So viel über die morphologische Sonderung in Bezug auf das Verhältniss von der Centrallinine zur Schlusslinie in jedem Primitivorgane. Dieses Verhältniss be- ruht, wie Sie wissen, wieder auf einem ursprünglichen Verhältnisse von der Mitte zur Peripherie, welches die Schichten der primären Sonderung in Röhren umwandelte und jetzt bei der morphologischen Sonderung noch fortwirkt. Die Mitte für die Entwickelung der Wirbelthiere ist aber nicht ein Punkt, sondern eine Linie -- eine Axe für die gesammte Bildung. Betrachten wir jetzt auch das Allgemeine der morphologischen Sonderung in Bezug auf die Ausdehnung inner- halb dieser Axe!
Wir haben bisher nur von Abtheilungen gesprochen, die man Organe nennt, deren Umfang bald gross bald klein ist, und die in morphologischer Hin- sicht keinesweges einerlei Bedeutung haben. Sie wissen aber, dass noch andere, unter sich mehr gleiche Abtheilungen, wenigstens in der animalischen Hälfte des Leibes deutlich sind. Das Knochensystem zerfällt in hinter einander liegende Wirbel. Diese bestehen aus einem Mittelkörper mit obern und untern Bogen, denn wir haben schon gelernt die untern Bogen als den Gegensatz der obern zu betrachten, wenn sie auch nicht immer mit den Mittelstücken, den Wirbelkör- pern, ein ununterbrochenes Ganze bilden (§. 6 a.). Aehnliche Abtheilungen zeigt das (animalische) Nervensystem. Einem Abschnitte des Centraltheils gehören im- mer ein Paar nach oben und ein Paar nach unten gegen die Schlusslinien des Rückens und des Bauches sich erstreckende Nerven, welche mit einander ver- einigt sind, ehe sie mit dem Centraltheile in Verbindung stehen. Es bildet also auch das Nervensystem eine Reihe von Ausbreitungen in der Form von Ziffer 8, welche durch den Centraltheil zu einem Ganzen an einander gereiht sind. Die benachbarten obern Nervenbogen und eben so die benachbarten untern Nervenbo- gen sind aber auch unter einander durch hinüberlaufende Fäden verbunden, so wie die Wirbel, oder die morphologischen Elemente des Knochensystems durch die schiefen Fortsätze zwar nicht unter einander verwachsen, aber doch an ein- ander gefügt und durch das Periosteum wirklich verbunden sind. Eben so bilden die Blutgefässe Bogen nach oben und nach unten von einem Stamme ausgehend, die Zwischenwirbel- und Zwischenrippengefässe nämlich, wenn auch die letztern in verschiedenen Regionen verschiedene Namen erhalten haben und zuweilen für mehrere Wirbelabschnitte einen gemeinschaftlichen Stamm bilden, wie die Wir- belschlagadern. -- Auch diese Gefässe, besonders die Venen, verbinden sich durch Anastomosen. -- Zwischen den Wirbeln ist nicht nur Knochenhaut, sondern auch die tiefste Muskellage liegt nur zwischen den einzelnen Wirbeln. Die mehr oberflächlichen Muskellagen verbinden freilich mehrere Wirbel, aber
y. Morpho- logische Ele- mente.
So viel über die morphologische Sonderung in Bezug auf das Verhältniſs von der Centrallinine zur Schluſslinie in jedem Primitivorgane. Dieses Verhältniſs be- ruht, wie Sie wissen, wieder auf einem ursprünglichen Verhältnisse von der Mitte zur Peripherie, welches die Schichten der primären Sonderung in Röhren umwandelte und jetzt bei der morphologischen Sonderung noch fortwirkt. Die Mitte für die Entwickelung der Wirbelthiere ist aber nicht ein Punkt, sondern eine Linie — eine Axe für die gesammte Bildung. Betrachten wir jetzt auch das Allgemeine der morphologischen Sonderung in Bezug auf die Ausdehnung inner- halb dieser Axe!
Wir haben bisher nur von Abtheilungen gesprochen, die man Organe nennt, deren Umfang bald groſs bald klein ist, und die in morphologischer Hin- sicht keinesweges einerlei Bedeutung haben. Sie wissen aber, daſs noch andere, unter sich mehr gleiche Abtheilungen, wenigstens in der animalischen Hälfte des Leibes deutlich sind. Das Knochensystem zerfällt in hinter einander liegende Wirbel. Diese bestehen aus einem Mittelkörper mit obern und untern Bogen, denn wir haben schon gelernt die untern Bogen als den Gegensatz der obern zu betrachten, wenn sie auch nicht immer mit den Mittelstücken, den Wirbelkör- pern, ein ununterbrochenes Ganze bilden (§. 6 a.). Aehnliche Abtheilungen zeigt das (animalische) Nervensystem. Einem Abschnitte des Centraltheils gehören im- mer ein Paar nach oben und ein Paar nach unten gegen die Schluſslinien des Rückens und des Bauches sich erstreckende Nerven, welche mit einander ver- einigt sind, ehe sie mit dem Centraltheile in Verbindung stehen. Es bildet also auch das Nervensystem eine Reihe von Ausbreitungen in der Form von Ziffer 8, welche durch den Centraltheil zu einem Ganzen an einander gereiht sind. Die benachbarten obern Nervenbogen und eben so die benachbarten untern Nervenbo- gen sind aber auch unter einander durch hinüberlaufende Fäden verbunden, so wie die Wirbel, oder die morphologischen Elemente des Knochensystems durch die schiefen Fortsätze zwar nicht unter einander verwachsen, aber doch an ein- ander gefügt und durch das Periosteum wirklich verbunden sind. Eben so bilden die Blutgefäſse Bogen nach oben und nach unten von einem Stamme ausgehend, die Zwischenwirbel- und Zwischenrippengefäſse nämlich, wenn auch die letztern in verschiedenen Regionen verschiedene Namen erhalten haben und zuweilen für mehrere Wirbelabschnitte einen gemeinschaftlichen Stamm bilden, wie die Wir- belschlagadern. — Auch diese Gefäſse, besonders die Venen, verbinden sich durch Anastomosen. — Zwischen den Wirbeln ist nicht nur Knochenhaut, sondern auch die tiefste Muskellage liegt nur zwischen den einzelnen Wirbeln. Die mehr oberflächlichen Muskellagen verbinden freilich mehrere Wirbel, aber
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So viel über die morphologische Sonderung in Bezug auf das Verhältniſs von
der Centrallinine zur Schluſslinie in jedem Primitivorgane. Dieses Verhältniſs be-
ruht, wie Sie wissen, wieder auf einem ursprünglichen Verhältnisse von der
Mitte zur Peripherie, welches die Schichten der primären Sonderung in Röhren
umwandelte und jetzt bei der morphologischen Sonderung noch fortwirkt. Die
Mitte für die Entwickelung der Wirbelthiere ist aber nicht ein Punkt, sondern
eine Linie — eine Axe für die gesammte Bildung. Betrachten wir jetzt auch das
Allgemeine der morphologischen Sonderung in Bezug auf die Ausdehnung inner-
halb dieser Axe!
Wir haben bisher nur von Abtheilungen gesprochen, die man Organe
nennt, deren Umfang bald groſs bald klein ist, und die in morphologischer Hin-
sicht keinesweges einerlei Bedeutung haben. Sie wissen aber, daſs noch andere,
unter sich mehr gleiche Abtheilungen, wenigstens in der animalischen Hälfte des
Leibes deutlich sind. Das Knochensystem zerfällt in hinter einander liegende
Wirbel. Diese bestehen aus einem Mittelkörper mit obern und untern Bogen,
denn wir haben schon gelernt die untern Bogen als den Gegensatz der obern zu
betrachten, wenn sie auch nicht immer mit den Mittelstücken, den Wirbelkör-
pern, ein ununterbrochenes Ganze bilden (§. 6 a.). Aehnliche Abtheilungen zeigt
das (animalische) Nervensystem. Einem Abschnitte des Centraltheils gehören im-
mer ein Paar nach oben und ein Paar nach unten gegen die Schluſslinien des
Rückens und des Bauches sich erstreckende Nerven, welche mit einander ver-
einigt sind, ehe sie mit dem Centraltheile in Verbindung stehen. Es bildet also
auch das Nervensystem eine Reihe von Ausbreitungen in der Form von Ziffer 8,
welche durch den Centraltheil zu einem Ganzen an einander gereiht sind. Die
benachbarten obern Nervenbogen und eben so die benachbarten untern Nervenbo-
gen sind aber auch unter einander durch hinüberlaufende Fäden verbunden, so
wie die Wirbel, oder die morphologischen Elemente des Knochensystems durch
die schiefen Fortsätze zwar nicht unter einander verwachsen, aber doch an ein-
ander gefügt und durch das Periosteum wirklich verbunden sind. Eben so bilden
die Blutgefäſse Bogen nach oben und nach unten von einem Stamme ausgehend,
die Zwischenwirbel- und Zwischenrippengefäſse nämlich, wenn auch die letztern
in verschiedenen Regionen verschiedene Namen erhalten haben und zuweilen für
mehrere Wirbelabschnitte einen gemeinschaftlichen Stamm bilden, wie die Wir-
belschlagadern. — Auch diese Gefäſse, besonders die Venen, verbinden sich
durch Anastomosen. — Zwischen den Wirbeln ist nicht nur Knochenhaut,
sondern auch die tiefste Muskellage liegt nur zwischen den einzelnen Wirbeln.
Die mehr oberflächlichen Muskellagen verbinden freilich mehrere Wirbel, aber
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Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 2. Königsberg, 1837, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baer_thiere_1837/92>, abgerufen am 24.11.2024.
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