Ball, Hugo: Zur Kritik der deutschen Intelligenz. Bern, 1919.sich über den Vorschlag Alexanders lustig machte, indem er Geschäftsrücksichten geltend machte. Uebrigens musste auch er bekennen: "Die Heilige Allianz war nicht eine Stiftung zur Niederhaltung der Volksrechte, zur Beförderung des Absolutis- mus und irgendeiner Tyrannei. Sie war lediglich der Ausfluss einer pietistischen Stimmung des Kaiser Alexander und eine Anwendung der Grundlagen des Christentums auf die Politik. Aus einer Verbindung religiöser und politisch-liberaler Elemente hat sich unter dem Einfluss der Frau von Krüdener und des Herrn von Bergasse die Idee der Heiligen Allianz entwickelt. Niemand ist genauer als ich in der Kenntnis aller auf dieses ,lauttönende Nichts' bezüglicher Verhältnisse". (Fürst von Met- ternich, Nachgelassene Papiere, I, 214). 34) "Baader als Begründer der Philosophie der Zukunft", S.104. Hier auch seine Meinung über Kommunismus und Sozietät: "Eine wahrhafte Gemeine können die Menschen nur dann bilden, wenn sie mit Gott verbunden sind. Im bloss äusserlich aggregierten Leben des modernen Staates hat jeder seine eigene (schlechte, weil abstrakte) Selbständigkeit, die er sogar den Uebrigen entgegen- setzt und die damit nicht bloss Gleichgültigkeit, sondern ver- steckte Feindschaft ist. Das grosse Reich Gottes hat keinen an- deren Sinn, als die Menschen in eine wahrhaft organische Innung zu bringen, und zwar, weil nur in dieser lebendigen Gemeinschaft Gott Alles in Allem geworden ist, als der eine und derselbe Lebensgeist, der sich in jedem auf einzige Weise manifestiert. Und deshalb bedarf Jeder aller Andern, um die Totalität der Manifestation Gottes zu bewerkstelligen. Jeder ist unentbehrlich, denn jeder hat eine andere Gabe. Auf diesem Geheimnis der Verteilung der Manifestation beruht die conjunctio in solidum der Menschheit." (Werke II, S. 73). 35) "Tagebücher", Werke, Bd. XI, S. 193 (Ende Nov. 1789). 36) Als Fichte seinen "Macchiavell" schrieb, war er Professor an der preussischen Universität Erlangen. Nach der misslichen Oktober-Schlacht 1806 hielt er es nicht für "mit seinem Gewissen vereinbar" in dem vom Feinde besetzten Berlin zu bleiben, sondern flüchtete über Pommern nach Königsberg. Er blieb zur Verfügung des Königs und wurde am 20. Dezember 1808 "von jetzt an bis zu hergestellter Ruhe an der hiesigen Universität als ordentlicher Professor angestellt". Dazu heisst es in seinem Ernennungs- patent: "Ihm wird zugleich die Zensur der hiesigen Zeitungen aufgetragen und deshalb zur Pflicht gemacht, dabei zu sehen, dass die Nachrichten von den Kriegs- und anderen öffentlichen sich über den Vorschlag Alexanders lustig machte, indem er Geschäftsrücksichten geltend machte. Uebrigens musste auch er bekennen: „Die Heilige Allianz war nicht eine Stiftung zur Niederhaltung der Volksrechte, zur Beförderung des Absolutis- mus und irgendeiner Tyrannei. Sie war lediglich der Ausfluss einer pietistischen Stimmung des Kaiser Alexander und eine Anwendung der Grundlagen des Christentums auf die Politik. Aus einer Verbindung religiöser und politisch-liberaler Elemente hat sich unter dem Einfluss der Frau von Krüdener und des Herrn von Bergasse die Idee der Heiligen Allianz entwickelt. Niemand ist genauer als ich in der Kenntnis aller auf dieses ‚lauttönende Nichts‘ bezüglicher Verhältnisse“. (Fürst von Met- ternich, Nachgelassene Papiere, I, 214). 34) „Baader als Begründer der Philosophie der Zukunft“, S.104. Hier auch seine Meinung über Kommunismus und Sozietät: „Eine wahrhafte Gemeine können die Menschen nur dann bilden, wenn sie mit Gott verbunden sind. Im bloss äusserlich aggregierten Leben des modernen Staates hat jeder seine eigene (schlechte, weil abstrakte) Selbständigkeit, die er sogar den Uebrigen entgegen- setzt und die damit nicht bloss Gleichgültigkeit, sondern ver- steckte Feindschaft ist. Das grosse Reich Gottes hat keinen an- deren Sinn, als die Menschen in eine wahrhaft organische Innung zu bringen, und zwar, weil nur in dieser lebendigen Gemeinschaft Gott Alles in Allem geworden ist, als der eine und derselbe Lebensgeist, der sich in jedem auf einzige Weise manifestiert. Und deshalb bedarf Jeder aller Andern, um die Totalität der Manifestation Gottes zu bewerkstelligen. Jeder ist unentbehrlich, denn jeder hat eine andere Gabe. Auf diesem Geheimnis der Verteilung der Manifestation beruht die conjunctio in solidum der Menschheit.“ (Werke II, S. 73). 35) „Tagebücher“, Werke, Bd. XI, S. 193 (Ende Nov. 1789). 36) Als Fichte seinen „Macchiavell“ schrieb, war er Professor an der preussischen Universität Erlangen. Nach der misslichen Oktober-Schlacht 1806 hielt er es nicht für „mit seinem Gewissen vereinbar“ in dem vom Feinde besetzten Berlin zu bleiben, sondern flüchtete über Pommern nach Königsberg. Er blieb zur Verfügung des Königs und wurde am 20. Dezember 1808 „von jetzt an bis zu hergestellter Ruhe an der hiesigen Universität als ordentlicher Professor angestellt“. Dazu heisst es in seinem Ernennungs- patent: „Ihm wird zugleich die Zensur der hiesigen Zeitungen aufgetragen und deshalb zur Pflicht gemacht, dabei zu sehen, dass die Nachrichten von den Kriegs- und anderen öffentlichen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <note xml:id="id33b33c" prev="id33c" place="end" n="33)"><pb facs="#f0286" n="278"/> sich über den Vorschlag Alexanders lustig machte, indem er<lb/> Geschäftsrücksichten geltend machte. 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³³⁾ sich über den Vorschlag Alexanders lustig machte, indem er
Geschäftsrücksichten geltend machte. Uebrigens musste auch
er bekennen: „Die Heilige Allianz war nicht eine Stiftung zur
Niederhaltung der Volksrechte, zur Beförderung des Absolutis-
mus und irgendeiner Tyrannei. Sie war lediglich der Ausfluss
einer pietistischen Stimmung des Kaiser Alexander und eine
Anwendung der Grundlagen des Christentums auf die Politik.
Aus einer Verbindung religiöser und politisch-liberaler Elemente
hat sich unter dem Einfluss der Frau von Krüdener und des
Herrn von Bergasse die Idee der Heiligen Allianz entwickelt.
Niemand ist genauer als ich in der Kenntnis aller auf dieses
‚lauttönende Nichts‘ bezüglicher Verhältnisse“. (Fürst von Met-
ternich, Nachgelassene Papiere, I, 214).
³⁴⁾ „Baader als Begründer der Philosophie der Zukunft“,
S.104. Hier auch seine Meinung über Kommunismus und Sozietät:
„Eine wahrhafte Gemeine können die Menschen nur dann bilden,
wenn sie mit Gott verbunden sind. Im bloss äusserlich aggregierten
Leben des modernen Staates hat jeder seine eigene (schlechte, weil
abstrakte) Selbständigkeit, die er sogar den Uebrigen entgegen-
setzt und die damit nicht bloss Gleichgültigkeit, sondern ver-
steckte Feindschaft ist. Das grosse Reich Gottes hat keinen an-
deren Sinn, als die Menschen in eine wahrhaft organische Innung
zu bringen, und zwar, weil nur in dieser lebendigen Gemeinschaft
Gott Alles in Allem geworden ist, als der eine und derselbe
Lebensgeist, der sich in jedem auf einzige Weise manifestiert.
Und deshalb bedarf Jeder aller Andern, um die Totalität der
Manifestation Gottes zu bewerkstelligen. Jeder ist unentbehrlich,
denn jeder hat eine andere Gabe. Auf diesem Geheimnis der
Verteilung der Manifestation beruht die conjunctio in solidum der
Menschheit.“ (Werke II, S. 73).
³⁵⁾ „Tagebücher“, Werke, Bd. XI, S. 193 (Ende Nov. 1789).
³⁶⁾ Als Fichte seinen „Macchiavell“ schrieb, war er Professor
an der preussischen Universität Erlangen. Nach der misslichen
Oktober-Schlacht 1806 hielt er es nicht für „mit seinem Gewissen
vereinbar“ in dem vom Feinde besetzten Berlin zu bleiben, sondern
flüchtete über Pommern nach Königsberg. Er blieb zur Verfügung
des Königs und wurde am 20. Dezember 1808 „von jetzt an bis
zu hergestellter Ruhe an der hiesigen Universität als ordentlicher
Professor angestellt“. Dazu heisst es in seinem Ernennungs-
patent: „Ihm wird zugleich die Zensur der hiesigen Zeitungen
aufgetragen und deshalb zur Pflicht gemacht, dabei zu sehen,
dass die Nachrichten von den Kriegs- und anderen öffentlichen
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