Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Joh. Barclayens Argenis/ lange aussen/ vnd dieser so lange zugegen? MeineMutter/ sagte Argenis/ wie schwer kömpt mich dieser Sieg an? Was hilfft es/ ob Lycogenes ge- wonnen hat/ oder Radirobanes? außgenommen dieses/ daß mein Vatter von dem Schwerdt deß Ly- cogenes erlöset ist/ vnd nun durch meinen Todt sein Leben enden wird. Dann im Fall er mich dem Ra- dirobanes vbergiebet/ so werde ich meine Außflucht im Tode finden/ vnd machen/ daß mein alter Vat- ter durch die Schmertzen meiner Wunden vmb- kommen müsse. Bin ich dann zu einem Raube/ oder zu einer Beute vnd Belohnung deß Sieges gebohren worden? Haben wir dann die Götter das jenige zu meinem Vntergange gegeben/ was an mir das fürnemste ist/ das Königreich vnd die Schönheit? Bin ich nur dessentwegen mit dem Poliarchus in Kundtschafft gerahten/ damit ich er- fahren solle/ daß ich mit einer so vollkommenen Tugendt vereiniget zuwerden/ nicht würdig sey? Was meinet jhr wol/ Selenisse/ das jhn auffhal- te? Ob er nicht meine Bestendigkeit zuprüfen in einem Orte/ vnd vielleicht in eben dieser Insel sich verborgen helt? Oder ob er der behertzte/ vnd de- rentwegen nicht Arggedenckliche Mensch/ sich für Hinterlist seiner Feinde besorgen muß? Wem aber darff ich mich vertrawen? wen darff ich schicken der von seinem Wolstand sich erkündige/ vnd jhm mei- nen Kummer offenbahre? Vber diesem fieng sie an zu wei-
Joh. Barclayens Argenis/ lange auſſen/ vnd dieſer ſo lange zugegen? MeineMutter/ ſagte Argenis/ wie ſchwer koͤmpt mich dieſer Sieg an? Was hilfft es/ ob Lycogenes ge- wonnen hat/ oder Radirobanes? außgenommen dieſes/ daß mein Vatter von dem Schwerdt deß Ly- cogenes erloͤſet iſt/ vnd nun durch meinen Todt ſein Leben enden wird. Dann im Fall er mich dem Ra- dirobanes vbergiebet/ ſo werde ich meine Außflucht im Tode finden/ vnd machen/ daß mein alter Vat- ter durch die Schmertzen meiner Wunden vmb- kommen muͤſſe. Bin ich dann zu einem Raube/ oder zu einer Beute vnd Belohnung deß Sieges gebohren worden? Haben wir dann die Goͤtter das jenige zu meinem Vntergange gegeben/ was an mir das fuͤrnemſte iſt/ das Koͤnigreich vnd die Schoͤnheit? Bin ich nur deſſentwegen mit dem Poliarchus in Kundtſchafft gerahten/ damit ich er- fahren ſolle/ daß ich mit einer ſo vollkommenen Tugendt vereiniget zuwerden/ nicht wuͤrdig ſey? Was meinet jhr wol/ Seleniſſe/ das jhn auffhal- te? Ob er nicht meine Beſtendigkeit zupruͤfen in einem Orte/ vnd vielleicht in eben dieſer Inſel ſich verborgen helt? Oder ob er der behertzte/ vnd de- rentwegen nicht Arggedenckliche Menſch/ ſich fuͤr Hinterliſt ſeiner Feinde beſorgen muß? Wem aber darff ich mich vertrawen? wen darff ich ſchicken der von ſeinem Wolſtand ſich erkuͤndige/ vnd jhm mei- nen Kummer offenbahre? Vber dieſem fieng ſie an zu wei-
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Joh. Barclayens Argenis/
lange auſſen/ vnd dieſer ſo lange zugegen? Meine
Mutter/ ſagte Argenis/ wie ſchwer koͤmpt mich
dieſer Sieg an? Was hilfft es/ ob Lycogenes ge-
wonnen hat/ oder Radirobanes? außgenommen
dieſes/ daß mein Vatter von dem Schwerdt deß Ly-
cogenes erloͤſet iſt/ vnd nun durch meinen Todt ſein
Leben enden wird. Dann im Fall er mich dem Ra-
dirobanes vbergiebet/ ſo werde ich meine Außflucht
im Tode finden/ vnd machen/ daß mein alter Vat-
ter durch die Schmertzen meiner Wunden vmb-
kommen muͤſſe. Bin ich dann zu einem Raube/
oder zu einer Beute vnd Belohnung deß Sieges
gebohren worden? Haben wir dann die Goͤtter
das jenige zu meinem Vntergange gegeben/ was
an mir das fuͤrnemſte iſt/ das Koͤnigreich vnd die
Schoͤnheit? Bin ich nur deſſentwegen mit dem
Poliarchus in Kundtſchafft gerahten/ damit ich er-
fahren ſolle/ daß ich mit einer ſo vollkommenen
Tugendt vereiniget zuwerden/ nicht wuͤrdig ſey?
Was meinet jhr wol/ Seleniſſe/ das jhn auffhal-
te? Ob er nicht meine Beſtendigkeit zupruͤfen in
einem Orte/ vnd vielleicht in eben dieſer Inſel ſich
verborgen helt? Oder ob er der behertzte/ vnd de-
rentwegen nicht Arggedenckliche Menſch/ ſich fuͤr
Hinterliſt ſeiner Feinde beſorgen muß? Wem aber
darff ich mich vertrawen? wen darff ich ſchicken der
von ſeinem Wolſtand ſich erkuͤndige/ vnd jhm mei-
nen Kummer offenbahre? Vber dieſem fieng ſie an
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