Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

Bild:
<< vorherige Seite
Joh. Barclayens Argenis/

Selenisse lobete den Anschlag/ entweder daß jhr
der Betrug gefiel/ oder daß sie Müdigkeit halben
nach solcher Quälung/ jr vnd der Argenis die vbri-
gen Stunden der Nacht Rhue suchte; welche als
sie fürüber war/ ruffte sie dem obristen Kämmerer/
vnd nach kurtzer Erwehnung deß vmbgebrachten
Lycogenes/ befahl sie vngeschewet den Archombro-
tus zufragen/ ob er diese Nacht der Wunden halben
(dann er war an vielen Orten/ aber nicht harte be-
schädiget) auch hette ruhen können. Dann sie nam
sich mit vleisse solcher Freundtligkeit an/ weil sie jhm
so schwere Sachen aufflegen wolte. Archombro-
tus/ gleichsam als ob er im Himmel were/ vnd nun
mehr nicht zweiffelte daß er geliebet würde/ sagte dem
Kämmerer/ daß wann Meleander vnd Argenis wol
auff weren/ jhm auch nicht köndte vbel seyn/ weil sei-
ne Gesundtheit in der jhrigen begriffen were. O wie
hassen die Menschlichen Gemüter offtmals jhre
Glückseligkeit/ vnd lieben jhr Elendt! Der junge
Mensche/ welcher der Argenis Anschlag nicht wu-
ste/ kränckte sich mit vergebenen Gedancken/ vnd
wartete an der Princessin Thür/ sie bey jhrem her-
auß gehen zubegrüssen. Sein Anwesen war auch
nicht vnangenem; wie sie dann den gantzen Weg v-
ber/ weil sie zum Meleander gieng/ mit jhm redete/
deß Poliarchus aber noch nicht erwehnete; dann die
Sache war noch nicht reiff vnd erfoderte auch eine
geheime Vnterredung. Aber schawet wiederumb ei-
nen newen Irrthumb. Radirobanes/ welcher der Lie-

be halben
Joh. Barclayens Argenis/

Seleniſſe lobete den Anſchlag/ entweder daß jhr
der Betrug gefiel/ oder daß ſie Muͤdigkeit halben
nach ſolcher Quaͤlung/ jr vnd der Argenis die vbri-
gen Stunden der Nacht Rhue ſuchte; welche als
ſie fuͤruͤber war/ ruffte ſie dem obriſten Kaͤmmerer/
vnd nach kurtzer Erwehnung deß vmbgebrachten
Lycogenes/ befahl ſie vngeſchewet den Archombro-
tus zufragen/ ob er dieſe Nacht der Wunden halben
(dann er war an vielen Orten/ aber nicht harte be-
ſchaͤdiget) auch hette ruhen koͤnnen. Dann ſie nam
ſich mit vleiſſe ſolcher Freundtligkeit an/ weil ſie jhm
ſo ſchwere Sachen aufflegen wolte. Archombro-
tus/ gleichſam als ob er im Himmel were/ vnd nun
mehr nicht zweiffelte daß er geliebet wuͤrde/ ſagte dem
Kaͤmmerer/ daß wann Meleander vnd Argenis wol
auff weren/ jhm auch nicht koͤndte vbel ſeyn/ weil ſei-
ne Geſundtheit in der jhrigen begriffen were. O wie
haſſen die Menſchlichen Gemuͤter offtmals jhre
Gluͤckſeligkeit/ vnd lieben jhr Elendt! Der junge
Menſche/ welcher der Argenis Anſchlag nicht wu-
ſte/ kraͤnckte ſich mit vergebenen Gedancken/ vnd
wartete an der Princeſſin Thuͤr/ ſie bey jhrem her-
auß gehen zubegruͤſſen. Sein Anweſen war auch
nicht vnangenem; wie ſie dann den gantzen Weg v-
ber/ weil ſie zum Meleander gieng/ mit jhm redete/
deß Poliarchus aber noch nicht erwehnete; dann die
Sache war noch nicht reiff vnd erfoderte auch eine
geheime Vnterꝛedung. Aber ſchawet wiederumb ei-
nen newen Irꝛthumb. Radirobanes/ welcher der Lie-

be halben
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0460" n="416"/>
            <fw place="top" type="header">Joh. Barclayens Argenis/</fw><lb/>
            <p>Seleni&#x017F;&#x017F;e lobete den An&#x017F;chlag/ entweder daß jhr<lb/>
der Betrug gefiel/ oder daß &#x017F;ie Mu&#x0364;digkeit halben<lb/>
nach &#x017F;olcher Qua&#x0364;lung/ jr vnd der Argenis die vbri-<lb/>
gen Stunden der Nacht Rhue &#x017F;uchte; welche als<lb/>
&#x017F;ie fu&#x0364;ru&#x0364;ber war/ ruffte &#x017F;ie dem obri&#x017F;ten Ka&#x0364;mmerer/<lb/>
vnd nach kurtzer Erwehnung deß vmbgebrachten<lb/>
Lycogenes/ befahl &#x017F;ie vnge&#x017F;chewet den Archombro-<lb/>
tus zufragen/ ob er die&#x017F;e Nacht der Wunden halben<lb/>
(dann er war an vielen Orten/ aber nicht harte be-<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;diget) auch hette ruhen ko&#x0364;nnen. Dann &#x017F;ie nam<lb/>
&#x017F;ich mit vlei&#x017F;&#x017F;e &#x017F;olcher Freundtligkeit an/ weil &#x017F;ie jhm<lb/>
&#x017F;o &#x017F;chwere Sachen aufflegen wolte. Archombro-<lb/>
tus/ gleich&#x017F;am als ob er im Himmel were/ vnd nun<lb/>
mehr nicht zweiffelte daß er geliebet wu&#x0364;rde/ &#x017F;agte dem<lb/>
Ka&#x0364;mmerer/ daß wann Meleander vnd Argenis wol<lb/>
auff weren/ jhm auch nicht ko&#x0364;ndte vbel &#x017F;eyn/ weil &#x017F;ei-<lb/>
ne Ge&#x017F;undtheit in der jhrigen begriffen were. O wie<lb/>
ha&#x017F;&#x017F;en die Men&#x017F;chlichen Gemu&#x0364;ter offtmals jhre<lb/>
Glu&#x0364;ck&#x017F;eligkeit/ vnd lieben jhr Elendt! Der junge<lb/>
Men&#x017F;che/ welcher der Argenis An&#x017F;chlag nicht wu-<lb/>
&#x017F;te/ kra&#x0364;nckte &#x017F;ich mit vergebenen Gedancken/ vnd<lb/>
wartete an der Prince&#x017F;&#x017F;in Thu&#x0364;r/ &#x017F;ie bey jhrem her-<lb/>
auß gehen zubegru&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Sein Anwe&#x017F;en war auch<lb/>
nicht vnangenem; wie &#x017F;ie dann den gantzen Weg v-<lb/>
ber/ weil &#x017F;ie zum Meleander gieng/ mit jhm redete/<lb/>
deß Poliarchus aber noch nicht erwehnete; dann die<lb/>
Sache war noch nicht reiff vnd erfoderte auch eine<lb/>
geheime Vnter&#xA75B;edung. Aber &#x017F;chawet wiederumb ei-<lb/>
nen newen Ir&#xA75B;thumb. Radirobanes/ welcher der Lie-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">be halben</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[416/0460] Joh. Barclayens Argenis/ Seleniſſe lobete den Anſchlag/ entweder daß jhr der Betrug gefiel/ oder daß ſie Muͤdigkeit halben nach ſolcher Quaͤlung/ jr vnd der Argenis die vbri- gen Stunden der Nacht Rhue ſuchte; welche als ſie fuͤruͤber war/ ruffte ſie dem obriſten Kaͤmmerer/ vnd nach kurtzer Erwehnung deß vmbgebrachten Lycogenes/ befahl ſie vngeſchewet den Archombro- tus zufragen/ ob er dieſe Nacht der Wunden halben (dann er war an vielen Orten/ aber nicht harte be- ſchaͤdiget) auch hette ruhen koͤnnen. Dann ſie nam ſich mit vleiſſe ſolcher Freundtligkeit an/ weil ſie jhm ſo ſchwere Sachen aufflegen wolte. Archombro- tus/ gleichſam als ob er im Himmel were/ vnd nun mehr nicht zweiffelte daß er geliebet wuͤrde/ ſagte dem Kaͤmmerer/ daß wann Meleander vnd Argenis wol auff weren/ jhm auch nicht koͤndte vbel ſeyn/ weil ſei- ne Geſundtheit in der jhrigen begriffen were. O wie haſſen die Menſchlichen Gemuͤter offtmals jhre Gluͤckſeligkeit/ vnd lieben jhr Elendt! Der junge Menſche/ welcher der Argenis Anſchlag nicht wu- ſte/ kraͤnckte ſich mit vergebenen Gedancken/ vnd wartete an der Princeſſin Thuͤr/ ſie bey jhrem her- auß gehen zubegruͤſſen. Sein Anweſen war auch nicht vnangenem; wie ſie dann den gantzen Weg v- ber/ weil ſie zum Meleander gieng/ mit jhm redete/ deß Poliarchus aber noch nicht erwehnete; dann die Sache war noch nicht reiff vnd erfoderte auch eine geheime Vnterꝛedung. Aber ſchawet wiederumb ei- nen newen Irꝛthumb. Radirobanes/ welcher der Lie- be halben

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/460
Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 416. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/460>, abgerufen am 24.11.2024.