Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

Bild:
<< vorherige Seite

Joh. Barclayens Argenis/
halben hatte/ werete nicht lang; sondern/ es sey nur
auß blossem Verdacht/ oder von denen die hierumb
gewußt/ hergerührt/ so ward nur vnverholen gesagt/
daß jhn Arsidas in einem Schiff geflüchtet hette.
Vnd dieses war deß Lycogenes erste Lästerung wi-
der den König; in dem er Leute bestellte/ welche bey
dem Volck ein Geschrey außbringen solten/ Me-
leandern were weniger zu trawen als einem Könige
zustünde. Dann Poliarchus hette auff seinen Be-
fehl die Gesandten vmbgebracht/ jhm dem Beklag-
ten heimlich Fürschub gethan; welcher nun sicher in
Italien lebte/ vnd vielleicht bereitet were dergleichen
Verbrechen mehr zuverüben. Solches sagte Lyco-
genes mit genugsamer Sittsamkeit/ vnd nur bey de-
nen welche dem Meleander feind waren: aber die an-
dern seine Creaturen schmäheten den König vnge-
schewet. Dann sie suchten alle gelegenheit zu newem
Auffstande: es waren auch etliche/ welche dem Me-
leander den Vrsprung solcher Empörung zumessen
dörfften. Aber er nam sich mit fleiß der Gestalt sei-
ner alten Lindigkeit an/ auff daß der Schein der vn-
achtsamkeit/ welcher jhm zuvorhin geschadt/ an jetzo
seine Feinde betriegen möchte. So ward auch seine
Hertzhafftigkeit/ vber der Boßheit deß Lycogenes/
vnd die Gefahr deß allgemeinen Wesens/ durch die
mannliche Beständigkeit der Argenis nicht wenig
entzündet: bey welcher er sich beklagte/ daß sie die O-
pfferung verlassen/ vnd durch gegebenen Argwohn
den Lycogenes zu newer Auffruhr geleitet; Wann

hierin-

Joh. Barclayens Argenis/
halben hatte/ werete nicht lang; ſondern/ es ſey nur
auß bloſſem Verdacht/ oder von denen die hierumb
gewußt/ hergeruͤhrt/ ſo ward nur vnverholen geſagt/
daß jhn Arſidas in einem Schiff gefluͤchtet hette.
Vnd dieſes war deß Lycogenes erſte Laͤſterung wi-
der den Koͤnig; in dem er Leute beſtellte/ welche bey
dem Volck ein Geſchrey außbringen ſolten/ Me-
leandern were weniger zu trawen als einem Koͤnige
zuſtuͤnde. Dann Poliarchus hette auff ſeinen Be-
fehl die Geſandten vmbgebracht/ jhm dem Beklag-
ten heimlich Fuͤrſchub gethan; welcher nun ſicher in
Italien lebte/ vnd vielleicht bereitet were dergleichen
Verbrechen mehr zuveruͤben. Solches ſagte Lyco-
genes mit genugſamer Sittſamkeit/ vnd nur bey de-
nen welche dem Meleander feind waren: aber die an-
dern ſeine Creaturen ſchmaͤheten den Koͤnig vnge-
ſchewet. Dann ſie ſuchten alle gelegenheit zu newem
Auffſtande: es waren auch etliche/ welche dem Me-
leander den Vrſprung ſolcher Empoͤrung zumeſſen
doͤrfften. Aber er nam ſich mit fleiß der Geſtalt ſei-
ner alten Lindigkeit an/ auff daß der Schein der vn-
achtſamkeit/ welcher jhm zuvorhin geſchadt/ an jetzo
ſeine Feinde betriegen moͤchte. So ward auch ſeine
Hertzhafftigkeit/ vber der Boßheit deß Lycogenes/
vnd die Gefahr deß allgemeinen Weſens/ durch die
mannliche Beſtaͤndigkeit der Argenis nicht wenig
entzuͤndet: bey welcher er ſich beklagte/ daß ſie die O-
pfferung verlaſſen/ vnd durch gegebenen Argwohn
den Lycogenes zu newer Auffruhr geleitet; Wann

hierin-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0228" n="184"/><fw place="top" type="header">Joh. Barclayens Argenis/</fw><lb/>
halben hatte/ werete nicht lang; &#x017F;ondern/ es &#x017F;ey nur<lb/>
auß blo&#x017F;&#x017F;em Verdacht/ oder von denen die hierumb<lb/>
gewußt/ hergeru&#x0364;hrt/ &#x017F;o ward nur vnverholen ge&#x017F;agt/<lb/>
daß jhn Ar&#x017F;idas in einem Schiff geflu&#x0364;chtet hette.<lb/>
Vnd die&#x017F;es war deß Lycogenes er&#x017F;te La&#x0364;&#x017F;terung wi-<lb/>
der den Ko&#x0364;nig; in dem er Leute be&#x017F;tellte/ welche bey<lb/>
dem Volck ein Ge&#x017F;chrey außbringen &#x017F;olten/ Me-<lb/>
leandern were weniger zu trawen als einem Ko&#x0364;nige<lb/>
zu&#x017F;tu&#x0364;nde. Dann Poliarchus hette auff &#x017F;einen Be-<lb/>
fehl die Ge&#x017F;andten vmbgebracht/ jhm dem Beklag-<lb/>
ten heimlich Fu&#x0364;r&#x017F;chub gethan; welcher nun &#x017F;icher in<lb/>
Italien lebte/ vnd vielleicht bereitet were dergleichen<lb/>
Verbrechen mehr zuveru&#x0364;ben. Solches &#x017F;agte Lyco-<lb/>
genes mit genug&#x017F;amer Sitt&#x017F;amkeit/ vnd nur bey de-<lb/>
nen welche dem Meleander feind waren: aber die an-<lb/>
dern &#x017F;eine Creaturen &#x017F;chma&#x0364;heten den Ko&#x0364;nig vnge-<lb/>
&#x017F;chewet. Dann &#x017F;ie &#x017F;uchten alle gelegenheit zu newem<lb/>
Auff&#x017F;tande: es waren auch etliche/ welche dem Me-<lb/>
leander den Vr&#x017F;prung &#x017F;olcher Empo&#x0364;rung zume&#x017F;&#x017F;en<lb/>
do&#x0364;rfften. Aber er nam &#x017F;ich mit fleiß der Ge&#x017F;talt &#x017F;ei-<lb/>
ner alten Lindigkeit an/ auff daß der Schein der vn-<lb/>
acht&#x017F;amkeit/ welcher jhm zuvorhin ge&#x017F;chadt/ an jetzo<lb/>
&#x017F;eine Feinde betriegen mo&#x0364;chte. So ward auch &#x017F;eine<lb/>
Hertzhafftigkeit/ vber der Boßheit deß Lycogenes/<lb/>
vnd die Gefahr deß allgemeinen We&#x017F;ens/ durch die<lb/>
mannliche Be&#x017F;ta&#x0364;ndigkeit der Argenis nicht wenig<lb/>
entzu&#x0364;ndet: bey welcher er &#x017F;ich beklagte/ daß &#x017F;ie die O-<lb/>
pfferung verla&#x017F;&#x017F;en/ vnd durch gegebenen Argwohn<lb/>
den Lycogenes zu newer Auffruhr geleitet; Wann<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">hierin-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[184/0228] Joh. Barclayens Argenis/ halben hatte/ werete nicht lang; ſondern/ es ſey nur auß bloſſem Verdacht/ oder von denen die hierumb gewußt/ hergeruͤhrt/ ſo ward nur vnverholen geſagt/ daß jhn Arſidas in einem Schiff gefluͤchtet hette. Vnd dieſes war deß Lycogenes erſte Laͤſterung wi- der den Koͤnig; in dem er Leute beſtellte/ welche bey dem Volck ein Geſchrey außbringen ſolten/ Me- leandern were weniger zu trawen als einem Koͤnige zuſtuͤnde. Dann Poliarchus hette auff ſeinen Be- fehl die Geſandten vmbgebracht/ jhm dem Beklag- ten heimlich Fuͤrſchub gethan; welcher nun ſicher in Italien lebte/ vnd vielleicht bereitet were dergleichen Verbrechen mehr zuveruͤben. Solches ſagte Lyco- genes mit genugſamer Sittſamkeit/ vnd nur bey de- nen welche dem Meleander feind waren: aber die an- dern ſeine Creaturen ſchmaͤheten den Koͤnig vnge- ſchewet. Dann ſie ſuchten alle gelegenheit zu newem Auffſtande: es waren auch etliche/ welche dem Me- leander den Vrſprung ſolcher Empoͤrung zumeſſen doͤrfften. Aber er nam ſich mit fleiß der Geſtalt ſei- ner alten Lindigkeit an/ auff daß der Schein der vn- achtſamkeit/ welcher jhm zuvorhin geſchadt/ an jetzo ſeine Feinde betriegen moͤchte. So ward auch ſeine Hertzhafftigkeit/ vber der Boßheit deß Lycogenes/ vnd die Gefahr deß allgemeinen Weſens/ durch die mannliche Beſtaͤndigkeit der Argenis nicht wenig entzuͤndet: bey welcher er ſich beklagte/ daß ſie die O- pfferung verlaſſen/ vnd durch gegebenen Argwohn den Lycogenes zu newer Auffruhr geleitet; Wann hierin-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/228
Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/228>, abgerufen am 24.11.2024.