Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Joh. Barclayens Argenis/ ich allzeit gleubete/ was es von ewerer Weissagungaußgiebet. Wann man Wunderzeichen erzehlet/ so werden sie von etlichen mit entsetzung vnd Lust an- gehöret; vnd nach dem sie nur einen finden der von jhnen zuschreiben weiß/ ob sie gleich nie geschehen sindt/ so gefallen sie doch vielen/ wachsen durch die Schew welche man für jhnen hat/ vnd werden durch jhr Alter hernach groß geachtet. Eben durch solche Beschaffenheit sindt ewre Fabeln auch ge- stiegen: es sey dann daß diese gottlose Kunst ein heim- liches vernehmen mit den bösen Geistern getroffen habe: dann dieselben vntersuchen genaw vnter den Menschen vnd Geheimmissen/ vnd können von zukünfftigem Wesen scharffsinnigen Argwohn schöpffen. Darumb darff man sich nicht wundern/ weil ewere Caldeer in jhre schendtliche Geselschafft gerhaten sindt/ daß sie durch jhr Eingeben vnd An- weisung von denen Sachen bißweilen einen Nah- men erlangethaben/ welche sonst Menschlicher Ver- nunfft nicht gemesse sindt. Aber genug. Wann jhr wisset/ Mathematicus/ was sich mit Sicilien be- geben sol; warumb sollet jhr auch nicht wissen/ was euch werde auffstossen? Warumb habt jhr nicht gewust/ daß ich euch heute würde verdrüßlich seyn? Warumb habt jhr nicht zu erfahrung ewerer Kunst/ angezeiget/ daß einer verhanden were/ der euch jrr würde machen? Letztlich wann jhr erforschen könnet/ ob der König seinen Feinden werde ansie- gen/ so suchet zuvor nach/ ob er euch auch gläuben werde?
Joh. Barclayens Argenis/ ich allzeit gleubete/ was es von ewerer Weiſſagungaußgiebet. Wann man Wunderzeichen erzehlet/ ſo werden ſie von etlichen mit entſetzung vnd Luſt an- gehoͤret; vnd nach dem ſie nur einen finden der von jhnen zuſchreiben weiß/ ob ſie gleich nie geſchehen ſindt/ ſo gefallen ſie doch vielen/ wachſen durch die Schew welche man fuͤr jhnen hat/ vnd werden durch jhr Alter hernach groß geachtet. Eben durch ſolche Beſchaffenheit ſindt ewre Fabeln auch ge- ſtiegẽ: es ſey dann daß dieſe gottloſe Kunſt ein heim- liches vernehmen mit den boͤſen Geiſtern getroffen habe: dann dieſelben vnterſuchen genaw vnter den Menſchen vnd Geheimmiſſen/ vnd koͤnnen von zukuͤnfftigem Weſen ſcharffſinnigen Argwohn ſchoͤpffen. Darumb darff man ſich nicht wundern/ weil ewere Caldeer in jhre ſchendtliche Geſelſchafft gerhaten ſindt/ daß ſie durch jhr Eingeben vnd An- weiſung von denen Sachen bißweilen einen Nah- mẽ erlangethaben/ welche ſonſt Menſchlicher Ver- nunfft nicht gemeſſe ſindt. Aber genug. Wann jhr wiſſet/ Mathematicus/ was ſich mit Sicilien be- geben ſol; warumb ſollet jhr auch nicht wiſſen/ was euch werde auffſtoſſen? Warumb habt jhr nicht gewuſt/ daß ich euch heute wuͤrde verdruͤßlich ſeyn? Warumb habt jhr nicht zu erfahrũg ewerer Kunſt/ angezeiget/ daß einer verhanden were/ der euch jrꝛ wuͤrde machen? Letztlich wann jhr erforſchen koͤnnet/ ob der Koͤnig ſeinen Feinden werde anſie- gen/ ſo ſuchet zuvor nach/ ob er euch auch glaͤuben werde?
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0378" n="334"/><fw place="top" type="header">Joh. Barclayens Argenis/</fw><lb/> ich allzeit gleubete/ was es von ewerer Weiſſagung<lb/> außgiebet. Wann man Wunderzeichen erzehlet/ ſo<lb/> werden ſie von etlichen mit entſetzung vnd Luſt an-<lb/> gehoͤret; vnd nach dem ſie nur einen finden der von<lb/> jhnen zuſchreiben weiß/ ob ſie gleich nie geſchehen<lb/> ſindt/ ſo gefallen ſie doch vielen/ wachſen durch die<lb/> Schew welche man fuͤr jhnen hat/ vnd werden<lb/> durch jhr Alter hernach groß geachtet. Eben durch<lb/> ſolche Beſchaffenheit ſindt ewre Fabeln auch ge-<lb/> ſtiegẽ: es ſey dann daß dieſe gottloſe Kunſt ein heim-<lb/> liches vernehmen mit den boͤſen Geiſtern getroffen<lb/> habe: dann dieſelben vnterſuchen genaw vnter den<lb/> Menſchen vnd Geheimmiſſen/ vnd koͤnnen von<lb/> zukuͤnfftigem Weſen ſcharffſinnigen Argwohn<lb/> ſchoͤpffen. Darumb darff man ſich nicht wundern/<lb/> weil ewere Caldeer in jhre ſchendtliche Geſelſchafft<lb/> gerhaten ſindt/ daß ſie durch jhr Eingeben vnd An-<lb/> weiſung von denen Sachen bißweilen einen Nah-<lb/> mẽ erlangethaben/ welche ſonſt Menſchlicher Ver-<lb/> nunfft nicht gemeſſe ſindt. Aber genug. Wann jhr<lb/> wiſſet/ Mathematicus/ was ſich mit Sicilien be-<lb/> geben ſol; warumb ſollet jhr auch nicht wiſſen/ was<lb/> euch werde auffſtoſſen? Warumb habt jhr nicht<lb/> gewuſt/ daß ich euch heute wuͤrde verdruͤßlich ſeyn?<lb/> Warumb habt jhr nicht zu erfahrũg ewerer Kunſt/<lb/> angezeiget/ daß einer verhanden were/ der euch<lb/> jrꝛ wuͤrde machen? Letztlich wann jhr erforſchen<lb/> koͤnnet/ ob der Koͤnig ſeinen Feinden werde anſie-<lb/> gen/ ſo ſuchet zuvor nach/ ob er euch auch glaͤuben<lb/> <fw place="bottom" type="catch">werde?</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [334/0378]
Joh. Barclayens Argenis/
ich allzeit gleubete/ was es von ewerer Weiſſagung
außgiebet. Wann man Wunderzeichen erzehlet/ ſo
werden ſie von etlichen mit entſetzung vnd Luſt an-
gehoͤret; vnd nach dem ſie nur einen finden der von
jhnen zuſchreiben weiß/ ob ſie gleich nie geſchehen
ſindt/ ſo gefallen ſie doch vielen/ wachſen durch die
Schew welche man fuͤr jhnen hat/ vnd werden
durch jhr Alter hernach groß geachtet. Eben durch
ſolche Beſchaffenheit ſindt ewre Fabeln auch ge-
ſtiegẽ: es ſey dann daß dieſe gottloſe Kunſt ein heim-
liches vernehmen mit den boͤſen Geiſtern getroffen
habe: dann dieſelben vnterſuchen genaw vnter den
Menſchen vnd Geheimmiſſen/ vnd koͤnnen von
zukuͤnfftigem Weſen ſcharffſinnigen Argwohn
ſchoͤpffen. Darumb darff man ſich nicht wundern/
weil ewere Caldeer in jhre ſchendtliche Geſelſchafft
gerhaten ſindt/ daß ſie durch jhr Eingeben vnd An-
weiſung von denen Sachen bißweilen einen Nah-
mẽ erlangethaben/ welche ſonſt Menſchlicher Ver-
nunfft nicht gemeſſe ſindt. Aber genug. Wann jhr
wiſſet/ Mathematicus/ was ſich mit Sicilien be-
geben ſol; warumb ſollet jhr auch nicht wiſſen/ was
euch werde auffſtoſſen? Warumb habt jhr nicht
gewuſt/ daß ich euch heute wuͤrde verdruͤßlich ſeyn?
Warumb habt jhr nicht zu erfahrũg ewerer Kunſt/
angezeiget/ daß einer verhanden were/ der euch
jrꝛ wuͤrde machen? Letztlich wann jhr erforſchen
koͤnnet/ ob der Koͤnig ſeinen Feinden werde anſie-
gen/ ſo ſuchet zuvor nach/ ob er euch auch glaͤuben
werde?
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |