Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bakunin, Michail Alexandrowitsch: Aufruf an die Slaven. Koethen, 1848.

Bild:
<< vorherige Seite

wird. Wenn aber auch nicht, wenn selbst Eure dargebotene Hand zurückgewiesen würde, so wäret doch dann Ihr von aller Verantwortung frei, und auf das Haupt derer allein, welche das edelste Anerbieten trotzig und mit Verachtung des gemeinsamen Heiles von sich gestoßen hätten, fiele die Schmach und ein Vorwurf, welcher, niemals sterben wird. - Denn die Politik, die ich hier anrathe, ist nicht nur die Politik der Großmuth und der Klugheit zugleich, sondern auch der wahren, für die Zukunft sorgenden Weisheit. Denn durch den Act Eurer Hochherzigkeit werdet Ihr für die Grundsätze der Freiheit aller Völker die gewaltigste Propaganda machen: es ist ein Act, durch welchen Ihr nicht allein den Kampf in Ungarn, sondern dem allgemeinen Kampfe der Revolution gegen die Despoten eine entscheidende Wendung geben, durch welchen Ihr an die Spitze der revolutionären Bewegung treten und mit der Fackel der Völkerbefreiung den europäischen Völkern stolz und kühn, wie es Euch geziemt, voranleuchten würdet.

Wird aber der Slave nicht sich selbst Nachtheil bereiten, wenn er seinem natürlichen Feinde die Hand bietet?

Wahrlich nein! Denn wir sind stark genug, um edel sein zu können. O wahrlich, nichts einbüßen soll der Slave, sondern gewinnen soll er. Wahrlich, leben soll er! Und wir werden leben. So lange uns nur der kleinste Theil unserer Rechte bestritten wird, so lange ein einziges Glied von unserm gesammten Leibe losgerissen ober abgetrennt gehalten wird, werden wir bis aufs Blut, werden wir unerbittlich auf Tod und Leben kämpfen, bis das Slaventhum endlich groß und ganz frei und unabhängig in der Welt dasteht. Aber eben darum müssen wir über das Kleine hinweg,

wird. Wenn aber auch nicht, wenn selbst Eure dargebotene Hand zurückgewiesen würde, so wäret doch dann Ihr von aller Verantwortung frei, und auf das Haupt derer allein, welche das edelste Anerbieten trotzig und mit Verachtung des gemeinsamen Heiles von sich gestoßen hätten, fiele die Schmach und ein Vorwurf, welcher, niemals sterben wird. – Denn die Politik, die ich hier anrathe, ist nicht nur die Politik der Großmuth und der Klugheit zugleich, sondern auch der wahren, für die Zukunft sorgenden Weisheit. Denn durch den Act Eurer Hochherzigkeit werdet Ihr für die Grundsätze der Freiheit aller Völker die gewaltigste Propaganda machen: es ist ein Act, durch welchen Ihr nicht allein den Kampf in Ungarn, sondern dem allgemeinen Kampfe der Revolution gegen die Despoten eine entscheidende Wendung geben, durch welchen Ihr an die Spitze der revolutionären Bewegung treten und mit der Fackel der Völkerbefreiung den europäischen Völkern stolz und kühn, wie es Euch geziemt, voranleuchten würdet.

Wird aber der Slave nicht sich selbst Nachtheil bereiten, wenn er seinem natürlichen Feinde die Hand bietet?

Wahrlich nein! Denn wir sind stark genug, um edel sein zu können. O wahrlich, nichts einbüßen soll der Slave, sondern gewinnen soll er. Wahrlich, leben soll er! Und wir werden leben. So lange uns nur der kleinste Theil unserer Rechte bestritten wird, so lange ein einziges Glied von unserm gesammten Leibe losgerissen ober abgetrennt gehalten wird, werden wir bis aufs Blut, werden wir unerbittlich auf Tod und Leben kämpfen, bis das Slaventhum endlich groß und ganz frei und unabhängig in der Welt dasteht. Aber eben darum müssen wir über das Kleine hinweg,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0031" n="31"/>
wird. Wenn aber auch nicht, wenn selbst Eure dargebotene Hand zurückgewiesen würde, so wäret doch dann Ihr von aller Verantwortung frei, und auf das Haupt derer allein, welche das edelste Anerbieten trotzig und mit Verachtung des gemeinsamen Heiles von sich gestoßen hätten, fiele die Schmach und ein Vorwurf, welcher, niemals sterben wird. &#x2013; Denn die Politik, die ich hier anrathe, ist nicht nur die Politik der Großmuth und der Klugheit zugleich, sondern auch der wahren, für die Zukunft sorgenden Weisheit. Denn durch den Act Eurer Hochherzigkeit werdet Ihr für die Grundsätze der Freiheit aller Völker die gewaltigste Propaganda machen: es ist ein Act, durch welchen Ihr nicht allein den Kampf in Ungarn, sondern dem allgemeinen Kampfe der Revolution gegen die Despoten eine entscheidende Wendung geben, durch welchen Ihr an die Spitze der revolutionären Bewegung treten und mit der Fackel der Völkerbefreiung den europäischen Völkern stolz und kühn, wie es Euch geziemt, voranleuchten würdet.</p>
        <p>Wird aber der Slave nicht sich selbst Nachtheil bereiten, wenn er seinem natürlichen Feinde die Hand bietet?</p>
        <p>Wahrlich nein! Denn wir sind stark genug, um edel sein zu können. O wahrlich, nichts einbüßen soll der Slave, sondern gewinnen soll er. Wahrlich, leben soll er! Und wir werden leben. So lange uns nur der kleinste Theil unserer Rechte bestritten wird, so lange ein einziges Glied von unserm gesammten Leibe losgerissen ober abgetrennt gehalten wird, werden wir bis aufs Blut, werden wir unerbittlich auf Tod und Leben kämpfen, bis das Slaventhum endlich groß und ganz frei und unabhängig in der Welt dasteht. Aber eben darum müssen wir über das Kleine hinweg,
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[31/0031] wird. Wenn aber auch nicht, wenn selbst Eure dargebotene Hand zurückgewiesen würde, so wäret doch dann Ihr von aller Verantwortung frei, und auf das Haupt derer allein, welche das edelste Anerbieten trotzig und mit Verachtung des gemeinsamen Heiles von sich gestoßen hätten, fiele die Schmach und ein Vorwurf, welcher, niemals sterben wird. – Denn die Politik, die ich hier anrathe, ist nicht nur die Politik der Großmuth und der Klugheit zugleich, sondern auch der wahren, für die Zukunft sorgenden Weisheit. Denn durch den Act Eurer Hochherzigkeit werdet Ihr für die Grundsätze der Freiheit aller Völker die gewaltigste Propaganda machen: es ist ein Act, durch welchen Ihr nicht allein den Kampf in Ungarn, sondern dem allgemeinen Kampfe der Revolution gegen die Despoten eine entscheidende Wendung geben, durch welchen Ihr an die Spitze der revolutionären Bewegung treten und mit der Fackel der Völkerbefreiung den europäischen Völkern stolz und kühn, wie es Euch geziemt, voranleuchten würdet. Wird aber der Slave nicht sich selbst Nachtheil bereiten, wenn er seinem natürlichen Feinde die Hand bietet? Wahrlich nein! Denn wir sind stark genug, um edel sein zu können. O wahrlich, nichts einbüßen soll der Slave, sondern gewinnen soll er. Wahrlich, leben soll er! Und wir werden leben. So lange uns nur der kleinste Theil unserer Rechte bestritten wird, so lange ein einziges Glied von unserm gesammten Leibe losgerissen ober abgetrennt gehalten wird, werden wir bis aufs Blut, werden wir unerbittlich auf Tod und Leben kämpfen, bis das Slaventhum endlich groß und ganz frei und unabhängig in der Welt dasteht. Aber eben darum müssen wir über das Kleine hinweg,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-11-20T17:03:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-11-20T17:03:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-11-20T17:03:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bakunin_aufruf_1848
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bakunin_aufruf_1848/31
Zitationshilfe: Bakunin, Michail Alexandrowitsch: Aufruf an die Slaven. Koethen, 1848, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bakunin_aufruf_1848/31>, abgerufen am 20.04.2024.