Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bahr, Hermann: Das Phantom. Berlin, 1913.

Bild:
<< vorherige Seite
Justine. Unzart find ich das von dir!
Fidelis (höhnisch auflachend). Zart soll ich auch noch --?!
Ein anderer an meiner Stelle hätte --
Justine (rasch einfallend). Du bist doch aber eben du!
Fidelis. Leider!
Justine (immer rascher). Und dann ist ja doch auch gar
nichts --
Fidelis (brüllend aus Wut, daß sie nun noch einmal anfängt).
Geschehen! Ich weiß!
Justine (gleich weitersprechend, in seine Worte hinein; sehr
rasch).
Sie liebt ihn doch gar nicht, hat ihn gar nie --
Fidelis (brüllend). Ich weiß!
Justine (immer weiter). Es war, wie sie selbst --
Fidelis (noch lauter, indem er vorne vom Sofa hervor vor
den Tisch tritt).
Erzähl mir nicht, was ich alles längst
selbst --
Justine (auf ihn zugehend, ohne sich von ihm unterbrechen
zu lassen).
Selbst sagt: ein Phantom!
Fidelis (auf sie zu und sie an beiden Ellbogen fassend; noch
lauter).
Aber wer, wer hat denn das Phantom entdeckt,
wer?
Justine (blickt zu ihm auf; nach einer kleinen Pause, plötz-
lich ganz ruhig, verwundert kopfschüttelnd).
Na ja?! Drum
wunder ich mich ja, was du jetzt hast?
Fidelis (sie noch immer an den Ellbogen haltend; plötzlich
ganz ruhig, in einem bittenden Ton).
Begreifst du denn nicht?
Justine (achselzuckend, kurz). Nein.
Fidelis (läßt sie los; vor sich hin, langsam, leise). Ich will
doch, daß sie kommt und selbst einsieht --
Juſtine. Unzart find ich das von dir!
Fidelis (hoͤhniſch auflachend). Zart ſoll ich auch noch —?!
Ein anderer an meiner Stelle hätte —
Juſtine (raſch einfallend). Du biſt doch aber eben du!
Fidelis. Leider!
Juſtine (immer raſcher). Und dann iſt ja doch auch gar
nichts —
Fidelis (bruͤllend aus Wut, daß ſie nun noch einmal anfaͤngt).
Geſchehen! Ich weiß!
Juſtine (gleich weiterſprechend, in ſeine Worte hinein; ſehr
raſch).
Sie liebt ihn doch gar nicht, hat ihn gar nie —
Fidelis (bruͤllend). Ich weiß!
Juſtine (immer weiter). Es war, wie ſie ſelbſt —
Fidelis (noch lauter, indem er vorne vom Sofa hervor vor
den Tiſch tritt).
Erzähl mir nicht, was ich alles längſt
ſelbſt —
Juſtine (auf ihn zugehend, ohne ſich von ihm unterbrechen
zu laſſen).
Selbſt ſagt: ein Phantom!
Fidelis (auf ſie zu und ſie an beiden Ellbogen faſſend; noch
lauter).
Aber wer, wer hat denn das Phantom entdeckt,
wer?
Juſtine (blickt zu ihm auf; nach einer kleinen Pauſe, ploͤtz-
lich ganz ruhig, verwundert kopfſchuͤttelnd).
Na ja?! Drum
wunder ich mich ja, was du jetzt haſt?
Fidelis (ſie noch immer an den Ellbogen haltend; ploͤtzlich
ganz ruhig, in einem bittenden Ton).
Begreifſt du denn nicht?
Juſtine (achſelzuckend, kurz). Nein.
Fidelis (laͤßt ſie los; vor ſich hin, langſam, leiſe). Ich will
doch, daß ſie kommt und ſelbſt einſieht —
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="act">
        <pb facs="#f0146" n="137"/>
        <sp who="#JUS">
          <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Ju&#x017F;tine.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Unzart find ich das von dir!</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#FID">
          <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Fidelis</hi> </hi> </speaker>
          <stage>(ho&#x0364;hni&#x017F;ch auflachend).</stage>
          <p>Zart &#x017F;oll ich auch noch &#x2014;?!<lb/>
Ein anderer an meiner Stelle hätte &#x2014;</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#JUS">
          <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Ju&#x017F;tine</hi> </hi> </speaker>
          <stage>(ra&#x017F;ch einfallend).</stage>
          <p>Du bi&#x017F;t doch aber eben du!</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#FID">
          <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Fidelis.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Leider!</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#JUS">
          <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Ju&#x017F;tine</hi> </hi> </speaker>
          <stage>(immer ra&#x017F;cher).</stage>
          <p>Und dann i&#x017F;t ja doch auch gar<lb/>
nichts &#x2014;</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#FID">
          <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Fidelis</hi> </hi> </speaker>
          <stage>(bru&#x0364;llend aus Wut, daß &#x017F;ie nun noch einmal anfa&#x0364;ngt).</stage><lb/>
          <p>Ge&#x017F;chehen! Ich weiß!</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#JUS">
          <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Ju&#x017F;tine</hi> </hi> </speaker>
          <stage>(gleich weiter&#x017F;prechend, in &#x017F;eine Worte hinein; &#x017F;ehr<lb/>
ra&#x017F;ch).</stage>
          <p>Sie liebt ihn doch gar nicht, hat ihn gar nie &#x2014;</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#FID">
          <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Fidelis</hi> </hi> </speaker>
          <stage>(bru&#x0364;llend).</stage>
          <p>Ich weiß!</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#JUS">
          <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Ju&#x017F;tine</hi> </hi> </speaker>
          <stage>(immer weiter).</stage>
          <p>Es war, wie &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t &#x2014;</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#FID">
          <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Fidelis</hi> </hi> </speaker>
          <stage>(noch lauter, indem er vorne vom Sofa hervor vor<lb/>
den Ti&#x017F;ch tritt).</stage>
          <p>Erzähl mir nicht, was ich alles läng&#x017F;t<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t &#x2014;</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#JUS">
          <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Ju&#x017F;tine</hi> </hi> </speaker>
          <stage>(auf ihn zugehend, ohne &#x017F;ich von ihm unterbrechen<lb/>
zu la&#x017F;&#x017F;en).</stage>
          <p>Selb&#x017F;t &#x017F;agt: ein Phantom!</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#FID">
          <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Fidelis</hi> </hi> </speaker>
          <stage>(auf &#x017F;ie zu und &#x017F;ie an beiden Ellbogen fa&#x017F;&#x017F;end; noch<lb/>
lauter).</stage>
          <p>Aber wer, wer hat denn das Phantom entdeckt,<lb/>
wer?</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#JUS">
          <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Ju&#x017F;tine</hi> </hi> </speaker>
          <stage>(blickt zu ihm auf; nach einer kleinen Pau&#x017F;e, plo&#x0364;tz-<lb/>
lich ganz ruhig, verwundert kopf&#x017F;chu&#x0364;ttelnd).</stage>
          <p>Na ja?! Drum<lb/>
wunder ich mich ja, was du jetzt ha&#x017F;t?</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#FID">
          <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Fidelis</hi> </hi> </speaker>
          <stage>(&#x017F;ie noch immer an den Ellbogen haltend; plo&#x0364;tzlich<lb/>
ganz ruhig, in einem bittenden Ton).</stage>
          <p>Begreif&#x017F;t du denn nicht?</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#JUS">
          <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Ju&#x017F;tine</hi> </hi> </speaker>
          <stage>(ach&#x017F;elzuckend, kurz).</stage>
          <p>Nein.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#FID">
          <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Fidelis</hi> </hi> </speaker>
          <stage>(la&#x0364;ßt &#x017F;ie los; vor &#x017F;ich hin, lang&#x017F;am, lei&#x017F;e).</stage>
          <p>Ich will<lb/>
doch, daß &#x017F;ie kommt und &#x017F;elb&#x017F;t ein&#x017F;ieht &#x2014;</p>
        </sp><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[137/0146] Juſtine. Unzart find ich das von dir! Fidelis (hoͤhniſch auflachend). Zart ſoll ich auch noch —?! Ein anderer an meiner Stelle hätte — Juſtine (raſch einfallend). Du biſt doch aber eben du! Fidelis. Leider! Juſtine (immer raſcher). Und dann iſt ja doch auch gar nichts — Fidelis (bruͤllend aus Wut, daß ſie nun noch einmal anfaͤngt). Geſchehen! Ich weiß! Juſtine (gleich weiterſprechend, in ſeine Worte hinein; ſehr raſch). Sie liebt ihn doch gar nicht, hat ihn gar nie — Fidelis (bruͤllend). Ich weiß! Juſtine (immer weiter). Es war, wie ſie ſelbſt — Fidelis (noch lauter, indem er vorne vom Sofa hervor vor den Tiſch tritt). Erzähl mir nicht, was ich alles längſt ſelbſt — Juſtine (auf ihn zugehend, ohne ſich von ihm unterbrechen zu laſſen). Selbſt ſagt: ein Phantom! Fidelis (auf ſie zu und ſie an beiden Ellbogen faſſend; noch lauter). Aber wer, wer hat denn das Phantom entdeckt, wer? Juſtine (blickt zu ihm auf; nach einer kleinen Pauſe, ploͤtz- lich ganz ruhig, verwundert kopfſchuͤttelnd). Na ja?! Drum wunder ich mich ja, was du jetzt haſt? Fidelis (ſie noch immer an den Ellbogen haltend; ploͤtzlich ganz ruhig, in einem bittenden Ton). Begreifſt du denn nicht? Juſtine (achſelzuckend, kurz). Nein. Fidelis (laͤßt ſie los; vor ſich hin, langſam, leiſe). Ich will doch, daß ſie kommt und ſelbſt einſieht —

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bahr_phantom_1913
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bahr_phantom_1913/146
Zitationshilfe: Bahr, Hermann: Das Phantom. Berlin, 1913, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bahr_phantom_1913/146>, abgerufen am 04.12.2024.