Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Joh. Barclayens Argenis/ fordern/ vnd auff einen trewen Menschen sinnen/dem man solches zu verrichten möchte anbefehlen. Niemand ohn den Archombrotus/ vermerckte der Princessin heimliches Anliegen: welcher Fürnehmen jhm darumb nicht kondte verborgen seyn/ weil jhn die Liebe durch jhr vnauffhörliches Wüten fast zu einer Verzweiffelung leitete/ vnd er auff eine jegliche der Argenis bemühung deß Poliarchus wegen mit vngewöhnlichem Eyfer achtung gab. Für allen din- gen klagte er sich selber an/ daß er den König zum er- sten vberredet den Poliarchus wider zu fordern/ so daß er auch bißweilen gesonnen war/ Meleandern heimlich anzusprechen/ vnd jhn auff das Widerspiel zu leiten. Aber Schande wegen/ vnd der Argenis Zorn zuvermeiden/ satzte er solchen vnbillichen Raht- schlage zu rücke. Es trug sich ohngefehr zu/ daß er den König antraff/ als er mit seiner Tochter von Widerkunfft der Arsidas Gespräch hielt. Er war der Argenis dazumal lieb/ der Wolthat halben so er jhr newlich wegen guter Erwehnung deß Poliar- chus beym König erwiesen. Derowegen sahe sie jhn als einen Beschützer jrer Sache/ mit frölichem Ge- sichte an/ vnd grüßte jhn freundlicher dann sie son- sten im Gebrauch hatte. Archombrotus der nicht wußte wannher solche Liebkosung käme/ ward der- massen durch so vnvorsehene Frewde bestürtzt/ daß er wider zu sich selber zukommen so baldt er kundte in die Kammer mußte abtretten. Als er daselbst we- gen der vbermässigen/ vnd doch nicht genugsam ver- sicher-
Joh. Barclayens Argenis/ fordern/ vnd auff einen trewen Menſchen ſinnen/dem man ſolches zu verꝛichten moͤchte anbefehlen. Niemand ohn den Archombrotus/ vermerckte der Princeſſin heimliches Anliegen: welcheꝛ Fuͤrnehmen jhm darumb nicht kondte verborgen ſeyn/ weil jhn die Liebe durch jhr vnauffhoͤrliches Wuͤten faſt zu einer Verzweiffelung leitete/ vnd er auff eine jegliche der Argenis bemuͤhung deß Poliarchus wegen mit vngewoͤhnlichem Eyfer achtung gab. Fuͤr allen din- gen klagte er ſich ſelber an/ daß er den Koͤnig zum er- ſten vberꝛedet den Poliarchus wider zu fordern/ ſo daß er auch bißweilen geſonnen war/ Meleandern heimlich anzuſprechen/ vnd jhn auff das Widerſpiel zu leiten. Aber Schande wegen/ vnd der Argenis Zorn zuvermeiden/ ſatzte er ſolchen vnbillichẽ Raht- ſchlage zu ruͤcke. Es trug ſich ohngefehr zu/ daß er den Koͤnig antraff/ als er mit ſeiner Tochter von Widerkunfft der Arſidas Geſpraͤch hielt. Er war der Argenis dazumal lieb/ der Wolthat halben ſo er jhr newlich wegen guter Erwehnung deß Poliar- chus beym Koͤnig erwieſen. Derowegen ſahe ſie jhn als einen Beſchuͤtzer jrer Sache/ mit froͤlichem Ge- ſichte an/ vnd gruͤßte jhn freundlicher dann ſie ſon- ſten im Gebrauch hatte. Archombrotus der nicht wußte wannher ſolche Liebkoſung kaͤme/ ward der- maſſen durch ſo vnvorſehene Frewde beſtuͤrtzt/ daß er wider zu ſich ſelber zukommen ſo baldt er kundte in die Kammer mußte abtretten. Als er daſelbſt we- gen der vbermaͤſſigen/ vnd doch nicht genugſam ver- ſicher-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0264" n="220"/><fw place="top" type="header">Joh. Barclayens Argenis/</fw><lb/> fordern/ vnd auff einen trewen Menſchen ſinnen/<lb/> dem man ſolches zu verꝛichten moͤchte anbefehlen.<lb/> Niemand ohn den Archombrotus/ vermerckte der<lb/> Princeſſin heimliches Anliegen: welcheꝛ Fuͤrnehmen<lb/> jhm darumb nicht kondte verborgen ſeyn/ weil jhn<lb/> die Liebe durch jhr vnauffhoͤrliches Wuͤten faſt zu<lb/> einer Verzweiffelung leitete/ vnd er auff eine jegliche<lb/> der Argenis bemuͤhung deß Poliarchus wegen mit<lb/> vngewoͤhnlichem Eyfer achtung gab. Fuͤr allen din-<lb/> gen klagte er ſich ſelber an/ daß er den Koͤnig zum er-<lb/> ſten vberꝛedet den Poliarchus wider zu fordern/ ſo<lb/> daß er auch bißweilen geſonnen war/ Meleandern<lb/> heimlich anzuſprechen/ vnd jhn auff das Widerſpiel<lb/> zu leiten. Aber Schande wegen/ vnd der Argenis<lb/> Zorn zuvermeiden/ ſatzte er ſolchen vnbillichẽ Raht-<lb/> ſchlage zu ruͤcke. Es trug ſich ohngefehr zu/ daß er<lb/> den Koͤnig antraff/ als er mit ſeiner Tochter von<lb/> Widerkunfft der Arſidas Geſpraͤch hielt. Er war<lb/> der Argenis dazumal lieb/ der Wolthat halben ſo er<lb/> jhr newlich wegen guter Erwehnung deß Poliar-<lb/> chus beym Koͤnig erwieſen. Derowegen ſahe ſie jhn<lb/> als einen Beſchuͤtzer jrer Sache/ mit froͤlichem Ge-<lb/> ſichte an/ vnd gruͤßte jhn freundlicher dann ſie ſon-<lb/> ſten im Gebrauch hatte. Archombrotus der nicht<lb/> wußte wannher ſolche Liebkoſung kaͤme/ ward der-<lb/> maſſen durch ſo vnvorſehene Frewde beſtuͤrtzt/ daß<lb/> er wider zu ſich ſelber zukommen ſo baldt er kundte<lb/> in die Kammer mußte abtretten. Als er daſelbſt we-<lb/> gen der vbermaͤſſigen/ vnd doch nicht genugſam ver-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſicher-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [220/0264]
Joh. Barclayens Argenis/
fordern/ vnd auff einen trewen Menſchen ſinnen/
dem man ſolches zu verꝛichten moͤchte anbefehlen.
Niemand ohn den Archombrotus/ vermerckte der
Princeſſin heimliches Anliegen: welcheꝛ Fuͤrnehmen
jhm darumb nicht kondte verborgen ſeyn/ weil jhn
die Liebe durch jhr vnauffhoͤrliches Wuͤten faſt zu
einer Verzweiffelung leitete/ vnd er auff eine jegliche
der Argenis bemuͤhung deß Poliarchus wegen mit
vngewoͤhnlichem Eyfer achtung gab. Fuͤr allen din-
gen klagte er ſich ſelber an/ daß er den Koͤnig zum er-
ſten vberꝛedet den Poliarchus wider zu fordern/ ſo
daß er auch bißweilen geſonnen war/ Meleandern
heimlich anzuſprechen/ vnd jhn auff das Widerſpiel
zu leiten. Aber Schande wegen/ vnd der Argenis
Zorn zuvermeiden/ ſatzte er ſolchen vnbillichẽ Raht-
ſchlage zu ruͤcke. Es trug ſich ohngefehr zu/ daß er
den Koͤnig antraff/ als er mit ſeiner Tochter von
Widerkunfft der Arſidas Geſpraͤch hielt. Er war
der Argenis dazumal lieb/ der Wolthat halben ſo er
jhr newlich wegen guter Erwehnung deß Poliar-
chus beym Koͤnig erwieſen. Derowegen ſahe ſie jhn
als einen Beſchuͤtzer jrer Sache/ mit froͤlichem Ge-
ſichte an/ vnd gruͤßte jhn freundlicher dann ſie ſon-
ſten im Gebrauch hatte. Archombrotus der nicht
wußte wannher ſolche Liebkoſung kaͤme/ ward der-
maſſen durch ſo vnvorſehene Frewde beſtuͤrtzt/ daß
er wider zu ſich ſelber zukommen ſo baldt er kundte
in die Kammer mußte abtretten. Als er daſelbſt we-
gen der vbermaͤſſigen/ vnd doch nicht genugſam ver-
ſicher-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |