Bakunin, Michail Alexandrowitsch: Aufruf an die Slaven. Koethen, 1848.das russische Herz, und empört sich über das furchtbare Geschick jenes heldenmüthigen slavischen Stammes, der uns Allen vorangegangen auf der Bahn der Freiheit und in langem Martyrthum für unser Aller Zukunft tropfenweis sein kostbares Blut verspritzt hat, der aber unter allen Verhöhnungen und Henkerqualen nie verzagt und nie ermüdet ist und dessen endliche Wiederaufrichtung unter den Völkern uns das Feuerzeichen geben wird, das, die Nacht unserer Knechtschaft durchleuchtend, alle Slaven auf den Weg der Befreiung und des Heiles leitet. Ja, Polen ist der Pfahl im russischen Fleische; an dem mißhandelten Polen verblutet die russische Despotie; das Kreuz, an welches sie den Märtyrer geschlagen hat, es wird ihr selber zu dem Sünderbalken, an welchem sie ihr scheußliches Leben endet. Das ahnt, das weiß Nicolai wohl, und darum krallt er seine blutigen Geierfänge fort und fort in die zuckenden Glieder des armen zerrissenen polnischen Leibes, von Angst gepeinigt und zitternd vor der Möglichkeit, daß diese unsterblichen Glieder sich endlich doch noch wieder zusammenfinden und auf's neue in einen beseelten Körper vereinigt, an ihrem und aller Slaven Henker die lang aufgesparte, aber nicht geschenkte, schreckliche Rache vollziehen. Es peinigt ihn der verschlungene Bissen dieser Größe, die der Despotismus nie verdauen wird, tödtlich in den Eingeweiden seiner Macht und Herrlichkeit. Das fühlt und weiß er, aber was er nicht weiß noch glauben will, ist dies, daß das Gift ihm schon in allen Adern und Gefäßen des Leibes seiner Macht wüthet, daß sein Heer, Soldaten und Führer, wo es nur in Berührung kommt mit dem polnischen Volksthum, die magische Gewalt dieses durch maßlose Leiden eingeweihten Heiligthums unserer Nationalität empfindet, das russische Herz, und empört sich über das furchtbare Geschick jenes heldenmüthigen slavischen Stammes, der uns Allen vorangegangen auf der Bahn der Freiheit und in langem Martyrthum für unser Aller Zukunft tropfenweis sein kostbares Blut verspritzt hat, der aber unter allen Verhöhnungen und Henkerqualen nie verzagt und nie ermüdet ist und dessen endliche Wiederaufrichtung unter den Völkern uns das Feuerzeichen geben wird, das, die Nacht unserer Knechtschaft durchleuchtend, alle Slaven auf den Weg der Befreiung und des Heiles leitet. Ja, Polen ist der Pfahl im russischen Fleische; an dem mißhandelten Polen verblutet die russische Despotie; das Kreuz, an welches sie den Märtyrer geschlagen hat, es wird ihr selber zu dem Sünderbalken, an welchem sie ihr scheußliches Leben endet. Das ahnt, das weiß Nicolai wohl, und darum krallt er seine blutigen Geierfänge fort und fort in die zuckenden Glieder des armen zerrissenen polnischen Leibes, von Angst gepeinigt und zitternd vor der Möglichkeit, daß diese unsterblichen Glieder sich endlich doch noch wieder zusammenfinden und auf’s neue in einen beseelten Körper vereinigt, an ihrem und aller Slaven Henker die lang aufgesparte, aber nicht geschenkte, schreckliche Rache vollziehen. Es peinigt ihn der verschlungene Bissen dieser Größe, die der Despotismus nie verdauen wird, tödtlich in den Eingeweiden seiner Macht und Herrlichkeit. Das fühlt und weiß er, aber was er nicht weiß noch glauben will, ist dies, daß das Gift ihm schon in allen Adern und Gefäßen des Leibes seiner Macht wüthet, daß sein Heer, Soldaten und Führer, wo es nur in Berührung kommt mit dem polnischen Volksthum, die magische Gewalt dieses durch maßlose Leiden eingeweihten Heiligthums unserer Nationalität empfindet, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0024" n="24"/> das russische Herz, und empört sich über das furchtbare Geschick jenes heldenmüthigen slavischen Stammes, der uns Allen vorangegangen auf der Bahn der Freiheit und in langem Martyrthum für unser Aller Zukunft tropfenweis sein kostbares Blut verspritzt hat, der aber unter allen Verhöhnungen und Henkerqualen nie verzagt und nie ermüdet ist und dessen endliche Wiederaufrichtung unter den Völkern uns das Feuerzeichen geben wird, das, die Nacht unserer Knechtschaft durchleuchtend, alle Slaven auf den Weg der Befreiung und des Heiles leitet. Ja, Polen ist der Pfahl im russischen Fleische; an dem mißhandelten Polen verblutet die russische Despotie; das Kreuz, an welches sie den Märtyrer geschlagen hat, es wird ihr selber zu dem Sünderbalken, an welchem sie ihr scheußliches Leben endet. Das ahnt, das weiß Nicolai wohl, und darum krallt er seine blutigen Geierfänge fort und fort in die zuckenden Glieder des armen zerrissenen polnischen Leibes, von Angst gepeinigt und zitternd vor der Möglichkeit, daß diese unsterblichen Glieder sich endlich doch noch wieder zusammenfinden und auf’s neue in einen beseelten Körper vereinigt, an ihrem und aller Slaven Henker die lang aufgesparte, aber nicht geschenkte, schreckliche Rache vollziehen. Es peinigt ihn der verschlungene Bissen dieser Größe, die der Despotismus nie verdauen wird, tödtlich in den Eingeweiden seiner Macht und Herrlichkeit. Das fühlt und weiß er, aber was er nicht weiß noch glauben will, ist dies, daß das Gift ihm schon in allen Adern und Gefäßen des Leibes seiner Macht wüthet, daß sein Heer, Soldaten und Führer, wo es nur in Berührung kommt mit dem polnischen Volksthum, die magische Gewalt dieses durch maßlose Leiden eingeweihten Heiligthums unserer Nationalität empfindet, </p> </div> </body> </text> </TEI> [24/0024]
das russische Herz, und empört sich über das furchtbare Geschick jenes heldenmüthigen slavischen Stammes, der uns Allen vorangegangen auf der Bahn der Freiheit und in langem Martyrthum für unser Aller Zukunft tropfenweis sein kostbares Blut verspritzt hat, der aber unter allen Verhöhnungen und Henkerqualen nie verzagt und nie ermüdet ist und dessen endliche Wiederaufrichtung unter den Völkern uns das Feuerzeichen geben wird, das, die Nacht unserer Knechtschaft durchleuchtend, alle Slaven auf den Weg der Befreiung und des Heiles leitet. Ja, Polen ist der Pfahl im russischen Fleische; an dem mißhandelten Polen verblutet die russische Despotie; das Kreuz, an welches sie den Märtyrer geschlagen hat, es wird ihr selber zu dem Sünderbalken, an welchem sie ihr scheußliches Leben endet. Das ahnt, das weiß Nicolai wohl, und darum krallt er seine blutigen Geierfänge fort und fort in die zuckenden Glieder des armen zerrissenen polnischen Leibes, von Angst gepeinigt und zitternd vor der Möglichkeit, daß diese unsterblichen Glieder sich endlich doch noch wieder zusammenfinden und auf’s neue in einen beseelten Körper vereinigt, an ihrem und aller Slaven Henker die lang aufgesparte, aber nicht geschenkte, schreckliche Rache vollziehen. Es peinigt ihn der verschlungene Bissen dieser Größe, die der Despotismus nie verdauen wird, tödtlich in den Eingeweiden seiner Macht und Herrlichkeit. Das fühlt und weiß er, aber was er nicht weiß noch glauben will, ist dies, daß das Gift ihm schon in allen Adern und Gefäßen des Leibes seiner Macht wüthet, daß sein Heer, Soldaten und Führer, wo es nur in Berührung kommt mit dem polnischen Volksthum, die magische Gewalt dieses durch maßlose Leiden eingeweihten Heiligthums unserer Nationalität empfindet,
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