Ball, Hugo: Zur Kritik der deutschen Intelligenz. Bern, 1919.Kulturzeitschrift des Verlags, "Die Tat", die aber vom März 1915 an wieder erscheint. Beide versuchen in gleichem Sinne zu wirken: nämlich sie bereiten in Nachfolge von Fichte und Lagarde auf volkstümlicher und religiöser Grundlage einen neuen deutschen Idealismus vor". 41) Man weiss, wie Kleist unter Kant gelitten hat; Kant zerbrach ihm den Instinkt und war Kleistens eigentliche Krank- heit. Man weiss auch, zu welchen Intellektkonstruktionen sich Schiller von Kant verleiten liess, und wie Goethe gegen Kant anging. 42) Siehe Christian Reutters "Schelmuffsky", eine Persiflage der damaligen Studentenverwilderung. Reclam-Verlag, Leipzig. 43) "Goethe in vertraulichen Briefen seiner Zeitgenossen", S. 517. Brief Schillers an Körner vom Mai 1795. 44) Schon Karoline Böhmer spottete (1796) über die "hoch- fahrenden Poesien, die gereimten Metaphysiken und Moralen" in Schillers Musenalmanach. 45) Schiller an Körner, 1. Nov. 1790: "Seine Philosophie mag ich auch nicht ganz: sie holt zu viel aus der Sinnenwelt. Ueberhaupt ist seine Vorstellungsart zu sinnlich und betastet mir zu viel". Und Körner an Schiller, 11. Nov. 1790: "Auch mir ist Goethe zu sinnlich in der Philosophie; aber ich glaube, dass es für Dich und mich gut ist, uns an ihm zu reiben, damit er uns warnt, wenn wir uns im Intellektuellen zu weit verlieren". 46) "Goethe in vertraulichen Briefen", S. 513. 47) Ebendort, S. 199. 48) Ebendort, S. 357. 49) Ebendort, Brief an Schiller, S. 371. 50) Den tollen Spektakel, den die "Xenien" hervorriefen, muss man in Zeitdokumenten nachlesen, um sich ein Bild davon zu machen. Der Berliner Buchhändler Nicolai sagte in einer Gegen- schrift: vielleicht wäre Goethen eine kleine Züchtigung durch Lessing, wie dieser sie vorgehabt habe, sehr heilsam gewesen. Von Kant, dem man eine Streitschrift gegen die Xenien hatte zustellen lassen, kam die Antwort, "dass er mit dem unwür- digen Benehmen von Schiller und Goethe höchst unzufrieden, vorzüglich aber gegen den Ersteren erzürnt wäre und dass er ihre Art, sich gegen den bösartigen Angriff des Letzteren zu verteidigen, ganz vorzüglich fände". (Goethe in vertraulichen Briefen, S. 596.) Lavater schrieb an den Grafen Friedrich Stoll- berg: "Stille, kräftig, demütig, mutig wollen wir, Lieber, mit lichtheller Weisheit und Würde dem garstigen Sanskülottismus, Kulturzeitschrift des Verlags, „Die Tat“, die aber vom März 1915 an wieder erscheint. Beide versuchen in gleichem Sinne zu wirken: nämlich sie bereiten in Nachfolge von Fichte und Lagarde auf volkstümlicher und religiöser Grundlage einen neuen deutschen Idealismus vor“. 41) Man weiss, wie Kleist unter Kant gelitten hat; Kant zerbrach ihm den Instinkt und war Kleistens eigentliche Krank- heit. Man weiss auch, zu welchen Intellektkonstruktionen sich Schiller von Kant verleiten liess, und wie Goethe gegen Kant anging. 42) Siehe Christian Reutters „Schelmuffsky“, eine Persiflage der damaligen Studentenverwilderung. Reclam-Verlag, Leipzig. 43) „Goethe in vertraulichen Briefen seiner Zeitgenossen“, S. 517. Brief Schillers an Körner vom Mai 1795. 44) Schon Karoline Böhmer spottete (1796) über die „hoch- fahrenden Poesien, die gereimten Metaphysiken und Moralen“ in Schillers Musenalmanach. 45) Schiller an Körner, 1. Nov. 1790: „Seine Philosophie mag ich auch nicht ganz: sie holt zu viel aus der Sinnenwelt. Ueberhaupt ist seine Vorstellungsart zu sinnlich und betastet mir zu viel“. Und Körner an Schiller, 11. Nov. 1790: „Auch mir ist Goethe zu sinnlich in der Philosophie; aber ich glaube, dass es für Dich und mich gut ist, uns an ihm zu reiben, damit er uns warnt, wenn wir uns im Intellektuellen zu weit verlieren“. 46) „Goethe in vertraulichen Briefen“, S. 513. 47) Ebendort, S. 199. 48) Ebendort, S. 357. 49) Ebendort, Brief an Schiller, S. 371. 50) Den tollen Spektakel, den die „Xenien“ hervorriefen, muss man in Zeitdokumenten nachlesen, um sich ein Bild davon zu machen. Der Berliner Buchhändler Nicolai sagte in einer Gegen- schrift: vielleicht wäre Goethen eine kleine Züchtigung durch Lessing, wie dieser sie vorgehabt habe, sehr heilsam gewesen. Von Kant, dem man eine Streitschrift gegen die Xenien hatte zustellen lassen, kam die Antwort, „dass er mit dem unwür- digen Benehmen von Schiller und Goethe höchst unzufrieden, vorzüglich aber gegen den Ersteren erzürnt wäre und dass er ihre Art, sich gegen den bösartigen Angriff des Letzteren zu verteidigen, ganz vorzüglich fände“. 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⁴⁰⁾ Kulturzeitschrift des Verlags, „Die Tat“, die aber vom März 1915
an wieder erscheint. Beide versuchen in gleichem Sinne zu
wirken: nämlich sie bereiten in Nachfolge von Fichte und
Lagarde auf volkstümlicher und religiöser Grundlage einen neuen
deutschen Idealismus vor“.
⁴¹⁾ Man weiss, wie Kleist unter Kant gelitten hat; Kant
zerbrach ihm den Instinkt und war Kleistens eigentliche Krank-
heit. Man weiss auch, zu welchen Intellektkonstruktionen sich
Schiller von Kant verleiten liess, und wie Goethe gegen Kant
anging.
⁴²⁾ Siehe Christian Reutters „Schelmuffsky“, eine Persiflage
der damaligen Studentenverwilderung. Reclam-Verlag, Leipzig.
⁴³⁾ „Goethe in vertraulichen Briefen seiner Zeitgenossen“,
S. 517. Brief Schillers an Körner vom Mai 1795.
⁴⁴⁾ Schon Karoline Böhmer spottete (1796) über die „hoch-
fahrenden Poesien, die gereimten Metaphysiken und Moralen“
in Schillers Musenalmanach.
⁴⁵⁾ Schiller an Körner, 1. Nov. 1790: „Seine Philosophie
mag ich auch nicht ganz: sie holt zu viel aus der Sinnenwelt.
Ueberhaupt ist seine Vorstellungsart zu sinnlich und betastet mir
zu viel“. Und Körner an Schiller, 11. Nov. 1790: „Auch mir ist
Goethe zu sinnlich in der Philosophie; aber ich glaube, dass es
für Dich und mich gut ist, uns an ihm zu reiben, damit er uns
warnt, wenn wir uns im Intellektuellen zu weit verlieren“.
⁴⁶⁾ „Goethe in vertraulichen Briefen“, S. 513.
⁴⁷⁾ Ebendort, S. 199.
⁴⁸⁾ Ebendort, S. 357.
⁴⁹⁾ Ebendort, Brief an Schiller, S. 371.
⁵⁰⁾ Den tollen Spektakel, den die „Xenien“ hervorriefen,
muss man in Zeitdokumenten nachlesen, um sich ein Bild davon
zu machen. Der Berliner Buchhändler Nicolai sagte in einer Gegen-
schrift: vielleicht wäre Goethen eine kleine Züchtigung durch
Lessing, wie dieser sie vorgehabt habe, sehr heilsam gewesen.
Von Kant, dem man eine Streitschrift gegen die Xenien hatte
zustellen lassen, kam die Antwort, „dass er mit dem unwür-
digen Benehmen von Schiller und Goethe höchst unzufrieden,
vorzüglich aber gegen den Ersteren erzürnt wäre und dass er
ihre Art, sich gegen den bösartigen Angriff des Letzteren zu
verteidigen, ganz vorzüglich fände“. (Goethe in vertraulichen
Briefen, S. 596.) Lavater schrieb an den Grafen Friedrich Stoll-
berg: „Stille, kräftig, demütig, mutig wollen wir, Lieber, mit
lichtheller Weisheit und Würde dem garstigen Sanskülottismus,
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