Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Vierdte Buch.
den König kommen ließ/ sämptlich auß den fürnem-
sten deß Königreichs/ vnd entweder offentlich oder
ein jeder für sich selbst deß Commindorix Feinde.
Als sie meinem Pflegesohne näher herzu zutretten
befohlen/ redete sie den König also an. Ich bin noch
vngewiß/ Herr/ ob jhr das für vnbillich halten wer-
det/ was ich als eine stattliche That zubekennen hie-
her kommen bin. Dann ich habe euch ewere Glück-
seligkeit verborgen gehalten/ damit sie euch möchte
destosicherer seyn. Die Feinde hetten sie in jrer Blü-
te weggerissen/ die nun selbst/ nach dem sie reiff wor-
den/ von jhr außgerottet werden sollen. Verzethet
mir derhalben/ daß ich mit meinem Stillschweigen
so lange Zeit gemacht habe/ daß euch vnbewust ge-
wesen/ wie hoch wir den Göttern verbunden seyn.
Vnd/ damit ich die Sache mit wenigen Worten
entdecke/ glaubet ferner nicht/ so lange dieser Jüng-
ling lebet/ daß jhr ohn Kinder seydt/ die Erblicher
weise euch in der Krone nachfolgen können. Dann
dieser ist bey allen Göttern vnd Göttinnen/ die ich
zu Zeugen anruffen darff/ ewer Sohn/ den ich hin-
ter ewerem Wissen zur Welt gebracht/ vnd bey euch
ertichtet habe/ als hette ich eine Tochter gebohren/
welche jhr die wenig Monate als sie gelebet hat v-
ber nach meinem Nahmen Timandre nennen wöl-
len. Die Vrsache solcher Beschönung ist gewesen/
damit nicht jrgend Commindorix sich durch vnehr-
liche Grieffe seiner Grawsamkeit gebrauchen möch-
te. Im vbrigen wiewol es sich nicht geziemet jhn in

seiner
Z z v

Das Vierdte Buch.
den Koͤnig kommẽ ließ/ ſaͤmptlich auß den fuͤrnem-
ſten deß Koͤnigreichs/ vnd entweder offentlich oder
ein jeder fuͤr ſich ſelbſt deß Commindorix Feinde.
Als ſie meinem Pflegeſohne naͤher herzu zutretten
befohlen/ redete ſie den Koͤnig alſo an. Ich bin noch
vngewiß/ Herꝛ/ ob jhr das fuͤr vnbillich halten wer-
det/ was ich als eine ſtattliche That zubekennen hie-
her kommen bin. Dann ich habe euch ewere Gluͤck-
ſeligkeit verborgen gehalten/ damit ſie euch moͤchte
deſtoſicherer ſeyn. Die Feinde hetten ſie in jrer Bluͤ-
te weggeriſſen/ die nun ſelbſt/ nach dem ſie reiff wor-
den/ von jhr außgerottet werden ſollen. Verzethet
mir derhalben/ daß ich mit meinem Stillſchweigen
ſo lange Zeit gemacht habe/ daß euch vnbewuſt ge-
weſen/ wie hoch wir den Goͤttern verbunden ſeyn.
Vnd/ damit ich die Sache mit wenigen Worten
entdecke/ glaubet ferner nicht/ ſo lange dieſer Juͤng-
ling lebet/ daß jhr ohn Kinder ſeydt/ die Erblicher
weiſe euch in der Krone nachfolgen koͤnnen. Dann
dieſer iſt bey allen Goͤttern vnd Goͤttinnen/ die ich
zu Zeugen anruffen darff/ ewer Sohn/ den ich hin-
ter ewerem Wiſſen zur Welt gebracht/ vñ bey euch
ertichtet habe/ als hette ich eine Tochter gebohren/
welche jhr die wenig Monate als ſie gelebet hat v-
ber nach meinem Nahmen Timandre nennen woͤl-
len. Die Vrſache ſolcher Beſchoͤnung iſt geweſen/
damit nicht jrgend Commindorix ſich durch vnehr-
liche Grieffe ſeiner Grawſamkeit gebrauchẽ moͤch-
te. Im vbrigen wiewol es ſich nicht geziemet jhn in

ſeiner
Z z v
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0773" n="729"/><fw place="top" type="header">Das Vierdte Buch.</fw><lb/>
den Ko&#x0364;nig komme&#x0303; ließ/ &#x017F;a&#x0364;mptlich auß den fu&#x0364;rnem-<lb/>
&#x017F;ten deß Ko&#x0364;nigreichs/ vnd entweder offentlich oder<lb/>
ein jeder fu&#x0364;r &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t deß Commindorix Feinde.<lb/>
Als &#x017F;ie meinem Pflege&#x017F;ohne na&#x0364;her herzu zutretten<lb/>
befohlen/ redete &#x017F;ie den Ko&#x0364;nig al&#x017F;o an. Ich bin noch<lb/>
vngewiß/ Her&#xA75B;/ ob jhr das fu&#x0364;r vnbillich halten wer-<lb/>
det/ was ich als eine &#x017F;tattliche That zubekennen hie-<lb/>
her kommen bin. Dann ich habe euch ewere Glu&#x0364;ck-<lb/>
&#x017F;eligkeit verborgen gehalten/ damit &#x017F;ie euch mo&#x0364;chte<lb/>
de&#x017F;to&#x017F;icherer &#x017F;eyn. Die Feinde hetten &#x017F;ie in jrer Blu&#x0364;-<lb/>
te weggeri&#x017F;&#x017F;en/ die nun &#x017F;elb&#x017F;t/ nach dem &#x017F;ie reiff wor-<lb/>
den/ von jhr außgerottet werden &#x017F;ollen. Verzethet<lb/>
mir derhalben/ daß ich mit meinem Still&#x017F;chweigen<lb/>
&#x017F;o lange Zeit gemacht habe/ daß euch vnbewu&#x017F;t ge-<lb/>
we&#x017F;en/ wie hoch wir den Go&#x0364;ttern verbunden &#x017F;eyn.<lb/>
Vnd/ damit ich die Sache mit wenigen Worten<lb/>
entdecke/ glaubet ferner nicht/ &#x017F;o lange die&#x017F;er Ju&#x0364;ng-<lb/>
ling lebet/ daß jhr ohn Kinder &#x017F;eydt/ die Erblicher<lb/>
wei&#x017F;e euch in der Krone nachfolgen ko&#x0364;nnen. Dann<lb/>
die&#x017F;er i&#x017F;t bey allen Go&#x0364;ttern vnd Go&#x0364;ttinnen/ die ich<lb/>
zu Zeugen anruffen darff/ ewer Sohn/ den ich hin-<lb/>
ter ewerem Wi&#x017F;&#x017F;en zur Welt gebracht/ vn&#x0303; bey euch<lb/>
ertichtet habe/ als hette ich eine Tochter gebohren/<lb/>
welche jhr die wenig Monate als &#x017F;ie gelebet hat v-<lb/>
ber nach meinem Nahmen Timandre nennen wo&#x0364;l-<lb/>
len. Die Vr&#x017F;ache &#x017F;olcher Be&#x017F;cho&#x0364;nung i&#x017F;t gewe&#x017F;en/<lb/>
damit nicht jrgend Commindorix &#x017F;ich durch vnehr-<lb/>
liche Grieffe &#x017F;einer Graw&#x017F;amkeit gebrauche&#x0303; mo&#x0364;ch-<lb/>
te. Im vbrigen wiewol es &#x017F;ich nicht geziemet jhn in<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Z z v</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;einer</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[729/0773] Das Vierdte Buch. den Koͤnig kommẽ ließ/ ſaͤmptlich auß den fuͤrnem- ſten deß Koͤnigreichs/ vnd entweder offentlich oder ein jeder fuͤr ſich ſelbſt deß Commindorix Feinde. Als ſie meinem Pflegeſohne naͤher herzu zutretten befohlen/ redete ſie den Koͤnig alſo an. Ich bin noch vngewiß/ Herꝛ/ ob jhr das fuͤr vnbillich halten wer- det/ was ich als eine ſtattliche That zubekennen hie- her kommen bin. Dann ich habe euch ewere Gluͤck- ſeligkeit verborgen gehalten/ damit ſie euch moͤchte deſtoſicherer ſeyn. Die Feinde hetten ſie in jrer Bluͤ- te weggeriſſen/ die nun ſelbſt/ nach dem ſie reiff wor- den/ von jhr außgerottet werden ſollen. Verzethet mir derhalben/ daß ich mit meinem Stillſchweigen ſo lange Zeit gemacht habe/ daß euch vnbewuſt ge- weſen/ wie hoch wir den Goͤttern verbunden ſeyn. Vnd/ damit ich die Sache mit wenigen Worten entdecke/ glaubet ferner nicht/ ſo lange dieſer Juͤng- ling lebet/ daß jhr ohn Kinder ſeydt/ die Erblicher weiſe euch in der Krone nachfolgen koͤnnen. Dann dieſer iſt bey allen Goͤttern vnd Goͤttinnen/ die ich zu Zeugen anruffen darff/ ewer Sohn/ den ich hin- ter ewerem Wiſſen zur Welt gebracht/ vñ bey euch ertichtet habe/ als hette ich eine Tochter gebohren/ welche jhr die wenig Monate als ſie gelebet hat v- ber nach meinem Nahmen Timandre nennen woͤl- len. Die Vrſache ſolcher Beſchoͤnung iſt geweſen/ damit nicht jrgend Commindorix ſich durch vnehr- liche Grieffe ſeiner Grawſamkeit gebrauchẽ moͤch- te. Im vbrigen wiewol es ſich nicht geziemet jhn in ſeiner Z z v

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/773
Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 729. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/773>, abgerufen am 22.11.2024.