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Ball, Hugo: Zur Kritik der deutschen Intelligenz. Bern, 1919.

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nichts Zweideutiges; seitdem Wagner in Deutschland war, condes-
zendierte er Schritt für Schritt zu allem, was ich verachte, selbst
zum Antisemitismus. Richard Wagner, scheinbar der Siegreichste, in
Wahrheit ein morsch gewordener verzweifelnder decadent, sank
plötzlich hülflos und zerbrochen, vor dem christlichen Kreuze
nieder." ("Nietzsche contra Wagner" (1888), S. 246). Warum denn
nicht hülflos? Warum nicht zerbrochen? Weshalb durfte er das
nicht?
124) "Hat man mich verstanden?", hiess das letzte Wort in
"Ecce homo" (1888), "Dionysos gegen den Gekreuzigten". Und
an Georg Brandes schrieb er (20. November 1888): "Das Buch
heisst "Ecce homo" und ist ein Attentat ohne die geringste Rück-
sicht auf den Gekreuzigten; es endet in Donnern und Wetter-
schlägen gegen alles, was christlich oder christlich infekt ist, bei
denen einem Hören und Sehen vergeht. Ich bin zuletzt der erste
Psychologe des Christentums".
125) Fast mit denselben Worten: "Religionen verstehe ich als
Narkosen". Der Nachsatz lautet: "aber werden sie solchen Völ-
kern gegeben wie den Germanen, so sind sie reine Gifte" (Werke
X, 407).
126) "Mein Ausgangspunkt ist der preussische Soldat : hier
ist eine wirkliche Convention, hier ist Zwang, Ernst und Disziplin,
auch in Betreff der Form. Sie ist aus dem Bedürfnis entstanden.
Freilich weit entfernt vom ,Einfachen und Natürlichen'! Seine
Stellung zur Geschichte ist empirisch und darum zuversichtlich
lebendig, nicht gelehrt. Sie ist, für einige Personen, fast mythisch (!).
Sie geht aus von der Zucht des Körpers und von der peinlichst
geforderten Pflichttreue. Goethe ist sodann vorbildlich: der un-
gestüme Naturalismus (!), der allmählich zur strengen Würde
wird ... " (Werke X, S. 279 "Vom Nutzen und Nachteil der
Historie für das Leben", 1873).
127) "Ich habe die Verwünschung Pascals und den Fluch
Schopenhauers auf mir! Und kann man anhänglicher gegen Sie
gesinnt sein als ich?" (Werke Bd. XI, aus der Zeit von "Mensch-
liches, Allzumenschliches", 1875/79).
nichts Zweideutiges; seitdem Wagner in Deutschland war, condes-
zendierte er Schritt für Schritt zu allem, was ich verachte, selbst
zum Antisemitismus. Richard Wagner, scheinbar der Siegreichste, in
Wahrheit ein morsch gewordener verzweifelnder décadent, sank
plötzlich hülflos und zerbrochen, vor dem christlichen Kreuze
nieder.“ („Nietzsche contra Wagner“ (1888), S. 246). Warum denn
nicht hülflos? Warum nicht zerbrochen? Weshalb durfte er das
nicht?
124) „Hat man mich verstanden?“, hiess das letzte Wort in
„Ecce homo“ (1888), „Dionysos gegen den Gekreuzigten“. Und
an Georg Brandes schrieb er (20. November 1888): „Das Buch
heisst „Ecce homo“ und ist ein Attentat ohne die geringste Rück-
sicht auf den Gekreuzigten; es endet in Donnern und Wetter-
schlägen gegen alles, was christlich oder christlich infekt ist, bei
denen einem Hören und Sehen vergeht. Ich bin zuletzt der erste
Psychologe des Christentums“.
125) Fast mit denselben Worten: „Religionen verstehe ich als
Narkosen“. Der Nachsatz lautet: „aber werden sie solchen Völ-
kern gegeben wie den Germanen, so sind sie reine Gifte“ (Werke
X, 407).
126) „Mein Ausgangspunkt ist der preussische Soldat : hier
ist eine wirkliche Convention, hier ist Zwang, Ernst und Disziplin,
auch in Betreff der Form. Sie ist aus dem Bedürfnis entstanden.
Freilich weit entfernt vom ‚Einfachen und Natürlichen‘! Seine
Stellung zur Geschichte ist empirisch und darum zuversichtlich
lebendig, nicht gelehrt. Sie ist, für einige Personen, fast mythisch (!).
Sie geht aus von der Zucht des Körpers und von der peinlichst
geforderten Pflichttreue. Goethe ist sodann vorbildlich: der un-
gestüme Naturalismus (!), der allmählich zur strengen Würde
wird ... “ (Werke X, S. 279 „Vom Nutzen und Nachteil der
Historie für das Leben“, 1873).
127) „Ich habe die Verwünschung Pascals und den Fluch
Schopenhauers auf mir! Und kann man anhänglicher gegen Sie
gesinnt sein als ich?“ (Werke Bd. XI, aus der Zeit von „Mensch-
liches, Allzumenschliches“, 1875/79).
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[322/0330] ¹²³⁾ nichts Zweideutiges; seitdem Wagner in Deutschland war, condes- zendierte er Schritt für Schritt zu allem, was ich verachte, selbst zum Antisemitismus. Richard Wagner, scheinbar der Siegreichste, in Wahrheit ein morsch gewordener verzweifelnder décadent, sank plötzlich hülflos und zerbrochen, vor dem christlichen Kreuze nieder.“ („Nietzsche contra Wagner“ (1888), S. 246). Warum denn nicht hülflos? Warum nicht zerbrochen? Weshalb durfte er das nicht? ¹²⁴⁾ „Hat man mich verstanden?“, hiess das letzte Wort in „Ecce homo“ (1888), „Dionysos gegen den Gekreuzigten“. Und an Georg Brandes schrieb er (20. November 1888): „Das Buch heisst „Ecce homo“ und ist ein Attentat ohne die geringste Rück- sicht auf den Gekreuzigten; es endet in Donnern und Wetter- schlägen gegen alles, was christlich oder christlich infekt ist, bei denen einem Hören und Sehen vergeht. Ich bin zuletzt der erste Psychologe des Christentums“. ¹²⁵⁾ Fast mit denselben Worten: „Religionen verstehe ich als Narkosen“. Der Nachsatz lautet: „aber werden sie solchen Völ- kern gegeben wie den Germanen, so sind sie reine Gifte“ (Werke X, 407). ¹²⁶⁾ „Mein Ausgangspunkt ist der preussische Soldat : hier ist eine wirkliche Convention, hier ist Zwang, Ernst und Disziplin, auch in Betreff der Form. Sie ist aus dem Bedürfnis entstanden. Freilich weit entfernt vom ‚Einfachen und Natürlichen‘! Seine Stellung zur Geschichte ist empirisch und darum zuversichtlich lebendig, nicht gelehrt. Sie ist, für einige Personen, fast mythisch (!). Sie geht aus von der Zucht des Körpers und von der peinlichst geforderten Pflichttreue. Goethe ist sodann vorbildlich: der un- gestüme Naturalismus (!), der allmählich zur strengen Würde wird ... “ (Werke X, S. 279 „Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben“, 1873). ¹²⁷⁾ „Ich habe die Verwünschung Pascals und den Fluch Schopenhauers auf mir! Und kann man anhänglicher gegen Sie gesinnt sein als ich?“ (Werke Bd. XI, aus der Zeit von „Mensch- liches, Allzumenschliches“, 1875/79).

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Zitationshilfe: Ball, Hugo: Zur Kritik der deutschen Intelligenz. Bern, 1919, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ball_intelligenz_1919/330>, abgerufen am 21.11.2024.