den andrängenden Ganglien. Die Einsenkung wird kürzer und er- scheint zuletzt nur als eine Art Queerbinde. So wird das Vorderhirn in zwei solide Massen umgewandelt, an denen man jedoch noch lange den Kern und die Decke an der Farbe unterscheiden kann. Eben so leicht folgt man der Ausbildung des Hinterhirns und des Nach- hirns. Beide Theile verlieſsen wir in dem Zustande, wo sie zusammen eine läng- liche, hinten zugespitzte, vorn abgerundete Mulde darstellen. Den Rand der Mulde bilden die obern Ränder der Markplatten. Ihr Zusammenschluſs, ein sehr allmähliger Uebergang, ist wie bei allen Wirbelthieren die erste Anlage des Hin- terhirnes oder kleinen Hirnes. Wenn der Kopf sich grade zu strecken anfängt, so wird dieser Schluſs von den vor ihm liegenden Theilen in die Höhe getrieben und senkrecht gestellt. Dieser senkrechte Bogen wuchert zuerst seitlich in 2 Blätt- chen aus, die mit einander verwachsen, und so bildet sich das Hinterhirn ganz auf die gewöhnliche Weise. Zwei Tage nach dem Ausschlüpfen hat er nach hin- ten noch einen Einschnitt, acht Tage darauf nicht mehr. Er ist dann schon eine ziemlich breite Binde, die immer stärker wuchert und sich erhebt. Ich spreche nur deshalb ausführlich von der Bildung des Theiles, welchen man das kleine Hirn nennt, weil hinter ihm noch ein ähnlicher Vorgang erfolgt und man in der That zweifelhaft werden könnte, ob man ihn richtig deutet, wenn man nicht weiſs, daſs er ganz eben so sich ausbildet, wie das kleine Hirn in allen Thier- klassen *). Hinter dem Hinterhirne wuchert aber auch das Nachhirn. Die Seiten- wände der vierten Hirnhöhle verdicken sich schon vor dem Ausschlüpfen des Embryo, was bei andern Thieren erst bemerkt wird, wenn die übrige Ausbil- dung sehr viel weiter vorgeschritten ist. Durch diese Wucherung wird der Raum der vierten Hirnhöhle sehr beschränkt. Hierbei bleibt diese Bildung im Karpfen nicht stehen. Nach 8 Tagen ist sie ganz überdeckt. Endlich aber ver- wachsen beide Seiten in der Mitte zu einer Brücke gleich einem zweiten klei- nen Hirne. Doch nun zu der mittlern Region des Hirnes! Wir haben für diese zwei Elemente das Zwischenhirn und das Mittelhirn. Es ist mir durchaus nicht zwei- *) Freilich lassen auch die Nervenursprünge keinen vernünftigen Zweifel übrig.

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Zitationshilfe: Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 2. Königsberg, 1837, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baer_thiere_1837/318>, abgerufen am 22.11.2024.