Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Joh. Barclayens Argenis/ pelte sie jhren Betrug/ vnd sendete eine von jhren ge-trewen Dienerinnen zu der Argenis/ mit ankündi- gung/ daß Radirobanes sie besuchen würde. Wann jhr nun mit jhm Sprache zuhalten nicht gefiele/ so solte sie eilendts auß dem Garten auff das nechste Gepüsche zu gehen/ vnd also seine Vngestümigkeit mit jhrem abwesen vermeiden. Gleich damals em- pfieng sie auch den Radirobanes/ der zur Thür hien- ein kam/ mit Entschüldigung daß die Princessin nicht zugegen were/ vnd gab für/ sie würde baldt zu- rück kommen. Als sie nun mit jhm im geheim reden kundte/ weil seine Leute etwas beyseit getretten wa- ren: Ich bin sehr fro/ sagte sie/ daß ich Fug vnd Stel- le habe mich vber ewerer Majestet Freygebigkeit zu beklagen. Ihr habt mich dem Gesichte ewerer hoch- geehrten Mutter viel reicher nahe kommen lassen/ als die Natur selber. Der König fieng an; Glaubet daß dieses ein schlechtes sey/ vnd nur ein Pfandt/ eines grösseren Glückes. Damit ich euch aber das was euch vnd was mich angehet/ nicht berge/ so wisset daß ich was mehres von euch bekommen/ als euch geben kan. Ihr seid mein Liecht/ vnd ich halte euch für meine Mutter; jhr könnet mir etwas zuwege bringen wel- ches ich höher halte als mein Leben. Ich begehre auch ewerer Hülffe nicht als nur in dem/ was jhr euch/ vnd der/ die jhr erzogen habet/ vermeinet ersprößlich zu- seyn. Dann warumb liebet sie doch den Archombro- tus? Weich ein Spott ist es doch Sicilien/ daß ein vnb[ek]anter vnd Priuatperson jhm solche hohe Rech- nung
Joh. Barclayens Argenis/ pelte ſie jhren Betrug/ vnd ſendete eine von jhren ge-trewen Dienerinnen zu der Argenis/ mit ankuͤndi- gung/ daß Radirobanes ſie beſuchen wuͤrde. Wann jhr nun mit jhm Sprache zuhalten nicht gefiele/ ſo ſolte ſie eilendts auß dem Garten auff das nechſte Gepuͤſche zu gehen/ vnd alſo ſeine Vngeſtuͤmigkeit mit jhrem abweſen vermeiden. Gleich damals em- pfieng ſie auch den Radirobanes/ der zur Thuͤr hien- ein kam/ mit Entſchuͤldigung daß die Princeſſin nicht zugegen were/ vnd gab fuͤr/ ſie wuͤrde baldt zu- ruͤck kommen. Als ſie nun mit jhm im geheim reden kundte/ weil ſeine Leute etwas beyſeit getretten wa- ren: Ich bin ſehr fro/ ſagte ſie/ daß ich Fug vnd Stel- le habe mich vber ewerer Majeſtet Freygebigkeit zu beklagen. Ihr habt mich dem Geſichte ewerer hoch- geehrten Mutter viel reicher nahe kom̃en laſſen/ als die Natur ſelber. Der Koͤnig fieng an; Glaubet daß dieſes ein ſchlechtes ſey/ vnd nur ein Pfandt/ eines groͤſſeren Gluͤckes. Damit ich euch aber das was euch vñ was mich angehet/ nicht berge/ ſo wiſſet daß ich was mehres von euch bekommen/ als euch geben kan. Ihr ſeid mein Liecht/ vñ ich halte euch fuͤr meine Mutter; jhr koͤnnet mir etwas zuwege bringen wel- ches ich hoͤher halte als mein Lebẽ. Ich begehre auch ewerer Huͤlffe nicht als nur in dem/ was jhr euch/ vñ der/ die jhr erzogen habet/ vermeinet erſproͤßlich zu- ſeyn. Dann warumb liebet ſie doch den Archombro- tus? Weich ein Spott iſt es doch Sicilien/ daß ein vnb[ek]anter vnd Priuatperſon jhm ſolche hohe Rech- nung
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Joh. Barclayens Argenis/
pelte ſie jhren Betrug/ vnd ſendete eine von jhren ge-
trewen Dienerinnen zu der Argenis/ mit ankuͤndi-
gung/ daß Radirobanes ſie beſuchen wuͤrde. Wann
jhr nun mit jhm Sprache zuhalten nicht gefiele/ ſo
ſolte ſie eilendts auß dem Garten auff das nechſte
Gepuͤſche zu gehen/ vnd alſo ſeine Vngeſtuͤmigkeit
mit jhrem abweſen vermeiden. Gleich damals em-
pfieng ſie auch den Radirobanes/ der zur Thuͤr hien-
ein kam/ mit Entſchuͤldigung daß die Princeſſin
nicht zugegen were/ vnd gab fuͤr/ ſie wuͤrde baldt zu-
ruͤck kommen. Als ſie nun mit jhm im geheim reden
kundte/ weil ſeine Leute etwas beyſeit getretten wa-
ren: Ich bin ſehr fro/ ſagte ſie/ daß ich Fug vnd Stel-
le habe mich vber ewerer Majeſtet Freygebigkeit zu
beklagen. Ihr habt mich dem Geſichte ewerer hoch-
geehrten Mutter viel reicher nahe kom̃en laſſen/ als
die Natur ſelber. Der Koͤnig fieng an; Glaubet daß
dieſes ein ſchlechtes ſey/ vnd nur ein Pfandt/ eines
groͤſſeren Gluͤckes. Damit ich euch aber das was
euch vñ was mich angehet/ nicht berge/ ſo wiſſet daß
ich was mehres von euch bekommen/ als euch geben
kan. Ihr ſeid mein Liecht/ vñ ich halte euch fuͤr meine
Mutter; jhr koͤnnet mir etwas zuwege bringen wel-
ches ich hoͤher halte als mein Lebẽ. Ich begehre auch
ewerer Huͤlffe nicht als nur in dem/ was jhr euch/ vñ
der/ die jhr erzogen habet/ vermeinet erſproͤßlich zu-
ſeyn. Dann warumb liebet ſie doch den Archombro-
tus? Weich ein Spott iſt es doch Sicilien/ daß ein
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