Bakunin, Michail Alexandrowitsch: Rußland wie es wirklich ist! Mannheim, 1848.Wohlan denn, wir sind noch ein Volk von Sklaven! Bei uns gibt es noch keine Freiheit, keine Achtung vor der Menschenwürde! Bei uns herrscht noch ein scheußlicher Despotismus, zügellos in seinen Launen, schrankenlos in seinem Thun; wir haben noch Nichts von dem, was die Würde und den Stolz der Nationen ausmacht. Man kann sich keine unglücklichere und erniedrigendere Lage vorstellen. Unsere Stellung nach Außen ist nicht weniger beklagenswerth. Geduldige Vollstrecker eines Gedankens, der uns fremd ist, eines Willens, der eben so sehr unsern Interessen, als unserer Ehre zuwiderläuft, sind wir gefürchtet, gehaßt, fast möchte ich sagen verachtet; denn man betrachtet uns überall als die Feinde der Civilisation und der Humanität. Unsere Herren bedienen sich unserer Arme, um die Welt in Fesseln zu legen, um die Völker zu unterjochen, und jeder ihrer Erfolge ist eine neue Schmach für unsere Geschichte. Ohne von Polen zu reden, wo wir seit 1772, besonders aber seit 1831, uns täglich durch abscheuliche Gewaltthaten, durch namenlose Schändlichkeiten entehren, - welche erbärmliche Rolle hat man uns in Deutschland, in Italien, in Spanien, selbst in Frankreich, kurz überall da spielen lassen, wo nur unser verderblicher Einfluß hindringen konnte! Gibt es wohl seit 1815 eine einzige edle Sache, die wir nicht bekämpft, eine einzige schlechte, die wir nicht unterstützt, eine einzige große politische Missethat, die wir nicht entweder angestiftet, oder an der wir uns nicht betheiligt hätten? - Rußland ist, seit es zu einer Macht ersten Ranges sich emporgeschwungen, durch ein wahrhaft beklagenswerthes Geschick, dem es selbst zuerst als Opfer gefallen, eine Ermuthigung für das Verbrechen unter Wohlan denn, wir sind noch ein Volk von Sklaven! Bei uns gibt es noch keine Freiheit, keine Achtung vor der Menschenwürde! Bei uns herrscht noch ein scheußlicher Despotismus, zügellos in seinen Launen, schrankenlos in seinem Thun; wir haben noch Nichts von dem, was die Würde und den Stolz der Nationen ausmacht. Man kann sich keine unglücklichere und erniedrigendere Lage vorstellen. Unsere Stellung nach Außen ist nicht weniger beklagenswerth. Geduldige Vollstrecker eines Gedankens, der uns fremd ist, eines Willens, der eben so sehr unsern Interessen, als unserer Ehre zuwiderläuft, sind wir gefürchtet, gehaßt, fast möchte ich sagen verachtet; denn man betrachtet uns überall als die Feinde der Civilisation und der Humanität. Unsere Herren bedienen sich unserer Arme, um die Welt in Fesseln zu legen, um die Völker zu unterjochen, und jeder ihrer Erfolge ist eine neue Schmach für unsere Geschichte. Ohne von Polen zu reden, wo wir seit 1772, besonders aber seit 1831, uns täglich durch abscheuliche Gewaltthaten, durch namenlose Schändlichkeiten entehren, – welche erbärmliche Rolle hat man uns in Deutschland, in Italien, in Spanien, selbst in Frankreich, kurz überall da spielen lassen, wo nur unser verderblicher Einfluß hindringen konnte! Gibt es wohl seit 1815 eine einzige edle Sache, die wir nicht bekämpft, eine einzige schlechte, die wir nicht unterstützt, eine einzige große politische Missethat, die wir nicht entweder angestiftet, oder an der wir uns nicht betheiligt hätten? – Rußland ist, seit es zu einer Macht ersten Ranges sich emporgeschwungen, durch ein wahrhaft beklagenswerthes Geschick, dem es selbst zuerst als Opfer gefallen, eine Ermuthigung für das Verbrechen unter <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0005" n="4"/> <p>Wohlan denn, wir sind noch ein Volk von Sklaven! Bei uns gibt es noch keine Freiheit, keine Achtung vor der Menschenwürde! 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Gibt es wohl seit 1815 eine einzige edle Sache, die wir nicht bekämpft, eine einzige schlechte, die wir nicht unterstützt, eine einzige große politische Missethat, die wir nicht entweder angestiftet, oder an der wir uns nicht betheiligt hätten? – Rußland ist, seit es zu einer Macht ersten Ranges sich emporgeschwungen, durch ein wahrhaft beklagenswerthes Geschick, dem es selbst zuerst als Opfer gefallen, eine Ermuthigung für das Verbrechen unter </p> </div> </body> </text> </TEI> [4/0005]
Wohlan denn, wir sind noch ein Volk von Sklaven! Bei uns gibt es noch keine Freiheit, keine Achtung vor der Menschenwürde! Bei uns herrscht noch ein scheußlicher Despotismus, zügellos in seinen Launen, schrankenlos in seinem Thun; wir haben noch Nichts von dem, was die Würde und den Stolz der Nationen ausmacht. Man kann sich keine unglücklichere und erniedrigendere Lage vorstellen.
Unsere Stellung nach Außen ist nicht weniger beklagenswerth. Geduldige Vollstrecker eines Gedankens, der uns fremd ist, eines Willens, der eben so sehr unsern Interessen, als unserer Ehre zuwiderläuft, sind wir gefürchtet, gehaßt, fast möchte ich sagen verachtet; denn man betrachtet uns überall als die Feinde der Civilisation und der Humanität. Unsere Herren bedienen sich unserer Arme, um die Welt in Fesseln zu legen, um die Völker zu unterjochen, und jeder ihrer Erfolge ist eine neue Schmach für unsere Geschichte.
Ohne von Polen zu reden, wo wir seit 1772, besonders aber seit 1831, uns täglich durch abscheuliche Gewaltthaten, durch namenlose Schändlichkeiten entehren, – welche erbärmliche Rolle hat man uns in Deutschland, in Italien, in Spanien, selbst in Frankreich, kurz überall da spielen lassen, wo nur unser verderblicher Einfluß hindringen konnte! Gibt es wohl seit 1815 eine einzige edle Sache, die wir nicht bekämpft, eine einzige schlechte, die wir nicht unterstützt, eine einzige große politische Missethat, die wir nicht entweder angestiftet, oder an der wir uns nicht betheiligt hätten? – Rußland ist, seit es zu einer Macht ersten Ranges sich emporgeschwungen, durch ein wahrhaft beklagenswerthes Geschick, dem es selbst zuerst als Opfer gefallen, eine Ermuthigung für das Verbrechen unter
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