Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Joh. Barclayens Argenis/ an einem Gurtte vmb den Leib herunter an dasfer. Er/ als welcher der Vnbequemigkeit deß sch fens nicht gewohnet war/ hatte sich in den Sandt g strecket/ vnd versuchte/ ob er das Hauptwehe/ so jhn die stethe bewegung deß Wassers verursacht hatt durch den Schlaff vertreiben möchte; als sich vnve hofft ein hefftiges Geschrey erhube/ vnd jhme im e sten Schlaff mit einem verdrießlichen Traume b schwerlich war; biß es näher vnd näher kam/ daß mit Schrecken vom Schlaff aufffuhre. Es w nicht ferrn von dannen ein Wald/ da zwar die grosse Bäume nicht vbrig dicke/ aber doch weit außgebre tet stunden/ vnter denen die Hügel/ Gestrütticht vn finstern Stauden/ den Ort zum rauben nicht vnb quem machten. Auß denselben kompt plötzlich he für eine Fraw/ zwar von schönem Gesichte/ welch aber jhre Augen mit den Thränen verstellet hatte vnd wegen der außgebreiteten Haare/ so jhr wie de nen welche zu Grabe gehen/ vmb den Kopff flogen scheußlich anzusehen war. Sie triebe das Pferd auf dem sie sasse mit Schlägen fort/ weil es so sehr nich lauffen kondte als sie wolte/ vnd heulete nicht ander als die rasenden Phrygier oder Thebaner. Der jun ge Mensch/ ohn daß er von Natur barmhertzig/ vn gegen dem Frawenzimmer Ehrerbötig war/ liesse sich diß jämmerliche klagen sehr bewegen; hielte es auch für ein sonderliche Anzeigung/ daß jhm dergleiche bey seinem ersten Eingang in Siellien zu Gesicht käme. Die Fraw so bald man sie verstehen kundte Herr
Joh. Barclayens Argenis/ an einem Gurtte vmb den Leib herunter an dasfer. Er/ als welcher der Vnbequemigkeit deß ſch fens nicht gewohnet war/ hatte ſich in den Sandt g ſtrecket/ vnd verſuchte/ ob er das Hauptwehe/ ſo jhn die ſtethe bewegung deß Waſſers verurſacht hatt durch den Schlaff vertreiben moͤchte; als ſich vnve hofft ein hefftiges Geſchrey erhube/ vnd jhme im e ſten Schlaff mit einem verdrießlichen Traume b ſchwerlich war; biß es naͤher vnd naͤher kam/ daß mit Schrecken vom Schlaff aufffuhre. Es w nicht ferꝛn von dannen ein Wald/ da zwar die groſſe Baͤume nicht vbrig dicke/ aber doch weit außgebre tet ſtunden/ vnter denen die Huͤgel/ Geſtruͤtticht vn finſtern Stauden/ den Ort zum rauben nicht vnb quem machten. Auß denſelben kompt ploͤtzlich he fuͤr eine Fraw/ zwar von ſchoͤnem Geſichte/ welch aber jhre Augen mit den Thraͤnen verſtellet hatte vnd wegen der außgebreiteten Haare/ ſo jhr wie de nen welche zu Grabe gehen/ vmb den Kopff flogen ſcheußlich anzuſehen war. Sie triebe das Pferd auf dem ſie ſaſſe mit Schlaͤgen fort/ weil es ſo ſehr nich lauffen kondte als ſie wolte/ vnd heulete nicht ander als die raſenden Phrygier oder Thebaner. Der jun ge Menſch/ ohn daß er von Natur barmhertzig/ vn gegen dem Frawenzimmer Ehꝛerboͤtig war/ lieſſe ſich diß jaͤmmerliche klagen ſehr bewegen; hielte es auch fuͤr ein ſonderliche Anzeigung/ daß jhm dergleiche bey ſeinem erſten Eingang in Siellien zu Geſicht kaͤme. Die Fraw ſo bald man ſie verſtehen kundte Herꝛ
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Joh. Barclayens Argenis/
an einem Gurtte vmb den Leib herunter an das
fer. Er/ als welcher der Vnbequemigkeit deß ſch
fens nicht gewohnet war/ hatte ſich in den Sandt g
ſtrecket/ vnd verſuchte/ ob er das Hauptwehe/ ſo jhn
die ſtethe bewegung deß Waſſers verurſacht hatt
durch den Schlaff vertreiben moͤchte; als ſich vnve
hofft ein hefftiges Geſchrey erhube/ vnd jhme im e
ſten Schlaff mit einem verdrießlichen Traume b
ſchwerlich war; biß es naͤher vnd naͤher kam/ daß
mit Schrecken vom Schlaff aufffuhre. Es w
nicht ferꝛn von dannen ein Wald/ da zwar die groſſe
Baͤume nicht vbrig dicke/ aber doch weit außgebre
tet ſtunden/ vnter denen die Huͤgel/ Geſtruͤtticht vn
finſtern Stauden/ den Ort zum rauben nicht vnb
quem machten. Auß denſelben kompt ploͤtzlich he
fuͤr eine Fraw/ zwar von ſchoͤnem Geſichte/ welch
aber jhre Augen mit den Thraͤnen verſtellet hatte
vnd wegen der außgebreiteten Haare/ ſo jhr wie de
nen welche zu Grabe gehen/ vmb den Kopff flogen
ſcheußlich anzuſehen war. Sie triebe das Pferd auf
dem ſie ſaſſe mit Schlaͤgen fort/ weil es ſo ſehr nich
lauffen kondte als ſie wolte/ vnd heulete nicht ander
als die raſenden Phrygier oder Thebaner. Der jun
ge Menſch/ ohn daß er von Natur barmhertzig/ vn
gegen dem Frawenzimmer Ehꝛerboͤtig war/ lieſſe ſich
diß jaͤmmerliche klagen ſehr bewegen; hielte es auch
fuͤr ein ſonderliche Anzeigung/ daß jhm dergleiche
bey ſeinem erſten Eingang in Siellien zu Geſicht
kaͤme. Die Fraw ſo bald man ſie verſtehen kundte
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