Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bahr, Hermann: Das Phantom. Berlin, 1913.

Bild:
<< vorherige Seite
zu und küßt ihr galant die Hand). Immer wohlauf, meine
Gnädigste? Aber da braucht man ja gar nicht erst zu
fragen. Scharmant, scharmant!
Therese (sieht noch einmal nach dem Teetisch, dann durch
die Türe links vom Glasschrank ab).
Fidelis (durch die erste Türe rechts in sein Zimmer, aus
dem er, eine Mappe in der Hand, gleich wieder zurückkehrt).
Justine. Sie nehmen doch eine Tasse mit uns?
Zupp. Unmöglich, meine Gnädigste! Ich habe heute
noch drei Sitzungen vor mir. (Lächelnd.) Ich bin nur
froh, des Herrn Doktor doch endlich einmal habhaft zu
werden.
Fidelis (hat das elektrische Licht aufgedreht; überreicht
Zupp die Mappe).
Hier, Verehrtester!
Zupp. Haben Sie alles durchgesehen?
Fidelis (ladet Zupp ein, sich an den langen Tisch rechts
zu setzen).
Ich habe alles -- unterschrieben. Das ist
ja die Hauptsache.
Zupp (setzt sich an den langen Tisch rechts; leise miß-
billigend, pedantisch).
Die Hauptsache wäre mir, daß alles
von Ihnen geprüft und in Ordnung befunden würde,
damit, wenn einmal ein Irrtum, ein Versehen vorkommt,
nicht mich allein die Verantwortung trifft.
Fidelis (den das alles langweilt; ungeduldig, kurz). Die
Verantwortung träfe natürlich nur mich. -- (Den Ton
wechselnd, leichtsinnig.)
Und was wollen Sie denn? Wir
haben ja wieder einen sündhaften Reingewinn! Wo soll
ich denn die Zeit hernehmen, Ihre Bücher zu prüfen,
wenn ich Tag und Nacht nur darüber nachdenken muß,
wie ich alles das Geld wieder ausgeben kann? Arbeits-
zu und kuͤßt ihr galant die Hand). Immer wohlauf, meine
Gnädigſte? Aber da braucht man ja gar nicht erſt zu
fragen. Scharmant, ſcharmant!
Thereſe (ſieht noch einmal nach dem Teetiſch, dann durch
die Tuͤre links vom Glasſchrank ab).
Fidelis (durch die erſte Tuͤre rechts in ſein Zimmer, aus
dem er, eine Mappe in der Hand, gleich wieder zuruͤckkehrt).
Juſtine. Sie nehmen doch eine Taſſe mit uns?
Zupp. Unmöglich, meine Gnädigſte! Ich habe heute
noch drei Sitzungen vor mir. (Laͤchelnd.) Ich bin nur
froh, des Herrn Doktor doch endlich einmal habhaft zu
werden.
Fidelis (hat das elektriſche Licht aufgedreht; uͤberreicht
Zupp die Mappe).
Hier, Verehrteſter!
Zupp. Haben Sie alles durchgeſehen?
Fidelis (ladet Zupp ein, ſich an den langen Tiſch rechts
zu ſetzen).
Ich habe alles — unterſchrieben. Das iſt
ja die Hauptſache.
Zupp (ſetzt ſich an den langen Tiſch rechts; leiſe miß-
billigend, pedantiſch).
Die Hauptſache wäre mir, daß alles
von Ihnen geprüft und in Ordnung befunden würde,
damit, wenn einmal ein Irrtum, ein Verſehen vorkommt,
nicht mich allein die Verantwortung trifft.
Fidelis (den das alles langweilt; ungeduldig, kurz). Die
Verantwortung träfe natürlich nur mich. — (Den Ton
wechſelnd, leichtſinnig.)
Und was wollen Sie denn? Wir
haben ja wieder einen ſündhaften Reingewinn! Wo ſoll
ich denn die Zeit hernehmen, Ihre Bücher zu prüfen,
wenn ich Tag und Nacht nur darüber nachdenken muß,
wie ich alles das Geld wieder ausgeben kann? Arbeits-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="act">
        <sp who="#ZUP">
          <stage><pb facs="#f0029" n="26"/>
zu und ku&#x0364;ßt ihr galant die Hand).</stage>
          <p>Immer wohlauf, meine<lb/>
Gnädig&#x017F;te? Aber da braucht man ja gar nicht er&#x017F;t zu<lb/>
fragen. Scharmant, &#x017F;charmant!</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#THE">
          <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">There&#x017F;e</hi> </hi> </speaker>
          <stage>(&#x017F;ieht noch einmal nach dem Teeti&#x017F;ch, dann durch<lb/>
die Tu&#x0364;re links vom Glas&#x017F;chrank ab).</stage>
        </sp><lb/>
        <sp who="#FID">
          <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Fidelis</hi> </hi> </speaker>
          <stage>(durch die er&#x017F;te Tu&#x0364;re rechts in &#x017F;ein Zimmer, aus<lb/>
dem er, eine Mappe in der Hand, gleich wieder zuru&#x0364;ckkehrt).</stage>
        </sp><lb/>
        <sp who="#JUS">
          <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Ju&#x017F;tine.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Sie nehmen doch eine Ta&#x017F;&#x017F;e mit uns?</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#ZUP">
          <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Zupp.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Unmöglich, meine Gnädig&#x017F;te! Ich habe heute<lb/>
noch drei Sitzungen vor mir. <stage>(La&#x0364;chelnd.)</stage> Ich bin nur<lb/>
froh, des Herrn Doktor doch endlich einmal habhaft zu<lb/>
werden.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#FID">
          <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Fidelis</hi> </hi> </speaker>
          <stage>(hat das elektri&#x017F;che Licht aufgedreht; u&#x0364;berreicht<lb/>
Zupp die Mappe).</stage>
          <p>Hier, Verehrte&#x017F;ter!</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#ZUP">
          <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Zupp.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Haben Sie alles durchge&#x017F;ehen?</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#FID">
          <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Fidelis</hi> </hi> </speaker>
          <stage>(ladet Zupp ein, &#x017F;ich an den langen Ti&#x017F;ch rechts<lb/>
zu &#x017F;etzen).</stage>
          <p>Ich habe alles &#x2014; unter&#x017F;chrieben. Das i&#x017F;t<lb/>
ja die Haupt&#x017F;ache.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#ZUP">
          <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Zupp</hi> </hi> </speaker>
          <stage>(&#x017F;etzt &#x017F;ich an den langen Ti&#x017F;ch rechts; lei&#x017F;e miß-<lb/>
billigend, pedanti&#x017F;ch).</stage>
          <p>Die Haupt&#x017F;ache wäre mir, daß alles<lb/>
von Ihnen geprüft und in Ordnung befunden würde,<lb/>
damit, wenn einmal ein Irrtum, ein Ver&#x017F;ehen vorkommt,<lb/>
nicht mich allein die Verantwortung trifft.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#FID">
          <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Fidelis</hi> </hi> </speaker>
          <stage>(den das alles langweilt; ungeduldig, kurz).</stage>
          <p>Die<lb/>
Verantwortung träfe natürlich nur mich. &#x2014; <stage>(Den Ton<lb/>
wech&#x017F;elnd, leicht&#x017F;innig.)</stage> Und was wollen Sie denn? Wir<lb/>
haben ja wieder einen &#x017F;ündhaften Reingewinn! Wo &#x017F;oll<lb/>
ich denn die Zeit hernehmen, Ihre Bücher zu prüfen,<lb/>
wenn ich Tag und Nacht nur darüber nachdenken muß,<lb/>
wie ich alles das Geld wieder ausgeben kann? Arbeits-<lb/></p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[26/0029] zu und kuͤßt ihr galant die Hand). Immer wohlauf, meine Gnädigſte? Aber da braucht man ja gar nicht erſt zu fragen. Scharmant, ſcharmant! Thereſe (ſieht noch einmal nach dem Teetiſch, dann durch die Tuͤre links vom Glasſchrank ab). Fidelis (durch die erſte Tuͤre rechts in ſein Zimmer, aus dem er, eine Mappe in der Hand, gleich wieder zuruͤckkehrt). Juſtine. Sie nehmen doch eine Taſſe mit uns? Zupp. Unmöglich, meine Gnädigſte! Ich habe heute noch drei Sitzungen vor mir. (Laͤchelnd.) Ich bin nur froh, des Herrn Doktor doch endlich einmal habhaft zu werden. Fidelis (hat das elektriſche Licht aufgedreht; uͤberreicht Zupp die Mappe). Hier, Verehrteſter! Zupp. Haben Sie alles durchgeſehen? Fidelis (ladet Zupp ein, ſich an den langen Tiſch rechts zu ſetzen). Ich habe alles — unterſchrieben. Das iſt ja die Hauptſache. Zupp (ſetzt ſich an den langen Tiſch rechts; leiſe miß- billigend, pedantiſch). Die Hauptſache wäre mir, daß alles von Ihnen geprüft und in Ordnung befunden würde, damit, wenn einmal ein Irrtum, ein Verſehen vorkommt, nicht mich allein die Verantwortung trifft. Fidelis (den das alles langweilt; ungeduldig, kurz). Die Verantwortung träfe natürlich nur mich. — (Den Ton wechſelnd, leichtſinnig.) Und was wollen Sie denn? Wir haben ja wieder einen ſündhaften Reingewinn! Wo ſoll ich denn die Zeit hernehmen, Ihre Bücher zu prüfen, wenn ich Tag und Nacht nur darüber nachdenken muß, wie ich alles das Geld wieder ausgeben kann? Arbeits-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bahr_phantom_1913
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bahr_phantom_1913/29
Zitationshilfe: Bahr, Hermann: Das Phantom. Berlin, 1913, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bahr_phantom_1913/29>, abgerufen am 23.11.2024.