Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Das Vierdte Buch. der Argenis halben in Zweiffel. Diese/ ob sie zwarvnschüldig were/ vnd nichts vbriges an sich hette als jhre zu grosse Vollkommenheit/ doch were sie an diesen Empörungen Vrsache gewesen. Lycogenes/ derwegen jhrer Heyraht sich aller Rebellion vn- terfangen/ were nicht so bald/ vnd zwar mit blu- tigem Siege erleget worden; dessen wüten dann Radirobanes nachgefolget hette; wie man dann nicht wissen köndte/ was für ein Außgang des- senthalben erfolgen möchte. Er bildete jhm beyne- benst ein/ es würden auch ins künfftig sich noch an- dere durch eine so schöne Tochter vnd Hoffnung d Krone Siciliens entzünden lassen/ wann er nicht der vbrigen Begier zudämpfen einen allein solche Glück- seligkeit zuliesse. Der Selenissen Tod/ vnd die Theo- crine/ welche vnbekanter weise so lange verborgen ge- legen/ machten jhm nicht geringen Kummer. End- lich war er gantz vnd gar entschlossen/ die Tochter zu- verheyrahten; weil zu Abstellung solcher Empörun- gen dieses das einige Mittel were. Vnd also fieng er nicht allein an auff einen Eydam/ sondern auch auff Kindes Kinder zugedencken/ vnd ward durch diese Ergetzung zu dem angenemen Fürhaben mehr vnd mehr gereitzet. Welchen solte er aber zu solchem Glück erkiesen? Es war in benachbarten Landen keiner königlichen Stammes/ der Alters halben heyrahten kundte. Aber/ sagte er/ muß man dann zu solcher Ehe Kron vnd Scepter suchen? Gleichsam als Königreiche vnd nit Menschen vermählet würden/ oder
Das Vierdte Buch. der Argenis halben in Zweiffel. Dieſe/ ob ſie zwarvnſchuͤldig were/ vnd nichts vbriges an ſich hette als jhre zu groſſe Vollkom̃enheit/ doch were ſie an dieſen Empoͤrungen Vrſache geweſen. Lycogenes/ derwegen jhrer Heyraht ſich aller Rebellion vn- terfangen/ were nicht ſo bald/ vnd zwar mit blu- tigem Siege erleget worden; deſſen wuͤten dann Radirobanes nachgefolget hette; wie man dann nicht wiſſen koͤndte/ was fuͤr ein Außgang deſ- ſenthalben erfolgen moͤchte. Er bildete jhm beyne- benſt ein/ es wuͤrden auch ins kuͤnfftig ſich noch an- dere durch eine ſo ſchoͤne Tochter vnd Hoffnung d̕ Krone Siciliens entzuͤnden laſſen/ wann er nicht der vbrigẽ Begier zudaͤmpfen einẽ allein ſolche Gluͤck- ſeligkeit zulieſſe. Der Seleniſſẽ Tod/ vñ die Theo- crine/ welche vnbekanter weiſe ſo lange verborgẽ ge- legen/ machten jhm nicht geringen Kummer. End- lich war er gantz vñ gar entſchloſſẽ/ die Tochter zu- verheyrahtẽ; weil zu Abſtellung ſolcher Empoͤrun- gen dieſes das einige Mittel were. Vnd alſo fieng er nicht allein an auff einen Eydam/ ſondern auch auff Kindes Kinder zugedencken/ vnd ward durch dieſe Ergetzung zu dem angenemen Fuͤrhabẽ mehr vnd mehr gereitzet. Welchen ſolte er aber zu ſolchem Gluͤck erkieſen? Es war in benachbarten Landen keiner koͤniglichen Stammes/ der Alters halben heyrahten kundte. Aber/ ſagte er/ muß man dann zu ſolcher Ehe Kron vnd Scepter ſuchen? Gleichſam als Koͤnigreiche vñ nit Menſchẽ vermaͤhlet wuͤrdẽ/ oder
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0699" n="655"/><fw place="top" type="header">Das Vierdte Buch.</fw><lb/> der Argenis halben in Zweiffel. Dieſe/ ob ſie zwar<lb/> vnſchuͤldig were/ vnd nichts vbriges an ſich hette<lb/> als jhre zu groſſe Vollkom̃enheit/ doch were ſie an<lb/> dieſen Empoͤrungen Vrſache geweſen. Lycogenes/<lb/> derwegen jhrer Heyraht ſich aller Rebellion vn-<lb/> terfangen/ were nicht ſo bald/ vnd zwar mit blu-<lb/> tigem Siege erleget worden; deſſen wuͤten dann<lb/> Radirobanes nachgefolget hette; wie man dann<lb/> nicht wiſſen koͤndte/ was fuͤr ein Außgang deſ-<lb/> ſenthalben erfolgen moͤchte. Er bildete jhm beyne-<lb/> benſt ein/ es wuͤrden auch ins kuͤnfftig ſich noch an-<lb/> dere durch eine ſo ſchoͤne Tochter vnd Hoffnung d̕<lb/> Krone Siciliens entzuͤnden laſſen/ wann er nicht der<lb/> vbrigẽ Begier zudaͤmpfen einẽ allein ſolche Gluͤck-<lb/> ſeligkeit zulieſſe. Der Seleniſſẽ Tod/ vñ die Theo-<lb/> crine/ welche vnbekanter weiſe ſo lange verborgẽ ge-<lb/> legen/ machten jhm nicht geringen Kummer. End-<lb/> lich war er gantz vñ gar entſchloſſẽ/ die Tochter zu-<lb/> verheyrahtẽ; weil zu Abſtellung ſolcher Empoͤrun-<lb/> gen dieſes das einige Mittel were. Vnd alſo fieng<lb/> er nicht allein an auff einen Eydam/ ſondern auch<lb/> auff Kindes Kinder zugedencken/ vnd ward durch<lb/> dieſe Ergetzung zu dem angenemen Fuͤrhabẽ mehr<lb/> vnd mehr gereitzet. Welchen ſolte er aber zu ſolchem<lb/> Gluͤck erkieſen? Es war in benachbarten Landen<lb/> keiner koͤniglichen Stammes/ der Alters halben<lb/> heyrahten kundte. Aber/ ſagte er/ muß man dann zu<lb/> ſolcher Ehe Kron vnd Scepter ſuchen? Gleichſam<lb/> als Koͤnigreiche vñ nit Menſchẽ vermaͤhlet wuͤrdẽ/<lb/> <fw place="bottom" type="catch">oder</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [655/0699]
Das Vierdte Buch.
der Argenis halben in Zweiffel. Dieſe/ ob ſie zwar
vnſchuͤldig were/ vnd nichts vbriges an ſich hette
als jhre zu groſſe Vollkom̃enheit/ doch were ſie an
dieſen Empoͤrungen Vrſache geweſen. Lycogenes/
derwegen jhrer Heyraht ſich aller Rebellion vn-
terfangen/ were nicht ſo bald/ vnd zwar mit blu-
tigem Siege erleget worden; deſſen wuͤten dann
Radirobanes nachgefolget hette; wie man dann
nicht wiſſen koͤndte/ was fuͤr ein Außgang deſ-
ſenthalben erfolgen moͤchte. Er bildete jhm beyne-
benſt ein/ es wuͤrden auch ins kuͤnfftig ſich noch an-
dere durch eine ſo ſchoͤne Tochter vnd Hoffnung d̕
Krone Siciliens entzuͤnden laſſen/ wann er nicht der
vbrigẽ Begier zudaͤmpfen einẽ allein ſolche Gluͤck-
ſeligkeit zulieſſe. Der Seleniſſẽ Tod/ vñ die Theo-
crine/ welche vnbekanter weiſe ſo lange verborgẽ ge-
legen/ machten jhm nicht geringen Kummer. End-
lich war er gantz vñ gar entſchloſſẽ/ die Tochter zu-
verheyrahtẽ; weil zu Abſtellung ſolcher Empoͤrun-
gen dieſes das einige Mittel were. Vnd alſo fieng
er nicht allein an auff einen Eydam/ ſondern auch
auff Kindes Kinder zugedencken/ vnd ward durch
dieſe Ergetzung zu dem angenemen Fuͤrhabẽ mehr
vnd mehr gereitzet. Welchen ſolte er aber zu ſolchem
Gluͤck erkieſen? Es war in benachbarten Landen
keiner koͤniglichen Stammes/ der Alters halben
heyrahten kundte. Aber/ ſagte er/ muß man dann zu
ſolcher Ehe Kron vnd Scepter ſuchen? Gleichſam
als Koͤnigreiche vñ nit Menſchẽ vermaͤhlet wuͤrdẽ/
oder
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |